Wird die Philosophie unterschätzt?

Philosophisches zum Nachdenken
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Thaddäus
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#31 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Thaddäus » Di 22. Dez 2015, 20:30

Halman hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Wenn die Kopenhagener Interpretation eine Rahmentheorie ist, um bestimmte subatomare Ereignisse theoretisch einordnen zu können, dann geht sie offensichtlich über eine bloße physikalische Methodik und also über bloße Physik hinaus. Das bedeutet also: physikalische Beobachtungen sind überhaupt nur philosophisch erklärbar.
Machst Du hier gebrauch von der formalen Logik, indem Du den logischen Ausdruck "wenn - dann" bzw. "⊃" verwendest, formulierst also einen formal logisch gültige Aussage?

Ich benutze das Konditional "Wenn ... dann" (oder "⊃"), um die Logik des Gedankens darzustellen, aber nicht mit dem Anspruch, einen fomal gültigen Syllogismus zu liefern, was einfach daran liegt, dass es sehr viel Aufwand und Text brauchen würde, um auch nur diese einfache Schlussfolgerung formallogisch komplett darzustellen. Dazu müssten alle Begriffe definiert und eine der gültigen logischen Schlussformen (ein gültiger Syllogismus) gewählt werden. So muss mein "Wenn .... dann-Satz" auf intuitiver Ebene einleuchten, wobei ich davon ausgehe, dass der Leser und ich in etwa dasselbe Verständnis von "Rahmentheorie", "physikalische Methodik", "Physik" usw. haben.

Halman hat geschrieben: Ist folgende Darstellung korrekt?

Prämissen
1. die Kopenhagener Interpretation ist eine Rahmentheorie
2. um bestimmte subatomare Ereignisse theoretisch einordnen zu können (Unterargument)
________________________________________________________________
Konklusion
3. sie geht offensichtlich über eine bloße physikalische Methodik und also über bloße Physik hinaus.
Nicht ganz. Eine Schlussform wird es so:

Prämissen
1. Physik ist die Anwendung physikalischer Methoden, dass Erheben von Daten mit physikalischen Methoden und ihre math. Auswertung.
2. Keine Anwendung physikalischer Methoden, die Erhebung von Daten und ihre math. Auswertung ergibt eine Rahmentheorie.
________________________________________________________________
Konklusion
3. also: Keine Rahmentheorie ist Physik.

Das sollte dann eigentlich die Schlussform: AEE = Modus Calemes sein (unter Vorbehalt, ich bin mir nicht ganz sicher und müsste es nachprüfen).
Allerdings ist in diesem Syllogismus noch nicht die Kopenhagener Theorie untergebracht. Es fehlt die Prämisse: Die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik ist ein Rahmentheorie.


Halman hat geschrieben: Einerseits könnte man versuchen deine formale Logik zu kritisieren und prüfen, ob Dein Argument logisch gültig ist.
Das sollte man sogar immer machen. Also die formale Gültigkeit des Schlusses und die Prämissen prüfen. Die formale Logik selbst muss nicht geprüft werden: die ist wie sie ist. ;)
Der Streit bei solchen logischen Ableitungen geht stets um die Korrektheit der Prämissen. Verwendet man nämlich eine gültige Schlussform, so ist die rein formal immer korrekt.

Halman hat geschrieben: Ich gehe davon aus, dass es logisch gültig ist. Damit kann man freilich nicht prüfen, ob die Prämissen inhaltlich korrekt sind. Dies bedeutet nur, dass die Konklusion notwendig wahr ist, wenn die Prämissen wahr sind.
Genau so ist es.

Halman hat geschrieben: Den Halbsatz, den ich oben als Konklusion identifiziert habe, enthält meiner Meinung nach auch eine Prämisse, nämlich:
physikalische Methodik ≡ Physik
Ich bin mir nicht sicher, ob es Sachgerecht ist, Physik auf physikalische Methodik im Sinne von mathematischen Messergebnissen und bloßer Mathematik zu begreifen.
Man kann die Physik natürlich auch weiter fassen als ihre physikalische Methodik und die mathematische Auswertung. Allerdings macht erst ihre spezielle Mehodik die Physik zur Physik. Zu den Prämissen der Physik gehört z.B. die kausale (bzw. statistisch-kausale) Geschlossenheit des Universums: dass also jedes Ereignis eine Ursache hat bzw. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintritt.

Fasst man die Physik aber um so weiter, je mehr wird sie automatisch zur Philosophie, weil sich die Themenbereich irgendwann überscheniden. Kann man an der Quantenphysik und der Kosmologie ja auch sehr schön sehen. Plötzlich sehen sich Physiker dazu genötigt, auch ein paar Worte über Gott und was die Welt im Innersten zusammenhält zu verlieren. Es gibt jedoch keine grundsätzliche Feindschaft zwischen den Naturwissenschaften und der Philosophie. Höchstens fachliche Inkompetenzen mancher, die in diesem Grenzbereich unterwegs sind.

Halman hat geschrieben: ... von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp. Darin sagt er u.a. aus:
Zitat von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp:
Ein wirklicher Paradigmawechsel

In der Tat ist der Wechsel von der Aristotelischen zur Newtonschen Physik ein höchst bedeutsamer Prozess in der Geschichte der Wissenschaft gewesen. Es war nicht nur ein Paradigmenwechsel sondern der Übergang von einer Naturphilosophie zur einer Naturwissenschaft. Dieser Wechsel wurde von Galilei angestoßen und zwei Generationen später schon wird die "neue Wissenschaft", wie Galilei sie genannt hat, durch Newton zum ersten Höhepunkt geführt. Sie stützt sich auf das Experiment und - das ist das wirklich Revolutionäre - auf die Mathematik in der Formulierung ihrer Aussagen.
Demzufolge hat sich die Physik als exakte Wissenschaft direkt aus der Naturphilosophie heraus entwickelt.
Ja, alle Naturwissenschaften haben sich aus der Naturphilosophie ergeben und sich als eigenständige Wissenschaften über ihre speziellen methoden emanzipiert.

Halman hat geschrieben:
Zitat von Prof. em. Dr. Josef Honerkamp:
Der Galileische Paradigmenwechsel war ein singulärer Prozess. Danach sah die Welt der Naturforschung ganz anders aus. Es gab nun die Naturphilosophie mit ihren Begriffen und qualitativen Vorstellungen und anderseits die Naturwissenschaften, in der quantitative, mathematisch formulierbare und damit exakt überprüfbare Aussagen eine vorherrschende Rolle spielten.
Si.

Halman hat geschrieben: Daraus leite ich ab, dass Physik mehr als nur mathematisch-physikalische Methodik und Messwerte umfasst. Zur Physik gehört meiner Meinung nach auch die begriffliche, naturphilosophische Ebene.
Eben, - und das betrifft natürlich vor allem die grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der Physik und anderen Naturwissenschaften.

Der heute vor allem herrschende Streit zwischen der Philosophie und der Physik dreht sich und die modern gewordenen Verabsolutierung der physikalischen Sicht auf die Welt, die eben die Welt in all ihren Aspekten und Facetten nicht zu fassen vermag. Es wird aber so getan, als ob das ginge.

Halman hat geschrieben: Freilich lasse ich mich davon nicht abschrecken.
Solltest du auch nicht! Die Logik ist wie die Mathematik nicht ganz leicht zu erlernen, aber es kann Spaß machen. :)

Halman hat geschrieben: Welche philosphischen Fehler begeht R. Dawkins in seinem Buch "Der Gotteswahn"?
Welche philosphischen Fehler begeht S. W. Hawkings in seinen Büchern?
Welche philosphischen Fehler begeht L. M. Krauss in seinem Buch "Das Universum aus dem Nichts"?
Nur in aller Kürze ...
1. Dawkins macht viele Fehler. Er macht Kant zu einem Atheisten, was schlicht falsch ist. Als Evolutionsbiologe versucht er alles evolutionär zu erklären, was aber manchmal nicht hinhaut. Seine Kritik an den Gottesbeweisen ist fachlich oft inkorrekt usw. usf.
2. Er unterschätzt grundsätzlich die Philosophie, weil er sich zu schlecht in ihr auskennt.
3. Krauss versucht die Entstehung des UNiversums aus Nichts physikalisch zu erklären und bemerkt dabei, dass er das nicht kann, weil er nämlich von einem absoluten Nichts ausgeht, welches es aber nicht geben kann. Das hat vor über 700 Jahren bereits der mittelalterliche Scholastiker und Theologe Johannes Duns Scotus herausgefunden und darum zwischen relativen und absoluten Nichts unterschieden. Er stellte fest, dass auch Gott nicht aus einem absoluten, sondern nur aus einem relativen Nichts die Welt geschaffen haben kann. Auf die Idee eines relativen Nichts kommt Krauss aber nicht, anders als Duns Scotus ...

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#32 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Pluto » Di 22. Dez 2015, 20:47

Thaddäus hat geschrieben:Eine Schlussform wird es so:

Prämissen
1. Physik ist die Anwendung physikalischer Methoden, dass Erheben von Daten mit physikalischen Methoden und ihre math. Auswertung.
2. Keine Anwendung physikalischer Methoden, die Erhebung von Daten und ihre math. Auswertung ergibt eine Rahmentheorie.
________________________________________________________________
Konklusion
3. also: Keine Rahmentheorie ist Physik.

Das sollte dann eigentlich die Schlussform: AEE = Modus Calemes sein (unter Vorbehalt, ich bin mir nicht ganz sicher und müsste es nachprüfen).
Allerdings ist in diesem Syllogismus noch nicht die Kopenhagener Theorie untergebracht. Es fehlt die Prämisse: Die Kopenhagener Interpretation der Quantenphysik ist ein Rahmentheorie.
Da die "Kopehagener Deutung" keneswegs ein Rahmentheorie ist, sondern lediglich (wie der Name schon sagt) eine Interpretation von Messergebnissen innerhalb einer Theorie, leuchtet mir überhaupt nicht ein, warum diese Prämissen/Konklusion überhaupt relevant sein sollten.

Thaddäus hat geschrieben:3. Krauss versucht die Entstehung des UNiversums aus Nichts physikalisch zu erklären und bemerkt dabei, dass er das nicht kann, weil er nämlich von einem absoluten Nichts ausgeht, welches es aber nicht geben kann. Das hat vor über 700 Jahren bereits der mittelalterliche Scholastiker und Theologe Johannes Duns Scotus herausgefunden und darum zwischen relativen und absoluten Nichts unterschieden. Er stellte fest, dass auch Gott nicht aus einem absoluten, sondern nur aus einem relativen Nichts die Welt geschaffen haben kann. Auf die Idee eines relativen Nichts kommt Krauss aber nicht, anders als Duns Scotus ...
Das halte ich für sehr spitzfindig, Thaddäus.

Erstens... Krauss verwendet zwar nicht die Terminologie von Duns Scotus, aber er geht von einem pulsierenden und bebenden "Quantenvakuum" aus.
Zweitens... Müsste man das Nichts etwas genauer definieren. In der Physik und in der Umgangssprache bedeutet "nichts" lediglich die Abwesenheit von Materie. Doch man vermutet schon lange, dass das Nichts von Feldern durchzogen wird, und dessen ist sich Krauss sehr wohl bewusst (siehe Quantenfeldtheorie).

Ergo stimmt deine Aussage nicht, dass Krauss nicht auf die alte Idee des "relativen" Nichts zurückgreift. Das tut er sehr wohl, auch wenn er es bevorzugt, das Quantenvakuum nicht so zu benennen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#33 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Thaddäus » Di 22. Dez 2015, 22:59

Pluto hat geschrieben: Da die "Kopehagener Deutung" keneswegs ein Rahmentheorie ist, sondern lediglich (wie der Name schon sagt) eine Interpretation von Messergebnissen innerhalb einer Theorie, leuchtet mir überhaupt nicht ein, warum diese Prämissen/Konklusion überhaupt relevant sein sollten.
Also, wenn das keine Rahmentheorie ist, dann weiß ich nicht, was sonst eine Rahmentheorie sein sollte.

Pluto hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:3. Krauss versucht die Entstehung des UNiversums aus Nichts physikalisch zu erklären und bemerkt dabei, dass er das nicht kann, weil er nämlich von einem absoluten Nichts ausgeht, welches es aber nicht geben kann. Das hat vor über 700 Jahren bereits der mittelalterliche Scholastiker und Theologe Johannes Duns Scotus herausgefunden und darum zwischen relativen und absoluten Nichts unterschieden. Er stellte fest, dass auch Gott nicht aus einem absoluten, sondern nur aus einem relativen Nichts die Welt geschaffen haben kann. Auf die Idee eines relativen Nichts kommt Krauss aber nicht, anders als Duns Scotus ...
Das halte ich für sehr spitzfindig, Thaddäus.
Ich finde das gar nicht so spitzfindig. Es ist eine philosophische, genauer: ontologische Einsicht, dass ein absolutes Nichts denkunmöglich ist. Im Grunde wird das bereits von Parmenides erkannt ("Das Sein ist, Nicht-sein ist nicht"). Krauss müht sich ab und landet physikalisch am Ende doch nur bei einem Quantenvakuum, welches Eigenschaften hat. Damit ist es nicht nichts. Duns Scotus dagegen begreift lange vor ihm, dass es nicht Nichts geben kann und versteht, dass dieser logische Umstand selbst Gott insofern einschränkt, dass er nicht aus absoluten Nichts erschaffen kann. Würde Krauss Parmenides und Duns Scotus kennen, würde es ihm helfen, seine physikalischen Einsichten philosophisch besser auf den Punkt zu bringen. Er verstünde, dass weder er noch Gott etwas aus einem absoluten Nichts erschaffen können. ;)

Pluto hat geschrieben: Erstens... Krauss verwendet zwar nicht die Terminologie von Duns Scotus, aber er geht von einem pulsierenden und bebenden "Quantenvakuum" aus.
Genau.

Pluto hat geschrieben: Zweitens... Müsste man das Nichts etwas genauer definieren. In der Physik und in der Umgangssprache bedeutet "nichts" lediglich die Abwesenheit von Materie. Doch man vermutet schon lange, dass das Nichts von Feldern durchzogen wird, und dessen ist sich Krauss sehr wohl bewusst (siehe Quantenfeldtheorie).
Das ist richtig. Nur kann etwas, das "von Feldern durchzogen" ist, eben nicht absolutes Nichts sein.

Pluto hat geschrieben: Ergo stimmt deine Aussage nicht, dass Krauss nicht auf die alte Idee des "relativen" Nichts zurückgreift. Das tut er sehr wohl, auch wenn er es bevorzugt, das Quantenvakuum nicht so zu benennen.
Dann hätte sein Buch mit der Einsicht enden müssen, dass sein Universum physikalisch nicht aus (absolutem) Nichts entsteht, sondern allenfalls aus einem relativen Nichts (mit seinen Worten also aus einem Quantenvakuum, in dem aber jederzeit virtuelle Teilchen ins Sein springen können).

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#34 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Halman » Di 22. Dez 2015, 23:04

Pluto hat geschrieben:Ergo stimmt deine Aussage nicht, dass Krauss nicht auf die alte Idee des "relativen" Nichts zurückgreift. Das tut er sehr wohl, auch wenn er es bevorzugt, das Quantenvakuum nicht so zu benennen.
Nach meinen Informationen meint Krauss nicht das Quantenvakuum, wenn er vom "Nichts" spricht. Diesbezüglich verweise ich auf meine Beiträge vom 15. Jul 2015 und 17. Jul 2015,, sowie auf das Vorwort von Krauss (sofern es nicht erscheint, bitte einfach auf das Buch klicken) und sein Kapitel Nichts ist etwas.

In der Bücherbeschreibung wird zum "Nichts" erklärt:
### Gemäss den Aussagen von Krauss besteht tatsächlich die Möglichkeit, das unser Universum aus einem "Nichts" hervorgegangen ist, dass es die Variante gibt, dass wir unsere Existenz, unsere Entstehung nach der Theorie des Multiversums zu verdanken haben... hier sollen neue Universen aus dem Nichts (...kann also Etwas aus dem Nichts ...) entstehen, diese letztere Variante finde ich für mich persönlich am plausibelsten.
Wenn ich mich richtig erinnere, meint er zu "Nichts" nicht, dass dies ein Ort ist, welcher Nichts ist - ohne irgend Etwas. Sondern eben da ist Etwas aus welchem dann Neues, etwas ganz anderes entstehen kann - es hat dann lediglich den Schein, dass dieses Neues aus dem Nichts entstanden sei - aus dem Grund, dass das neue Etwas nichts mit dem alten Etwas gemein hat, man also das neue Etwas nicht auf eine Ursprungsversion zurückführen/leiten kann ...

### Kapitel 11, Definition "Nichts", Etwas oder Nichts ?, Multiversum
### Zur Definition von "Nichts" gibt es eine interessante Textpassage auf Seite 230:
"Soweit ich bislang dargestellt habe, wie etwas fast immer aus einem "Nichts" hervorgehen kann, habe ich mich entweder darauf konzentriert, dass etwas aus einem bereits vorhandenen leeren Raum hervorgeht oder dass der leere Raum aus absolut keinem Raum entsteht. Für mich funktionieren beide Ausgangsbedingungen, wenn ich sie mir als "Abwesenheit eines Seienden" vorstelle, was sie zu möglichen Kandidaten für das Nichts macht"
### Zur Frage warum etwas und nicht nichts..., eine gute Textpassage auf Seite 235:
"In einem Multiversum der hier erörterten Art könnte es eine unendliche Zahl potenziell unendlich grosser oder unendlich kleiner Regionen geben, in denen sich einfach "nichts" befindet, und es könnte Bereiche geben, in denen "etwas" vorhanden ist. In diesem Fall wird die Antwort auf die Frage, warum es statt nichts überhaupt etwas gibt, fast banal: Es gibt einfach deshalb etwas, weil wir, wenn es nichts gäbe, nicht hier leben würden"
Mich überzeugt diese Argumentation nicht, zumal Krauss offenbar auf eine stark popularisierte Darstellung von virtuellen Teilchenpaaren zurückgreift, um seine Argumentation vorzutragen.
### Kapitel 10 "Das Nichts ist instabil" Hier geht es um unsere "Schöpfung", aber im wissenschaftlichen Sinne:
Das "Nichts" ist ein Raum, ein leerer Raum - und im leeren Raum gibt es die Energie des leeren Raums mit den sogenannten virtuellen Teilchen und die Gesetze der Physik. Diese Teilchen aber bleiben für uns "unsichtbar" bzw nicht direkt beobachtbar, da sie so schnell entstehen und wieder vergehen - darum wird auch gesagt, dass das "Nichts" instabil ist - sprich es kann sich jederzeit etwas bilden, etwas entstehen - aus solch einem "Entstehen", solch einem "Augenblick" sind auch wir bzw unser bekanntes Universum hervorgegangen - wir sind also etwas aus dem "Nichts".
Virtuelle Teilchen tauchen nach meiner Kenntnis bei Wechselwirkungen zwischen Quantenfeldern auf.
Auch bei Feynman-Diagrammen handelt es sich i.d.R. bei den inneren Graphen, welche die Beteiligung von Quantenfeldern am Prozess darstellen, um viruelle Teilchen.
Doch bloße Vakuumfluktuationen haben nach meiner sehr bescheidenen Kenntnis nichts mit virtuellen Teilchen zu tun, sondern lediglich mit der Unschärfe von Quantenfeldern. Mehr dazu HIER.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#35 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Pluto » Mi 23. Dez 2015, 00:12

Thaddäus hat geschrieben:Also, wenn das keine Rahmentheorie ist, dann weiß ich nicht, was sonst eine Rahmentheorie sein sollte.
Also, wenn eine Interpretation und Rahmentheorie Synonyme sind, dann verstehe ich nicht warum man nirgendwo den Begriff "Kopenhagener Rahmentheorie" findet.

Thaddäus hat geschrieben:Ich finde das gar nicht so spitzfindig. Es ist eine philosophische, genauer: ontologische Einsicht, dass ein absolutes Nichts denkunmöglich ist. Im Grunde wird das bereits von Parmenides erkannt ("Das Sein ist, Nicht-sein ist nicht"). Krauss müht sich ab und landet physikalisch am Ende doch nur bei einem Quantenvakuum, welches Eigenschaften hat. Damit ist es nicht nichts.
Mit solchen Aussagen versuchen Philosophen im Grrunde nur zu verschleiern; so was bezeichne ich nun mal als spitzfindig. Es sind letzen Endes lediglich Wortspielereien.

Wichtig ist: Krauss weiß und der Leser weiß, dass er es weiß, dass ein Vakuum im klassischen Sinn keine Materie enthält. Aber die klassische Physik (auch Dus Scotus) kannte keine Quantenfelder in ihrem Repertoire. Man muss deswegen nicht aus die alte Vermutung eines relativen Nichts zurückgreifen, schon gar nicht in einem Buch welches den Anspruch philosophisch zu sein nicht erhebt.

Thaddäus hat geschrieben:Nur kann etwas, das "von Feldern durchzogen" ist, eben nicht absolutes Nichts sein.
Nun. Vor dem 20. Jahrhundert hat man fälschlicherweise genau das getan. Das man das heute anders sieht ist Fortschritt.

Thaddäus hat geschrieben:Dann hätte sein Buch mit der Einsicht enden müssen, dass sein Universum physikalisch nicht aus (absolutem) Nichts entsteht, sondern allenfalls aus einem relativen Nichts (mit seinen Worten also aus einem Quantenvakuum, in dem aber jederzeit virtuelle Teilchen ins Sein springen können).
[/quote]Nennen wir es dichterische Freiheit. Das Buch ist schließlich für Laien geschrieben worden. Krauss verwendete die alltägliche Definition von "Nichts".
Hast du das Buch gelesen? Ein ganzes Kapitel ist übrigens genau diesem Unterschied zwischen klassischem Nichts und dem Quantenvakuum gewidmet.

PS:
In der Physik, bezeichnet man virtuelle Teilchen die "ins Sein springen" als reale Teilchen. Virtuelle Teilchen "springen" nigendwo hin, denn sie sind vermutlich nichts weiter als Energieschwankungen (einer bestimmten Wellenlänge) des Quantenfelds.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#36 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Thaddäus » Mi 23. Dez 2015, 08:04

Halman hat geschrieben: Nach meinen Informationen meint Krauss nicht das Quantenvakuum, wenn er vom "Nichts" spricht. Diesbezüglich verweise ich auf meine Beiträge vom 15. Jul 2015 und 17. Jul 2015,, sowie auf das Vorwort von Krauss (sofern es nicht erscheint, bitte einfach auf das Buch klicken) und sein Kapitel Nichts ist etwas.
Vielen Dank für deine Richtigstellungen zur Begrifflichkeit von Krauss, Halman, denen ich gerne zustimme! Ich konnte mich zwar sehr gut an meine Kritik an Krauss' Buch erinnern, leider aber nicht mehr daran, was er genau geschrieben hat. :lol:

Halman hat geschrieben: Wenn ich mich richtig erinnere, meint er zu "Nichts" nicht, dass dies ein Ort ist, welcher Nichts ist - ohne irgend Etwas. Sondern eben da ist Etwas aus welchem dann Neues, etwas ganz anderes entstehen kann - es hat dann lediglich den Schein, dass dieses Neue aus dem Nichts entstanden sei - aus dem Grund, dass das neue Etwas nichts mit dem alten Etwas gemein hat, man also das neue Etwas nicht auf eine Ursprungsversion zurückführen/leiten kann ...
Ja. Für mich wäre es genau deshalb konsequent gewesen, wenn Krauss sein Buch damit begonnen hätte, klarzustellen, von welchem Nichts er im Weiteren sinnervollerweise überhaupt nur sprechen kann. Seine Überlegungen zu einem natürlichen Beginn des Universum aus einem Nichts soll ja am Ende jede Spekulation darüber überflüssig machen, dass dafür ein Gott benötigt wird. Ob er will oder nicht, lehnt er sich mit diesem Anliegen tief in die Philosophie und Metaphysik hinein. Also wäre es sinnvoll gewesen, hätte er etwas Sachgerechtes zu Parmenides und Duns Scotus sagen können, die sein Ergebnis in der Sprache ihrer Zeit in gewisser Weise vorwegnehmen. Kurzum: es wäre also hilfreich gewesen, wenn er sich besser in der Philosophiegeschichte und der Metaphysik ausgekannt hätte. Es wäre IHM dienlich gewesen und seinem Anliegen in diesem Buch! Stattdessen aber betont er, dass die Philosophie hierzu nichts wirklich Fundiertes sagen könne. Was nachweislich falsch ist.

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#37 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Hemul » Mi 23. Dez 2015, 08:30

Pluto hat geschrieben: Wichtig ist: Krauss weiß und der Leser weiß, dass er es weiß, dass ein Vakuum im klassischen Sinn keine Materie enthält.
Noch wichtiger ist anzuerkennen, dass zwar ein Vakuum keine Materie enthält-aber außerhalb davon es Atome-Moleküle -Materie-und damit eine Macht o Pardon- :shock: "KRAFT" geben muss--wie man das nachfolgend an einem einfachen simplen Beispiel unmissverständlich ableiten kann:

http://www.cosmiq.de/qa/show/441573/wie ... ht-vakuum/
Aus einem Behälter wird die Luft ausgepumpt, und dadurch entsteht ein Luftleerer Raum - das Vakuum
Einfach Simpel und für jeden verständlich. Aber wer ist für das größere Vakuum verantwortlich? Jonny Nix kann es nach obiger Logik doch unmöglich sein? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#38 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Pluto » Mi 23. Dez 2015, 10:01

Hemul hat geschrieben:Einfach Simpel und für jeden verständlich. Aber wer ist für das größere Vakuum verantwortlich? Jonny Nix kann es nach obiger Logik doch unmöglich sein? :roll:
Ja. Simple Antworten für simple Gemüter. ;)
Kannst du deine naive Vermutung auch begründen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#39 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Hemul » Mi 23. Dez 2015, 10:14

Pluto hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben:Einfach Simpel und für jeden verständlich. Aber wer ist für das größere Vakuum verantwortlich? Jonny Nix kann es nach obiger Logik doch unmöglich sein? :roll:
Kannst du diese naiv kindische Vermutung auch begründen?
Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich auf Dein plumpes Ablenkungsmanöver hereinfalle? :lol: Alle bedeutenden Physiker wie z.B. Newton konnten selbst schwierigste Themen mit einfachen Worten erklären.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 72494.html
So soll er im Jahr 1660 in einem Garten in seinem Heimatort im Norden Englands gesessen und vor sich hin gegrübelt haben, als er den Apfel vom Baum fallen sah. Newton war an seinen Heimatort zurückgekehrt, weil die Cambridge-Universität, wo er studierte, wegen eines Pest-Ausbruchs geschlossen worden war.
Erkläre Du Experte uns jetzt bitte wenn möglich mit einfach verständlichen Worten was an folgender Aussage verkehrt sein soll:
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 30#p179726
Aus einem Behälter wird die Luft ausgepumpt, und dadurch entsteht ein Luftleerer Raum - das Vakuum
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#40 Re: Kubitzas Dogmenwahn (Bewusstseinsdroge)

Beitrag von Pluto » Mi 23. Dez 2015, 10:58

Hemul hat geschrieben:Alle bedeutenden Physiker wie z.B. Newton konnten selbst schwierigste Themen mit einfachen Worten erklären.
Newton ist überholt...
Heute gelten die Gesetze Einsteins, die bei langsamen Geschwindigkeiten (im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit) mit Newton übereinstimmen.
Und nun darfst du weiter von Newton träumen...

Nebenbei... Newton war auch ein hervorragender Theologe.

Hemul hat geschrieben:http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 72494.html
So soll er im Jahr 1660 in einem Garten in seinem Heimatort im Norden Englands gesessen und vor sich hin gegrübelt haben, als er den Apfel vom Baum fallen sah. Newton war an seinen Heimatort zurückgekehrt, weil die Cambridge-Universität, wo er studierte, wegen eines Pest-Ausbruchs geschlossen worden war.
"Soll" ist hier richtig. Die Geschichte mit dem Apfel wird zwar überall kolportiert, aber sie ist wahrscheinlich später entstanden und deshalb ziemlich sicher frei erfunden.

Hemul hat geschrieben:Erkläre Du Experte uns jetzt bitte wenn möglich mit einfach verständlichen Worten was an folgender Aussage verkehrt sein soll:
http://www.4religion.de/viewtopic.php?f ... 30#p179726
Aus einem Behälter wird die Luft ausgepumpt, und dadurch entsteht ein Luftleerer Raum - das Vakuum
:wave:
Aber Hemul-chen-chen, liest du denn nicht meine Beiträge?
Habe ich längst in meiner Antwort an Thaddäus getan: http://www.4religion.de/viewtopic.php?p=179687#p179687

Man müsste das Nichts etwas genauer definieren. In der Physik und in der Umgangssprache bedeutet "nichts" die Abwesenheit von Materie. Doch man vermutet seit nunmehr fast einem halben Jahrhundert, dass das Nichts von Feldern durchzogen wird. Also ist gibt es das "Nichts" streng genommen nach heutigem Verständnis gar nicht. Es ist ein brodelndes "Nichts" was durch Quantenfelder durchzogen ist. In der Fachsprache bezeichnet man das klassische Nichts heute als "Quantenvakuum".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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