Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1231 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 17. Okt 2015, 00:53

Münek hat geschrieben:Doch doch, ich habe die Frage sehr wohl verstanden und erläuternde Erklärungen dazu abgegeben.
Ist das jetzt Deine Masche, mir Unverständnis vorzuwerfen, wenn ich Deine Ausweichmanöver kri-
tisiere?
Diese Aussage ist um so verwirrender, dass ich Dir erneut eine Antwort gegeben habe:
closs hat geschrieben:Zu Deiner Frage selbst:
Es ist eine weltanschauliche Frage, ob das Sein aus einem Quanten-Vakuum kommt oder von "etwas" Höherem, was man gemeinhin als "Gott" bezeichnet. - Diejenigen, die (hätten sie es früher gewusst) mit dem Quanten-Vakuum konfrontiert werden, würden zurückfragen: "Erzählt mal, wo dieses herkommt?". - Denn das Quanten-Vakuum kann nicht "nichts" sein, weil es Träger dessen ist, was daraus wächst - also haben wir auch hier einen unendlichen Regress.

Die spirituellen Menschen sagen deshalb: "Da ein unendlicher Regress keine Antwort ist, sehen wir die Notwendigkeit einer Antwort. - "Dieses sehen wir in "etwas", was diesen Regress stoppt - das nennen wir "Gott"". - Ich würde dann hinzufügen, dass diese "Etwas" über-zeitlich sein muss, um diese Funktion haben zu können - aber das ist nur EINE Begründung.
Wenn Du dies nicht als Antwort erkennst, lasse wenigstens wissen, WAS Du als Antwort erkennen würdest.

Benutzeravatar
Savonlinna
Beiträge: 4300
Registriert: So 2. Nov 2014, 23:19

#1232 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Sa 17. Okt 2015, 01:10

Novalis hat geschrieben: Entscheidend ist deshalb auch nicht ob eine Gotteserfahrung „real“ oder nur eine Phantasie ist, viel wichtiger ist: was bedeutet sie für den Menschen, dem sie widerfährt?

Wenn ein junges magersüchtiges Mädchen kurz davor steht vor den Zug zu springen, aber dann neu leben lernt und Licht in den Tunnel fällt, weil sie zu glauben beginnt, dann ist DAS wesentlich. Entscheidend ist, dass sie den Weg ins Leben gefunden hat. Das ist mein ganz persönliches Verständnis des christlichen Glaubens: nicht ein verstaubter Aktenschrank voll überflüssiger Glaubenssätze, sondern eine neue Lebensweise.
Damit kann ich eine Menge anfangen, Novalis.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1233 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Münek » Sa 17. Okt 2015, 01:50

closs hat geschrieben: Die spirituellen Menschen sagen deshalb: "Da ein unendlicher Regress keine Antwort ist, sehen wir die Notwendigkeit einer Antwort. - "Dieses sehen wir in "etwas", was diesen Regress stoppt - das nennen wir "Gott"". - Ich würde dann hinzufügen, dass diese "Etwas" über-zeitlich sein muss, um diese Funktion haben zu können - aber das ist nur EINE Begründung.

"... sehen wir die Notwendigkeit einer Anwort..." Soso - Notwendigkeit einer Antwort...

Auf gut Deutsch: Da uns der unendliche Regress absolut nicht gefällt, halten wir es "für notwendig", ein "Etwas" zu etablieren, was uns aus dieser Misere heraushilft. Dieses "Etwas" nennen wir GOTT und statten dieses "Etwas" noch
mit allerlei Attributen wie Allmacht, Allwissenheit, Strenge, Zorn, Barmherzigkeit, Eifersucht und väterlicher Liebe
aus und erhöhen ihn als Dank zum Schöpfer des unendlichen Universums mit seinen Milliarden Galaxien
...

Simsalabim - Durch diese uns selbst gegebene Antwort sind wir gerettet. Wir haben uns wie Münchhausen selbst aus dem Sunpf gezogen: Das Leben geht munter weiter nach dem Tod - und zwar für immer und in glücksstrahlender Seligkeit in der Gegenwart dieses aus dem Hut gezauberten "Etwas"...

Tja, was soll man als nüchterner Zeitgenosse, der sich nicht mit Regress-Gedanken herumquält,
dazu noch sagen? Die wunschgesteuerte Irrationalität springt einem förmlich ins Gesicht...

Sorry. Mehr ist für mich nicht nachfühlbar!

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1234 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 17. Okt 2015, 02:08

Münek hat geschrieben:Auf gut Deutsch: Da uns der unendliche Regress absolut nicht gefällt, halten wir es "für notwendig", ein "Etwas" zu etablieren
"Nicht gefallen" ist gut. - Bei Popper gibt es nur deshalb keinen infiniten Regress, weil er ihn methodisch wegdefiniert (was keine Kritik ist). - Kennst Du einen Philosophen, den der infinite Regress "gefällt"?

Münek hat geschrieben: halten wir es "für notwendig", ein "Etwas" zu etablieren
Ja - es ist Wahrnehmungs-Modell, dass dem Umstand geschuldet ist, dass ein infiniter Regress als letzte Lösung - defensiv ausgedrückt - nicht alternativlos ist. - Das ist die logische Begründung - davon, dass von Menschen auch etwas geistig wahrgenommen wird, kommt auf anderer Ebene noch dazu.

Münek hat geschrieben:Durch diese uns selbst gegebene Antwort sind wir gerettet.
Danach fragt die Logik erstmal nicht.

Münek hat geschrieben:Die wunschgesteuerte Irrationalität springt einem förmlich ins Gesicht...
Ich halte es für irrationaler, auf einen infiniten Regress zu setzen.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1235 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Münek » Sa 17. Okt 2015, 02:57

closs hat geschrieben: Es ist eine weltanschauliche Frage, ob das Sein aus einem Quanten-Vakuum kommt oder von "etwas" Höherem, was man gemeinhin als "Gott" bezeichnet. - Diejenigen, die (hätten sie es früher gewusst) mit dem Quanten-Vakuum konfrontiert werden, würden zurückfragen: "Erzählt mal, wo dieses herkommt?". - Denn das Quanten-Vakuum kann nicht "nichts" sein, weil es Träger dessen ist, was daraus wächst - also haben wir auch hier einen unendlichen Regress.

Das ist zwar eine weltanschauliche Frage, in Sonderheit aber ein Glaubensfrage.

"Sein" und "Gott" sind philosophische Gedankenkonstrukte, denen Du auch kein
"Leben einzuhauchen" ("Realität zu verschaffen") vermagst, wenn Du sie mit Be-
griffen wie "Quanten-Vakuum" und "unendlicher Regress" in Verbindung zu
bringen versuchst.

Das sind untaugliche Versuche, die Existenz von "etwas Höherem" wahrschein-
lich zu machen, "was man gemeinhin als Gott bezeichnet" (Deine Worte).


Du entfernst Dich mit Deinen Abstraktionen immer mehr von dem, was der
"einfache Christ", dem Du geistig nahezustehen glaubst, als Gott ansieht
.
Zuletzt geändert von Münek am Sa 17. Okt 2015, 04:19, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1236 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Münek » Sa 17. Okt 2015, 04:02

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Auf gut Deutsch: Da uns der unendliche Regress absolut nicht gefällt, halten wir es "für notwendig", ein "Etwas" zu etablieren
"Nicht gefallen" ist gut. - Bei Popper gibt es nur deshalb keinen infiniten Regress, weil er ihn methodisch wegdefiniert (was keine Kritik ist). - Kennst Du einen Philosophen, den der infinite Regress "gefällt"?

Deinen "infinitiven Regress" kannst Du begraben.

Mit "Nichtgefallen" meine ich ganz konkret: Das Nicht-abfinden-wollen mit der Endlichkeit des Lebens.
Das Nicht-wahrhaben-wollen der Endgültigkeit des Todes... Das hat mit Popper nix zu tun. :)

Bereits vor Urzeiten keimten irrationale Hoffnungen auf. Tote wurden mit Essen und Waffen bestattet. Es
könnte ja sein, dass... Schließlich tauchten die Verstorbenen in den Träumen der Trauernden als lebendige
Personen auf. Das erhoffte Weiterleben nach dem Tod hatte anfangs sicher nichts mit dem persönlichen Ein-
greifen eines Gottes
zu tun.

Im alten Judentum war es erstmals Daniel, der um das Jahr 164 v.Chr. von der Auferstehung der Toten aus
den Gräbern
sprach. Vorher fuhren ausnahmslos alle Toten für immer in das unterirdische finstere Schatten-
reich der Scheol.


Und die Altvorderen wie Abraham, Isaak und Hiob starben ohne Gedanken an ein Weiterleben nach dem Tod
im Kreise ihrer Familie alt und lebenssatt in Frieden. Beneidenswert... Was will man mehr?

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1237 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Münek » Sa 17. Okt 2015, 04:42

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: halten wir es "für notwendig", ein "Etwas" zu etablieren
Ja - es ist Wahrnehmungs-Modell, dass dem Umstand geschuldet ist, dass ein infiniter Regress als letzte Lösung - defensiv ausgedrückt - nicht alternativlos ist.

Nicht ist "einem Umstand geschuldet".

Wenn Du knochenehrlich wärst, müsstest Du zugeben, dass das "Nicht-Alternativlose"
eine glasklare Wunschvorstellung deinerseits ist - mehr nicht.


Des Kaisers neue Kleider. ;)

Benutzeravatar
Münek
Beiträge: 13072
Registriert: Di 7. Mai 2013, 21:36
Wohnort: Duisburg

#1238 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Münek » Sa 17. Okt 2015, 04:50

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Durch diese uns selbst gegebene Antwort sind wir gerettet.
Danach fragt die Logik erstmal nicht.

Hier artikulieren sich Menschen mit ihren Gefühlen, Ängsten und Erklärungsversuchen. Die Logik ist hier fehl am Platz.

closs
Beiträge: 39690
Registriert: Fr 19. Apr 2013, 20:39

#1239 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Sa 17. Okt 2015, 10:04

Münek hat geschrieben:"Sein" und "Gott" sind philosophische Gedankenkonstrukte, denen Du auch kein "Leben einzuhauchen" ("Realität zu verschaffen") vermagst
Es sind Worte, hinter denen Realität steht oder nicht. - Aus christlicher Sicht ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Relaität gegeben ist (bei "Sein" sowieso, weil die Alternative wäre, dass alles, was wir wahrnehmen "Kopf-Kino" ist).

Münek hat geschrieben:Du entfernst Dich mit Deinen Abstraktionen immer mehr von dem, was der "einfache Christ", dem Du geistig nahezustehen glaubst, als Gott ansieht.
Wieso das? - Auch "einfache Christen" verstehen unter Gott eine Realität.

Münek hat geschrieben:Im alten Judentum war es erstmals Daniel, der um das Jahr 164 v.Chr. von der Auferstehung der Toten aus den Gräbern sprach.
Vorsicht - da war "Hiob" früher - aber das ist nicht wichtig.

Münek hat geschrieben:Die Altvorderen wie Abraham, Isaak und Hiob starben ohne Gedanken an ein Weiterleben nach dem Tod im Kreise ihrer Familie alt und lebenssatt in Frieden.
Und Henoch wurde entrückt. - Das, was wir "Auferstehung" nennen, ist die Auflösung des Wartestandes im Scheol, in dem die Menschen übrigens nicht "tot" waren.

Münek hat geschrieben:Wenn Du knochenehrlich wärst, müsstest Du zugeben, dass das "Nicht-Alternativlose" eine glasklare Wunschvorstellung deinerseits ist - mehr nicht.
Es ist ein Nicht-Nachweisbares (wie auch?), das sich aus geistigen Gründen als wahrscheinlich darstellt.

Münek hat geschrieben:Hier artikulieren sich Menschen mit ihren Gefühlen, Ängsten und Erklärungsversuchen. Die Logik ist hier fehl am Platz.
Wenn man religiöse spricht, hast Du recht. - Wir sind hier aber in einer Meta-Ebene, die ÜBER das Religiöse spricht - das ist ein großer Unterschied.

Benutzeravatar
Scrypt0n
Beiträge: 4442
Registriert: Do 28. Aug 2014, 11:51

#1240 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Scrypt0n » Sa 17. Okt 2015, 10:09

closs hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Wie wurde diese Voraussetzung jemals bewiesen?
Oft sind das rein logische Aussagen.
Ach was, sei nicht albern Kurt.
Tatsächlich wurde dir, beruhend rein auf Logik, dargelegt dass ein Gott (Allwissend, Allmächtig, ...) nicht existieren kann. Darauf hin hast du bis heute das Dargelegte ignoriert, weil es schlicht keine logische Ausführung dahingehend gibt, die dir helfen könnte in diesem Dilemma.
:0)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:JEDER Gottesgläubige wird bestreiten, dass SEIN Glaube Aberglaube ist. Als Außenstehender sieht man das natürlich anders.
Logisch. - Objektiv ist beides schwer bis nicht auseinanderhaltbar. - Aber diesen Unterschied gibt es halt trotzdem
Diese Behauptung wiederholst du zwar, jedoch: Es bleibt eine Behauptung, die auf der Überzeugung deines eigenen Glaubens beruht. Zirkelschluss eben.

Es steht dir frei, einen Unterschied zu belegen oder alternativ eine Unterscheidungsmöglichkeit außerhalb des Kopf-Kinos darzulegen.
:)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Fakt ist, dass Kurt sich um die konkrete Beantwortung der ihm konkret gestellten Frage gedrückt hat.
Das ist nicht "Fakt"
Natürlich; du kannst es aber auch gerne als Tatsache bezeichnen, sofern die Bedeutung die richtige bleibt.
*smile*

closs hat geschrieben:Erstens:
Es geht hier nicht um Mission
Doch; nämlich um das ständige Wiederholen deines spirituellen/transzendenzen Standpunktes.

closs hat geschrieben:sondern um Verstehen (= kapieren, ohne zustimmen zu müssen).
Am Verstehen deiner völlig willkürlichen Glaubensaussagen bezüglich eines Seins, unabhängig des Daseins liegt das Problem wohl eher weniger, sondern vielmehr daran dass du nicht akzeptieren willst oder kannst, dass deine Aussagen unabhängig der Nachvollziehbarkeit (sofern man deine willkürlichen Prämissen als gegeben annimmt) als subjektiver Quark, von welchen es übrigens sehr viele Sorten und Aromen gibt - je nach Glaubenseinstellung eben - angesehen wird.

closs hat geschrieben:Des weiteren funktioniert "meine" Perspektive sehr wohl "realiter"
Aber eben nur in deinem Kopf-Kino; das hat mit dem Begriff "Realität" tatsächlich sehr wenig zu tun.

Antworten