Pluto hat geschrieben:
Man nennt es einfach "Kollaps". Aber was ist eigentlich der "Kollaps"?
So weit ich weiß, gibt es kein Modell dafür.
Wie ich betonte, es gibt keine dynamische Gleichung dafür. Was das ist, ist schon klar.
Betrachtet man ein mikroskopisches System in Beziehung zu einer Observablen (z.B. den Spin), dann kann man das System so präparieren, dass die Messung der Observablen ein eindeutiges Ergebnis ergibt (Der Spin des Systems zeigt in eine Richtung). Mathematisch ist das System gleich einem Term für dieses Ergebnis der Observablen.
Nun wartet man einfach, d.h. das System entwickelt sich nach der Schrödinger Gleichung weiter. Nach einer Weile fragt man, wie das System in Bezug auf die Observable aussieht.
Man findet in der Regel keine eindeutige Antwort mehr. Das System befindet sich in Bezug auf diese Observable in einem verschränkten Zustand (mit der Wahrscheinlichkeit zeigt das System nach oben, mit der nach unten). Mathematisch ist das die Summe aus mehreren Termen, jeder stellt ein mögliches Ergebnis dar.
Messe ich aber nach, finde ich wieder eine eindeutige Antwort. Nach der Messung ist das System also wieder durch einen einzigen Term beschreibbar. Die anderen Terme sind verloren gegangen. Das nennt man den Kollaps.
Pluto hat geschrieben:
Dass die Unitatität verloren geht, ist nicht weiter schlimm. So lange die anderen beiden Axiome der Physik erhalten bleiben: (a) Information und (b) die Monogamie der Verschränkung.
Oh, die Unitarität spiegelt die Vollständigkeit einer physikalischen Beschreibung wieder. Schaffst du die ab, dann sagst du also: Es gibt Dinge, die durch meine Theorie nicht beschrieben wird. Die Theorie ist gar kein richtiges physikalisches Modell.
Das ist für eine grundlegende Modellierung also eine fundamentale Forderung. Nur eben mathematisch recht komplex.
Pluto hat geschrieben:
Was heißt "dissoziiert"?
Der Begriff ist mir aus der Chemie vertraut, aber in der Physik höre/lese ich ihn zum ersten Mal.
Ich habe ihn hier gebraucht, um anschaulich zu machen, was passiert.
Das Problem ist ja, dass ich aufgrund der Gleichungen eine Summe von Termen bekomme, bei einer Messung aber nur einen Term herausbekomme. Wo sind die anderen Terme hin?
Der Trick hier ist, dass ich gleich mit zwei Termen starte, einen, der das Mikrosystem darstellt, und der andere, der die Umgebung darstellt. Solange die beiden nicht miteinander in Kontakt stehen, kann man das ganz einfach als Summe unabhängig schreiben.
Jetzt lasse ich meine Schrödinger Gleichung wirken. Ich bekomme für mein Mikrosystem mehrere Terme, die die Verschränkungen darstellen. Davon bleibt einer übrig, die anderen werden von der Umgebung aufgenommen.
Da die Umgebung "unendlich" groß ist, verändert sich die Umgebung nicht oder nur so wenig, dass ich keine Chance habe, das zu merken.
Das ist so ähnlich, als würde eine glühende Herdplatte abkühlen und die Wärme wird von der Atmosphäre aufgenommen. Die Atmosphäre erwärmt sich, aber so wenig, dass ich davon nix merke.
Pluto hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Der Nachteil dieser Alternative ist, dass die Unentscheidbarkeit der Zukunft praktisch auf das Universum gehoben wird. Jetzt geht zwar alles seinen unitären Gang, aber wir wissen immer noch nicht, wie sich der Zustand des Universums als Ganzes entwickelt.
Der Laplace'sche Dämon lässt grüßen.

Meines Erachtens hatte der Laplacesche Dämon nur die Aufgabe, das Entropiegesetz zu unterlaufen, aber nicht, die zukünftige Entwicklung des Systems in Frage zu stellen. Klassisch war die Zukunft immer für alle Zeiten festgelegt.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.