sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
das heisst: Es darf keine "historisch-kritische Hermeneutik" geben (da hat Savolinna extrem recht), weil diese Begriffsbildung ein Oxymoron ist.
Gibts die denn? Der Begriff ist mir noch so noch nicht begegnet. Exegese, die sich HKM bedient, ist doch extrem wichtig, weil sie die Entstehungsgeschichte von Texten und ihre Veränderung untersucht.
Von historisch-kritischer Hermeneutik habe ich nicht geschrieben, sondern von historisch-kritischer Exegese.
Die kann es nicht geben.
"Hermeneutik" wiederum erscheint mir wie eine Nebelmaschine, die hier im Forum öfter benutzt wird, um die Aussagen zu vernebeln.
Wenn jemand plötzlich "Hermeneutik" einflicht, dann lese ich gar nicht mehr weiter.
sven23 hat geschrieben:So läßt sich auch unterscheiden, was später hinzugedichtet wurde und welche Motivation dahinter stand.
Das ist auch eine sehr spannende Angelegenheit.
Dennoch kann ich mir eine Gesamtschau denken - wie ja auch ich selber sie mitunter betreibe -, die auf solche historischen Erkenntnisse nicht angewiesen ist, sondern die letzten zweitausend Jahre mit Einbeziehung der unterschiedlichen Kulturen in der Entwicklung ihres Gottesbildes nachzuvollziehen sucht.
So finde ich zum Beispiel interessant, wie in den Sechziger und Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts das Christentum durch den Einfluss des Neu-Marxismus geerdet wurde. Die Studentenbewegung der 68-er war da maßgeblich daran beteiligt. Die Theologen ließen sich davon ebenfalls beeinflussen und schrieben Bücher wie "Wir wollen hier auf Erden schon..."
http://www.amazon.de/Wir-wollen-hier-Er ... B0000BSIHH
Der Autor war damals Assistent der Theologie, ich habe in seinen Proseminaren gesessen, und ich ließ mich begeistern von der frischen Luft, die vor allem die Theologiestudenten spürten, ich aber auch.
Dass Du, sven glaubst, dass diese Bewegung unter Zwang geschah, zeigt ein extrenes Unwissen über die Geschichte des Christentums.
Die größten 'Theologen waren damals von diesen neuen Gedanken ergriffen und dachten neu nach.
Sie ließen sich von Ernst Bloch, von Habermas etc. beeinflussen.
Die evangelischen Kirchen heute sind zwar ein wenig konservativer geworden in der Zwischenzeit, aber sie haben, glaube ich, die 68er Zeit nicht vergessen. Auch Nietzsche nicht vergessen, der der schärfste Christen-Gegner war, den man damals kannte, und dessen Diagnose man in der Evangelischen Kirche anerkennt.
Diese damalige Phase ist also eingetreten in den geistigen Besitz des Christentums, und man kann sie nicht mehr rückgängig machen - selbst wenn sich gegen sie die christlichen Fundis erhoben haben.
Die werden auch wieder verschwinden, sind wahrscheinlich schon länger wieder am Schwinden.
Aber auch sie werden dann ihre Spuren hinterlassen haben, werden eingeordnet werden in den geistigen Besitz des Christentums.