War der Sündenfall von Gott geplant?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Münek
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#71 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Münek » Di 26. Jan 2016, 17:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:eine von ihm selbst mit viel denkerischem Aufwand hergestellte Eigenkonstruktion ist.
JEgliche - ob denkerische oder sinnliche oder wissenschaftliche - Wahrnehmung ist Eigenkonstrukt. - Nach Deinen Worten ist ALLES "Eisegese". - Das Entscheidende ist, wie nahe das Selbst-Wahrgenommene an der der Wirklichkeit ist - letzteres ist nur unter Prämissen zu überprüfen.

Nein - Es gibt durchaus seriöse Textauslegung. Diese ist das Gegenteil von Eisegese.

Wenn ich sinnlich in eine saftige Birne beiße, ist diese Birne kein Eigenkonstrukt.

Hemul
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#72 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Di 26. Jan 2016, 18:06

closs hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Obiges lese ich bei Buber&Rosenzweig in 1.Mose 2:17.
Stimmt.
Hemul hat geschrieben:dann möchten wir doch einmal in der dem "URTEXT" nahe stehenden jüdischen Buber&Rosenzweig Übersetzung nachlesen was diesbezgl. in 1.Mose 3:17 steht.
NACH dem Fall heisst es "verbieten" - korrekt - VOR dem Fall ist nur von "Gebot" die Rede ("Du sollst nicht")
Der Urtext sagt folgendes in 1.Mose 3:1-3 zu Deiner erneuten Behauptung:
Die erste Sünde und ihre Folgen
1 Die Schlange war listiger als all die Tiere, die Jahwe, Gott, gemacht hatte. Sie fragte die Frau: "Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?" 2 "Natürlich essen wir von den Früchten", entgegnete die Frau, 3 "nur von den Früchten des Baumes in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: .........."'Davon dürft ihr nicht essen"......... – sie nicht einmal berühren – sonst müsst ihr sterben.
Und Obiges sagte Eva "VOR" dem Sündenfall zu der Schlange. Eva kannte offensichtlich im Gegensatz zu Dir den Unterschied zwischen einem "GEBOT" und einem "VERBOT". Möchtest Du etwa mit Deiner sonderbaren Erklärung, dass Gott erst nach dem Sündenfall von einem Verbot sprach behaupten, dass Gott A&E eine Falle gestellt hat? :shock:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Novas
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#73 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Di 26. Jan 2016, 18:10

Hemul hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Leider hat er sich im Forum noch nicht registriert -oder hab ich was verpasst....
Hemul wird ihn so lange würdig vertreten. :Smiley popcorn:
:thumbup: Zumindest versuche ich das im Gegensatz zu Dir Philosophen-Clösschen. ;)

Es gibt ja auch eine christliche Philosophie. Im Grunde vermittelt der Glaube eine "philosophia perennis".

Wiki:


Der Begriff Philosophia perennis (lat., „immerwährende bzw. ewige Philosophie“) oder Philosophia perennis et universalis bezeichnet die Vorstellung, der zufolge sich bestimmte philosophische Einsichten über Zeiten und Kulturen hinweg erhalten (perennieren). Dazu sollen Aussagen (etwa in Form von Prinzipien) zählen, die ewige, unveränderliche und universal gültige Wahrheiten über die Wirklichkeit, speziell den Menschen, die Natur und den Geist ausdrücken. Vertreter der Philosophia perennis halten solche Aussagen prinzipiell für möglich und versuchen teilweise selbst, diese zeitgemäß zu formulieren. Unterschiede zwischen verschiedenen Richtungen gibt es in der Ansicht, auf welchem Weg man diese Wahrheiten erhalten kann

Du verwendest selbst lauter Begriffe, Bilder und Konzepte, die einer Darstellung bedürfen.
Zuletzt geändert von Novas am Di 26. Jan 2016, 18:38, insgesamt 1-mal geändert.

Hemul
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#74 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Hemul » Di 26. Jan 2016, 18:32

Novalis hat geschrieben: Es gibt ja auch eine christliche Philosophie.
Eine? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#75 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Di 26. Jan 2016, 19:01

Hemul hat geschrieben:"'Davon dürft ihr nicht essen"
Bei Buber heisst es hier neutral: "Esst nicht davon..., sonst müsst Ihr sterben".

Novas
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#76 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Novas » Di 26. Jan 2016, 19:12

Die ganzen Begriffe des christlichen Glaubens, bleiben sinnleere Worthülsen, wenn sie nicht erklärt werden. Was bedeutet es, ein "Kind Gottes" zu sein? Was ist "Schuld" und weshalb.ist das eine relevante Kategorie? Was ist die "Seele des Menschen und wie kann man sinnvoll von ihr sprechen? Was bedeutet Kirche im Zeitalter der globalen Vernetzung und wie kann man sie zeitgemäß und schöpferisch neu denken ohne die Tradition zu verleugnen? Wie kann man vom "Leib Christi" sprechen, sodass Menschen sich angesprochen fühlen, inspiriert, herausgefordert, angezogen und nicht ausgeschlossen? Welche Sprache braucht es, um die universelle Botschaft.Christi mitfühlend, glaubwürdig und lebensnah zu kommunizieren?

closs
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#77 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Di 26. Jan 2016, 19:42

Novalis hat geschrieben:Die ganzen Begriffe des christlichen Glaubens, bleiben sinnleere Worthülsen, wenn sie nicht erklärt werden.
Exakt - deshalb spreche ich immer von Sprache als "Chiffre" - also einem Träger "Für-Etwas".

Das größte Problem aus meiner Sicht besteht darin,
* dass heutige Wort-Alltags-Bedeutungen oft andere sind als im biblischen Kontext, und
* dass weltanschauliche Paradigmen-Wechsel zu ganz anderen Wahrnehmungs-Formatierungen führen können.

"Sünde", "Schuld", "gut", "böse", "Geist", "Liebe", "Bewusstsein", etc. werden heute offenbar inhaltlich erheblich anders zugeordnet, als es im christlichen Kontext nötig wäre. - Die Folge: Man versucht die Bibel mit "seinem" Wort-Verständnis zu entschlüsseln - was in der Regel scheitern muss.

Man müsste also wissen, wie das Christentum fundamental Begriffe wie "Sünde", "Schuld", "gut", "böse", "Geist", "Liebe", "Bewusstsein", etc. definiert, um sich DANACH an die Bibel zu machen. - Wer diese Ochsentour vermeiden möchte, sollte auf übliche BIbel-Übersetzungen verzichten und die "Volxbibel" lesen (die ich diesbezüglich echt gut finde).

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Thaddäus
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#78 ...

Beitrag von Thaddäus » Di 26. Jan 2016, 20:49

Fehlpost.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Di 26. Jan 2016, 20:54, insgesamt 2-mal geändert.

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Thaddäus
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#79 Die Erbsünde nach closs ...

Beitrag von Thaddäus » Di 26. Jan 2016, 20:51

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:¡Ay!¡Ay!¡Ay! Das tut beim Lesen wirklich weh!
Ist DAS nicht der unglaublich pseudointellektualisierende Versuch, aus der wirklich grässlichen Erbsündenlehre der RKK noch irgend etwas von Gehalt herauszuquetschen?
Möglicherweise soll das sogar weh tun - und intellektuell ist es ziemlich anspruchsvoll, weil man dabei mehr als nur 1 und 1 zusammenrechnen können muss.
Manchmal muss man 1 + 1 zusammenzählen, damit man sich nicht weiter vormacht, das Ergebnis wäre 3.
Intellektuell anspruchsvoll ist das nämlich nicht, egal wie verkopft-schwulstig die Begründung für die 3 ausfällt. Es ist einfach falsch.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Welchem armen Trottel soll man das denn als nachvollziehbare Erbsündenlehre verkaufen können?
Zum Beispiel Intellektuellen, die über das Rationalistische hinaus denken können - was aus meiner Sicht genau die Voraussetzung wäre, von "sophia" ("Weisheit") sprechen zu dürfen.
Die Hälfte der philosophischen Bemühungen besteht darin, dass intellektuelle Geschwurbel mancher Philosophen oder Intellektueller als das offen zu legen, was es letztlich nur ist: Geschwurbel (schönes deutsches Wort ;) ).


closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Gott erschafft demnach den Menschen, der das geistige Potenzial in sich trägt, sich selbst (und Gut und Böse) zu erkennen; der "ICH denke" denken kann und genau dieses gottgegebene geistige Potenzial ist dann ausgerechnet sündhaft, weil es eine "Orientierungs-Größe" darstellt, die einen anderen als den göttlichen Standpunkt hervorbringt und die auch noch von Generation zu Generation weiter vererbt werden kann, - weshalb also diese "Sünde" auch noch zur "Erbsünde" wird.
"Sündhaft" ist - wie dargelegt - natürlich NICHT in der (nicht nur) heutigen wertenden Konnotations-Kontamination gemeint - im Sinne von: "Sünde" ist, wenn jemand was "Böses" tut, was er vermeiden könnte. - Ansonsten hast Du es durchaus gut wieder-gegeben.
In meiner Wiedergabe deiner Erklärung der Erbsünde definiere ich Sünde nicht als "wenn jemand was "Böses" tut, was er vermeiden könnte".
Ich greife vielmehr exakt deine Definiton von Sünde auf, als den objektven Sachverhalt, dass der Mensch über die gottgegebene Fähigkeit verfügt, "Ich denke" denken zu können. Zur Erinnerung! Du schreibst ...

closs hat geschrieben: Deshalb mein bisher vergeglicher Versuch, auf die fundamental philosophische/theologische Bedeutung von "Sünde" hinzuweisen: Als OBJEKTIVES Attribut des Menschen, der "Cogito" sagen kann. - Denn "Cogito" bedeutet notwendig, dass es eine andere Orientierung gibt (das "Ich") als Gott. - Gibt es aber zwei Orientierungs-Punkte, haben wir Dialektik. - Insofern beschreibt die sogenannte "Erbsünde" nicht anderes als: "Mensch, wenn Du Dich vermehrst und Nachkommen hervorbringst, die ebenfalls 'Cogito" sagen können, hast Du ein objektives Attribut in Gestalt einer zweiten Orientierungs-Größe vererbt, die wir 'Sünde' nennen". - Insofern ist "Erbsünde" eigentlich nichts anderes als ein Synonym für Ich-Erkenntnis.
Bringt man deine Erbsündenerklärung konsequent auf den Punkt und befreit sie vom pseudophilosophischen Ballast, dann reduziert sie sich auf genau diesen Sachverhalt:

Gott stattet sein Geschöpf Mensch mit der Fähigkeit aus, "Ich denke" denken zu können, was ihn von Gott trennt, aber nur, damit er ihn dann wieder erkennen können soll. Gleichzeitig definierst du diese gottgewollte objektive Fähigkeit des Menschen als Sünde, so dass es also Gott ist, der diese erbliche Sünde überhaupt erst in den Menschen hineinlegt, von der dieser dann aber erst wieder durch den Sühnetod Jesu erlöst wird. Dies bedeutet: Jesus stirbt also am Kreuz für eine Sünde des Menschen, die Gott erst in ihn hineinlegt. Damit opfert Gott seinen menschgewordenen Sohn für eine selbst begangene göttliche Sünde! Derjenige, der am wenigsten etwas für diese Sünde kann - nämlich der Mensch - soll also erlöst werden müssen durch das Menschenopfer des Gottessohnes Jesus.

Der ganze Gedankengang ist theologisch und moralisch geradezu pervers.

Die Kritik des Theologen Dr. Kubitza an der ev. Systematik und kath. Dogmatik in seinem Dogmenwahn richtet sich genau gegen solche Arten pseudo-philosophischer und pseudo-theologischer Erklärungen für religiöse Glaubensdogmen. Es werden unglaubliche pseudo-intellektuelle Erklärungen hinkonstruiert, die irgendwie einen offensichtlich kuriosen Glaubensinhalt (wie z.B. die Erbsündenlehre der RKK) nachträgliche rechtfertigen sollen. Genau aus diesem Grund spricht er der Systematik und Dogmatik jeden Anspruch auf Wissenschaftlichkeit ab. Und zumeist zurecht, wie ich ihm beipflichten muss. Analysiert man solche Erklärungen wie deine mit gesundem philosophischen Menschenverstand, kommt dabei ein abstruses Rechtfertigungsgeschwurbel heraus von haarsträubenden hinkonstruierten Spekulationsphantasmen.


closs hat geschrieben: Allerdings mit aus meinem Ansatz her falschen Schlussfolgerungen versehen.
* Es wird nur insofern als "Sünde" deklarierbar, weil "Sünde" (in seiner Grundsatzbedeutung) ein OBJEKTIVES Attribut des Menschen ist (also keine subjektiv vermeidbare Größe).
Natürlich ist in deiner Erklärung die Sünde subjektiv und objektiv unvermeidbar, denn Gott stattet den Menschen mit der Sünde der Selbsterkenntnis ja erst aus - und zwar als einer spezifischen menschlichen Eigenschaft: nämlich "Ich denke" denken zu können.

closs hat geschrieben: * Gott weiß natürlich, was er damit macht - wie oben erklärt. - Er WILL das Cogito des Menschen haben, weil dies der einzige Weg ist, BEWUSST den Weg zu Gott zurückzufinden. - Gott weiss natürlich auch, dass dies nur um den Preis einer Dialektik geht, die mit Leid (grundlegend neutral hier definiert als Ausdruck der Differenz zwischen Ist und Soll) verbunden ist. - Warum, denkst Du, spielt Leid bei Jesus denn eine so große Rolle?
Das Leid, von dem du hier sprichst, kommt offenkundig dadurch zustande, dass Gott dem Menschen die Fähigkeit zum "Cogito" mit auf den Weg gibt.
Bereits seine Fähigkeit hierzu ist nach deiner Defintion objektiv Sünde. Das bedeutet, der Mensch versündigt sich unweigerlich aufgrund einer Eigenschaft, die Gott ihm verleiht. Das aber bedeutet, Gott begeht diese Sünde. Der ganze verschwurbelte Gedanke widerspricht im Übrigen logisch eklatant der Defintion Gottes als eines vollkommenen Wesens.

closs hat geschrieben: Deine Begrifflichkeit von "Sünde" ist nicht philosophisch, sondern populistisch.
Ich benutze exakt DEINE Defintion von Sünde, so, wie du sie oben bestimmst!

closs hat geschrieben: - Wenn man damit in die Theologie geht UND innerhalb dieser Theologie auf zwar kritisch-rationalistische MEthoden, nicht aber auf philosophisch-spirituelle Methoden stößt, MUSS man aufgeschmissen sein. - In einem solchen Studium würde ich bei DIESEN Voraussetzungen auch das Weite suchen.
Nein. Deine obge Erklärung von Erbsünde ist einfach nur in sich ganz und gar merkwürdig. Du kannst dich allenfalls damit trösten, dass praktische alle Versuche vor allem katholischer Dogmatiker so furchtbare Glaubensinhalte wie die Erbsünde zu rechtfertigen, ähnlichen * produzieren. Das ist aber nicht, worauf man stolz sein könnte.
Ich kenne keinen einzigen Philosophen (außer Spaemann und seine Schüler), die so einem Zeug beipflichten. Aus genau diesem Grund werden katholische Philosophen in der akademischen Wissenschaftsgemeinde der Philosophen konsequent ignoriert. Ihnen ist einfach nicht zu helfen.
Zuletzt geändert von Thaddäus am Di 26. Jan 2016, 21:29, insgesamt 7-mal geändert.

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#80 ... und zu Hegel

Beitrag von Thaddäus » Di 26. Jan 2016, 20:53

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Bei allem Respekt: gerade dann, wenn ich mich nach Gott verzehre, suche ich mir doch keinen Gott aus, der offenbar ein Idiot ist! Auch Hegels Dialektik kann aus dieser offensichtlichen Idiotie nicht herausführen! :roll:
Wenn Du Svens (für mich neues) Hegel-Zitat (für das ich sehr dankbar war) liest, wirst Du sehen, dass Hegel exakt das sagt, was ich auch sage.
Nein, Hegel sagt nicht das, was du sagst. Hegel sagt das hier!

Wenn du diese pdf öffnest, darfst du einen sehr guten Artikel über Hegels "spekulativen Karfreitag" lesen, in dem steht, warum das gläubige Gefühl, dass Gott tot ist - seit dem Nihilismus der Aufklärung, am Ende doch wichtig ist für die Selbstbewussterkenntis des Weltgeistes. Der Artikel erklärt Hegels Ansatz aus der Auseinandersetzung mit Jacobi und der philosophischen Gemengelage seiner Zeit heraus. Auf S.123 findest du Hegels Aussage, das Gott als tot empfunden wird in einem Textabsatz, den kaum ein Mensch verstehen kann (mich - nach 6 Semstern Philosophiestudium - eingeschlossen). Das liegt nicht daran, dass Hegel ein Idiot wäre, sondern daran, dass Hegel einer der am schwersten zu verstehenden Philosophen überhaupt ist, weil er die gesamte Natur- und Geistesgeschichte herannimmt, um in seinem System die Entwicklung des Geistes zu sich selbst in eben seiner systematischen Auslegung darzustellen.

closs hat geschrieben: Wenn Du Dich nach Gott verzehrst, solltest Du es entweder mit geistig-emotionalem Instinkt tun ("ich spüre etwas Göttliches") oder einen intellektuellen Ansatz finden, der über die Mittelmäßigkeit des geistig-tauben Rationalistischen hinausgehen. - Wenn Hegel zu meinen scheint, dass es auch geistig-untaube Intellektualität gibt, sollte man dies erst mal ernst nehmen.
Oh, du darfst versichert sein, ich nehme Hegel ernst. Aber um ihn ernst zu nehmen, muss man ihn erst verstehen. Und das ist erwiesenermaßen ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen. Hegel schreibt bis zur fast völligen Unverständlichkeit kompliziert. Es kann ein ganzes Leben füllen, Hegel zu studieren.

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