closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Ich dachte, dies sei klar.
In aller Konsequenz? Ich zweifle daran.
Vielleicht überblickst du die Konsequenzen nicht bzw. nimmst du falsche Konsequenzen an.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Du postulierst dem gegenüber die SE (nämlich eine Spirituelle Erleuchtung), die auch noch einen Primat vor der HKM haben soll. Die ist selbstverständlich nicht wissenschaftlich
Natürlich nicht. - Was sagst uns das über den Stellenwert/das Terrain der HKM?
Das sagt und, dass die HKM wissenschaftlich ist, deine SE aber nicht.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Hinzu kommt, dass individuelles Erleuchtungswissen nicht überprüft werden kann und infallibel ist, also auch nicht falsch sein kann.
Natürlich "ist" es falsch oder richtig - man kann es nur nicht intersubjektv überprüfen.
Nein,
Erleuchtungswissen kann nicht
falsch sein, sonst wäre es ja keine
Erleuchtung der Wahrheit von etwas durch z.B. den hl. Geist. Auch wenn man annimmt, die Erleuchtung geschehe z.B. innerhalb der gesamten Geschichte der hl. römisch-katholischen Kirche durch den hl. Geist, so dass also die Wahrheit ihrer (der RKK) Überzeugungen, Glaubensinhalte und Dogmen letztlich durch den Einfluss des hl. Geistes gewährleistet werden, kann das dadurch entstehende Erleuchtungswissen nicht falsch sein, denn dafür sorgt ja gerade der hl. Geist.
Irren kann man sich also höchstens darin, ob man tatsächlich von einer transzendent-göttlichen Wesenheit (dem christl. hl. Geist) erleuchtet wurde oder man sich vielmehr die eigene Erleuchtung nur einbildet. Irren kann man sich auch darüber, ob man von der
richtigen transzendent-göttlichen Wesenheit erleuchtet wurde - nämlich dem christl. hl. Geist bzw. dem christl. Gott. Oder ob man nicht von Allah, Odin, dem Spaghetti-Monster oder Descartes bösen
Deus malignus erleuchtet wurde.
closs hat geschrieben:
Was "ist", ist so wie es ist, unabhängig davon, ob wir es überprüfen können.
Natürlich ist z.B. ein kosmisches Ereignis, welches niemals von einem Menschen beobachtet werden konnte (z.B. die Kollision zweier interstellarer Objekte in irgendeiner weit entfernten Galaxie vor 5 Mill. Jahren) gleichwohl eine Tatsache im Universum. Es ist dann nur eine Tatsache, die nie als Tatsache von intelligenten menschlichen Wesen festgestellt wurde.
Ansonsten hängt die Frage, was
ist, aber auch davon ab, wonach wir fragen. Wenn in einem ansonsten völlig leeren Zimmer 5 Sessel stehen, dann ist die Antwort auf die Frage:
"Wieviele Sessel stehen in diesem Zimmer?" offensichtlich korrekt
"5 Sessel". Fragt man aber danach, wieviele Ledersessel im Zimmer stehen, ist die korrekte Antwort vielleicht 3. Und fragt man, wo im Zimmer die Sessel stehen, dann ist die korrekte Antwort u.U.: 2 stehen an zwei Wänden und die übrigen 3 in der Mitte des Zimmers.
Das bedeutet:
was ist, hängt maßgeblich davon ab, wonach wir fragen.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Es ist dagegen grundsätzlich nicht möglich, die Intentionen eines Autors zweifelsfrei zu bestimmten, da jede mündliche und schriftliche Äußerung interpretabel ist und damit fallibel.
So ist es.
Und das bedeutet, dass sogar wenn Jesus selbst ein Ev. hinterlassen hätte, wir nicht mit absoluter Sicherheit wissen könnten, was seine Überzeugungen waren. Es wäre zwar viel besser als alle Evv. aus 2. Hand. Aber
absolute Sicherheit über Jesu Überzeugungen hätten wir auch nicht mit einem von ihm höchstselbst geschriebenen Ev. Aber natürlich würde alle Theologen dieser Welt Luftsprünge machen, wenn man ein Jesus-Ev. auffände. Es würde sehr viel klären.
Thaddäus hat geschrieben:Zudem kann eine solche quasi-göttliche Instanz nicht nachgewiesen werden.
Absolut nachvollziehbar und bekannt. - Heisst dies aus Deiner Sicht, dass man sich auf die Brosamen beschränkt, nur weil sie intersubjektiv nachweisbar sind? - [/quote]
Die HKM ist kein Brosamen, sie ist das Brot. Und mehr Brot gibt es auch nicht. Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass dir völlig unklar ist, was die HKM eigentlich tut und wie ihre Ergebnisse zu würdigen sind.
Hier ist z.B. eine relativ schlichte
Proseminarshausarbeit über Die Segnung der Kinder, Mk 10,13-16 einer vermutlich jungen Theologiestudentin, denn es ist eine Proseminarsarbeit. Mit Proseminaren beginnt das Studium. Ich verlinke ihre Arbeit nicht, damit man sich die durchliest, sondern nur, um sie vieleicht einmal kurz zu überfliegen und sich einen Eindruck von historisch-kritischer Analyse zu machen und vielleicht ihr kurzses Fazit zu lesen. Die Arbeit ist auch nicht besonders gut, sie ist durchschnittlich für ein Proseminar. Ich würde ihr eine 3+ als Note geben. So fehlt der griechische Text der Perikope im Zusammenhang und es fehlen auch einige Methodenschritte. Dennoch vermittelt diese Proseminarsarbeit einen gewissen Eindruck historisch-kritischer Arbeitsweise.
Von Brosamen jedenfalls kann keine Rede sein!
closs hat geschrieben:
Kann man wohl, sollte aber dann auch wissen, dass es nur Brosamen sind, man also damit keine geistig eminent wichtigen Aussagen wie "Jesus hatte selbst eine apokalyptische Naherwartung" tätigen kann.
Doch! Selbstverständlich kann man mit den Mehoden der HKM herausarbeiten, ob Jesus eine Naherwartung hatte. Eine solche Arbeit ist dann natürlich viel umfassender als die oben verlinkte. Die Belege für eine Naherwartung Jesu sind von einer Menge Theologen zusammengetragen worden und sie sind auch heftig diskutiert worden. Und dabei herausgekommen ist, dass Jesu Naherwartung so sicher ist, wie das AMEN in der Kirche.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Im Gegenteil: die HKM untersucht gerade die Stimmingkeit "geistiger Leitmotive" in den biblischen Schriften.
Dies kann ich in dieser Diskussion ganz und gar nicht beobachten. - Wenn es so ist:
Warum schiebt man das Motiv des von Dir mannigfach belegten "Der Mensch hat Ohren, hört aber nicht" in der Frage der Naherwartung beiseite?
Tut mir Leid, aber mir ist nicht klar, was du mit dieser Bemerkung meinst.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:wenn es einen Zusammenhang gibt, dann ist er nur durch die HKM aufweisbar.
Allenfalls ist er dann intersubjektiv nachweisbar -
Quat*sch. Die Intersubjektivität ist nur ein Aspekt wissenschaftlicher Arbeit mit der HKM, wenn man ihre Methoden richtig - also überzeugend - anwendet. Wie bei jedem wissenschaftlichen Ergebnis, bleiben aber auch bei der HKM oftmals strittige Fragen. Die Naherwartung Jesu gehört allerdings nicht dazu.
Die HKM gewährleistet - umfassend und richtig angewendet - eine methodisch saubere Analyse des Quellentextes, weshalb ihre Ergebnisse hohe Überzeugungskraft haben. Dein Vorwurf, sie sei ja NUR eine wissenschaftliche Analyse geht völlig fehl.