SilverBullet hat geschrieben:
Es wäre zum Beispiel eine Aufgabe für die Philosophie, wenn sie die Ahnungslosigkeit der „Gläubigen“ exakt auf den Punkt bringen würde.
Das tut sie, SilverBullet, das tut sie, - sogar unermüdlich.
Und nebenbei bemerkt: auch den
Glauben von Materialisten, Idealisten, Skeptikern, Neurozentristen, Physikalisten und und und ... .
Denn genau das ist ihre ureigenste Aufgabe!
SilverBullet hat geschrieben:
Solivagus hat geschrieben:zum Glück hat Anselm von Canterbury bereits im Jahr 1077/78, mit seinem ontologischen Argument, die Gottesdefinition überhaupt formuliert.
Anselm beschreibt Gott als jenes Wesen, „worüber hinaus nichts Größeres (Vollkommeneres) gedacht werden kann“.
Damit ist bereits in Grundzügen das Wesen Gottes ausreichend beschrieben.
Die Voraussetzung hierzu ist, dass eine umfassende Korrektheit in unserem Denken vorliegt.
Eine umfassende Korrektheit in unserem Denken?
Diese umfassende Korrektheit garantiert die Logik und die Plausibilität des vorgebrachten Gedankens!
Jeder kann zunächst einmal alles definieren, was er will. Natürlich auch GOTT. Eine andere Frage ist es, ob das so Definierte dann auch "existiert".
Die Defintion
transzendenter Zahlen lautet z.B. so:
In der Mathematik heißt eine reelle Zahl (oder allgemeiner eine komplexe Zahl) transzendent, wenn sie nicht als Nullstelle eines Polynoms mit ganzzahligen Koeffizienten ungleich dem Nullpolynom auftreten kann. Andernfalls handelt es sich um eine algebraische Zahl. Jede transzendente Zahl ist überdies irrational. [aus Wiki zum Stichwort
"transzendente Zahl"]
Dass transzendente Zahlen
tatsächlich existieren (natürlich nicht in einer materiell-dinglichen Weise), haben z.B. die Mathematiker Charles Hermite bzw. Ferdinand von Lindemann mathematisch nachgewiesen ( "Ï€" (="Pi") ist z.B. eine transzendente Zahl).
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Der Logiker Kurt Gödel definiert GOTT in seinem ontologischen Gottesbeweis nun so (im modallogischen Kalkül S5):
Definition 1:
Ein Individuum ist göttlich (G), wenn es alle positiven Eigenschaften besitzt.
Gx ⇔ ∀X(PX → Xx)
Dann kommen eine Menge Axiome, weitere Defintionen und Korrolare (= logische Schlussfolgerungen)
Axiom 1: Jede Eigenschaft ist entweder positiv oder negativ.
P¬X → ¬PX.
¬PX → P¬X
Axiom 2: Was eine positive Eigenschaft notwendig einschließt, ist selbst eine positive Eigenschaft.
PX∧å£âˆ€x(Xx → Y x) → PY
Definition 1 (s.oben)
Axiom 3: Göttlich-sein ist eine positive Eigenschaft.
PG
Axiom 4: Positive Eigenschaften sind notwendig positiv.
PX → å£PX
Definition 2: Eine Eigenschaft X ist eine wesentliche Eigenschaft (Ess) eines Individuums x, wenn alle anderen Eigenschaften, die x hat, aus X notwendig folgen.
XEssx ⇔ Xx∧∀Y(Y x → å£âˆ€y(Xy → Y y))
Definition 3: Ein Individuum x existiert notwendig (E) genau dann, wenn alle wesentlichen Eigenschaften von x mit Notwendigkeit zutreffen.
Ex ⇔ ∀X(XEssx → å£âˆƒyXy)
Axiom 5: Notwendige Existenz (E) ist eine positive Eigenschaft.
PE
Axiom 6: Becker-Axiom (Wenn es möglich ist, dass es notwendig ist, dass A, dann ist A notwendig).
â—‡å£A → å£A
Aus diesen Axiomen und Defintionen werden folgende Sätze bewiesen:
Satz 1: Positive Eigenschaften sind konsistent in diesem System.
PX → ◇∃xXx
Korrolar 1: Es ist möglich, dass mindestens ein Individum existiert, das göttlich ist.
◇∃xGx
Satz 2: Göttlich-sein ist eine wesentliche Eigenschaft eines Individuums.
Gx → GEssx
Korrolar 2: Wenn zwei Individuen göttlich sind, dann sind sie notwendigerweise identisch.
Gx → å£âˆ€y(Gy → x=y)
Satz 3: Anselms Prinzip: Wenn die Existenz eines Individuums, das göttlich ist, möglich ist, dann ist sie notwendig.
◇∃Gx → å£âˆƒxGx
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Und folgender Satz ist dann die logisch korrekte Schlussfolgerung des ganzen gödelschen ontologischen Gottesbeweises formuliert in
Modalkalkül S5 (die Beweise der einzelnen Schritte erspare ich mir, da dies noch dreimal soviel Text und Formeln ergibt)!
Korrolar 3:
Es ist notwendig, dass mindestens ein Individuum x existiert, das göttlich ist und wenn es mehrere sind, dann sind sie mit x identisch.
å£âˆƒx (Gx∧∀y(Gy → x=y))
Ist das nicht umfassend korrektes Denken, lieber SilverBullet?
SilverBullet hat geschrieben:
Was kommt also dabei heraus, wenn die Fähigkeit, falsch zu liegen, in der Maximalausführung dazu verwenden wird, auf unsichtbare Weltzusammenhänge zu schliessen?
Wie du siehst, kann man ungemein korrekt auf unsichtbare Weltzusammenhänge schließen. Dieser Beweis eines einzigen Gottes mit nur positiven Eigenschaften von Gödel wurde übrigens durch einen Maschinenbeweiser mittlerweile als korrekt nachgewiesen.
(Ich kann dich aber beruhigen: das beweist dummerweise oder glücklicherweise immer noch nicht, dass GOTT tatsächlich existiert

)
SilverBullet hat geschrieben:
Das einzige Konkrete, was bei dieser „Definition“ erzeugt wird, ist ein Bauchgefühl, sozusagen eine gefühlte Bestätigung der Annahme, dass „Gott“ etwas „Grossartiges“ sein muss (das „wusste“ man auch vorher schon).
Das ist nun auch wieder falsch, denn mit einem Bauchgefühl hat der gödelsche Gottesbeweis wirklich nichts zu tun. Der besteht einzig und allein aus härtester Logik. Um zu zeigen, dass es sich nicht nur um Bauchgefühle handelt, habe ich das ganze logische Zeug hier ordentlich untereinander aufgeschrieben. In Philosophie und Logik geht es gerade nicht um Bauchgefühle, sondern um wirklich zwingende Argumentationen (im nicht immer erreichbaren Idealfall, - zugegeben!).
SilverBullet hat geschrieben:
Irgendwie wissen wir nach wie vor nicht, was „Gott“ sein soll…
Doch, was er sein soll, wissen wir schon. Aber ob er tatsächlich existiert, wissen wir immer noch nicht.
