Davon abgesehen, dass dies unter wissenschafts-theoretischen Gesichtspunkten kontrovers dikutiert wird: Was sagt das aus, außer dass das Gesagte intersubjektiv nachvollziehbar ist?Thaddäus hat geschrieben:Das sagt und, dass die HKM wissenschaftlich ist, deine SE aber nicht.
Das kommt sicher oft vor.Thaddäus hat geschrieben:Irren kann man sich also höchstens darin, ob man tatsächlich von einer transzendent-göttlichen Wesenheit (dem christl. hl. Geist) erleuchtet wurde
Das ganz besonders sogar.Thaddäus hat geschrieben:Irren kann man sich auch darüber, ob man von der richtigen transzendent-göttlichen Wesenheit erleuchtet wurde
Natürlich: Aber es ändert sich nichts an der Tatsache, dass 5 Sessel und davon 3 Ledersessel im Zimmer stehen. - Ontologisch ändert sich nichts, egal ob und was man fragt.Thaddäus hat geschrieben:Das bedeutet: was ist, hängt maßgeblich davon ab, wonach wir fragen.
Richtig - weil wir es mit unseren Wahrnehmungs-Varianten kontaminieren würden. - Das ändert nichts daran, dass Jesus, als er es geschrieben hätte, das gemeint hätte, was er zum Zeitpunkt der Niederschrift gemeint hat.Thaddäus hat geschrieben:Und das bedeutet, dass sogar wenn Jesus selbst ein Ev. hinterlassen hätte, wir nicht mit absoluter Sicherheit wissen könnten, was seine Überzeugungen waren.
Nein. - Wenn "Brot" etwas mit der Substanz haben soll, ist sie sicherlich NICHT das Brot. - Sie ist bestenfalls das Stück Brot, dass man mit einem nachweisbaren Messer geschnitten hat - und selbst dann weiss man nicht, ob der Abschnitt vom Rand oder aus der Mitte des Brotes kommt.Thaddäus hat geschrieben:Die HKM ist kein Brosamen, sie ist das Brot.
Zu meiner Zeit wurde die HKM (in der Literatur-Wissenschaft) außerordentlich geschätzt - aber nicht als Interpretations-Größe eines Werkes, sondern als Hintergrunds-Wissens-Beschaffer.Thaddäus hat geschrieben:Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass dir völlig unklar ist, was die HKM eigentlich tut und wie ihre Ergebnisse zu würdigen sind.
Oder nimm Musik: Wenn Du ein Mozart-d-moll-Klavierkonzert verstehen willst, ist es HILFREICH, Mozarts biografistische Lage zur Zeit der Komposition historisch-kritisch zu kennen - aber das Verstehen des Stückes selbst geht nicht historisch-kritisch. - Bei der Bibel ist es ähnlich - wie auch bei Werke Shakespeares oder des Euripides oder Goethes.
Unter der Arbeitsweise der HKM (Älteste Quelle = zu setzen als authentisch zu Jesu eigener Meinung) kann ich das sogar nachvollziehen. - Ich ziehe auch nicht in Zweifel, dass wissenschaftlich sauber gearbeitet wird. - Ich behaupte lediglich, dass der Ansatz grundsätzlich unzureichend ist, wenn man Jesus geistig verstehen will.Thaddäus hat geschrieben: Die Belege für eine Naherwartung Jesu sind von einer Menge Theologen zusammengetragen worden und sie sind auch heftig diskutiert worden. Und dabei herausgekommen ist, dass Jesu Naherwartung so sicher ist, wie das AMEN in der Kirche.
Deine AMEN-Sicherheit ist eine historisch-kritische System-Sicherheit und als solche möglicherweise wasserdicht - mehr nicht.
Das ganze AT ist durchsetzt vom Motiv des "Der Mensch hat Ohren, aber er hört nicht" (Deine zahlreichen Zitate dazu muss ich nicht wiederholen). - Halman hat gerade heute aus Jesaja (?) zitiert, wonach Gottes Gedanken nicht Menschen-Gedanken sind. - Im NT wird dieses Motiv weitergeführt. - Übrigens: Es ist auch DAS Motiv in "Hiob".Thaddäus hat geschrieben:Tut mir Leid, aber mir ist nicht klar, was du mit dieser Bemerkung meinst.
Als Jesus vom "nahen Gottesreich" (im Sinne des NT-Paradigmen-Wechsels) gesprochen hat, wurde dies mutmaßlich von den Jüngern AT-mäßig verstanden: Die "innere Beschneidung" des NT ("Vorhaut des Herzens") wird nicht erkannt - man denkt noch in Größen-Ordnungen der ÄUSSEREN Zeichen ("äußere Beschneidung"), versteht also auch "nahes Gottesreich" "haptisch" als apokalyptisch (mit allem äußeren Drum und Dran).
Wie das so im Leben ist, muss dieser Paradigmen-Wechsel er mal "sacken" ("Was hat Jesus WIRKLICH gemeint?" - und irgendwann fällt der Groschen). - Insofern funktioniert die an sich bewährte HKM-Formel "Je älter die Quelle, desto ursprungs-näher der Inhalt" bei der BIbel NICHT - es kann sogar gegenteilig sein, dass die späteren Schriften authentischer sind, weil in ihnen mehr geistige Substanz von Jesus "gesackt" war.
Unter geistigen Gesichtspunkten ist das Prozessuale bei Erkenntnis kalter Kaffee - aber es stört hier offenbar Vorgehens-Schablonen der HKM, die - in ihrer Weise zurecht - auf andere literarische Beispiele verweist, wo es funktioniert. - Und weil man die Bibeltexte zur Wahrung der Ergebnisoffenheit wie jeden anderen Text auch interpretieren will, ist es plötzlich statistisch wahrscheinlich, dass es auch hier funktioniert - jedenfalls kann man sich gut methodisch absichern, und jeder kann daraus entstehende "gesicherte" Erkenntnis schwarz auf weiß beruhigt nach Hause getragen werden.
Wie erklärst Du Dir, dass unterm Strich die kirchliche Theologie NICHT an eine ("äußere") Naherwartung glaubt? - In tollkühnem Verstoß gegen eigenes besseres Wissen? - Das wäre zu flach interpretiert.
Ja - dann hat sich doch nichts zu früher geändert. - Fällt Dir eigentlich auf, dass in dieser Arbeit keinerlei substantielle Deutung steht ("Es hat zu bedeuten, dass ...")??? - Richtig so - das hat HKM nämlich nicht zu tun, tut es aber wenn sie Jesus eine eigene äußere Naherwartung unterstellt. - Mechanistisches Erschließen ist aus meiner Sicht etwas anderes als geistige Exegese ("Was bedeutet das im Gesamt-Kanon der Bibel?").Thaddäus hat geschrieben:. Dennoch vermittelt diese Proseminarsarbeit einen gewissen Eindruck historisch-kritischer Arbeitsweise.
Aus meiner Sicht ist diese Aussage erschütternd, weil damit "System-Wahrheit" und "ontologische Wahrheit" ("wie es wirklich war") möglicherweise unversöhnlich gegenüberstehenThaddäus hat geschrieben:, bleiben aber auch bei der HKM oftmals strittige Fragen. Die Naherwartung Jesu gehört allerdings nicht dazu.
Nun gilt das auch für christliche Theologie - aber diese sagt wenigsten, dass sie zwar systematisch und somit intersubjektiv nachvollziehbar, aber letztlich Glaube ist. - Du bringst aber das Motiv des objektiven Wissens ins Spiel (wenn nicht streng formal, so doch de facto). - Unterm Strich heisst dies, dass sowohl christliche Theologie als auch HKM-Theologie (als deutende, nicht als beobachtende und beschreibende Theologie) beide Religionen sind. - Und jetzt schließt sich der Kreis, warum es jetzt wieder eine kanonische Exegese gibt - hier treten Glaube gegen Glaube an.
Innerhalb ihrer Koordinaten und Setzungen - ja.Thaddäus hat geschrieben:Die HKM gewährleistet - umfassend und richtig angewendet - eine methodisch saubere Analyse des Quellentextes, weshalb ihre Ergebnisse hohe Überzeugungskraft haben.
Das führt dazu, dass die verschollene Thaddäus, von der es keine Bilde gibt, von der einen Seite system-konform als drei-beinig und vier-ohrig ermittelt wird, und von der anderen Seite ebenso system-konform als ein-beinig und fünf-ohrig. - Das Problem: Es gibt nur EINE Thaddäus, die sich nicht klonen kann und vor allem nicht wird, nur damit jedes System befrieidigt wird. - Letztlich wird entscheiden, was einmal "ist".