Sein und Wahrnehmung II

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
JackSparrow
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#21 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Fr 20. Nov 2015, 11:44

closs hat geschrieben:Du willst naturwissenschaftlich überprüfen, ob es das Ich auch geistig geben kann?
Ob es ein Ich in der Fantasie von Menschen gibt, muss ich nicht überprüfen. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Auch logische Konsistenz spielt dort keinerlei Rolle.

Deshalb sagen ja Esoteriker immer, dass sie lieber nur "geistig" verstanden werden wollen. Weil sie dann immer recht haben.

closs
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#22 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 20. Nov 2015, 12:06

JackSparrow hat geschrieben:Ob es ein Ich in der Fantasie von Menschen gibt, muss ich nicht überprüfen.
Das würde mich genauso wenig interessieren.

Unabhängig davon: Wenn es eine immaterielle/geistige Existenz tatächlich gibt (also nicht Fantasie-Produkt ist), kannst Du es ebensowenig mit Deiner Methodik überprüfen. - Also muss man es als irrelevant bezeichnen - was methodisch sogar richtig ist. - Aber es ändert nichts an dem, was "Realität" ist, falls es so ist.

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#23 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 20. Nov 2015, 12:28

Thaddäus hat geschrieben:Die Dialektik ist nicht dazu da, einen logischen Widerspruch zu rechtfertigen oder etwas Unplausibles irgendwie plausibel zu machen.
Hier noch mal meine verschollene längere Antwort in Kürze:

Widersprüche können in höhere Dimension aufgelöst werden - das ist ja gerade der Gag der Dialektik. - Aber auch richtig ist: Diese Widersprüche müssen aufhebungs-fähig sein - nicht alles, was Widerspruch ist, kann man so "entsorgen".

Thaddäus hat geschrieben:Um aufzuzeigen, warum das nicht funktioniert, müssen wir uns darüber unterhalten, welche Argumente ganz konkret gegen einen Substanzdualismus sprechen.
Das klingt schon wieder inner-methodisch. - Ich würde vorzuziehen, freier vorzugehen: Ist es denkbar, dass der Mensch eine geistige Existenz ist, die im Dasein materie-gebunden ist?

Thaddäus hat geschrieben:Es ist kein methodisches Gedöns, wenn man jemand, der eine bestimmte Behauptung aufstellt, dazu auffordert, diese Behauptung argumentativ zu stützen und eine Funktionalität exakt zu erklären. Es ist sogar die Verpflichtung dessen, der die Behauptung aufstellt, diese überzeugend zu begründen und zu erklären. Ansonsten ist seine Behauptung nichts wert.
Das meine ich mit inner-methodischen Unfreiheit. - Begründung:

Wenn ein Mensch (ich greife Dein Beispiel auf) darüber berichtet, was er bei einem sogenannten "Nahtoderlebenis" erlebt hat, dann tut er es nicht, um etwas zu behaupten, sondern um zu informieren. - Wenn dann jemand meint, diese Information sei aufgrund nicht satisfaktionsfähiger Begründung nichts wert, dann zuckt man halt mit der Schulter.

Ein Erlebender wird auch nicht behaupten, dass seine Hirnfunktionen komplett erloschen gewesen seien - er informiert nur über das Phänomen. - Erst jetzt käme die Interpretation: Ist es ein rein materielles Phänomen? - Ist es ein geistiges Phänomen abhängig oder unabhängig von Materie? - Diese Interpretation ist in aller Regel weltanschauungs-abhängig. - Denn das, was wissenschaftlich beobachtbar ist, ist dasselbe, ob man es geistig interpretiert oder materiell.

Thaddäus hat geschrieben:Mit Schere im Kopf meinst du, dass diese Sicht jede Spiritualität zunächst ausszuschließen scheint.
Dieser Eindruck entsteht in der Tat. - Allerdings muss man genau hinschauen, wie Spiritualität definiert wird, wenn Naturalisten von Spiritualität sprechen - da kann es schnell vorkommen, dass man Spiritulität als inner-naturalistisches Phänomen versteht. - Und schon würden wir von Unterschiedlichem mit gleicher Bezeichnung sprechen.

Thaddäus hat geschrieben:Religion und Spiritualität haben eine Berechtigung.
Als Öl im Getriebe des Materialismus oder als Gegenentwurf dazu?

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#24 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Fr 20. Nov 2015, 13:01

closs hat geschrieben:Widersprüche können in höhere Dimension aufgelöst werden - das ist ja gerade der Gag der Dialektik.
Das verstehe ich nicht.
Von welchen "höheren Dimensionen" redest du da?

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Um aufzuzeigen, warum das nicht funktioniert, müssen wir uns darüber unterhalten, welche Argumente ganz konkret gegen einen Substanzdualismus sprechen.
Das klingt schon wieder inner-methodisch.
Inwiefern inner-methodisch.
Was soll diese Phrase bedeuten?

closs hat geschrieben:Ist es denkbar, dass der Mensch eine geistige Existenz ist, die im Dasein materie-gebunden ist?
Nein, für mich ist das undenkbar.
Hingegen ist es denkbar, dass Geist eine Folge neuronaler Schwingungen in der nichtlinearen Komplexität des Gehirns ist. Wie dieser Geist genau entsteht wissen wir noch nicht in allen Einzelheiten, aber es ist ein sehr substanzielles Modell, an dem die Neurowissenschaft tagtäglich arbeitet.

closs hat geschrieben:Wenn ein Mensch (ich greife Dein Beispiel auf) darüber berichtet, was er bei einem sogenannten "Nahtoderlebenis" erlebt hat, dann tut er es nicht, um etwas zu behaupten, sondern um zu informieren. - Wenn dann jemand meint, diese Information sei aufgrund nicht satisfaktionsfähiger Begründung nichts wert, dann zuckt man halt mit der Schulter.
Es besteht kein Grund am Wahrheitsgehalt der Erzählung eines Patienten zu zweifeln.
Nur das ist nicht der Punkt um den es geht. Die Frage war, wie soll ein Geist, dem alle Sinne fehlen, überhaupt etwas erkennen können?
Könnte der Patient nicht einfach nur einen luziden Traum gehabt haben?

closs hat geschrieben:Ein Erlebender wird auch nicht behaupten, dass seine Hirnfunktionen komplett erloschen gewesen seien - er informiert nur über das Phänomen.
Richtig. Das kann man nur mit geeigneten Messgeräten. Deshalb ist anzunehmen, dass der Patient, wenn er von Erlebnissen berichtet, diese vor oder nach dem Stillstand seiner Hinrfunktionen stattgefunden hat.

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Religion und Spiritualität haben eine Berechtigung.
Als Öl im Getriebe des Materialismus oder als Gegenentwurf dazu?
Religion scheint für Menschen allgemein etwas sehr nützliches zu sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#25 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Fr 20. Nov 2015, 13:05

closs hat geschrieben:Hilfe - wo ist meine Antwort an Thaddäus?
Also... ich habe nichts gelöscht.
Es ist mir auch schon mal passiert, dass ich den Inhalt eines Beitrags verloren habe. Seither speichere ich periodisch meine Beiträge im "Zwischenspeicher" des Computers ab.

Das geht sehr einfach:
Den Text markieren und dann "Strg" und "C" gleichzeitig drücken. Um den zuletzt gespeicherten Text wieder zu holen, genügt es "Strg" und "V" zu drücken.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#26 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 20. Nov 2015, 13:31

Pluto hat geschrieben:Von welchen "höheren Dimensionen" redest du da?
Wir hatten das Beispiel schon mal bei dem willkürlichen Beispiel mit dem halben (3-D) Zylinder, der sowohl (von oben) einen (2-D) Halbkreis-Schatten wirft und (von der Seite) einen (2-D) Rechteck-Schatten wirft. - Auf 2-D sind die beiden Schatten nicht vereinbar (was hat schon ein Halbkreis-Schatten geometrisch mit einem Rechteck-Schatten zu tun?) - Auf 3-D erkennt man im Halb-Zylinder, dass sie eine Dimension höher sehr wohl zueinander gehören können - beide sind dann erkennbar als authentisches Abbild des Halb-Zylinders.

Dies ist eine Esels-Brücke/ein Gleichnis dafür, dass in der niederen Dimension Widersprüchliches in höherer Dimension Nicht-Widersprüchliches sein kann (nicht muss).

Pluto hat geschrieben:Inwiefern inner-methodisch. Was soll diese Phrase bedeuten?
Im Rahmen der kritisch-rationalistischen Methodik. - Das ist doch keine Abwertung, es sagt nur, dass es innerhalb deren Grenzen ist.

Pluto hat geschrieben:Nein, für mich ist das undenkbar.
Unter materialistischen Gesichtspunkten ist es in der Tat undenkbar.

Pluto hat geschrieben:Hingegen ist es denkbar, dass Geist eine Folge neuronaler Schwingungen in der nichtlinearen Komplexität des Gehirns ist.
Stimmt. - Auch das ist denkbar.

Pluto hat geschrieben:Die Frage war, wie soll ein Geist, dem alle Sinne fehlen, überhaupt etwas erkennen können?
Durch nicht-sinnliche Wahrnehmung. - Aus geistiger Sicht sind Sinne Instrumente für Wahrnehmung in der naturwissenschaftlichen Welt. - Wenn es außerhalb der Gesetzlichkeiten dieser Welt andere Möglichkeiten gibt, werden wir nichts daran ändern. - Vor allem können wir es nicht an unseren naturwissenschaftlichen Gesetzlichkeiten messen können.

Pluto hat geschrieben:Könnte der Patient nicht einfach nur einen luziden Traum gehabt haben?
Ja. - Wobei hier zu klären wäre, wie der Inhalt eines solchen Traums zu werten wäre. - Wenn luzide Träume Transportmittel für geistige ERkenntnisse sind, ist es immer noch ein geistiges Erlebnis.

Pluto hat geschrieben:Deshalb ist anzunehmen, dass der Patient, wenn er von Erlebnissen berichtet, diese vor oder nach dem Stillstand seiner Hinrfunktionen stattgefunden hat.
Möglich, aber nicht notwendig so.

Pluto hat geschrieben:Religion scheint für Menschen allgemein etwas sehr nützliches zu sein.
Entscheidend ist, ob "Religion" als inner-materialistisches oder meta-physisches Phänomen verstanden wird.

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#27 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Fr 20. Nov 2015, 14:05

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Von welchen "höheren Dimensionen" redest du da?
Wir hatten das Beispiel schon mal bei dem willkürlichen Beispiel mit dem halben (3-D) Zylinder, der sowohl (von oben) einen (2-D) Halbkreis-Schatten wirft und (von der Seite) einen (2-D) Rechteck-Schatten wirft. - Auf 2-D sind die beiden Schatten nicht vereinbar (was hat schon ein Halbkreis-Schatten geometrisch mit einem Rechteck-Schatten zu tun?) - Auf 3-D erkennt man im Halb-Zylinder, dass sie eine Dimension höher sehr wohl zueinander gehören können - beide sind dann erkennbar als authentisches Abbild des Halb-Zylinders.
Schon wieder das alte Gleichnis mit dem Schatten?
Und ich dachte, das hätten wir mit dem was wir über den Tesserakt wissen, längst widerlegt.
Schon vergessen?

closs hat geschrieben:Dies ist eine Esels-Brücke/ein Gleichnis dafür, dass in der niederen Dimension Widersprüchliches in höherer Dimension Nicht-Widersprüchliches sein kann (nicht muss).
Da die These falsifiziert ist, gehört sie in die Tonne.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Inwiefern inner-methodisch. Was soll diese Phrase bedeuten?
Im Rahmen der kritisch-rationalistischen Methodik. - Das ist doch keine Abwertung, es sagt nur, dass es innerhalb deren Grenzen ist.
Abwerung oder nicht, ich verstehe den Ausdruck nicht. Was soll sich denn außerhalb befinden?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Die Frage war, wie soll ein Geist, dem alle Sinne fehlen, überhaupt etwas erkennen können?
Durch nicht-sinnliche Wahrnehmung.
Okay.
Dann wirst du sicher auch erklären können, wie diese sog. sinnliche Wahrnehmung funktionieren soll.

closs hat geschrieben:Aus geistiger Sicht sind Sinne Instrumente für Wahrnehmung in der naturwissenschaftlichen Welt. - Wenn es außerhalb der Gesetzlichkeiten dieser Welt andere Möglichkeiten gibt, werden wir nichts daran ändern. - Vor allem können wir es nicht an unseren naturwissenschaftlichen Gesetzlichkeiten messen können.
Warum erinnert mich das an den kleinen Jungen, der den Weggen haben und den Groschen behalten will?

Genaus wie dieser fiktive kleine Junge, willst Du einen Geist haben, aber nicht auf den materiellen Körper verzichten.
Wenn der Patient nach dem Erwachen über seine Erfahrungen erzählen kann, wie hat denn die Kommunikation stattgefunden?
Wo ist die Schnittstelle?

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Könnte der Patient nicht einfach nur einen luziden Traum gehabt haben?
Ja. - Wobei hier zu klären wäre, wie der Inhalt eines solchen Traums zu werten wäre. - Wenn luzide Träume Transportmittel für geistige ERkenntnisse sind, ist es immer noch ein geistiges Erlebnis.
Schon wieder übergehst du die wichtige Frage der Schnittstelle. Es liegt an dir als Behaupter, zu erklären woraus eine solche Schnittstelle besteht, und wie sie funktioniert.
Nebenbei, diese Schnittstelle wurde von Roger Penrose (Mathematiker, Physiker und Nobelpreisträger) postuliert. Die Behauptung führte in den 1990-er Jahren zu einer intensiven Erforschung des Gehirns und den Neuronen. Dem verdanken wir heute die enormen Detailkenntnisse der Neurowissenschaft. Wir wissen heute sehr genau (auch auf molekularer Ebene) wie Neuronen funktionieren. Nur das Ergebnis, was eine Schnittstelle war mehr als dünn.
Wie ich mich erinnere war die Schlussfolgerung: es gibt keine solche Schnittstelle. Penrose hat am Ende des Jahrzehnts seine Hypothese zurückgenommen (in die Tonne gekippt).

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb ist anzunehmen, dass der Patient, wenn er von Erlebnissen berichtet, diese vor oder nach dem Stillstand seiner Hinrfunktionen stattgefunden hat.
Möglich, aber nicht notwendig so.
Dann erkläre DU uns doch wie es geht.

closs hat geschrieben:Entscheidend ist, ob "Religion" als inner-materialistisches oder meta-physisches Phänomen verstanden wird.
Selbstverständlich entsteht Religion (wie jede andere Form des Denkens auch) aus dem physikalischen Gehirn. Was soll es denn sonst sein und warum?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

closs
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#28 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 20. Nov 2015, 14:35

Pluto hat geschrieben:Und ich dachte, das hätten wir mit dem was wir über den Tesserakt wissen, längst widerlegt.
Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.

WENN man eine Verbindung dieser zwei Motive herstellen will, dann zugunsten meiner Version - denn: Über den Tesserakt wissen wir, das Höher-Dimensionales in Nieder-Dimensionalem indirekt wahrnehmbar ist. - Genau das machen Christen, wenn sie "Gott" spüren.

Pluto hat geschrieben:Da die These falsifiziert ist, gehört sie in die Tonne.
Das ist eine dialektische Grundaussage, die rein logischer Natur ist. - Da ist gar nichts falsifiziert.

Pluto hat geschrieben:Was soll sich denn außerhalb befinden?
Das muss man nicht wissen - Christen würden "Gott" sagen. - Aber das ist in diesem Zusammenhang nicht relevant. - Es geht hier ausschließlich darum, dass Wahrnehmungs-Systeme per Selbst-Definition begrenzt sind - ergo kann es etwas außerhalb geben.

Pluto hat geschrieben:Dann wirst du sicher auch erklären können, wie diese sog. sinnliche Wahrnehmung funktionieren soll.
"Nicht.sinnliche" meinst Du sicherlich. - Wie sie "technisch" funktioniert, weiss ich nicht (man kann die Mechanik sicherlich neurowissenschaftlich erklären). - De facto funktioniert sie so, wie Du es mit Deinem "Tesserakt" erklärt hast: Man nimmt etwas wahr, was seinen Ursprung nicht im Materiellen hat.

Pluto hat geschrieben:willst Du einen Geist haben, aber nicht auf den materiellen Körper verzichten.
Im Dasein geht das nicht - richtig. - Ob es einer Schnittstelle überhaupt bedarf, wenn der Geist immanent in der Materie ist, weiss ich nicht (eine Version, die Deiner materialistischen Version übrigens ziemlich nahe wäre).

Unterm Strich: Wir können grundlegende Aussagen über das, was Geist ist, nicht davon abhängig machen, wie dies naturwissenschaftlich darstellbar ist. - Man muss es für möglich halten, dass es Lösungen für solche Fragen gibt, die die Naturwissenschaft nicht im Köcher hat.

Pluto hat geschrieben: Es liegt an dir als Behaupter, zu erklären woraus eine solche Schnittstelle besteht, und wie sie funktioniert.
Jetzt meinst Du wieder, dass man Erkenntnis durch die Systematik der eigenen Methodik steuern könnte - das geht nicht. - Man muss auch mal mit Black Boxes arbeiten können, wenn eine Frage nicht oder noch nicht beantwortet ist. - Sonst hat man eine Schere im Kopf.

Pluto hat geschrieben:Wie ich mich erinnere war die Schlussfolgerung: es gibt keine solche Schnittstelle.
Gut möglich - dann muss man nach anderen Lösungen suchen.

Pluto hat geschrieben:Dann erkläre DU uns doch wie es geht.
Warum sollte ich das können? - Die Hauptsache hier ist, dass es sich offensichtlich um ein geistiges Phänomen handelt. - Ob dies nun im Zusammenspiel mit dem Körper oder nicht in diesem Zusammenspiel stattfindet, ändert nichts an diesem Phänomen.

"Nahtod-ERlebnis" heisst, dass ein Mensch in der Nähe des Todes etwas erleben kann, das geistig etwas zu bedeuten hat. - WIE es transportiert wird, ist zwar interessant, aber auch irrelevant.

Pluto hat geschrieben:Selbstverständlich entsteht Religion (wie jede andere Form des Denkens auch) aus dem physikalischen Gehirn. Was soll es denn sonst sein und warum?
Jegliche Wahrnehmung läuft über das Gehirn - natürlich. - Auch jeder geistige Gedanke geht nicht ohne Gehirn, solange der Mensch lebt. - Das ist nicht die Frage.

Die Frage ist, ob der Inhalt einer Religion materialistisch oder geistig interpretiert wird. - Würde man ihn materialistisch interpretieren, hätten wir wieder mal den Fall, dass dasselbe Wort (hier: "Religion") je nach Weltanschauung etwas gaaaaaaaaaaaaaanz anderes bedeutet.

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#29 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Scrypt0n » Fr 20. Nov 2015, 15:06

closs hat geschrieben:
Scrypt0n hat geschrieben:Derartige Zustände gibt es in der Wirklichkeit nicht.
In der physikalischen Wirklichkeit gibt es das nicht. - Zustimmung.
Also gibt es derartiges nur in Traumwelten.
Es steht dir frei, anderes zu belegen.
:)

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#30 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Thaddäus » Fr 20. Nov 2015, 15:31

Pluto hat geschrieben: Nebenbei, diese Schnittstelle wurde von Roger Penrose (Mathematiker, Physiker und Nobelpreisträger) postuliert. Die Behauptung führte in den 1990-er Jahren zu einer intensiven Erforschung des Gehirns und den Neuronen. Dem verdanken wir heute die enormen Detailkenntnisse der Neurowissenschaft. Wir wissen heute sehr genau (auch auf molekularer Ebene) wie Neuronen funktionieren. Nur das Ergebnis, was eine Schnittstelle war mehr als dünn.
Wie ich mich erinnere war die Schlussfolgerung: es gibt keine solche Schnittstelle. Penrose hat am Ende des Jahrzehnts seine Hypothese zurückgenommen (in die Tonne gekippt).
Eccles und Penrose haben komplizierteste auch quantenphysikalische Überlegungen angestellt, die den immateriellen Geist irgendwie in die Maschine bekommen sollten. Alle diese Versuche können als gescheitert betrachtet werden, - und insbesondere Penrose ist ein Genie. Wenn es dem nicht gelingt, dann gar keinem. Nicht zuletzt verstößt ein immaterieller, aber trotzdem kausal auf Neuronen wirkender Geist, so schwach er auch wirken mag (bezeichnenderweise immer unterhalb der Messbarkeitsgrenze), immer gegen den Energieerhaltungssatz (auch wenn nur eine Richtungsänderung beteiligter subatomarer Teilchen vorliegen sollte).
Es gibt noch einige schwerwiegende Gründe gegen den Substanzdualismus, die ich bei Gelegenheit einmal in aller Kürze einstellen werde.

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