Von einer Jungfrau geboren?

closs
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#631 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mi 27. Jan 2016, 17:00

Janina hat geschrieben:Es ist aber weltfremd, sich Regeln auszudenken, die nicht wünschenswert sind.
:lol: Gutes Argument. - Aber so einfach ist es wahrscheinlich nicht.

Als Mann hatte ich in meinen offensiven Jahren wahrlich keine "Keuschheit" im Sinn - da überwiegt das "Hui - die gefällt mir - lass uns mal anklopfen". - Andererseits ist mir aufgefallen, dass man zwischen Oberflächlichkeit ("An dem dritten Mal könnte ich sie mal fragen, wie sie heißt" :lol: ) und Tiefe unterscheiden muss - UND Tiefe nie "kostenlos" ist. Da kann man Mensch so richtig unglücklich machen.

Und da kommen jetzt die Religionen und sagen: "Erspart Euch beides: Oberflächlichkeit und Zerstörung". - Und schon sind wir beim monogamen Verhalten. - Das Problem dabei: Vor 2000 Jahren (wahrscheinlich auch vor 200 Jahren noch) lagen zwischen Geschlechtsreife und Familiengründung 2 Jahre - heute sind es oft 20 Jahre (und mehr) - einen so langen Zeitraum kann man nun wirklich nicht ausschwitzen.

Insofern sind die christlichen Sexual-Regeln in der Tat vollkommen anachronistisch - sie funktionieren nicht mehr nach der heutigen Lebensweise. - Und so hat man folgende Möglichkeiten:
* Man ignoriert sie einfach und macht "sein Ding".
* Man hält sie ein und hält auch die heutige Lebensweise (Beruf vor Familie) ein - dann muss man einen SChuss haben.
* Man hält sie ein und verweigert die heutige (Mainstream-) Lebensweise - das ist aber ziemlich schwierig (aber vielleicht attraktiver als man denkt - man muss halt antizyklisch handeln - früher nannte man das "Aufrührer".

closs
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#632 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mi 27. Jan 2016, 17:01

Pluto hat geschrieben:Ich trage eine Jack Wolfskin Jacke und fahre Mercedes. Bin aber kein Christ.
Auch dann bist Du normal. - Aber Katholiken sind's halt auch. ;)

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#633 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mi 27. Jan 2016, 17:10

SilverBullet hat geschrieben:Du vergisst, dass du nur einen Anfangsverdacht hast. Es gibt noch gar kein Ziel.
Das sagt Dir Deine Methodik - sachlich ist es falsch. - Es gibt ein Ziel - Du verkennst, dass ein Ziel nicht genau bekannt sein muss, um es anzusteuern - um es anzusteuern, reicht die Richtung.

SilverBullet hat geschrieben:Ein „Dahinterstehendes mit Inhalt“ liegt noch gar nicht vor.
Das ist Dein Irrtum. - Es ist richtig, dass "das Dahinterstehende" nicht aus unserer Warte genau definierbar ist, aber seine Eigenschaften sind in ausreichendem Maß definierbar. - Wenn man im Management warten würde, bis man genau weiß, welches Problem man lösen muss, bräuchte man kein Management - da könnte man es an die Buchhaltung weiterreichen.

SilverBullet hat geschrieben:wo du eingestehen musst, dass es ab jetzt nur noch ein Gleichnis sein soll, weil man es nicht wissen kann, nicht falsifizieren kann.
"Eingestehen"? - Das ist die Voraussetzung.

SilverBullet hat geschrieben:Den „hermeneutische Zirkel“ sehe ich nicht als ergebnisoffen an, denn es ist kein, von der Wahrnehmung unabhängiger Zusammenhang beteiligt. Es gibt also keinen Korrekturfaktor
Der Korrekturfaktor ist die Veränderung des Vorwissens durch weitere Wissens-Anteile, die regelmäßig zu einer Zielkontrolle nötigen.

SilverBullet hat geschrieben:Was hält dich davon ab, im Detail aufzuzeigen, wie du die Jungfrauengeburt (und/oder „Gott“(?)), durch „Dialektik“ und den „hermeneutischen Zirkel“ zu einem „gescheiten Sachverhalt“ entwickelst?
Schon x-mal geschehen - es lässt sich fundamental-theologisch leicht begründen. - Das ist nicht das Problem.

SilverBullet hat geschrieben:Unsere Diskussion über die Philosophen ist nur deshalb entstanden, weil du allein durch die Nennung „philosophischer Methodiken“ (Dialektik, Hermeneutik) eine religions-unabhängige Bestätigung/Plausibilität behaupten wolltest.
Korrekt: Wenn beide Perspektiven gut sind, kommen sie am Ende zum selben Ergebnis.

SilverBullet hat geschrieben:Es liegt jedoch keine Bestätigung und auch keine Religions-Unabhängigkeit vor.
Es wird im Sinne Deines Denkmodells vermutlich nie etwas vorliegen - Du schaufelst Wasser mit Sieben.

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#634 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Mi 27. Jan 2016, 19:14

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich dachte immer, dass sven seht alt ist - er schreibt "dass" noch als "daß" -
Glaube mir, Savonlinna, der kleine Sven könnte dein oder mein Sohn sein.
Ich glaube Dir.
Aber das lässt ja alles in mir zusammenbrechen. Willst Du das????

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#635 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Mi 27. Jan 2016, 19:19

Pluto hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Eben, deswegen halte ich Verallgemeinerungen wie Christen tragen Jackwolfskin Jacken und fahren keinen Mercedes für unsinnig. :lol:
Hallo!
Ich trage eine Jack Wolfskin Jacke und fahre Mercedes. Bin aber kein Christ.
Logisch.
Wenn Du aber Deine Automarke wechselst, wirst Du automatisch zum Christen (darum heißt das Auto ja auch Auto)-

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#636 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Mi 27. Jan 2016, 19:20

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du aber Deine Automarke wechselst, wirst Du automatisch zum Christen (darum heißt das Auto ja auch Auto)-
:lol:

Savonlinna hat geschrieben:Aber das lässt ja alles in mir zusammenbrechen. Willst Du das????
Um Himmels Willen nein.
:Herz:
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#637 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Mi 27. Jan 2016, 19:29

sven23 hat geschrieben:wenn ich dran denke, kommt auch mal das daß zum Einsatz, damit der Buchstabe auf der Tastatur nicht einrostet.
Der Buchstabe "ß" wird nicht einrosten, wenn Du "weiß" korrekt schreibst und "Straße". ;)

Es gibt ja Menschen, die sich der Rechtschreibreform widersetzen und bewusst "daß" schreiben.
Ich würde "daß" wahrscheinlich auch behalten, wenn es beruflich ginge.

Ich hänge auch am "Schloß" - denn "Schloss" ist für mich einfach etwas anderes, auch wenn es dasselbe bedeutet.
Gespenster können nur im "Schloß" spuken, da bin ich sicher; im "Schloss" spuken sie nicht, die zwei "s" sind dazu viel zu nüchtern.

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#638 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » Mi 27. Jan 2016, 22:09

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Ein „Dahinterstehendes mit Inhalt“ liegt noch gar nicht vor.
Das ist Dein Irrtum. - Es ist richtig, dass "das Dahinterstehende" nicht aus unserer Warte genau definierbar ist, aber seine Eigenschaften sind in ausreichendem Maß definierbar. - Wenn man im Management warten würde, bis man genau weiß, welches Problem man lösen muss, bräuchte man kein Management - da könnte man es an die Buchhaltung weiterreichen.
Wenn ich es richtig verstehe, kümmert sich ein Management sehr wohl darum, ob überhaupt ein Problem vorliegt, bevor man Investitionen zu dessen Beseitigung einsetzt.

Du hast nur den Anfangsverdacht, und reimst dir irgendwelche „Er-Müsste-Irgendwie-So-Und-So-Sein“-Ideen zusammen.
Du hast aber keine Ahnung, ob deine „Ideen“ vernünftig sein könnten und selbst wenn dies der Fall sein sollte (eine Wahrscheinlichkeit kann wegen der „behaupteten Übersinnlichkeit“ natürlich nicht ermittelt werden), fehlt immer noch der „Jemand“.

Kein Management würde dort Geld investieren.

Hier sind nur Religionsgemeinschaften aktiv - weil sie von den Gläubigen Geld herausholen können :-)

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:wo du eingestehen musst, dass es ab jetzt nur noch ein Gleichnis sein soll, weil man es nicht wissen kann, nicht falsifizieren kann.
"Eingestehen"? - Das ist die Voraussetzung.
Deshalb wundert es mich ja, dass du Begriffe wie „Plausibilität“ und „Gescheites“ herein bringst.

Du verwendest die Voraussetzung, dass du eine Verdachtsidee nie mit Inhalt füllen und nie ihre Korrekt herausfinden kannst.

Deine so genannte „ergebnisoffene Suche“ (wobei du keine Ahnung hast, nach was du suchen könntest) ergibt dann auch tatsächlich nichts, was du wiederum als Bestätigung für deine Idee heranziehst.

Das ist ein grandioses Verfahren:
Du „suchst“ und findest nichts und mit der „hegelschen Dialektik“ und dem „hermeneutischen Zirkel“ suggerierst du dir, dass die Suche total vernünftig war, so dass das Ergebnis, also „Nichts“, einen Treffer darstellt :-)

closs hat geschrieben:Der Korrekturfaktor ist die Veränderung des Vorwissens durch weitere Wissens-Anteile, die regelmäßig zu einer Zielkontrolle nötigen.
Du hast gerade gesagt, dass das Nicht-Wissen die Vorraussetzung sein soll.

Erstaunlich, dass du es dennoch schaffst, dir die Illusion aufzubauen, als könntest du, aus dir heraus, neue nützliche Wissens-Anteile aufstellen.

Ich vermute diese „Zweigleisigkeit“ (aus „ich kann nichts wissen“ und „ ich erkenne immer mehr“) ist die Eignungsvoraussetzung, für einen Gläubigen.
Sobald die richtige Suggestion vorliegt, kann so jemand regelrecht „durchstarten“.

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#639 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Mi 27. Jan 2016, 22:50

SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstehe, kümmert sich ein Management sehr wohl darum, ob überhaupt ein Problem vorliegt, bevor man Investitionen zu dessen Beseitigung einsetzt.
Man spürt ein Problem ("irgendwas läuft nicht"), kennt es nicht, geht es aber an.

SilverBullet hat geschrieben:Du hast aber keine Ahnung, ob deine „Ideen“ vernünftig sein könnten und selbst wenn dies der Fall sein sollte (eine Wahrscheinlichkeit kann wegen der „behaupteten Übersinnlichkeit“ natürlich nicht ermittelt werden), fehlt immer noch der „Jemand“.
Dass sie vernünftig sind, kann man allein über Logik nachweisen - das ist nicht das Problem. - Das eigentliche Problem ist, dass nicht alles Logische real sein muss.

Der "Jemand" fehlt insofern ist, als dass er "incognito" als das vermutet ist, aus dem der Mensch ist (wobei dieser "Jemand" keine Person im herkömmlichen Sinne ist - wie Zeus etwa, der tatsächlich mit 2 Beinen und 2 Armen auf dem Olymp hockend geglaubt wird). - Dieser christliche "Jemand" namens Gott ist weder in Gestalt noch in Größe (Geist hat keine Gestalt in unseren Sinnlichkeits-Vorstellungen) vorstellbar, sondern nur spürbar und annehmbar - natürlich ohne Gewähr.

SilverBullet hat geschrieben:Deshalb wundert es mich ja, dass du Begriffe wie „Plausibilität“ und „Gescheites“ herein bringst.
Siehe oben: Nicht alles, was logisch (plausibel, gescheit) ist, ist DESHALB real. - Man kann nur glauben, dass es real ist, da es ja - wie Du richtig beobachtest - nicht falsifizierbar ist.

SilverBullet hat geschrieben:Du hast gerade gesagt, dass das Nicht-Wissen die Vorraussetzung sein soll.
Das bezieht sich auf das Ergebnis/die Entität. - Hier in der Hermeneutik bezieht es sich auf Wahrnehmung: Der Mensch "weiss" dieses oder jenes "davon" und entwickelt dieses zielgerichtete Wahrnehmungs-Wissen aus (oder kann es nicht weiter entwickeln - das ist aber selten) weiterer Beschäftigung/weiteren Quellen/weiterem Denken/ etc.

SilverBullet hat geschrieben:Sobald die richtige Suggestion vorliegt, kann so jemand regelrecht „durchstarten“.
Dein Problem ist, dass Du Deine Qualitäts-Kriterien an methodischer Fassbarkeit misst und nicht am Objekt. - Als sei die Qualität des Objekts abhängig von der Qualität der Wahrnehmungs-Möglichkeiten.

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#640 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Mi 27. Jan 2016, 22:58

SilverBullet hat geschrieben:
closs hat geschrieben:[...]
Ich vermute diese „Zweigleisigkeit“ (aus „ich kann nichts wissen“ und „ ich erkenne immer mehr“) ist die Eignungsvoraussetzung, für einen Gläubigen.
Nein, für die meisten Gläubigen ist das keine Eignungsvoraussetzung.
Das ist nur innerhalb des Systems von closs so; ich keine keinen zweiten, der (in dieser Art) diesen Weg beschreitet (oder beschreiten muss).

Closs sucht nach einer rationalen Beschreibung für etwas, das sich - für ihn - dem Rationalen entzieht.
Das muss sich notgedrungen beißen.

Sätze wie die, dass der Mensch gar nichts von Gott wüsste, wenn es nicht die Offenbarungen göttlicher Herkunft gäbe, beinhalten bereits so viel an Setzungen, dass hier keine wirkliche rationale Beschreibung vorliegt und auch nichts erklärt, weil der Sinn eines Systems an der Tauglichkeit der Setzungen gemessen wird.
Wenn die Setzungen unnachvollziehbar sind, ist der Rest auch unnachvollziehbar, er ist eine Chimäre.

Allerdings sind solche Erklärungsversuche ja nie wörtlich zu verstehen, oder sollten es nicht, sondern sind an sich schon untaugliche Versuche, irrationale Vorgänge - von denen man weiß - in die Sprache zu bringen.

Ob es diese irrationalen Vorgänge gibt oder nicht, kann man also nicht auf der Basis der Tauglichkeit der Vermittlungsversuche entscheiden.
Die kategoriale und radikale Unterscheidung zwischen Gott und Mensch scheint mir die Ursache für das Scheitern dieser Art Vermittlungsversuche zu sein.
Obwohl mir klar ist, dass Closs lediglich die Naturalisten - falls sie sich verabsolutieren - in ihre Schranken weisen will - zu Recht -, steckt er leider dadurch die ganze Menschheit hinter diese Schranken.

Und dann taucht das Problem auf: Wie kann ein solcher von Gott wissen, wenn er als Mensch das gar nicht wissen kann?
Das Modell, dass das über Offenbarung läuft, löst letztlich das Formulierungsproblem nicht, weil da dann die Frage ist, wie Goethe es formuliert hat:

Goethe hat geschrieben: Wär nicht das Auge sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nie erblicken;
Läg nicht in uns des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?
Ein anderes Modell also wäre:
Der Mensch muss göttliche "Organe" haben, sonst könnte er von Gott rein gar nichs wissen.

Darum wäre es ein anderes Modell - und in meinen Augen ein tauglicheres:
die göttliche Wahrnehmung als latent im Menschen enthalten zu verstehen.

Beispiel:
Der Pubertierende ahnt vielleicht schon, wie er als Erwachsener sein wird; nicht, weil er andere Erwachsene um sich hat, sondern weil das Erwachsenen-Sein bereits als Ahnung oder Vorwissen in ihm ist, obwohl er da noch nicht ist.

Das heißt, die Übergänge sind fließend.

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