Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

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NIS
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#1991 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Sa 7. Nov 2015, 09:15

Sven!
Egal was Du denkst, Du bist.
Jede Sinneswahrnehmung ist eine Realität. Selbst Sinnestäuschungen sind eine Realität, denn man kann wahrnehmen und erfahren. Wenn ich Realität definieren sollte, so würde ich sagen, "Jedes Gefühl ist eine Realität!" Da aber auch Illusionen (z.Bsp. im Fernsehen) Gefühle auslösen können, ist auch die Illusion eine Realität.

Allein die Wirklichkeit ist eindeutig. Es gibt viele Realitäten aber nur eine Wirklichkeit.

Das Bewusstsein würde ich durch folgenden Satz definieren, "Bewusstsein, das bist Du selbst."

Ich lieb Euch. :Herz:
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closs
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#1992 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 7. Nov 2015, 10:30

sven23 hat geschrieben:Da das Wahrnehmen der "Realität", sei sie auch vorgetäuscht, unweigerlich über das Gehirn läuft, wie soll man sich da der Gedanken, die aus diesem Gehirn kommen, sicher sein?
Genau das fragt sich auch Descartes. - Und kommt zum Ergebnis: Selbst wenn alles Täuschung wäre, wäre das Ich unabhängig davon. - Denn man könne zwar anderen mein Ich als Täuschung vorgaukeln, aber nicht dem Ich selbst - entscheidend ist allein, ob ein Ich bewusst sich als Ich wahrnimmt. - Und dann ist es echt, egal ob es anderen als echt oder vorgestäuscht erscheint.

Anders formuliert: Wenn ALLES Täuschung wäre, gäbe es kein Ich.

NIS hat geschrieben:Egal was Du denkst, Du bist.
Genau so.

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Savonlinna
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#1993 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Sa 7. Nov 2015, 12:16

sven23 hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Das ist umgangssprachlich so, aber sagt das Descartes?
Man tappt wieder in die Falle der Grammatik.
Mag sein, daß mehr hinein gedeutet wird, als vom Verfasser beabsichtigt war.
So wie closs es darstellt, soll das Denken der einzig mögliche Beweis für die Authentizität einer Ich-Existenz sein.
Alles andere könne vorgetäuschte "Realität", bzw. Illusion sein.
Da das Wahrnehmen der "Realität", sei sie auch vorgetäuscht, unweigerlich über das Gehirn läuft, wie soll man sich da der Gedanken, die aus diesem Gehirn kommen, sicher sein?
Zur Frage der Täuschung schreibt Descartes in seiner den "Meditationen" vorgeschalteten "Übersicht" ("Synopsis") bezüglich der sechsten Meditation:
Descartes hat geschrieben:[...] Es werden alle Irrtümer der sinnlichen Wahrnehmung aufgezählt und zugleich die Mittel dargelegt, durch die man sie vermeiden kann, und schließlich alle Gründe vorgebracht, aus denen man auf das Dasein der materiellen Dinge schließen kann; nicht als ob ich sie für sehr nützlich hielte, um ebendas zu beweisen, was sie beweisen, nämlich dass es in der Tat eine Welt gibt, dass die Menschen Körper haben und dergleichen, woran niemals jemand mit gesundem Menschenverstand (nemo unquam sanae mentis) gezweifelt hat, sondern weil man bei der Erwägung dieser Gründe erkennt, dass sie nicht so fest und klar sind, wie die, durch die man zur Erkenntnis unseres Geistes und Gottes gelangt [...]

Ich zitiere dies, damit deutlich wird, dass Descartes an der Existenz der Außenwelt nie gezweifelt hat und beruft sich da auf "den gesunden Geist", in der Übersetzung auf den "gesunden Menschenverstand".
Philosophisch begründen tut er das also nicht, er argumentiert wie Hinz und Kunz: 'Ist doch klar, dass alles da ist, was ich wahrnehme (auch wenn man das "wie" bezweifeln kann), ich gehöre doch nicht ins Irrenhaus'.

Wie er die Existenz des "Geistes" oder gar "Gottes" beweist, darauf komme ich ein andermal, ich muss die "Mediationen" noch mal ganz durchlesen, die Vorlesung ist zu stark gekürzt.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Sa 7. Nov 2015, 13:08, insgesamt 1-mal geändert.

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NIS
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#1994 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Sa 7. Nov 2015, 12:26

Savonlinna hat geschrieben:Wie er die Existenz des "Geistes" oder gar "Gottes" beweist, darauf komme ich ein andermal, ich muss die "Mediationen" noch mal ganz durchlesen, die Vorlesung ist zu stark gekürzt.
Ich lieb Dich so, ENI! :Herz:
Ich fühle, also lebe ich! ;)
Geist und Seele sind Eins!
Amen
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#1995 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Sa 7. Nov 2015, 12:37

closs hat geschrieben:Das hieße, dass alle großen Kulturen in allen Zeiten nichts anderes gewusst haben, als sich selbst zu verarschen. --- O.o.
In gewisser Weise schon, denn was ist religiöser Glaube anderes als ein "Für-Wahr-Halten" des unsichtbaren.
Z. Bsp. wurde (laut Homer) das laute Gelächter der Götter von den Menschen als Donner wahrgenommen. Wenn das keine Selbstverarsche ist, was ist es dann?

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie gesagt, gibt es keinen Grund an der „Echtheit“ dieser Konstellationen zu zweifeln.
Es ist auch für Descartes naheliegend - deshalb glaubt er es. - Aber er erkennt, dass er es nicht wissen kann - und Du auch nicht und ich auch nicht.
Was redest du da?
Auch Descartes kommt am gesunden Menschenverstand nicht vorbei, Er gibt es sogar zu, wenn er sagt: "dieser gesamte Körper ist der Meine".

Selbstverständlich sind wir mit unseren Sinnen in der Lage sehr Vieles sehr genau über die Welt erfahren. Die Sinne haben sich genau dafür entwickelt, und nun behauptest du, sie seien nicht verlässlich? Wie bitte soll der Mensch Jahrmillionen lang überlebt haben, wenn du Recht haben solltes?
Ich meine, du solltest unbedingt deine Aussage überdenken, denn da stimmt was nicht in deiner Interpretation.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#1996 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von sven23 » Sa 7. Nov 2015, 13:53

Savonlinna hat geschrieben: Ich zitiere dies, damit deutlich wird, dass Descartes an der Existenz der Außenwelt nie gezweifelt hat und beruft sich da auf "den gesunden Geist", in der Übersetzung auf den "gesunden Menschenverstand".
Philosophisch begründen tut er das also nicht, er argumentiert wie Hinz und Kunz: 'Ist doch klar, dass alles da ist, was ich wahrnehme (auch wenn man das "wie" bezweifeln kann), ich gehöre doch nicht ins Irrenhaus'.

Ja, danke, das ist sehr aufschlussreich.

Savonlinna hat geschrieben: Wie er die Existenz des "Geistes" oder gar "Gottes" beweist, darauf komme ich ein andermal, ich muss die "Mediationen" noch mal ganz durchlesen, die Vorlesung ist zu stark gekürzt.
Da bin ich gespannt. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1997 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von sven23 » Sa 7. Nov 2015, 13:57

closs hat geschrieben: Und kommt zum Ergebnis: Selbst wenn alles Täuschung wäre, wäre das Ich unabhängig davon. - Denn man könne zwar anderen mein Ich als Täuschung vorgaukeln, aber nicht dem Ich selbst - .
Wie bitte gaukelt man anderen sein "Ich" als Täuschung vor?
Zuletzt geändert von sven23 am Sa 7. Nov 2015, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
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#1998 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Sa 7. Nov 2015, 14:00

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Und kommt zum Ergebnis: Selbst wenn alles Täuschung wäre, wäre das Ich unabhängig davon. - Denn man könne zwar anderen mein Ich als Täuschung vorgaukeln, aber nicht dem Ich selbst - .
Wie bitte täuscht man anderen sein "Ich" als Täuschung vor?
Kann Dich Dein Spiegelbild täuschen?
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#1999 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Sa 7. Nov 2015, 14:02

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Und kommt zum Ergebnis: Selbst wenn alles Täuschung wäre, wäre das Ich unabhängig davon. - Denn man könne zwar anderen mein Ich als Täuschung vorgaukeln, aber nicht dem Ich selbst - .
Wie bitte gaukelt man anderen sein "Ich" als Täuschung vor?
Descartes spricht von keinem "Ich".

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#2000 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von sven23 » Sa 7. Nov 2015, 14:09

Savonlinna hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Und kommt zum Ergebnis: Selbst wenn alles Täuschung wäre, wäre das Ich unabhängig davon. - Denn man könne zwar anderen mein Ich als Täuschung vorgaukeln, aber nicht dem Ich selbst - .
Wie bitte gaukelt man anderen sein "Ich" als Täuschung vor?
Descartes spricht von keinem "Ich".

Wieso nicht?
"Das Ich spielt spätestens seit René Descartes berühmten cogito, ergo sum eine herausgehobene Rolle in der Philosophie des Abendlandes. Descartes erhob die Existenz des Ich als ein Subjekt von Gedanken zur einzig zweifelsfreien Grundlage philosophischen Denkens und jeglichen Wissens überhaupt."
Quelle: Wikipedia
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