Andreas hat geschrieben:Gott hat sich nach und nach offenbart. Meiner Meinung nach war das ein langer wechselseitiger Prozess verschiedenster menschlicher Erfahrungen und des Nachdenkens darüber, in welchem sich religiöse Vorstellungen und Gottesbilder im Lauf der Jahrtausende entwickelt haben - vom Einfachen und Konkreten bis zu den Abstrakten Vorstellungen von heute hin. Die monotheistischen Gottesbilder sind erst relativ spät entstanden.
Daran ist nichts auszusetzen, Andreas.
David Hume entwickelte schon im 17. Jahrhundert seine These der drei Schritte zur Entwicklung des Glaubens.
Polytheismus ist der Glaube an viele Götter.
Die Götter sind menschenähnlich unvollkommen und bestimmen gewisse Teile unseres Lebens (das Meer, die Berge oder die Ernte). Pseudo-Monotheismus ist einfach ein Übergangsstadium zwischen Polytheismus und Monotheismus. Obwohl es hier noch viele Götter gibt, entwickelt sich ein Gott zum Herrscher über andere Götter. Ein Beispiel dafür ist Zeus im Glauben der alten Griechen. Monotheismus ist der Glaube an einen einzigen allmächtigen Gott.
Hume glaubte, dass der Polytheismus dann entstand als die Menschen noch wenig Verständnis natürlicher Phänomene hatten. Der frühe Mensch sah die Natur als ein "Kampf zwischen gegensätzlichen Mächten". Dies erzeugte bei ihm eine tiefe Unsicherheit für die Zukunft. Aus dieser Hoffnungslosigkeit begannen steinzeitlichen Menschen sich Gedanken zu machen über die natürlichen Ereignisse die ihr Wohlergehen beeinflussen konnten.
Unsere Gemüter werden durch die Elemente dauernd in einen Zustand der erregten Erwartung versetzt; die unbekannten Gründe werden zum Objekt unserer Ängste und Hoffnungen, weil sie unser Wohlergehen und unser ganzes Leben bestimmen. Unsere Phantasie entwickelt daraus eine Vorstellung der ewig kämpfenden Gewalten. Mit der Zeit, so Hume, wird der Mensch versuchen die unsichtbaren elementaren Kräfte zu personifizieren, sie mit menschlicher Gestalt zu versehen. Auf diese Art verstärkt der Mensch seine Vorstellung dieser unbekannten Kräfte, die so wichtig sind, sowohl für sein Leid als auch für sein Wohlergehen.
Im Laufe der Zeit erhebt der Mensch einen der Götter über die anderen. Von dort zum totalen Monotheismus ist es dann nur ein weiterer kleiner Schritt.
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Ist es nicht angesichts einer solchen geschichtlichen Entwicklung der Menschheit vernünftiger zu sagen, dass Gott das Geschöpf menschlichen Erfindungsgeists ist und nicht der Mensch durch einen immer währenden Gott erschaffen wurde?
Andreas hat geschrieben:Dass die Gottesbilder insofern "menschengemacht" sind, tut der Glaubenssache in meinen Augen keinen Abbruch, weil sich Gott den Menschen nur innerhalb ihrer erfahrbaren Welt offenbaren kann.
Wie wahr...
