closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Daß man so nicht vorgehen kann, ist jedem klar, der den Anspruch auf wissenschaftliches Arbeiten nicht völlig aufgeben will.
Andersrum: Nicht alles, wofür man historisch-kritische Hinweise hat, ist relevant. - Möglicherweise ist nicht allseits bewusst, dass die HKM eine WIRKLICH wichtige, aber eben trotzdem nur Hilfs-Wissenschaft für substantielle Bibel-Exegese ist.
Sven23 bringt dein Problem mit seiner Bemerkung exakt auf den Punkt, lieber closs.
Jeder kann und darf jederzeit an alles glauben, was er will: an die Auferstehung, die Jungfrauengeburt, den Teufel, Dämonen, die in Schweine fahren, die Wortinspiration der Bibel, dass der Vorhang im Tempel von Jerusalem zeriss, als Jesus starb; dass Jesus nach seiner Auferstehung nach Indien gegangen ist und dort einen Ashram eröffnet hat, an das bizarre Dogma, der Papst sei in Lehrfragen unfehlbar oder dass der heilige Geist die prinzipielle Richtigkeit aller Konzilsbeschlüsse der katholischen Kirche und ihrer Tradition garantiere.
Dies alles darfst du jederzeit aus tiefem Herzen glauben, lieber closs, wenn du das willst. Glauben darfst du, was du möchtest und damit glücklich sein. Wenn jemand einfach nur das glauben will, was er glauben will, - und sei es noch der größte Blödsinn, dann hat er meinen Segen dazu und es ist gut in einem Land leben zu können, wo man dies darf.
Wenn du aber Theologie als
Wissenschaft betreiben möchtest - und die Kirchen wollen das - dann gibt es nur die historisch-kritische Methodik, die Geschichtswissenschaft und die Archologie, - und mehr gibt es nicht! Wenn man sich da noch etwas hinzu erfindet wie kanonische Exegese oder Ähnliches, dann macht man sich selbst und den anderen nur etwas vor!
Wenn du oder Ratzinger oder wer auch immer nicht nur glauben wollt an das, an was ihr eben glauben wollt, sondern darüber hinaus auch gerne noch die Wissenschaft mit im Boot haben wollt, - aus welchen Gründen auch immer; dann gibt es kein: ein bisschen theologische Wissenschaft treiben, damit unser Glaube den schönen, glänzenden Anstrich der Wissenschaftlichkeit erhält; aber ja nicht zu viel und nicht so, dass es weh tut, denn unser Glaube an dies und das sollte keinesfalls beschädigt werden.
Eine solche Haltung ist letztlich einfach nur verlogen, auch dann, wenn man selbst diese Verlogenheit nicht bemerkt, weil man sich etwas vormacht.