ThomasM hat geschrieben:1. Subjektive Erfahrungen können richtig sein.
Wie stellen wir fest, ob sie es sind?
ThomasM hat geschrieben:2. Auf fast alles, was ich gelernt habe in der Schule und in der Uni, bin ich nicht selbst gekommen.
Möchtest du mit deinem wissenschaftlichen Hintergrund tatsächlich die Qualität von, auf eine Anfangssuggestion folgende, „subjektive Erfahrungen“, mit der Qualität von wissenschaftlichen Lehrinhalten vergleichen?
ThomasM hat geschrieben:3. … Wenn wir nicht wissen, wie diese Wechselwirkung zustande kommt, bezeichnen wir diese als Zufall oder Gottes Fügung
Naja, dass überhaupt eine Wechselwirkung vorliegt, ist gerade deine Deutung. Erst wenn diese Wechselwirkung eindeutig vorliegen würde, könnte man sich genauere Gedanken über das Wie/Wo/Was machen.
ThomasM hat geschrieben:Farben haben genauer gesagt zwei Komponenten.
Einmal die dingliche Komponente, das Medium, über das Farben übertragen werden. Das ist das Licht und diese dingliche Komponente kann man messen.
Dann die Wirkung der Farben auf uns, etwas, was man unter Farbpsychologie versucht zu beschreiben. Das ist nicht messbar und auch nicht eindeutig. Das ist subjektiv. Es kann auch nicht übertragen werden, so schaue ich immer etwas skeptisch, wenn jemand behauptet, wie grünes Licht ihn ruhiger macht.
Nein, ich kenne keinerlei Hinweise, dass „Farben“ übertragen werden.
Den physikalischen Sachverhalt nennen wir „Licht“.
Die daraus hervorgehenden Daten nenne ich "elektrische Impulse".
„Farbe“ ist erst einmal nichts weiter, als ein phänomenaler Verstehinhalt in der (menschlichen) Wahrnehmung.
Genau um diese Art des Verstehens, also um eine „Hier und Jetzt existiert etwas“-Vorstellung, geht es.
Von klein auf, haben wir diesen Zugang und zwar ohne dass man ihn uns beibringt (das ginge gar nicht).
Komisch ist doch, dass wir zu diesem behaupteten „Schöpfer-Hintergrund“ keinerlei vergleichbaren Zugang haben.
Warum eigentlich nicht, die Fähigkeit haben wir doch (siehe „Farben“)?
ThomasM hat geschrieben:Aber sie kommt doch zur Anwendung.
Wann, nachdem du diesen „beeindruckenden Gläubigen“ begegnest bist?
Dass sich überall auf der Welt Phantasien gebildet haben, liegt daran, weil man Leben und Tod nicht versteht und weil man das Bewusstsein nicht versteht.
Wenn dann in der Natur, vor allem in alten Zeiten, der tägliche Überlebenskampf dominiert, macht der Mensch etwas ganz einfaches: er versucht durch eine Demutshaltung den Verlauf zu beeinflussen.
Dass diese Beeinflussungsversuche aber immer nur lokale Entwürfe sind und keinerlei Einheitlichkeit aufweisen, darf man durchaus auch erwähnen.
ThomasM hat geschrieben:Das liegt meines Erachtens daran, dass wir ein Umfeld geschaffen haben, das solche Wahrnehmungen gezielt aberzieht. Nicht, dass sie bewusst unterdrückt werden, aber die Kinder werden so sehr in Richtung des "nehme nur wahr, was du mit den grauen Zellen wahrnehmen kannst" erzogen, dass die Wahrnehmung von Gott darunter leidet.
Wie wissenschaftlich ist die Behauptung, dass eine Art „Wahrnehmung von Gott“ in einem Kind vorhanden sei, die man erst künstlich abschwächen muss?
ThomasM hat geschrieben:Einer der Kernpunkte der modernen Wissenschaft ist, dass sie aufeinander aufbaut. Ich muss nicht alle Experimente selbst machen, ich muss nicht alle Berechnungen selbst durchführen. Ich kann auf dem aufbauen, was andere erarbeitet haben.
So gehe ich auch an den Glauben heran.
Genau das ist beim „Glauben“ aber falsch.
Im Unterschied zur Wissenschaft gibt es beim „Glauben“ keinerlei unabhängige Absicherung durch Experimente.
Die „aufbauende Entwicklung“ gibt es gar nicht: jeder Mensch fängt bei Null an. Letztlich gibt es
deine Religion nur genauso lange, wie du sie praktizierst.
(nicht vergessen: dein Zugang beruht nur auf deiner subjektiven Deutung)
ThomasM hat geschrieben:Dabei bin ich ein Kind meiner Zeit. Ich akzeptiere, dass es zeitbedingte Aspekte gibt, die ich auch lebe.
Naja, es gibt auch ortsbedingte Aspekte – so universell ist Religion nicht.
ThomasM hat geschrieben:Gott ist der Schöpfer, der liebende Vater, der gerechte Richter, der Erschaffer, der Ursprung, das Ziel, der unbewegte Beweger, der Sinn, ...
Gott zu charakterisieren heißt, die Wirkung, die er auf uns hat zu charakterisieren.
Genau, du kannst nicht sagen, was „Gott“ sein soll.
Auch nach tausenden Jahren Religion und hunderten Jahren Philosophie, gibt es nur eine Strategie:
Zusammenhänge, die den Gläubigen auffallen, werden so gedeutet, als kämen sie mit einer Wirkungsabsicht von einem unsichtbar dahinter stehenden XYZ???
Das einzig Vorliegende sind aber nur die Anlässe, weder der behauptete Vorgang noch der Hintergrund (also dieser „Jemand“) ist nachvollziehbar.
Ist dir klar, in wie weit Mustererkennung ein Ablauf in uns ist, den wir nicht abschalten können?
Wir haben sozusagen einen Zwang, Zusammenhänge zu entdecken – auch wenn sie gar nicht da sind.
Wenn wir durch einen Suggestionsanlass getriggert werden, dann können wir noch nicht einmal 20min im Dunkeln eines stillen, alten Kellergewölbes aushalten, ohne dass wir uns eine Präsenz einbilden und ab und zu zusammenzucken, weil wir „berührt“ werden (Gänsehaut ist das Mindeste).
Suggestion ist hier das Wichtigste.
Ich vermute, Religionen verwenden „ab und zu“ dieses „Werkzeug“.
ThomasM hat geschrieben:Aber eine Antwort auf die threadfrage würde ich trotzdem gerne wissen. Warum forderst du Beweise?
Ich fordere gar keine Beweise.
Ich bin kein Atheist, denn ich kann nicht sagen, was „Gott“ sein soll und kann somit keine Haltung zu einer Existenz einnehmen.
Wenn es aber um die Frage geht, „warum man Beweise fordert“, dann kann ich die Gründe anführen, die verursachen, dass ich keine Vorstellung aufbauen kann.
ThomasM hat geschrieben:Es gibt sehr viele Dinge im täglichen Leben, die nimmst auch du einfach hin. Die hast du gelernt, empfindest sie wie deine Freunde, hinterfragst sie nicht, akzeptierst sie einfach. Weil du auch weißt, dass sie nicht beweisbar sind.
Ich gehe in meinem täglichen Leben nicht von unsichtbaren Existenzen aus.
ThomasM hat geschrieben:Und dann auch noch in einer Art, die klar macht, dass du niemals Beweise für diese Frage akzeptieren würdest?
Da liegst du falsch.
Gib mir eine Vorstellung, dann werde ich sie beurteilen.
Wenn „Gott“ z.B. für ein Naturvolk ein konkretes starkes wildes Tier sein soll, dann kann ich dies ohne Probleme akzeptieren. Die Fähigkeiten dieses „Gottes“ sollten dann allerdings nichts mit dem „Erschaffen der Welt“ zu tun haben.