Von einer Jungfrau geboren?

closs
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#401 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 21. Jan 2016, 14:54

Janina hat geschrieben:Entität und Essenz schließen sich nicht aus.
Trotzdem bleibt die konkrete Frage: Ist aus Deiner Sicht "Gott" nicht nur (Wahrnehmungs-) Essenz oder auch davon unabhängige Entität? - Ich verstehe Deine Ausführungen - trotzdem bleibt die zu beantwortende Frage:

"Ist" Gott auch ohne Deine Wahrnehmung eine Entität? - So wie der Mond (mutmaßlich) auch dann die objektiven Eigenschaften Masse, Form, Durchmesser, etc. hat, wenn es Dich einmal nicht mehr gibt?

Pluto
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#402 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Do 21. Jan 2016, 15:17

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Ich verstehe diese wiederholten Versuche nicht, die Wissenschaft mundtot zu machen.
Wenn Dir jemand sagen würde, Du sollst als Chemiker nicht über den Sinn von Goethes "Urworte" sprechen: Würdest Du Dich dann mundtot gemacht fühlen? Oder wäre es nicht vielmehr ein Hinweis, dass Chemie dazu einfach die falsche Disziplin ist. ---???---
Du vermischt hier die Kategorien.

Bei Denjenigen die die sich mit HKM befassen, handelt es sich durchweg um Bibelwissenschaftler oder Archäologen die sich in der Bibel auskennen. Also, haben sie als in der Branche anerkannte Fachleute durchaus das Recht sich durch solche Aussagen mundtot gemacht zu werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#403 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Pluto » Do 21. Jan 2016, 15:21

closs hat geschrieben:"Ist" Gott auch ohne Deine Wahrnehmung eine Entität? - So wie der Mond (mutmaßlich) auch dann die objektiven Eigenschaften Masse, Form, Durchmesser, etc. hat, wenn es Dich einmal nicht mehr gibt?
Wir können nicht wissen ob JHWE existiert. "Entität" ist eine menschliche Formulierung.
Gegenfrage: Kann eine Entität Gott sein?

Was wir aus Erfahrung sagen können ist, dass es rund 10'000 alten Göttern so ergangen ist: Wenn keiner mehr an sie glaubt, sterben sie.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#404 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 21. Jan 2016, 15:28

Pluto hat geschrieben:Also, haben sie als in der Branche anerkannte Fachleute durchaus das Recht sich durch solche Aussagen mundtot gemacht zu werden.
Aber doch in DEM Bereich, für den sie sich selber für zuständig halten. - Man kann doch nicht einerseits sagen, man sei nicht für geistige Fragestellungen zuständig und andererseits geistige Aussagen machen.

Pluto hat geschrieben:Gegenfrage: Kann eine Entität Gott sein?
WENN (!) es Gott gibt, ist er selbstverständlich eine Entität.

Pluto hat geschrieben:Wenn keiner mehr an sie glaubt, sterben sie.
Eben NICHT. - Wenn keiner mehr an Gott glauben würde, bliebe die Entität "Gott" unerkannt - sie wäre nicht in der menschlichen Wahrnehmung thematisiert. - "Ich halte mir als die Augen zu und meine deshalb, es gäbe keine Mama". - Gott ohne die Eigenschaft "Entität" ist NICHTS - dann gibt es keinen Gott.

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#405 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Do 21. Jan 2016, 15:42

Janina hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine Glaubensvorstellung besitzt nur dann Substanz, wenn sie der Realität entspricht.
Nichts spricht dagegen, dass Gott nicht existiert.
Es spricht auch nichts dafür, dass ein Tisch existiert. Alles was du mir zeigen kannst ist ein Arragement aus Holz, Stahl oder Resopal.

Das macht nix. Hauptsache ist, ich kann ihn als Tisch benutzen.

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#406 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Münek » Do 21. Jan 2016, 15:47

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wenn keiner mehr an sie glaubt, sterben sie.
Eben NICHT. - Wenn keiner mehr an Gott glauben würde, bliebe die Entität "Gott" unerkannt - sie wäre nicht in der menschlichen Wahrnehmung thematisiert. - "Ich halte mir als die Augen zu und meine deshalb, es gäbe keine Mama". - Gott ohne die Eigenschaft "Entität" ist NICHTS - dann gibt es keinen Gott.

Du glaubst wirklich, Wotan, Zeus und Aton existieren dennoch, obwohl keiner mehr an sie glaubt? :o

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#407 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von Savonlinna » Do 21. Jan 2016, 15:55

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Gegenfrage: Kann eine Entität Gott sein?
WENN (!) es Gott gibt, ist er selbstverständlich eine Entität.
Ein geistiger Mensch würde niemals so reden. Der Begriff "Entität" ist hoch-anthropozentrisch, angelehnt an das naiv-materialistische Denken.
Wer das Anthropozentrische nicht als anthropozentrisch erkennen kann, schreibt hier jemand andauernd, ist dem Anthropozentrischen ausgeliefert, ist unfrei, gebunden an die menschliche Wahrnehmung.

"Gott" muss keine Substanz oder überhaupt etwas Festgefügtes sein, "Gott" kann ein Geschehen sein, oder der Antrieb zum Geschehen.

Der menschliche Verstand fügt automatisch Fließendes zu Substanzen oder Entitäten zusammen, darum stellen sich manche Menschen Gott so vor, als sei er eine Entität.

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#408 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von SilverBullet » Do 21. Jan 2016, 17:08

closs hat geschrieben:Naturalistisch gesehen absolut richtig. - Somit kann man es naturalistisch ausschließen - aber nicht ontologisch.
„Ontologie“ hast du schon häufiger als „Alternative“ genannt.

Nun bin ich mir nicht sicher, ob du da richtig liegst, denn laut Wiki grenzt sie sich exakt von der „speziellen Metaphysik“ ab:
Zitat-Wiki:
Die Ontologie stellt in der klassischen (unter anderem auf Christian Wolff zurückgehenden) philosophischen Systematik[4] einen Teil der Metaphysik dar, nämlich die allgemeine Metaphysik (metaphysica generalis) im Gegensatz zur speziellen Metaphysik (metaphysica specialis), die sich mit Gott (Natürliche Theologie), der Seele (Natürliche Psychologie) und der Welt (Natürliche Kosmologie) beschäftigt.

Ich möchte mich nicht in die „Expertenmeinungen“ der Philosophen einmischen, aber mir kommt es so vor, als würde die Ontologie exakt das Thema „Gott“ nicht abdecken.

Das Thema wird eher von der „natürlichen Theologie“ (als eine Form der „speziellen Metaphysik“) abgedeckt.

Nun behauptet die Theologie ja wiederum, eine Wissenschaft zu sein.
Für die „natürliche Theologie“ gilt laut Wiki:
Zitat-Wiki:
Als Natürliche Theologie (auch: theologia naturalis oder philosophische bzw. rationale Theologie, teilweise identisch mit Natürlicher Religion), wird der Versuch bezeichnet, aus natürlichen Quellen Erkenntnis über Gott zu gewinnen. Mit „natürlichen Quellen“ sind hier vor allem die menschliche Vernunft und die Betrachtung der Schöpfung, insbesondere der mit den Sinnen wahrnehmbaren Welt gemeint. Obwohl von Gott geredet wird, handelt es sich bei der natürlichen Theologie dem Anspruch nach nicht um Glauben und Religion, sondern um die denkerische Durchdringung des Weltzusammenhangs mit wissenschaftlich verantworteter und nachvollziehbarer Methodik.

Da steht nichts von „naturalistisch nicht erfassbar“, sondern es wird explizit als „der Versuch, aus natürlichen Quellen, Erkenntnis über Gott zu gewinnen“ bezeichnet. Es wird sogar von einer "wissenschaftlich verantworteter und nachvollziehbarer Methodik" gesprochen.

Warum sollte die restliche Wissenschaft zu den „natürlichen Quellen“ dann keine konkrete Stellung beziehen?

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#409 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 21. Jan 2016, 17:25

Münek hat geschrieben:Hauptsache ist, ich kann ihn als Tisch benutzen.
Es gibt also auch Gott, wenn man ihn "benutzen" kann?

Münek hat geschrieben:Du glaubst wirklich, Wotan, Zeus und Aton existieren dennoch, obwohl keiner mehr an sie glaubt?
Nein - ich glaube, dass es EINE Entität (vulgo "Realität") gibt, die in christlicher Tradition "Jahwe" genannt wird, existiert, auch wenn keiner an ihn glaubt. - So wie es den Mond gibt, wenn keiner hinguckt.

Savonlinna hat geschrieben: Der Begriff "Entität" ist hoch-anthropozentrisch, angelehnt an das naiv-materialistische Denken.
Genau das Gegenteil ist der Fall: "Entität" beschreibt eine "Substanz", die unabhängig vom menschlichen Maßstab und von dessen Wahrnehmung "ist" - es ist gerade NICHT anthropozentrisch, weil es nicht davon abhängt, ob der Mensch sich davon etwas vorstellt oder nicht.

Die Frage ist allenfalls, ob es überhaupt "Entität" gibt oder alles Produkt menschlicher Vorstellung ist (DAS wäre anthropozentrisch) - aber der Mensch muss diese Frage nicht lösen, kann aber rein logisch sagen (ohne in den Verdacht des Anthropozentrismus zu kommen): Es gibt "Entitäten", dann bedeutet es folgendes.... ---oder es gibt keine "Entitäten", dann bedeutet es anderes folgendes ...

Savonlinna hat geschrieben: "Gott" kann ein Geschehen sein, oder der Antrieb zum Geschehen.
Auch das ist möglich - dann wäre immer noch die Frage, ob dieses "Geschehen" auch ohne menschliches Zutun oder nur mit menschlichem Zutun "ist". - Um diese Grundsatzfrage kommt man nie rum.

Savonlinna hat geschrieben:Der menschliche Verstand fügt automatisch Fließendes zu Substanzen oder Entitäten zusammen, darum stellen sich manche Menschen Gott so vor, als sei er eine Entität.
Wenn er es anthropozentrisch zu Unrecht tut, dann gibt es eben keine Entitäten - deshalb:

Es gibt "Entitäten", dann bedeutet es folgendes.... ---oder es gibt keine "Entitäten", dann bedeutet es anderes folgendes ...

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#410 Re: Von einer Jungfrau geboren?

Beitrag von closs » Do 21. Jan 2016, 17:37

SilverBullet hat geschrieben:Nun bin ich mir nicht sicher, ob du da richtig liegst, denn laut Wiki grenzt sie sich exakt von der „speziellen Metaphysik“ ab:
"Ontologie" ist ein - je nach Philosophie - unterschiedlich definierter Begriff - es gibt heutzutage sogar eine Ontologie INNERHALB des Materialismus. - Damit kommen wir nicht weiter.

Ich meine hier mit "Ontologie" diejenige Disziplin, die "Sein"/Realität als unabhängig von Wahrnehmung betrachtet. - Es wäre also keine ontologische Aussage zu sagen "Ich träume und somit ist es 'Sein'", sondern was "ist" unabhängig von meiner Wahrnehmung. - Ob man es dann wahrnimmt oder nicht, ist dann der nächste Schritt.

Hintergrund:
Wir hören hier ständig von "Realität" in Definition von menschengemachten Systemen: Der kritische Rationalismus sagt: "Nur das ist Realität/Sein, was mit der kritisch-rationalen Methodik erreichbar ist". - Die Theologie sagt: "Gott ist Realität/Sein, weil wir es glauben".

Die Ontologie sagt: "Beides ist keine Begründung: Etwas "ist" oder "ist-nicht" unabhängig von unseren Wahrnehmungs-Systemen - seien dies kritischer Rationalismus oder Theologie. - Somit bleibt dem Menschen nur der Versuch, über Wahrnehmungs-Systeme seinen speziellen Versuch der Seins-/Realitäts-Findung plausibel zu machen - im (meist sehr gut begründeten) Glauben, auf der richtigen Fährte zu sein (authentisch zu erkennen).

Ist dies verstanden, muss man den Begriff "Ontologie" nicht weiter bemühen.

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