Thaddäus hat geschrieben:Die HKM ist kein Biologe und der spirituelle Exeget ganz sicher kein erotischer Fachmann für die weibliche Brust.
Nein - aber Du bist intelligent genug, um verstanden zu haben, um welchen Unterschied es mir ging.
Thaddäus hat geschrieben:Die Ratzinger-Exegese (die die HKM einschließen will) tut nichts anderes, als die Historisch-Kritische Methode zu korrumpieren, indem sie sie für die eigenen Belange missbraucht, um sich selbst einen Anschein von Wissenschaftlichkeit zu verpassen, obwohl sie den gerade aushebeln will.
Da bist Du zu eng. - Dass HKM und kanonische Exegese nicht dasselbe sind, ist allen klar.
Die Frage ist eine andere:
Was kann HKM und was kann kanonische Exegese? - Und da wird die Antwort sein, dass sie auf unterschiedlichen Feldern unterwegs sind. - Richtig ist, dass die kanonische Exegese dabei historisch-kritische Ergebnisse verarbeitet, aber nicht immer als deutungs-relevant versteht.
Insofern korrumpiert die kanonische Exegese nicht die historisch-kritische Exegese, sondern relativiert sie, wenn es um inhaltliche/geistige Deutung der Bibel geht.
Thaddäus hat geschrieben:Sowohl die Ratzinger-Exegese als auch die Kanonische Exegese sind - wie alle anderen fundamentalistischen Exegeseformen - ihrer Natur nach ideologisch, denn sie unterwerfen die wissenschaftlichen theologischen Methoden, also vor allem die HKM, die Archeologie und die Geschichtswissenschaft, einer explizit weltanschaulich-ideologischen Glaubenssicht, die eben vom Primat der Glaubenssicht über die wissenschaftlich arbeitenden Analyseformen ausgeht.
Meines Erachtens definierst Du "Wissenschaft" zu eng - es gibt Wissenschafts-Theoretiker, die allein in der systematischen Bearbeitung von Themenfeldern den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit eingelöst sehen.
Allerdings ist diese Art der Wissenschaftlichkeit keine historisch-kritische Wissenschaftlichkeit. - Dem gegenüber steht, dass die HKM im Rahmen ihrer Definition keine inhaltliche, geistige Auslegung der Bibel erbringen kann. - Um in einem hier gebrachten Bild zu bleiben: Die HKM spricht wie die Musikwissenschaft ÜBER etwas, ohne darin einzutauchen. - Historisches, biografisches, etc. Wissen über ein Musikstück und seinen Komponisten ersetzt nicht die Aufführung und das innere Spüren von Musik. - Insofern kann die HKM nicht mehr als ein Musikwissenschaftler - was ja nicht pejorativ gemeint ist - es ist einfach etwas anderes.
Thaddäus hat geschrieben: Die HKM kann wissenschaftlich auch von gläubigen Theologen angewendet werden, nur müssen die dann mit den Ergebnissen ihrer wissenschaftlichen Arbeit leben.
Wenn diese Inhalte rein sachlicher Natur sind, hat ja keiner was dagegen. - Das (auch hier oft beobachtete) Problem sind doch die Schlussfolgerungen der HKM in Bereiche hinein, die sie nicht beurteilen kann. - Um es in einem Satz zu sagen: HKM kann in Bezug auf die Texte NUR Rezeptions-Studien machen - es wird aber so getan, als könne man ohne Autograph nach bewährten Mustern sichere Rückschlüsse auf das ziehen, was Jesus wirklich gesagt und gemeint hat.
Ein gutes Beispiel ist hier die Naherwartungs-Diskussion, die man rein HKM-technisch vielleicht für naheliegend halten kann, was aber nur dann geht, wenn man die Motive "Paradigmen-Wechsel des NT" und "Rezeptions-Fähigkeit der Jünger" ignoriert. - Letzteres seien ja nur "Spekulationen", weshalb man ungerührt seinen Stiefel durchziehen kann. - Ich glaube, Du überschätzt die Deutungs-Reichweite der HKM.
Thaddäus hat geschrieben:Nur dann dürfen sie sich als intellektuell redlich betrachten.
Das sind diese Correctness-Redensarten, die nicht in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen - zu wenig. - Es ist WIRKLICH etwas komplizierter als das.
Thaddäus hat geschrieben:Die Ratzinger-Exegese und die Kanonische Exegese tun das Umgekehrte und ignorieren schlicht, was zu den eigenen Glaubensansichten nicht passen will.
Da ist was dran (eigentlich geht es mir gar nicht konkret um die kanonische Exegese, sondern um die Notwendigkeit, irgendetwas über die HKM zu setzen, damit die Deutung eines geistigen Buches nicht nach Abhaken technischer Disziplinen der HKM nicht als abgeschlossen missverstanden wird.
HKM ist keine Religion - deshalb sollte sie ihre eigenen Grenzen auch offen kommunizieren.