closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Meint Ratzinger aus Deiner Sicht, closs, damit, dass Mythos und Historizität einander nicht ausschließen, ja nicht einmal einander ausschließen dürfen?
Erst mal ein klares JA (wir sparen uns versuchshalber die Frage, was "Mythos" eigentlich sein soll).
Da das für das Folgende gebraucht wird:
jeder von uns ist real historisch und gleichzeitig mythisch; mythisch im Sinne von "das Menschsein verkörpernd oder anders gesagt: "das ideale Menschsein verkörpernd".
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Das könnte sogar bedeuten, dass der reale Jesus nicht einmal wirklich existiert haben muss
Das wäre mit MEINEM Weltbild vereinbar, weil für mich gilt: "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis". - Für Ratzinger kann es NICHT gelten, weil er als Papst auf die Historizität Jesu bestehen muss. - Das hat fundamental vermutlich etwas mit dem Begriff "Leid" zu tun - weshalb ich hier Ratzinger zustimme, wiewohl auch die Juden recht haben könnten. - Das ist Glaubenssache.
Ich kann mit Satzbausteinen wie "Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis" regelmäßig nichts anfangen.
Was ich sagen wollte: Selbst wenn der historische Jesus nie je der war, der rezipiert wurde, so kann
dennoch ein historischer Jesus in der Rezeption gemeint worden sein.
Dennoch also wäre der auferstandene Jesus streng bezogen auf einen historisch gelebten Jesus.
Der Mythos wäre demnach quasi doppelt: einmal als auferstandener Jesus, dann als historisch gelebt habender.
Oder anders ausgedrückt:
er wurde ab der jungen Gemeinde als Zukunftsvision des Menschen rezipiert:
historisch existent, aber mit einem anderen Körper ausgestattet.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:dennoch kann er als einer rezipiert werden, der historisch existiert hat und das Mythische in sich realisiert hat.
Das wäre wahrscheinlich der kerygmatische Jesus. - Allerdings macht es für mich keinen Sinn, jemanden als historisch zu rezipieren, dern historisch nicht gelebt hat.
Eine literarische Gestaltung hat damit keine Probleme. Ich kann eine historische Figur konzipieren, die nie gelebt hat, der ich aber Historizität zuspreche. Das macht sehr viel Sinn, weil alles weitere Geschehen dann einer historischen Person geschieht.
Das ist doch der Hoffnungscharakter.
closs hat geschrieben:Salopp würde ich das verstehen als: "Kümmert Euch nicht so sehr um die Gestalt, in der Inhalte überbracht werden, sondern um die Inhalte selbst". - Wenn Du es genauso verstehst, heisst das ebenfalls: "Die Falsifizierung einer Gestalt (Darreichungsform von Inhalt) darf nicht einhergehen mit einer Falsifizierung der Inhalte" - das relativiert die HKM ungemein.
Wieso relativiert das denn die HKM?
Wenn sie hier im Forum so dargestellt wird, als ob sie nicht bis drei zählen kann, dann muss man das doch nicht übernehmen.
Es ist doch ihr Auftrag, die
historische geistige Rezeption zu erfassen.
Und das geschieht auch. Die HKM ist nicht identisch mit der historischen Jesus-Foschung.