Magdalena61 hat geschrieben:Hm, die sprechende Eselin des Magiers Bileam.... fällt mir gerade ein (da suche ich ja noch nach einer Antwort)
Da sollte man vielleicht mal das (wirklich schwierige) Umfeld angucken:
Num. 22,20 In der Nacht kam Gott
22,22 Aber Gott wurde zornig, weil Bileam mitging <Buber: „dass er so ging“>
22,32 Der Engel des Herrn sagte: … Ich bin Dir feindlich in den Weg getreten, weil mir der Weg, den Du gehst, zu abschüssig ist <Buber: „Denn überstürzt ist der Weg, zuwider mir“>
22,35 Geh mit den Männern
Diese Szene zeigt Parallelen zu dem Kampf Jakobs gegen den „Mann“ (vgl. zu Gen.32,29) sowie zum Kampf Moses gegen Gott (vgl. zu Ex. 4,24). In allen drei Fällen kommt Gott nachts, kommen die Menschen mit Gott (Engel, „Mann“) in unmittelbaren Kontakt, sind mit Gott in Konfrontation, kommen „mit dem Leben davon“ (Gen. 32,31), verlassen den Konfrontationsplatz in einer anderen spirituellen Stufe als vorher, und verlassen den Platz mit einer Mission. - Jakob heißt vorher Jakob und danach Israel, Moses ist vorher unbeschnittener Ägypter und danach Israelit, Bileam betet vorher
einen unbekannten Gott (vgl. Buber: 22,8) an, danach einen durch den Engel des Herren näher bezeichneten Gott.
Insofern spricht am meisten für die Buber-Übersetzung, dernach Gott nicht zornig wurde, „weil Bileam mitging“ (Einheitsübersetzung) oder „dass er ging“ (Elberfelder und Schlachter), sondern „dass er
so ging“ (Buber), also auf einem Weg der „überstürzt“ ist „und zuwider mir“. – „So gehen“ heißt dabei, seine Mission als Jakob statt als Israel, bei Moses als Ägypter statt als Israelit und bei Bileam als Fremdgott-Verehrer statt als Jahwe-Verehrer (wenn auch noch immer incognito) anzutreten. Umgekehrt: Gott will nicht, dass die drei so weiter gehen, sondern Jakob als Erster des Namens Israel, Mose als Führer der Israeliten ins gelobte Land und Bileam als Jahwes Prophet (wenn auch incognito).
22,28 Da öffnete der Herr dem Esel den Mund
Bevor das „So-Gehen“ geschieht, erkennt der Esel den „Engel des Herrn“ (22,34), was Bileam noch nicht kann, weil er noch nicht weiß, wer der Gott ist, der ihm göttlichen „Geistbraus“ (11,25) gegeben hat. Somit ist der Esel (ein eher niedrig geschätztes Tier in der damaligen Zeit - Jesus reitet übrigens auf einem Esel in Jerusalem hinein)- als spirituell weiter entwickelt dargestellt als Bileam – was hier anmutet wie eine Sottise des Bibelverfassers gegen anderen Gott-Glauben außer an Jahwe. – Als Bileam mit dem Engel des Herrn erkennt, was er „nicht wusste“ (22,34), spricht er in seinem nächsten „Orakelspruch“ (23,7) (Buber: „Gleichwort“) Gott erstmals bewusst an.
23,12 Muss ich nicht das sagen, was der Herr mir in den Mund legt?
Bileam spürt seine prophetische Kraft, spricht sie aus, macht aber immer noch nicht deutlich, ob er weiß, dass die Botschaften vom Gott Israels kommen, weiß aber auch so, dass ihm der „Geistbraus Gottes“ (Buber: 24,2) „eine Vision des
Allmächtigen“ (24,4) (Buber: „die Schau des Gewaltigen“(24,16)), also nicht irgendeines Gottes, sehen lässt.
24,16 Spruch des Mannes mit geschlossenem Auge, Spruch dessen, der Gottesworte hört, der die Gedanken des Höchsten kennt, der eine Vision des Allmächtigen sieht, der daliegt mit entschleierten Augen.
<Buber: „Erlauten des Mannes erschlossenen Augs, Erlauten des Hörers göttlicher Sprüche, Mitwissers um das Wissen des Höchsten, der die Schau des Gewaltigen schaut, hinsinkend, bar die Augen“>
Magdalena61 hat geschrieben:Und wie erklärst du dann die Teilung der evolutionären Einzeller in männlich und weiblich?
Muss ich nicht, da ich die Paradies-Geschichte metaphorisch verstehe. - Und dabei kann man einen geistigen Sinnzusammenhang stoßen, der das "aus der Rippe" plausibel macht:
2,23f Bein von meinem Bein …. Und sie werden ein Fleisch
Adam findet seine Gefährtin („ihm Gegenpart“ (Buber: 2,20)) (vgl. zu 2,18) nicht aus der bestehenden Schöpfung (atmende Tiere) - Gott schafft die Gefährtin aber auch nicht als komplett neue Gattung, sondern aus Adam selbst (vgl. 2,21). – Schüfe nun Gott die Gefährtin wie Adam als eigene Gattung (also als eine andere Gattung als Adams Gattung), könnten beide jedoch nicht „ein Fleisch“ werden.
Gleichzeitig schafft nun Gott mit der Existenz der „seinesgleichen“ Gefährtin ein Drittes, das Gemeinschaftsrecht in der Gemeinschaft zwischen Gott und Adam hat. Während jedoch die Gemeinschaft zwischen Gott und Adam eine dimensional vertikal angelegte Gemeinschaft zwischen Sein und Schöpfung ist, übernimmt die Gefährtin die Partner-Rolle in horizontal angelegter Gemeinschaft, also zwischen Schöpfung und Schöpfung. – Die Tatsache, dass die Warnung vor dem Baum (vgl. 2,16) und die Schaffung der Gefährtin (vgl. 2,21) im Bibeltext unmittelbar hintereinander folgen, legt den inhaltlichen Zusammenhang dieser beiden Motive nah - beide Motive weisen auf ein Drittes zwischen Gott und Adam hin: Der Baum durch seine Sterblichkeits-Drohung, die Gefährtin durch ihre Beziehungs-Konkurrenz. Setzt sich dieses Dritte jeweils durch, sind Gott und Adam getrennt – beim Baum durch die Sterblichkeits-Drohung, bei der Gefährtin durch die Beziehungs-Konkurrenz.