SilverBullet hat geschrieben:Jeder Gedankenstrang in den Texten müsste glasklar als Vermutung formuliert sein. - Das wird aber nicht gemacht – warum nicht?
Wenn ich Dich richtig verstehe, wäre die Antwort folgende:
Da man Gott als Axiom setzt, deduziert man. Vergleiche das mit der MAthematik: WENN mathematische Axiome richtig sind, DANN gilt "2+2=4". - Man macht also sichere Seins-Aussagen auf einer Basis, die selbst nicht falsifizierbar ist. - Das ist übrigens - erschrick nicht - in der Naturwissenschaft am Ende auch so (aber das würde jetzt zu weit führen).
Aber Du hast recht: Jede Aussage steht und fällt mit der Korrektheit des Axioms - also kann man nicht sicher wissen.
SilverBullet hat geschrieben:Du bist dir bestimmt bewusst, dass die naturwissenschaftlichen Texte, sofern sie zum geprüften naturwissenschaftlichen Wissen gezählt werden, exakt nachvollziehbare Zusammenhänge beschreiben
Methodisch ist die Naturwissenschaft jeder anderen Disziplin überlegen. - Modell-Aussagen sind deshalb exakt nachvollziehbar - in Bezug auf's Modell.
SilverBullet hat geschrieben:Verstehe ich das richtig: die Nicht-Wissenden „fühlen“ in sich hinein und „übersetzen“ dann das, was sie nicht verstehen?
Man hat etwas selbstverständlich in sich, was einem anderen NICHT selbstverständlich ist - um es zu übersetzen, ringt man gelegentlich nach Worten. - Bei geistigen Dingen ist dies um so schwerer, als dass die Monopolisierung unserer Epoche durch Materialismus zu einer Usurpierung ursprünglich geistig gemeinter Worte wie "Bewusstsein"/"Geist"/etc. geführt haben, die dadurch kaum mehr verwendbar sind.
Im übrigen: Man kann etwas in sich tragen, ohne es analytisch verstehen zu müssen. - Wenn eine Neanderthal-Mutter ihre Tochter über "Schwangerschaft" aufgeklärt hat, hat sie es ja auch nicht wissenschaftlich gemacht - trotzdem war die Schwangerschaft dasselbe, was sie heute ist.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso gibt es „merkwürdige Verständnisse“?
Einfache, aber umfassende Antwort: Weil es eine Heilsgeschichte des Gesamten wie auch des Einzelnen gibt, in der von verschiedenen Leveln aus reflektiert wird.
SilverBullet hat geschrieben:Bist du dir sicher, dass du Opfertiere, Beschneidung und „hier ist mein Leib und mein Blut“ in Relation zu Sport-Ball und Aids-Gala setzen möchtest?
Nur in ihrer gesellschaftlichen Funktion - sicherlich nicht spirituell.
SilverBullet hat geschrieben:Wie können solche Rituale durch „Hineinfühlen“ entstehen?
Es könnten auch andere sein - entscheidend aus meiner Sicht ist die Wendung heraus aus dem Einzelnen in eine Gemeinschafts-Erlebnis.
SilverBullet hat geschrieben:Wie können „Konsequenzandrohungen“ der Form von unendlichen Schmerzen, Qualen,Verdammnis durch „Hineinfühlen“ entstehen?
Das würde ich eher kultur-historisch sehen - universal formuliert ist das nicht.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso haben „Hineinfühl“-Anhänger diese Qualen an anderen Menschen real durchgeführt?
Weil der Mensch ungeachtet geistiger Dinge auch ein Tier ist - biblisch chiffriert wird dies mit dem Gedanken, dass der "Chef" der Welt der Satan sei. - Mit anderen Worten: geistiges "Wissen" schützt nicht vor satanischem Verhalten. - "Irrnis und Wirrnis" gibt es überall.
SilverBullet hat geschrieben:Wieso spielte das Nicht-Wissen keine Rolle?
Das tut es nirgends - in den USA werden Menschen auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet, was dazu führt, dass das siedende Gehirn aus der Nase rauskommt. Methodisch nachvollziehbare Verläufe eines Rechtsstaates schützen auch nicht vor Grausamkeit.
SilverBullet hat geschrieben:Bekommst du da nicht ein wenig Kribbeln in den Fingern, dass diese Situation ganz ungünstig aussieht und regelrecht nach Konsequenzen schreit?
Nein - denn man kann erkennen, dass das Höhere nicht höher wäre, wenn es auf dem eigenen Level wäre, der dem vollumfänglichen Verständnis unserer Wahrnehmung zugänglich ist. - Ein "Risiko" ist es nichtsdestoweniger - die Frage ist, bei welcher Weltanschauung das Risiko des letztlichen Nicht-Erkennens höher ist.
Unsere materialistische Kultur kommt mir immer vor wie Caesar, der einmal gemeint hat: "Lieber der Erste in einem Alpendorf als der Zweite in Rom" - man engt sich so weit ein, damit man es beherrschen kann.
SilverBullet hat geschrieben:Warum sagst du nicht einfach, dass es keine Qualitätssicherung gibt? Ist es dir peinlich?
Gar nicht. - Wenn das zu Erkennende höher ist, gibt es keine Qualitätssicherung DURCH UNS.
SilverBullet hat geschrieben:Jeder darf offensichtlich „hineinfühlen“ und sich danach als „Seher“ und „Experte“ bezeichnen.
Solche gibt es auch.

- Wie gesagt: Du wirst k(aum)einen Christen erleben, der sich als "seher" oder "Experten" bezeichnet - das geht um so stiller ab, je tiefer man drin steckt. - Man hausiert nicht damit, es sei denn, man will missionieren - es ist viel selbstverständlicher und oft unreflektierter, als Du denken magst. - Man merkt "es" halt und wundert sich eher, wenn es jemand NICHT merkt. - Du posaunst ja auch nicht rum, wenn Du laufen kannst ("Seht mal: Ich kann laufen").
SilverBullet hat geschrieben:Das erklärt aus meiner Sicht in keiner Weise, wieso „wir“ nicht einen starken Bezug zu dem haben, was uns ausserhalb von „zur Zeit“ (und das soll immerhin die Ewigkeit sein) betrifft.
Meinst Du mit "wir" die Materialisten?
SilverBullet hat geschrieben:Woher willst du das wissen, du kannst doch laut eigener Aussagen Gehirn und „Geist“(?) in der Funktionalität nicht gegeneinander abgrenzen?
Durchaus tiefsinnige Frage

, die Descartes in etwa so beantwortet hat: Da der Mensch mit seinem "Cogito" nicht entscheiden könne, ob das, was er (naturalistisch) wahrnimmt, "real" oder "Einbildung" sei, müsse er auf Gott vertrauen, dass ihm die Gottesgaben der Sinne nicht täuschten.
SilverBullet hat geschrieben:Dass wir „aktuell“ in der materiellen Welt leben, erklärt doch in keiner Weise, wieso wir keine Ahnung haben, was wir ausserhalb von „aktuell“ „sind“.
Doch - da geht schon einiges. - Aber das würde hier wirklich zu weit führen.
SilverBullet hat geschrieben:An anderer Stelle wird behauptet, dass "Geist" sogar Materie erschaffen können soll und dann so ein "Totalversagen".
Vollkommenes Missverständnis. - Es ist nicht Aufgabe des Geistes, unsere naturalistische Welt in Ordnung zu halten (siehe oben: "Fürst der Welt") - aus christlicher Sicht ist die naturalistische Welt, so wie wir sie kennen, "unsere" Sache - Entwicklungsort/Erkenntnisort.
SilverBullet hat geschrieben:In wie weit ist das, was „ist“, bei dir abhängig von dem, was du erzählt bekommen hast, was du gelesen hast und was du dir davon durch „Hineinfühlen“ „bestätigst“?
Schwer entscheidbar. - Selbstverständlich würde ich NICHT von den Bibel-Geschehnissen wissen, wenn sie nicht jemand "erzählt" hätte. - Dann gäbe es halt andere Chiffren.
Dieser Ansatz ist aus meiner Sicht eh falsch - denn entscheidend ist nicht, was erzählt wird, sondern was in einem da ist ("geistiges Potential") um es zu verarbeiten bzw. wieder-zu-erkennen. - Also andersrum.
Trotzdem hast Du vermutlich und leider recht, dass es viel Schein-Geistiges gibt, was rein "volkskundlich" begründet ist - man ist dann aus Brauchtums-Gründen christlich, ohne womöglich zu wissen, um was es eigentlich geht. - Da muss man durch - wobei wir wieder beim Begriff "Heilsgeschichte" wären.