Wahrscheinlich liegt das Problem wirklich in der Definition von "WIssenschaftlichkeit" - es gibt dabei (grob) zwei Möglichkeiten:sven23 hat geschrieben:Die Methoden sind schon verfeinert worden. Vor allem legt man strengere Maßstäbe für den Anspruch an Wissenschaftlichkeit an.
1. Strenge Definition im Sinne der Naturwissenschaft = das Ergebnis muss falsifizierbar sein.
2. Definition im Sinne der Geisteswissenschaft resp. Hoyingen-Hüne = die methodischen Untersuchungs-Schritte müssen falsifizierbar sein.
Im Fall (1) kann Wissenschaft die Literatur/Musik/Bibel peripher begleiten (das, was man klassisch "historisch-kritisch" nennt), aber nicht interpretieren (wollen), weil man erst gar nicht in die Substanz hineinkommt.
Im Fall (2) kann Wissenschaft substantiell interpretieren, weil man die Interpretation nicht nachweisen muss ("ich weise nach, dass es Gott gibt"), sondern nur die methodischen Schritte der Interpretation.
Nun MUSS man nicht (2) anwenden - das hieße aber umgekehrt, dass die Rolle der Wissenschaft in Literatur/Musik/Theologie nicht über eine flankierende Bedeutung hinaus ginge - Why not - es wäre alles andere als eine Katastrophe.
Dann aber darf die Wissenschaft sich auch nicht überheben, sich als DIE Disziplin der Exegese (Im Sinne von "substantieller Deutung") zu gerieren, wenn sie doch nur 5 - 10% der Sache abdecken kann. - Entweder, oder - beides geht nicht.
Es lohnt sich diesbezüglich ein historisch-kritischer Blick auf die Entstehung der historisch-kritischen Methode in der Theologie. - Denn sie hat sich damals ja in einem "Aufklärungs-Anspruch" gegen die bisherige Exegese der Kirche gegen dieselbe aufgelehnt - also Kampfmodus. - Dafür gab es gute Gründe - die Abwehr der Kirche hatte ebenfalls gute Gründe, wie wir (oder manche von uns) heute wissen. Dementsprechend ist die HKM-Euphorie übrigens längst abgeflaut.
Also geht es noch heute um einen Rechtfertigungs-Kampf, der eigentlich nicht SO viel mit der eigentlichen Sache zu tun hat. - Diese beiden Pole (einerseits autoritär-alberne frühere Exegese der kirchlichen Theologie und andererseits naßforsche "aufgeklärte" Exegese der HKM-ler ohne Interesse an der spirituellen Substanz) müsste man jetzt wieder zusammenführen - die kanonische Exegese ist ein Versuch. - Ob es ein optimaler Versuch ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich verstehe den historischen und substantiellen Hintergrund dafür.
Vielleicht sollte man sich um diese Grundlagen kümmern, bevor wir um Einzelfragen keilen.