Münek hat geschrieben:Wenn Du selbst nicht sagen kannst, was genau "fundamental-geistig" ist, wieso gebrauchst Du dann diese missverständliche Wort-Kombination in der letzten Zeit immer wieder?
Savonlinna hat geschrieben:Wir wollen hier ja herausfinden, wie Du begründen kannst, dass Deine Bewertung von Homosexualität auf geistig universellen Gesetzen beruht.
Um abzugrenzen zu "pastoral"/"praktisch"/ etc. - Der Anlass war ja HS.
Dazu gibt es eine "fundamental-geistige"/"fundamental-theoretische" Auffassung - "wie begründet man etwas aus der Tiefe". - Und es gibt einen unbegründenden Umgang in der Praxis. - Das kann führen zu: "Prinzipiell nicht gut, aber in der Praxis kein Problem" - um diese Gegenüberstellung ging es in diesem Kontext.
Savonlinna hat geschrieben:Das gilt natürlich auch für alle Gottesgläubigen, die sich irgendwo auf diesem Planeten oder vor der Dorfkneipe in die Arme laufen und sich "geistig-fundamental" austauschen und auf Anhieb verstehen...
Das müssen nicht einmal "Gottes-Gläubige" sein (denk mal an Buddhisten) - aber prinzipiell hast Du recht. - Es gilt auch für Pianisten, die auf Anhieb dieselbe Substanz in Bezug auf Musik haben, auch wenn sie sie unterschiedlich interpretieren - man versteht sich und merkst sofort, wenn ein anderen nicht versteht. - Geist erkennt sich gegenseitig.
Savonlinna hat geschrieben:und sie damit zu belehren, dass dies die Grundsätze des Geistigen überhaupt seien?
Oh - da belehrt keiner den anderen, weil die Grundlagen stimmen. - Man tauscht sich aus.
Savonlinna hat geschrieben:Wir wollen hier ja herausfinden, wie Du begründen kannst, dass Deine Bewertung von Homosexualität auf geistig universellen Gesetzen beruht.
Gerne - aber ich sage Dir gleich: Wir werden uns da vermutlich nicht einig werden - und es ist sehr weitläufig, weil es nicht um "die HS" geht, sondern um den größeren Zusammenhang, aus dem Einzelaussagen wie eben zur HS möglich sind. - Gehen wir in die Genesis:
Dort heisst es, Adam und Eva seien vom selben „Bein“ (2,23), „nackt“ und „schämt sich nicht“ (2,25). Erst nach dem Essen vom Baum der Erkenntnis „erkennen“ sie, dass sie nackt sind. Erst nach dem Essen vom Baum können sie sich auf ihresgleicher Ebene benennen (vgl. 3,20) und Gott darüber hinaus addressieren, also den Unterschied eigener und göttlicher Identität qualifizierend erkennen ("Ich bin Adam, Du bist Eva, Du bist Gott") und somit von A nach B addressieren, also kommunizieren.
Die Aktivierung der Ebenbildlichkeit im eigenen Bewusstsein erlaubt also das Erkennen der Ebenbildlichkeit im Gegenüber und dessen, von dem diese Ebenbildlichkeit kommt, also Gott. Im Umkehrung ihrer vorherigen Schamunfähigkeit (vgl. 2,25) können sich beide als weitere Konsequenz aus ihrer Erkenntnis-Befähigung durch das Essen vom Baum nun schämen – sonst würden sie sich nicht „einen Schurz“ (3,7) machen.
Warum nun geht Scham mit Erkennen einher? Psychologisch versteht man unter „Scham“ die Erkenntnis des „Versagens vor einer Idealnorm“. Scham ist demnach eine Folge von Erkenntnis - somit ist Erkenntnis die Voraussetzung für Scham. Auch hier ein menschliches Beispiel: Kinder sind erst schamfähig, nachdem sie in ihrer Entwicklung das nötige Maß an erkennender Selbst-Wahrnehmung dazu haben.- Aber warum ist es die Nacktheit, die beim heranwachsendes Kind zur Scham führt? Vor welcher „Idealnorm“ „versagt“ es?
Zur Beantwortung dieser Frage zurück zu Adam und Eva: Die Idealnorm, vor der Adam und Eva versagen, ist Gott. Da aber der Mensch Ebenbild Gottes ist, ist es das Göttliche im Menschen (vgl. zu 2,7), vor dessen Idealnorm der Mensch ebenso versagt wie gegenüber Gott selbst.
Eine weitergehende Frage ist dann: Warum überhaupt bezieht sich Scham auf die Geschlechtlichkeit? Fundamental

geantwortet: Weil das Geschlechtliche wesensmäßig verbunden ist mit der göttlichen Gabe der Wieder-Schöpfung durch die Schöpfung (also Zeugung und Geburt) - diese Gabe wird mit dem Erkennen zu einer erkannten Gabe. Der Mensch wird also erkennungsfähig für die göttliche Schöpfungskraft des Seins im Dasein. Damit wird das Dasein schamfähig in einem göttlichen Feld, vor dessen Idealnorm es versagt hat. - Wie eng „Erkennen“ und „Körperliche Vereinigung von Mann und Frau“ verbunden ist, zeigen die Bedeutungen des hebräischen Wortes „jada“, das sowohl „erkennen“ (im heutigen Sinne), als auch „beischlafen“ heißt .
Das wäre der große Kontext, ohne den Einzelaussagen wie etwa über HS nicht möglich sind. - Man könnte "Gott" auch ersetzen durch "Ideal" oder "Soll-Zustand" - wie man chiffriert, ist eigentlich egal. - Und nun das Entscheidende: Solche Zusammenhänge werden in jeder Kultur verstanden - nur dass man es nicht überall so kompliziert verbalisieren muss. - Kompliziert verbalisieren muss man nur dann, wenn unterschiedliche Grundlagen da sind.
Die unterschiedlichen Grundlagen im gegebenen Fall sind:
a) interpretiert Sexualität und somit auch HS im Kontext von SChöpfung und Wieder-Schöpfung - sieht also das "Erkennen" (jada) im Kontext der vorangehenden Trennung von Gott und Mensch als höchstmögliche Simulation des göttlichen Holon im Dasein. - Insofern geht es nicht einfach ums Vögeln.
b) interpretiert dasselbe als bilateralen Austausch von Menschen, um besondere Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. - Das ist selbstverständlich AUCH schön - aber etwas ganz anderes.
Sprachlich würde ich Variante a) als fundamental-geistig begründbar halten und b) als rein menschlich begründbar. - Man muss auch keine Abfälligkeiten zwischen a) und b) konstruieren - es ist ganz einfach etwas anderes.
Savonlinna hat geschrieben:Nimm Dir Zeit, die griechische Antike zu reflektieren.
Bei den Griechen war es chic, HS-Beziehungen zu haben. - Dsa konnte so weit gehen, dass man Sexualität mit Frauen lediglich als "notwendiges Übel" verstehen konnte, um Nachwuchs zu ermöglichen. - Jede Epoche hat ihre Spezialitäten. - Die griechische Praxis würde ich unter b) subsummieren.
Savonlinna hat geschrieben:Du wirst Deine Behauptung ja wohl von konkreten Denkern abgeleitet haben.
Nein - da kann man auch selber drauf kommen. - Und wenn man draufgekommen ist, merkt man plötzlich, dass eigenes "Draufkommen" mit fundamental-theologischen Aussagen des Christentums (und anderen Religionen) koinzidiert. - Wenn eigenes Draufkommen mit langen Weisheitstraditionen koinzidiert, bewertet man dies als Bestätigung, auf der richtigen Spur zu sein.
Savonlinna hat geschrieben:Also geistige Gesetze, die den Maßstab bilden, um Homosexualität in eben diesem fundamental-geistigen Raum, der universal ist, geistig bewerten zu können.
Ja - im Sinne obiger Ausführungen. - Diesen Ausführungen kann man selbstverständlich widersprechen - oder, was ich eher vermute: Diese Ausführungen können so weit am heutigen Verständnis vorbeigehen, dass sie einfach nicht verstanden werden.
Savonlinna hat geschrieben:Falsche Gurus arbeiten genau mit diesen Methoden, die Du gerade vorführst.
Ach nee - das ist viel einfacher. - Man versucht, etwas zu vermitteln und geht weiter, wenn es nicht funktioniert.
Savonlinna hat geschrieben:Sie haben persönliche Antipathien, wollen diese aber veruniversalisieren.
Ich habe überhaupt keine persönlichen Antipathien - wir haben homosexuelle Bekannte in unserem unmittelbaren Umkreis. - Universale Aussagen haben nichts mit ad hominem zu tun.
Savonlinna hat geschrieben:Insofern würde ich gerne wissen, worauf nun Du deine Aussagen gründest.
Ansätze hast Du jetzt gehörst. - Wenn sie Dir fremd sind, macht das nichts - immerhin ist dann dokumentiert, dass es sie gibt. - Das Thema HS (wie alle Themen) ist nicht isoliert abhandelbar - dazu gehört ein umfassendes Weltbild, aus dem heraus sich Aussagen von selbst generieren.