Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1471 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 21. Okt 2015, 17:41

Tja, Jesus ist eben nicht immer "politisch korrekt" und "nett" gewesen. Wer einen Jesus mit Zuckerglasur will, kann sich einen backen. :) Zum Inhalt:

Der Kontext in den Evangelien verweist einerseits auf die Thematik vom Glauben und Vertrauen auf die Macht des Gebets. Andererseits ist die Episode offensichtlich eng mit der Tempelreinigung verknüpft, sodass man in der Verfluchung einen Ausblick auf das Schicksal der Autoritäten Jerusalems sehen kann.[2] Diese beiden Geschichten weisen eine Parallele auf: Wie der Feigenbaum hat auch der Tempel(kult) zwar viele „Blätter“ (Pilgerbetrieb und Geldgeschäfte), aber an Früchten ist nichts zu finden. Deshalb wird der Tempel zerstört werden und analog der Feigenbaum.[3] Übertragen würde damit ein gut aussehender, aber vorgetäuschter und falscher Schein (an Reife) verurteilt und zur Aufrichtigkeit gemahnt.

Für diesen Zusammenhang spricht bei Markus die Sandwichtechnik:

Der Feigenbaum, der mit seinen Blättern zu großen Hoffnungen berechtigt, steht in Parallelität mit den großartigen Tempelgebäuden, und dass der Baum beim näheren Hinsehen trotzdem ohne Frucht ist, entspricht der Enttäuschung, die der Tempel geworden ist, der nur noch eine ›Räuberhöhle‹ ist. Doch ein Baum, der keine Frucht bringt, und ein Tempel, der kein Haus des Gebets ist, sind sinnlos. In beiden Fällen liegt aber kein vorübergehendes Übel vor: So wie der Feigenbaum bis in die Wurzeln verdorrt ist, so steht dem Tempel die Zerstörung bevor; er hat seine heilvolle Bedeutung verloren. Die neue Gemeinschaft dagegen muss sich vom fruchtlosen Feigenbaum und vom gebetslosen, räuberischen Tempel absetzen, indem sie festen Glauben hat, der sich in Gebet und Vergebungsbereitschaft äußert (11,22-25).

Wolfgang Fritzen: Von Gott verlassen?[4]

Markus kommentiert den Fluch mit den Worten: „Und seine Jünger hörten es“, das Ergebnis „sahen sie“. Diese Angaben deuten darauf hin, dass die Erzählung bereits auf die Belehrungsabsicht abzielt. Man kann die Erzählung in erster Linie als Gleichnis sehen, welche in einer Symbolhandlung erzählt wird – dabei hat entweder Jesus selbst die Handlung als Zeichen vollführt oder nur einen Inhalt erzählt, der später in eine Erzählung eingekleidet wurde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Verfluchu ... eigenbaums

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1472 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 21. Okt 2015, 18:03

Pluto hat geschrieben:Wieso sollte Sinnloses überhaupt evolutionär entstehen?
Das ist genau meine Frage - WENN es keinen Sinn machen würde, spirituell zu denken: Warum würde es die Evolution vorsehen, es zu können?

Pluto hat geschrieben:Ich vermute eher, dass Münek meint, man kann nicht zwischen einer "Illusion" und einer "Inspiration von Außen" unterscheiden.
Das ohnehin - auch hier die Frage: Warum käme man überhaupt auf die Idee des "Inspiration von außen"? - Dass man auf diese Idee kommen kann, ist doch Ausstattung der Evolution - oder nicht?

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1473 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 21. Okt 2015, 18:04

Das Bild der „schlechten Feigen“ für die „Feinde“ findet sich bereits in dem Bild von den beiden Feigenkörben bei Jeremia, wie ich gerade gelesen habe.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1474 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Mi 21. Okt 2015, 18:07

JackSparrow hat geschrieben:Jesus hatte zuvor am Maulbeerbaum demonstriert, wie seine Aussagen zu verstehen sind.
Ich kann mit dieser Geschichte, so wie sie uns vorliegt, nichts anfangen. - Allerdings verführt sie in der Tat dazu zu meinen, man könne sich Wünsche erfüllen lassen. - Deshalb meine Anmerkung: Prüfet alles und behaltet das Gute - anders gesagt: So, wie es hier klingt, ist es nach MEINER Prüfung NICHT gut.

JackSparrow hat geschrieben:Sich auf gemeinsame Gebote zu einigen und sich einer gemeinsamen Führerfigur unterzuordnen, war für den Jäger und Sammler überlebenswichtig.
Dazu ist eine Führerfigur innerhalb des Daseins ausreichend.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1475 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 21. Okt 2015, 18:17

closs hat geschrieben:Allerdings verführt sie in der Tat dazu zu meinen, man könne sich Wünsche erfüllen lassen. - Deshalb meine Anmerkung: Prüfet alles und behaltet das Gute

Wie es unteranderem Joseph Murphy aufgegriffen hat, ein bekannter Vertreter der Neugeist-Bewegung. Sehr bekannt ist sein Werk Die Macht Ihres Unterbewusstseins. Er war der Auffassung, dass der Mensch mittels „wissenschaftlicher Gebete“ (Affirmationen und Autosuggestionen) Einfluss auf das Unterbewusstsein nehmen könne, um durch eine Veränderung der geistigen Einstellung das gesamte Leben in eine positive Richtung zu lenken.
Ob der Glaube wirklich Berge versetzen kann oder nicht, kann wohl nur jeder durch sein eigenes Leben überprüfen.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1476 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 21. Okt 2015, 18:27

Von Henry Ford gibt es ja den Satz: 'The man who thinks he can and the man who thinks he can't are both right. Which one are you?' ;)

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1477 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Mi 21. Okt 2015, 18:27

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Wieso sollte Sinnloses überhaupt evolutionär entstehen?
Das ist genau meine Frage - WENN es keinen Sinn machen würde, spirituell zu denken: Warum würde es die Evolution vorsehen, es zu können?
Hatten wir schon...
Es ist wahrscheinlich ein Art Spandrel in der Entwicklung des Gehirns.

Pluto hat geschrieben:Ich vermute eher, dass Münek meint, man kann nicht zwischen einer "Illusion" und einer "Inspiration von Außen" unterscheiden.
Das ohnehin - auch hier die Frage: Warum käme man überhaupt auf die Idee des "Inspiration von außen"? - Dass man auf diese Idee kommen kann, ist doch Ausstattung der Evolution - oder nicht?[/quote]Nicht unbedingt.
Es könnte einfach ein Nebenprodukt der Entwicklung unserer planerischen Fähigkeiten sein. es könnte also reine Fantasie sein.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1478 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Pluto » Mi 21. Okt 2015, 18:30

closs hat geschrieben:Allerdings verführt sie in der Tat dazu zu meinen, man könne sich Wünsche erfüllen lassen. - Deshalb meine Anmerkung: Prüfet alles und behaltet das Gute
Das ist bspw. ein sehr guter Grund um die Wirkung des Gebets zu erforschen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

SilverBullet
Beiträge: 2414
Registriert: Mo 17. Aug 2015, 19:04

#1479 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Mi 21. Okt 2015, 18:43

Savonlinna hat geschrieben:closs hat aber Angst vor der Alternative. Die da lautet: Alles stamme aus dem Menschen.
Ich würde diese Alternative anders formulieren.

Meine Vermutungen:
…alle Bewusstseinsinhalte stellen ein, (evolutionär) im Gehirn „entworfenes Verstehen“ von Zusammenhängen aus den „Sinnesdaten“ dar.
…die Sinneszellen werden von „äusseren“ physikalischen Phänomenen angeregt.
…die Zusammenhänge in den Daten aus den Sinneszellen werden von der Wahrnehmung analysiert, aber nicht „hergestellt“.
…die physikalischen Sachverhalte, die auf unsere Sinneszellen einwirken, können wir Schritt für Schritt analysieren und damit unsere Wahrnehmung verbessern.
…für die physikalischen Sachverhalte können wir versuchen, Vorstellungen aufzubauen („was soll es sein“), aber wir können diese Sachverhalte nie direkt erreichen („was ist es“). Beispiel: wir verstehen Lichtzusammenhänge in Form von „Farben“, aber wir verstehen „Licht“ nicht.

Im Alltag hat sich das Verstehen in Form von „Raum, Zeit und Existenz“ als funktional erwiesen.
Ob es das Optimum für den Umgang mit den physikalischen Phänomenen ist, können wir nicht sagen, weil wir das „gesamte Bild“ nicht einsehen können (Wahrnehmung ist lokal entstanden) und wir können unser Verstehen nicht einfach umstellen, um „andere Varianten“ auszuprobieren (unsere Denkweise ist durch die Entwicklung des Gehirns begrenzt/geprägt)

Wir können mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% davon ausgehen, dass die physikalischen Phänomene unabhängig von der Wahrnehmung irgendwie „wirken“.
Beweisen können wir es aber wohl eher nicht. Es könnte sich auch um eine (für unsere Anforderungen) sehr gute Simulation handeln.

Die Notwendigkeit zur Aufstellung eines Simulationsverdachtes oder eines Verdachtes auf eine nicht-physikalische Welt kann ich jedoch nicht erkennen.
Und ich kann nur zu dem Schluss kommen, dass wir zu Vorstellungen rund um diese Verdachtsmomente nicht fähig sind.
Die „Was-Soll-Das-Sein“-Frage konnte bisher nicht beantwortet werden.

Bzgl. dieser Verdachtsbereiche kann offenbar keine Wahrnehmung durchgeführt werden.

Wer also annimmt, dass hinter der Wahrnehmung eine „grössere Absicht“ zu suchen wäre, der muss das Problem lösen, dass wir dafür gar nicht geeignet sind.

Novas
Beiträge: 7986
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 21:23

#1480 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Novas » Mi 21. Okt 2015, 18:45

Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Allerdings verführt sie in der Tat dazu zu meinen, man könne sich Wünsche erfüllen lassen. - Deshalb meine Anmerkung: Prüfet alles und behaltet das Gute
Das ist bspw. ein sehr guter Grund um die Wirkung des Gebets zu erforschen.

Es gibt wohl kaum einen Zweifel daran, dass unsre geistige Einstellung unser Leben ganz wesentlich beeinflusst und auch darüber entscheidet, ob es ein gelungenes und glückliches Leben ist oder nicht. „Gebet“ ist etwas, was einen positiven Fokus schafft.
Zuletzt geändert von Novas am Mi 21. Okt 2015, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.

Antworten