Halman hat geschrieben:Machst Du hier gebrauch von der formalen Logik, indem Du den logischen Ausdruck "wenn - dann" bzw. "⊃" verwendest, formulierst also einen formal logisch gültige Aussage?Thaddäus hat geschrieben:Wenn die Kopenhagener Interpretation eine Rahmentheorie ist, um bestimmte subatomare Ereignisse theoretisch einordnen zu können, dann geht sie offensichtlich über eine bloße physikalische Methodik und also über bloße Physik hinaus. Das bedeutet also: physikalische Beobachtungen sind überhaupt nur philosophisch erklärbar.
Ich benutze das Konditional "Wenn ... dann" (oder "⊃"), um die Logik des Gedankens darzustellen, aber nicht mit dem Anspruch, einen fomal gültigen Syllogismus zu liefern, was einfach daran liegt, dass es sehr viel Aufwand und Text brauchen würde, um auch nur diese einfache Schlussfolgerung formallogisch komplett darzustellen. Dazu müssten alle Begriffe definiert und eine der gültigen logischen Schlussformen (ein gültiger Syllogismus) gewählt werden. So muss mein "Wenn .... dann-Satz" auf intuitiver Ebene einleuchten, wobei ich davon ausgehe, dass der Leser und ich in etwa dasselbe Verständnis von "Rahmentheorie", "physikalische Methodik", "Physik" usw. haben.
Nicht ganz. Eine Schlussform wird es so:Halman hat geschrieben: Ist folgende Darstellung korrekt?
Prämissen
1. die Kopenhagener Interpretation ist eine Rahmentheorie
2. um bestimmte subatomare Ereignisse theoretisch einordnen zu können (Unterargument)
________________________________________________________________
Konklusion
3. sie geht offensichtlich über eine bloße physikalische Methodik und also über bloße Physik hinaus.
Prämissen
1. Physik ist die Anwendung physikalischer Methoden, dass Erheben von Daten mit physikalischen Methoden und ihre math. Auswertung.
2. Keine Anwendung physikalischer Methoden, die Erhebung von Daten und ihre math. Auswertung ergibt eine Rahmentheorie.
________________________________________________________________
Konklusion
3. also: Keine Rahmentheorie ist Physik.
Das sollte dann eigentlich die Schlussform: AEE = Modus Calemes sein (unter Vorbehalt, ich bin mir nicht ganz sicher und müsste es nachprüfen).
Allerdings ist in diesem Syllogismus noch nicht die Kopenhagener Theorie untergebracht. Es fehlt die Prämisse: Die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik ist ein Rahmentheorie.
Das sollte man sogar immer machen. Also die formale Gültigkeit des Schlusses und die Prämissen prüfen. Die formale Logik selbst muss nicht geprüft werden: die ist wie sie ist.Halman hat geschrieben: Einerseits könnte man versuchen deine formale Logik zu kritisieren und prüfen, ob Dein Argument logisch gültig ist.

Der Streit bei solchen logischen Ableitungen geht stets um die Korrektheit der Prämissen. Verwendet man nämlich eine gültige Schlussform, so ist die rein formal immer korrekt.
Genau so ist es.Halman hat geschrieben: Ich gehe davon aus, dass es logisch gültig ist. Damit kann man freilich nicht prüfen, ob die Prämissen inhaltlich korrekt sind. Dies bedeutet nur, dass die Konklusion notwendig wahr ist, wenn die Prämissen wahr sind.
Man kann die Physik natürlich auch weiter fassen als ihre physikalische Methodik und die mathematische Auswertung. Allerdings macht erst ihre spezielle Mehodik die Physik zur Physik. Zu den Prämissen der Physik gehört z.B. die kausale (bzw. statistisch-kausale) Geschlossenheit des Universums: dass also jedes Ereignis eine Ursache hat bzw. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintritt.Halman hat geschrieben: Den Halbsatz, den ich oben als Konklusion identifiziert habe, enthält meiner Meinung nach auch eine Prämisse, nämlich:
physikalische Methodik ≡ Physik
Ich bin mir nicht sicher, ob es Sachgerecht ist, Physik auf physikalische Methodik im Sinne von mathematischen Messergebnissen und bloßer Mathematik zu begreifen.
Fasst man die Physik aber um so weiter, je mehr wird sie automatisch zur Philosophie, weil sich die Themenbereich irgendwann überscheniden. Kann man an der Quantenphysik und der Kosmologie ja auch sehr schön sehen. Plötzlich sehen sich Physiker dazu genötigt, auch ein paar Worte über Gott und was die Welt im Innersten zusammenhält zu verlieren. Es gibt jedoch keine grundsätzliche Feindschaft zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie. Höchstens fachliche Inkompetenzen mancher, die in diesem Grenzbereich unterwegs sind.
Ja, alle Naturwissenschaften haben sich aus der Naturphilosophie ergeben und sich als eigenständige Wissenschaften über ihre speziellen methoden emanzipiert.Halman hat geschrieben: ... von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp. Darin sagt er u.a. aus:
Demzufolge hat sich die Physik als exakte Wissenschaft direkt aus der Naturphilosophie heraus entwickelt.Zitat von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp:
Ein wirklicher Paradigmawechsel
In der Tat ist der Wechsel von der Aristotelischen zur Newtonschen Physik ein höchst bedeutsamer Prozess in der Geschichte der Wissenschaft gewesen. Es war nicht nur ein Paradigmenwechsel sondern der Übergang von einer Naturphilosophie zur einer Naturwissenschaft. Dieser Wechsel wurde von Galilei angestoßen und zwei Generationen später schon wird die "neue Wissenschaft", wie Galilei sie genannt hat, durch Newton zum ersten Höhepunkt geführt. Sie stützt sich auf das Experiment und - das ist das wirklich Revolutionäre - auf die Mathematik in der Formulierung ihrer Aussagen.
Si.Halman hat geschrieben:Zitat von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp:
Der Galileische Paradigmenwechsel war ein singulärer Prozess. Danach sah die Welt der Naturforschung ganz anders aus. Es gab nun die Naturphilosophie mit ihren Begriffen und qualitativen Vorstellungen und anderseits die Naturwissenschaften, in der quantitative, mathematisch formulierbare und damit exakt überprüfbare Aussagen eine vorherrschende Rolle spielten.
Eben, - und das betrifft natürlich vor allem die grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Physik und anderen Naturwissenschaften.Halman hat geschrieben: Daraus leite ich ab, dass Physik mehr als nur mathematisch-physikalische Methodik und Messwerte umfasst. Zur Physik gehört meiner Meinung nach auch die begriffliche, naturphilosophische Ebene.
Der heute vor allem herrschende Streit zwischen der Philosophie und der Physik dreht sich und die modern gewordenen Verabsolutierung der physikalischen Sicht auf die Welt, die eben die Welt in all ihren Aspekten und Facetten nicht zu fassen vermag. Es wird aber so getan, als ob das ginge.
Solltest du auch nicht! Die Logik ist wie die Mathematik nicht ganz leicht zu erlernen, aber es kann Spaß machen.Halman hat geschrieben: Freilich lasse ich mich davon nicht abschrecken.

Nur in aller Kürze ...Halman hat geschrieben: Welche philosphischen Fehler begeht R. Dawkins in seinem Buch "Der Gotteswahn"?
Welche philosphischen Fehler begeht S. W. Hawkings in seinen Büchern?
Welche philosphischen Fehler begeht L. M. Krauss in seinem Buch "Das Universum aus dem Nichts"?
1. Dawkins macht viele Fehler. Er macht Kant zu einem Atheisten, was schlicht falsch ist. Als Evolutionsbiologe versucht er alles evolutionär zu erklären, was aber manchmal nicht hinhaut. Seine Kritik an den Gottesbeweisen ist fachlich oft inkorrekt usw. usf.
2. Er unterschätzt grundsätzlich die Philosophie, weil er sich zu schlecht in ihr auskennt.
3. Krauss versucht die Entstehung des UNiversums aus Nichts physikalisch zu erklären und bemerkt dabei, dass er das nicht kann, weil er nämlich von einem absoluten Nichts ausgeht, welches es aber nicht geben kann. Das hat vor über 700 Jahren bereits der mittelalterliche Scholastiker und Theologe Johannes Duns Scotus herausgefunden und darum zwischen relativen und absoluten Nichts unterschieden. Er stellte fest, dass auch Gott nicht aus einem absoluten, sondern nur aus einem relativen Nichts die Welt geschaffen haben kann. Auf die Idee eines relativen Nichts kommt Krauss aber nicht, anders als Duns Scotus ...