Die ersten Worte der christlichen Schriften, welche später zum Kanon des sog. NT zusammengestellt wurden, könnten auf wachsbedeckten Schreibtafeln, geschrieben worden sein, indem die Schrift eingekratzt wurde. In Lukas 1:63 berichtet der Evangelist: Und er forderte ein Täfelchen (Pinax) und schrieb die Worte: Johannes ist sein Name! Und sie verwunderten sich alle. Wie manche Forscher vermuten, könnten Jesu Jünger solche Täfelchen benutzt haben, um die Worte Jesu mitzuschreiben.
Im ersten Jahrhundert verwendeten die Urchristen offenbar Papyrus, doch bevorzugten sie im Laufe der Zeit zunehmend Pergament als Schreibmaterial und banden es zu den praktischen Codex (Buch). Manche meinen, dass die Urchristen die Erfinder des modernen Buches waren.
In 2. Timotheus 4:13 bat der Apostel Paulus seinem Schüler Timotheus, „die Bucher, besonders die Pergamente“, mitzubringen. Da die Pergamente besonders erwähnt werden, befanden sich unter den Büchern (Buchrollen) vermutlich auch Papyrusrollen.
Leider sind keine Urschriften der christlichen Texte mehr erhalten.
Konstantin von Tischendorf entdeckte mitte des 19. Jdh. im Katharinenkloster Blätter eine altgriechischen Handschrift. Diese Blätter enthielten Teile der Septuaginta und die älteste komplette Handschrift des NT: den Codex Sinaiticus, auch bekannt als Sinai-Bibel, aus der Zeit von 350 n. Chr. Dieser Codex wird auch als Grundlage für moderne Bibelübersetzungen genutzt.
Evangelien (und Apostelgeschichte):
Gemäß der Überlieferung soll Johannes Markus im Jahre 68 n. Chr. ermordet worden sein. Dies wäre das Jahr, indem die Qumran-Höhlen geschlossen wurden, in dem auch das umstrittende Papyrus-Fragment 7Q5 gefunden wurde (siehe Bild). Falls dies ein Fragment des Markusevangeliums ist, wäre es spätestens im Jahre 68 n. Chr. dort deponiert worden.

BILDQUELLE
Matthäus/Levi soll der Überlieferung zufolge um das Jahr 60 n. Chr. gesteinigt oder verbrannt worden sein. Aber es wird auch davon berichtet, dass er Vegtarier war und eine natürlichen Todes starb.
Laut einer mir bekannten Überlieferung soll Matthäus sein Evangelium bereits acht Jahre nach Christi Himmelfahrt in Hebräisch geschrieben haben (um das Jahr 41 n. Chr., s. Katalog der Texte, Jüngerer Teil(A- C) - Walter De Gruyter Incorporated - Google Books
Dies geht m. W. aus mittelalterlichen Handschriften des Evangeliums hervor und zwar aus den Unterschriften.
Als Abfassungszeit wird allgemein der Zeitraum ungefähr nach 70 - 100 n. Chr. angeben. Sicher ist, dass Ignatius von Antiochia im frühen 2. Jhd. n. Chr. aus dem Matthäusevangelium zitiert.
Der Evangelist Lukas soll der Überlieferung zufolge um 80 n. Chr. gestorben sein. Dies entspricht etwa der Zeit, in der laut der Exgese sein Evangelium verfasst wurde.
Das Älteste Beleg für das Johannesevangelium, und für die christlichen Bibelschriften überhaupt, ist das bereits von Dir, lieber Pluto, angeführte Fragment Papyrus Rylands P^52, welches von Roberts auf 100–125 n. Chr. datiert wurde.
Dabei handelt es sich um ein kleines Fragment, welche möglichersweise von der ersten Abschrift des Urtextes (der um 98 n. Chr. geschrieben wurde) übriggeblieben ist.
Der älteste vollständige Beleg des Johannesevangeliums ist das Papyrus P^66 aus der Zeit von ca. 200 n. Chr und gehört zu den Bodmer Papyri, die 1952 in Ägypten entdeckt wurden.
In Johannes 18:37b heißt es auszugsweise: »Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe.« Lediglich das rot makierte Wort steht nicht in P^52 (findet sich aber allegmein in den Bibelübersetzungen).
Für weitere Infos verweise ich auf die Bibelausstellung.
Ebenfalls zu den Bodmer Papyri gehört das Papyrus P^75. Es enthält etwa die Hälfe der Evangelien von Lukas und Johannes und stammt aus der Zeit um 200 n. Chr. (plusminus 25 Jahre).
Für die Textkritik des Neuen Testaments sind diese Funde sehr bedeutsam und bemerkenswert finde ich, dass sie lt. Wikipedia hervorragend mit dem Codex Vaticanus übereinstimmen.
Neben Papryrus P^75 gehört auch Papyrus P^4 zu den ältesten Handschriftenfunden des Lukasevangelium und stammt irgendwann aus dem Zeit von 175–250 n. Chr.
Im Bild ist das P. Chester Beatty I (oder Papyrus P^45) zu sehen. Es wurde um 250 n. Chr. geschrieben und enhält Teile aller Evangelien und der Apostelgeschichte.

Das „Magdalen“papyrus (P^64) aus der Zeit um 200 n. Chr. enthält einige Verse von Matthäus (es handelt sich um fünf kleine Fragmente).
Apostolische Briefe
Das Papyrus P^72 ist meines Wissens die älteste Abschrift der Petrusbriefe und stammt etwa aus der Zeitspanne von 150 - 200 n. Chr.
Dieser Fund gibt einen guten Eindruck davon, wie die Originalbriefe von Paulus und Petrus ausgesehen haben könnten. Der Codex ist eine Urform des Buches: Die Papyrusblätter sind zwischen zwei Holzdeckeln eingebunden.
Bildsquelle: Qumran- und Bibelausstellung Sylt
Unter den berühmten Chester-Beatty-Papyri befindet sich die älteste Sammlung der Paulusbriefe aus der Zeit um 200 n. Chr. P^46.
Wenn Du magst, lieber Pluto, kannst Du dir ja mal die Liste der Papyri des Neuen Testaments ansehen.
Ferner verweise ich auf folgende Webside.
Im Jahre 1961 wurde in Caesarea der Pilatusstein entdeckt, dessen lateinsche Inschrift belegt, dass Pontius Pilatus eine historische Person ist.
Bemerkenswert scheint mir noch der Titusbogen zu sein. Auf dem Relief sind sehr gut die Menora (der siebenarmige Leuchter) und der Schaubrottisch zu erkennen, was davon zeugt, dass diese Tempelgeräte wirklich existierten.