Thaddäus hat geschrieben:Dein Versuch, dich einer klaren Antwort zu entziehen, zeigt mir lediglich, dass du ahnst, wie schwierig es werden wird, eine solche Leugnung zu begründen, denn sie widerspricht natürlich einer intuitiven und unmittelbaren Wahrnehmung eines jedes Menschen, nämlich der, sich selbst beobachten zu können.
Wenn ich sage, dass für mich nur das aktive Gehirn, ohne Zustandekommen/Unterstützung von weiteren Existenzen, notwendig für die mentalen Fähigkeiten ist, dann ist das aus meiner Sicht eine sehr klare Aussage.
Selbstverständlich habe ich das Problem, dass ich die konkrete/exakte Herstellung, nicht nachbauen kann.
Dennoch ergibt sich aus dem vorhandenen, neuronalen Netz, der Verarbeitung von elektrischen Impulsen und den dort vorhandenen Bedeutungszusammenhängen, ein klarer Rahmen, der nicht einfach durch Formulierungen wie „intuitive und unmittelbare Wahrnehmung eines jeden Menschen“ verändert werden kann.
Du machst den Anfängerfehler, dass du dich nicht auf das beschränkst, was da ist, sondern eine alt hergebrachte Idee annimmst und diese voraussetzt.
Tatsache ist:
Wenn es innerhalb einer Wahrnehmung zu dem Bedeutungszusammenhang „ich beobachte mich“ kommt, dann kann man nur sagen, dass es zu diesem Bedeutungszusammenhang kommt.
Wie und Wo das geschieht und welche Existenzen beteiligt sind, ist dadurch in keiner Weise festgelegt.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn Etwas sich selbst beobachten kann - in seinen Handlungen, seinem Denken, seinen Empfindungen und seinen Vorstellungsbildern etc. -, dann muss es dieses Etwas auch geben, was immer es genau ist und wie immer man es bezeichnen will
Es hat sich innerhalb der Wahrnehmungsauswertung als praktisch erwiesen, den Bedeutungszusammenhang aufzustellen, dass eine „Handlung“ einen „Handelnden“ benötigt.
Eine Überblicksposition, bei der diese Taktik, als „universell gültig“ festgelegt wird, kann ein Wahrnehmungssystem aber nicht einnehmen.
Der Bedeutungszusammenhang darf zu einem Verdacht führen, aber er ist erst bestätigt, wenn er für jeden konkreten Fall nachgewiesen ist.
Im Fall des Bewusstseins und der „dort“ stattfindenden Bedeutungszusammenhänge über das Bewusstsein, muss man vorsichtig sein, denn es gibt keinen Beweis dafür, dass die jeweilige „verstandene Handlung“ vorliegt.
Der Bedeutungszusammenhang „ich beobachte mich“ muss keine Handlung durch ein „Ich“ zur Grundlage haben.
Es reicht vollkommen aus, wenn der Bedeutungszusammenhang durch eine Datenverarbeitung (aktives Gehirn) zustande kommt.
Dein Versuch, aus der Sprache heraus einen Beweis zu führen, läuft vollkommen ins Leere, denn Sprache kommt auf Basis der Bedeutungszusammenhänge zustande.
Du beweist damit letztlich nur, dass die Bedeutung „Ich beobachte mich“ tatsächlich bedeuten soll, dass „ein Ich sich beobachtet“ – mehr bringt das aber nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du bestreitest, dass es ein Etwas gibt, welches diese Aussage machen kann, dann bestreitest du, dass diese Aussage überhaupt gemacht werden kann
Falsch, ich bestreite in keiner Weise, dass es ein Etwas gibt, das
die Aussage macht.
Es gibt das aktive Gehirn, das die Bedeutungszusammenhänge stattfinden lässt und letztlich den restlichen Körper so steuert, dass es zu der Aussage kommt.
Die Aussage „Ich beobachte mich“ zu machen und den Vorgang des Beobachtens wirklich durchzuführen sind aber zwei komplett unterschiedliche Handlungen.
Das „Beobachten“ wurde bisher nicht bewiesen.
Thaddäus hat geschrieben:So, und das ist nun ein klassischer Kategorienfehler, wie man ihn schöner nicht finden kann.
Ein Kategorienfehler liegt vor, wenn man die Identität zweier Aussagen behauptet, die zwei ganz unterschiedlichen ontologischen Bereichen angehören
So so, ein ganz „klassischer Kategorienfehler“.
Konntest du deshalb gleich mal gar nicht darstellen, um welche Kategorien es sich handeln soll?
Du appelierst hier lediglich an das Bauchgefühl deiner Zuhörer.
Das Mentale, das Bewusstsein wird gerne als „eigene Kategorie“ dargestellt, aber es gibt keine Vergleichsgrundlage mit anderen Kategorien.
Man kann mentale Vorgänge nicht neben materielle Vorgänge stellen und von aussen über die Unterschiedlichkeit urteilen, so dass eine Kategorieneinteilung vorgenommen werde kann.
"Mentale Vorgänge spielen nur für die mentalen Vorgänge eine Rolle", also für die, die nicht wissen, was sie sind – es fehlt die Verbindung zur Aussenwelt.
Aus diesem Grund ist die Herstellung der entscheidende Vergleichsfaktor.
Und exakt hier findet man nur das aktive Gehirn.
Thaddäus hat geschrieben:Du gehst offenbar davon aus, dass die mentale Eigenschaft y einer Person X, nämlich z.B. die, über Selbstbeobachtung zu verfügen, identisch ist mit der Aussage: "Die Person X befindet im neurophysiologischen Zustand y".
Damit vertrittst du eine Identitätstheorie mentaler Zustände mit gewissen physiologischen Prozessen.
Schwupps, schon wird meine Haltung wieder in eine Schublade gesteckt…
Es ist aber natürlich falsch, denn die Handlung, „sich selbst zu beobachten“ ist für das Zustandekommen des Bedeutungszusammenhanges „ich beobachte mich“ nicht notwendig.
Egal, ob es eine Handlung gibt oder nicht, das Urteil „ich beobachte mich“ ist immer der zweite Schritt, sozusagen die „Bedeutungsreaktion“.
Eine Bedeutungsreaktion kann durch Abläufe in einer Schalttechnik ausgedrückt werden. Die Bedeutungsreaktion findet dann aber nur innerhalb der Wechselwirkungen im Schaltablauf statt – virtuell.
Auf dieser Basis kann ich gar nicht von einer Identität mit dem Gehirn ausgehen.
Thaddäus hat geschrieben:…man kann nicht sinnvoll sagen, meine Selbstbeobachtung findet im vorderen linken Stirnlappen statt.
Für die „vermutete Handlung“ hinter den Bedeutungszusammenhängen des „Beobachtens“ stimmt das, aber für die Bedeutungszusammenhänge selbst, stimmt es nicht.
Hier ist es sogar so, dass wir nur die Datenverarbeitungstechnik kennen, um den Auswerteanteil eines Wahrnehmungssystems zu realisieren.
Der Ort des Zustandekommens von Bedeutungszusammenhängen spielt dabei keine Rolle.
Es kann sich um ein beliebig verteiltes System handeln – Stichwort: Bindungsproblem.
Thaddäus hat geschrieben:Die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung ist eine Eigenschaft (einer Person), die nicht "links" oder "rechts" stattfindet, wo auch immer im Körper. Diese Eigenschaft hat keinen bestimmten Ort (so, wie die Fähigkeit hoch springen zu können, keinen Ort im Körper hat).
Hier zeigt sich deutlich dein zentrales Problem:
- du setzt eine Handlung voraus, die du nicht beweisen kannst
- als „Erklärung“ lieferst du nur einen Zusammenhang, um den es nicht gehen soll
Dieses „Eis“ ist so dünn, dass es zu keinerlei Tragfähigkeit kommt.
Ich wiederhole:
Man sollte nur vom „Stattfinden der Bedeutungszusammenhänge“ ausgehen, aber nicht vorschnell, „konkrete“ Handlungen als bewiesen voraussetzen.
Thaddäus hat geschrieben:Darum ist eine mentale Eigenschaft nicht identisch mit einem physiologischen Hirnprozess! In diesem Falle liegt ein Kategorienfehler vor.
Möchtest du wirklich eine anfängliche Phantasievorstellung, für die, hinter dem Bedeutungszusammenhang „ich beobachte mich“ stehende Handlung, als eigene Kategorie mit vorhandenen Gehirnabläufen vergleichen, obwohl du keine Idee hast, wie und vom wem aus, diese Handlung durchgeführt werden soll?
Thaddäus hat geschrieben:Man kann also nur z.B. sagen: Die Eigenschaft eine Temperatur von ca. 22 Grad (als angenehm) fühlen zu können, ist identisch mit der Eigenschaft eines Gases, dass die mittlere Energie seiner Moleküle so und so viel Joule beträgt (aber nicht, dass sich subatomar oder auf Molekülebene das und das physikalisch abspielt).
Das sollte man aber besser nicht sagen, denn das „Fühlen“ ist ein Bedeutungszusammenhang in einer Wahrnehmungsauswertung und die Bewegungsenergie von Molekülen ist ein physikalischer Modellzusammenhang, der für, von aussen beobachtbare Sachverhalte stehen soll.
Das „Fühlen“ ist eine reine „Verstehreaktion“, die in der Regel (im Idealfall) eine Verursachung durch Ausseneinwirkung hat, aber natürlich nicht haben muss.
Z.B. gehe ich davon aus, dass man ohne Probleme eine Person hypnotisieren kann, so dass sie 22Grad fühlt, obwohl sie in der Kälte steht.
(ich meine auch gehört zu haben, dass man grosse Kälte durchaus auch selbstständig falsch verstehen kann und sich fatalerweise, wie bei Wärme verhält)
Thaddäus hat geschrieben:Was bedeutet es, wenn du sagst, ein Gehirn könne eine „Überzeugung von Etwas“ aufbauen?
„Aufbauen“ bedeutet nicht „Haben“.
Datenverarbeitungen berücksichtigen (über Algorithmen) Bedeutungszusammenhänge, so dass es zu einem Zustandekommen dieser Zusammenhänge, innerhalb der Abläufe kommt: es baut sich eine Fähigkeit auf.
Zwar „nur“ virtuell, also nur innerhalb der „Bedeutungswelt“, die in den Abläufen berücksichtigt wird, aber dennoch mit konkreten Funktionsleistungen.
Dazu ist natürlich die Aktivität, also das Ablaufen der Algorithmen notwendig.
Über die Zeit hinweg, findet auf diese Weise eine Fähigkeit statt – sie wird aufgebaut, sie kommt zustande.
Das Gehirn
hat natürlich keine Überzeugungen.
Aber wenn das Gehirn aktiv ist, kommt es (so vermute ich) innerhalb der Schaltvorgänge zu bestimmten Wechselwirkungskonstellationen:
„Überzeugung von Etwas“, dem Verstehen.
(aber wiederum nur innerhalb der „Bedeutungswelt“)
Die gigantische Preisfrage ist natürlich, nach welchen Regeln (sozusagen den grundlegenden Bedeutungszusammenhängen) dies abläuft.