Anthropozentrismus in der Bibel

ThomasM
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#91 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von ThomasM » Mi 20. Jan 2016, 10:09

Zeus hat geschrieben:
Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass der christliche Gott, definiert als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht nicht existiert.
Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

Pluto
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#92 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 10:14

ThomasM hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Wie würdest DU Gott definieren?

Das Problem: Bisher habe ich nur widersprüchliche Definitionen gehört/gelesen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
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#93 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von SilverBullet » Mi 20. Jan 2016, 10:32

Pluto hat geschrieben:an ThomasM:
Wie würdest DU Gott definieren?
Ich denke, das Prinzip ist ganz einfach:
Eine konkrete Definition darf es nicht geben, weil diese sofort widerlegbar wäre.

„Gott“ kann somit nur als unbeschreibbar, unerreichbar, unsichtbar, Nicht-XXXX deklariert werden.
(Im Grunde: nicht vorhanden)

Sämtliche „konkret klingenden“ Angaben betreffen Zusammenhänge, die man nicht nachprüfen kann:
-Erschaffer der Materie/Existenz
-Ershaffer/Erlöser der Menschen
-Urquell von Liebe und Moral
-das Gute
-Geist
-zeitlos/unendlich
-usw.

Erstaunlich ist, dass die elitären Kreise der Religionen entweder versteckt oder ganz offen, den Interpretationsanspruch von „Gottes-Wille“ und „Gottes-Wort“ erheben.

Wenn man unter diese Konstellation einen Strich zieht, dann steht der Mensch komplett im Mittelpunkt.
Die Bibel ist auf dieser Basis entstanden, also spiegelt sie (aus meiner Sicht) einen maximalen Anthropozentrismus wieder:
der Mensch legt fest, wie er „Gott“ haben möchte, damit der Mensch in einer religiösen Art mit seinen eigenen Lebens-/Todesvorstellungen („gefühlt sinnvoll“) umgehen kann.

JackSparrow
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#94 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von JackSparrow » Mi 20. Jan 2016, 10:58

Zeus hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass der christliche Gott, definiert als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht nicht existiert.
Leider verhält es sich genau umgekehrt. Dass wir von der Barmherzigkeit und Gütigkeit nichts merken, ist eine notwendige (allerdings nicht hinreichende) Voraussetzung für die Existenz eines Gottes.

(1) Würde Gott einen bestimmten Personenkreis bevorzugen, dann wäre er nicht gerecht.

(2) Wenn Gott keinen bestimmten Personenkreis bevorzugt, dann muss sich seine Barmherzigkeit und Gütigkeit gleichmäßig auf die gesamte Menschheit verteilen.

(3) Wenn sich seine Barmherzigkeit und Gütigkeit gleichmäßig auf die gesamte Menschheit verteilt, dann kann jeder Mensch nur eine minimale Portion der verfügbaren Barmherzigkeit und Gütigkeit abbekommen. Beispielsweise ein Siebenmilliardstel, falls insgesamt 7 Milliarden Menschen zu versorgen wären.

Wäre von der Barmherzigkeit und Gütigkeit mehr erkennbar als nur minimale Spuren, dann würde das die Existenz eines Gottes demzufolge widerlegen. Q.e.d.


SilverBullet hat geschrieben:Erstaunlich ist, dass die elitären Kreise der Religionen entweder versteckt oder ganz offen, den Interpretationsanspruch von „Gottes-Wille“ und „Gottes-Wort“ erheben.
Dadurch werden sie ja erst elitär. Weil sie ihren eigenen Willen als göttlich deklarieren.

closs
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#95 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 11:01

Münek hat geschrieben:Du beziehst Dich doch nicht etwa auf eine alttestamentliche Bibelstelle?
Sowohl AT als auch NT - dort wird mehrfach auf die Universalität/Allmacht/etc Gottes hingewiesen.

Wenn man logisch erklären möchte, wie dies möglich sein kann, führen logische, ontologische, dialektische, etc. Erwägungen zum Ergebnis, dass Gott die Eigenschaft der Über-Zeitlichkeit haben muss, um dem gerecht zu werden.

Pluto hat geschrieben:Nein. Bist DU das Maß?
Letztlich ist der eigene Erkenntnis-Stand von einem Jeden das jeweilige Maß. - Es MUSS ein Maß geben, weil einem gar nichts anderes übrig bleibt.

Pluto hat geschrieben:That which can be asserted without evidence can be dismissed without evidence. - [Christopher Hitchens]
Das sind methodische Redensarten, die in der Sache nichts bringen.

Pluto hat geschrieben:Einen vollkommen freien Willen kann es nicht geben (falsifiziert) — vgl. Schopenhauer.
Ich schreibe "freien Willen" immer in Gänsefüßchen und meine damit das, was die Menschen landläufig darunter verstehen. - "Entscheidungsfreiheit im Rahmen der Umstände" wäre in etwa MEINE Definition. - Und diese Freiheit bleibt bei "Fügung" erhalten.

Pluto hat geschrieben:Es gibt andere Gründe für die Entstehung des Glaubens.
Natürlich - je nach Disziplin und Perspektive. - Ich habe es unter geistigen Gesichtspunkten gemeint.

Pluto hat geschrieben:Mit Fügung und Überzeitlichkeit ist jedenfalls nichts erklärt.
Doch-doch. - Aber es sprengt halt den eigenen Erfahrungs-Bereich.

Pluto hat geschrieben:Eben.
:?:

closs
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#96 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 11:02

ThomasM hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Das hat etwas mit den gängigen Alltags-Definitionen der von Dir benutzten Begriffe zu tun. - Definiert man sie grundlegend, passt es.

Pluto
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#97 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 12:23

closs hat geschrieben:Ich schreibe "freien Willen" immer in Gänsefüßchen und meine damit das, was die Menschen landläufig darunter verstehen. - "Entscheidungsfreiheit im Rahmen der Umstände" wäre in etwa MEINE Definition. - Und diese Freiheit bleibt bei "Fügung" erhalten.
Keineswegs.
Beispiel:
Gott fügt, dass ich morgen mein Zimmer rosa streichen werde. Ich sage, "Nein, Herr, ich werde es blau streichen, und nicht morgen, sondern erst in einem Jahr".
Merkst du jetzt, wie Fügung und Entscheidungsfreiheit sich beißen?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Eben.
:?:
Hast du vergessen was du geschrieben hattest?
closs hat geschrieben:Aus "menschlicher Entscheidungsfreiheit" kann man überhaupt nichts Theologisches ableiten.
Darauf, mein "Eben".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#98 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Pluto » Mi 20. Jan 2016, 12:24

closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass die Definition des christlichen Gottes als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht falsch ist
Das hat etwas mit den gängigen Alltags-Definitionen der von Dir benutzten Begriffe zu tun. - Definiert man sie grundlegend, passt es.
Wie würdest du sie denn definieren, damit "es passt"?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Zeus
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#99 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von Zeus » Mi 20. Jan 2016, 12:53

JackSparrow hat geschrieben:
Zeus hat geschrieben:Die Unlösbarkeit des Problems der Theodizee ist und bleibt ein Beweis dafür, dass der christliche Gott, definiert als allmächtig, gütig, barmherzig, allwissend und gerecht nicht existiert.
Leider verhält es sich genau umgekehrt. Dass wir von der Barmherzigkeit und Gütigkeit nichts merken, ist eine notwendige (allerdings nicht hinreichende) Voraussetzung für die Existenz eines Gottes.
Wäre der Allmächtige echt lieb und gut, hätte er ganz einfach eine bessere Welt schaffen können.
Wenn ich die Tierwelt anschaue, denke ich, dass Gott entweder nicht existiert oder kein Interesse an seiner Schöpfung hat oder ein voyeurischer Sadist sein muss.
“Und dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehen, daß eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Thier das lebendige Grab tausender anderer ist, – diese Welt hat man uns als die beste unter den möglichen andemonstrieren wollen.
Die Absurdität ist schreiend. – Inzwischen heißt ein Optimist mich die Augen öffnen und hineinsehen in die Welt, wie sie so sei im Sonnenschein, mit ihren Bergen, Thälern, Strömen, Pflanzen, Thieren u.s.f – Aber ist denn die Welt ein Guckkasten? Zu SEHEN sind diese Dinge freilich schön; aber sie zu SEYN ist ganz etwas Anderes. Wer nicht heuchelt, wird schwerlich disponirt seyn, Hallelujahs anzustimmen." - Arthur Schopenhauer
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)

closs
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#100 Re: Anthropozentrismus in der Bibel

Beitrag von closs » Mi 20. Jan 2016, 13:26

Pluto hat geschrieben:Merkst du jetzt, wie Fügung und Entscheidungsfreiheit sich beißen?
Nein - weil Deine Prämisse falsch ist. - Die richtige Prämisse wäre, dass Gott "vor der Zeit" im Wissen fügt, was Du letztlich entscheiden wirst.

Pluto hat geschrieben:Darauf, mein "Eben".
Aber was willst Du daraus schließen?

Pluto hat geschrieben:Wie würdest du sie denn definieren, damit "es passt"?
"Gut" müsste man ganz ohne Wertung als "Orientierung an Gott" definieren. - "Allmächtig" und "allwissend" passen zusammen, wenn man den (notwendigen) Begriff der "überzeitlichkeit" berücksichtigt. - "Gerecht" ist zu verstehen im Sinne der buberschen Übersetzung "Bewahrheitung" - also zum Guten hin-richten.

Diese Grundverständnisse sind heute durch den allgemeinen SPrach-Usus nicht mehr erkennbar.

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