Wenn man bedenkt, von wie viel geistloser Materie wir umgeben sind, scheint das auch der Normalfall zu sein.Savonlinna hat geschrieben:Die Antwort zum Beispiel, dass Materie zuerst war, ist eine geistige Antwort.
Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
#761 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#762 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Macht doch nix. Ich mag Dich Deuterin trotzdem. Du bist mir sehr viel lieber als die stupiden endlos Schachtelakrobaten -die viel schreiben ohne etwas gesagt zu haben.Savonlinna hat geschrieben: Ich bin literaturwissenschaftlich ausgebildet und befasse mich viel damit, Dichtung zu deuten.
Ich schreibe selber literarischen Krimskrams und bring das mitunter auf die Bühne.
Außerdem gebe ich Nachhilfe unter anderem in Deutsch und muss die Schüler befähigen, zum Beispiel Kafka oder Goethe zu verstehen. Mein Metier ist also "Deutung". Ich deute die Welt beim literarischen Schreiben, und ich versuche eine Deutungsvariante aus literarischen Texten zu gewinnen. Dazu gibt es Methoden, und die versuche ich den Schülern beizubringen.
Deuten ist ein geistiger Akt. Geisteswissenschaften beschäftigen sich mit Deutungen in der verschiedensten Form.
Weiterhin habe ich ein Philosophiestudium gemacht, in der man lernt, verschiedene "Weltdeutungen" zu verstehen und damit selber zu deuten.


denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)
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#763 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ich sehe es nicht als Gottesbild an.Andreas hat geschrieben:Was ist an der Vorstellung, dass Gott der Schöpfer der Welt - so wie wir sie wahrnehmen - ist, so unverständlich?
Für mich ist das lediglich eine unvollständige Handlungsvermutung.
Das Wort „Gott“ erzeugt in dieser Handlungsvermutung keinerlei Mehrgewinn.
„Gott erschafft das Materielle“ -> „Was-Soll-Gott-Sein“? -> „Geist“ -> „Was-Soll-Geist-Sein“? -> nicht materiell -> cool
Das Prinzip ist:
„das, was wir sind, soll von dem verursacht worden sein, was wir nicht sind (zumindest nicht so ganz)“
Aus meiner Sicht wird mit vielen Begriffen und Scheinzusammenhängen eine Denktäuschung aufgebaut, also die Täuschung, dass Inhalt vorliegt.
Vorsicht:
Ein Wahrnehmungssystem auf neuronaler Basis ist exakt zu dieser Täuschung fähig.
Die Fähigkeit zum Umgang mit unscharfen Begriffszusammenhängen, ist an vielen Stellen super praktisch, hat aber auch Nachteile.
Richtig, genau diese Strategie ist das Problem.Andreas hat geschrieben:Es ist eine Glaubensaussage, die jedes Kind verstehen kann
„Gott ist der, der die Welt gemacht hat“
„Gott schaut von oben herab und beobachtet dich“
Alles Aussagen, die jedes Kind verstehen und sich hineinversetzen kann, weil es ganz einfache und bekannte Bedeutungszusammenhänge sind.
Weil es den Erwachsenen vertraut, bekommt das Kind diese Bedeutungen so schnell auch nicht wieder aus dem Schädel.
Das Gehirn folgt bestimmten Mechanismen:
-es „vergisst“ in welchem Zusammenhang „Wissen“ aufgebaut wurde
-es abstrahiert beliebige gelernte Zusammenhänge bis hinauf zu einem einzigen Wort (das ist der Zweck von Sprache)
Am Ende wird das Kind, das jetzt erwachsen ist, sagen: „Gott? Klar verstehe ich, was das sein soll“
Auf die Frage Was-Soll-Gott-Sein, werden zuerst alle zugeordneten Handlungen, alle Eigenschaften, alle Bewunderungen usw. abgespult, bis letztlich deutlich wird, dass nie ein eigentlicher Inhalt vorhanden war – dann kommen Entschuldigungen: unzugänglich, unbegreifbar, mystisch, unvorstellbar
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#764 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Wenn ich dich richtig verstehe, verwendest du den Begriff „Geist“ nicht im Sinne von „Objekt“, sondern das Attribut „geistig“ im Sinne von Denkvorgang.Savonlinna hat geschrieben:Dann versuche ich mal meine Variante.
Ich würde dazu „mental“ oder „bewusst“ sagen.
Entscheidend ist aber natürlich die Substanzgrundlage, auf der diese Vorgänge statt finden sollen.
Ich gehe davon aus, dass nur das aktive Gehirn in Form von elektrischen Impulsen und neuronaler Verarbeitung (samt biochemischer Transmitterstoffe) beteiligt ist.
Aus meiner Sicht haben die Vorgänge somit eine materielle Substanzgrundlage, wobei sich die Denkvorgänge (für mich) aus fortlaufenden Berechnungen durch das Gehirn ergeben, also virtuell vorhanden sind – sie liegen in Form von materieller Aktivität vor, aber nicht als materielle Existenz.
Im Sinne von „Gehirn-Vorgang“ kann ich „geistig“ natürlich ohne Probleme verwenden, weil dadurch kein neues Weltkonzept gestartet werden muss.
Problematisch ist (für mich), dass der Begriff „Geist“ auch mit dualistischen Entwürfen in Verbindung gebracht werden kann. Sobald darauf abgezielt wird, muss ich Fragen stellen, weil ich nicht mehr weiss, worum es sich handeln soll.
#765 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Die Bibel ist voll davon. Die Schöpfung hab ich schon erwähnt, Andere Beispiele: "Gottes Gedanken sind nicht eure Gedanken." "Jetzt erkenne ich wie in einem dunklen Spiegel, dann aber von Angesicht zu Angesicht ..." (Die Stellen raus suchen bin ich jetzt zu faul) "Mein Reich ist nicht von dieser Welt.", sagt Jesus zu Pilatus, der dieses andere Reich nicht wahrnimmt und fragt "Was ist Wahrheit".Savonlinna hat geschrieben:Kannst Du mir mal aus der Bibel zitieren, wo "Sein" als andere Kategorie von "Wahrnehmung" - ebenfals eine Kategorie - behauptet wird?
"Nicht von dieser Welt" bedeutet, dass es diese Welt geben könnte und noch "Etwas" anderes, eben zwei Welten: Jenseits - Diesseits, Sein - Dasein, Gott - Mensch, Schöpfer - Schöpfung, Das Geheimnis (nicht Rätsel) Gott - seine stückweise Offenbarung im Reich des Menschen, Synthese - These und Antithese, Holon das Eine Ganze und Heile - Die Dialektik der Vielheit, Metaphysik - Physik, Religion - Wissenschaft, Glauben - Wissen.
"Nicht von dieser Welt" deutet auf etwas hin, was man nicht im Physikbuch findet. Darauf wollen Pluto und die anderen sich nicht einlassen. Sie wollen eine Biopsie an Gott durchführen - nein - sie wollen Gott auf der Forensikabteilung einer Uniklinik obduzieren und ihm den Totenschein ausstellen oder einen Petersdom aus Schokolade. Das sind ebenso lächerliche wie bösartige Vorbedingungen für einen intellektuell redlichen Dialog über Religion und Wissenschaft.
Dazu fällt mir nichts mehr ein, außer vielleicht ...
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#766 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Im Sinne von Deutungsvorgang.SilverBullet hat geschrieben:Wenn ich dich richtig verstehe, verwendest du den Begriff „Geist“ nicht im Sinne von „Objekt“, sondern das Attribut „geistig“ im Sinne von Denkvorgang.Savonlinna hat geschrieben:Dann versuche ich mal meine Variante.
Oder ist Denken und Deuten für Dich dasselbe?
Das Wort "Geist" habe ich für meine Überlegung nicht benutzt, da ich - Sprachwissenschaft ist ja nun auch noch, was ich gelernt habe - solche Substantivbildungen grundsätzlich auf ihren Aussagegehalt überprüfe. "Geist" ist eine Abstraktion. Wenn man sagt: "das ist ein Mensch mit Geist", dann meint man, dass dieser Mensch viel gelesen hat und das auch verarbeitet hat. Dahinter steht also eine Tätigkeit.
"Geist" als Sache gibt es gar nicht. Es kann nur als Abstraktion von etwas anderem verstanden werden.
Selbst - oder gerade - der biblische "Heilige Geist" ist Bild für eine Tätigkeit.
#767 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Nicht ganz, aber Deutung erfordert Denken, nicht wahr?Savonlinna hat geschrieben:Im Sinne von Deutungsvorgang.
Oder ist Denken und Deuten für Dich dasselbe?
Sehe ich nicht so. Geist ist insofern nicht materiell, wie etwa die Software auf unseren Computern nicht materiell ist. Mit dieser Analogie kommen wir dem Begriff "Geist" etwas näher. Ich sehe "Geist" als Prozess auf der "Hardware" unseres Gehirns. "Geist" ist in unserer Entwicklung etwas enorm Wichtiges, was aber nicht bedeuten soll, dass es vom Körper unabhängig existieren kann.Savonlinna hat geschrieben:Das Wort "Geist" habe ich für meine Überlegung nicht benutzt, da ich - Sprachwissenschaft ist ja nun auch noch, was ich gelernt habe - solche Substantivbildungen grundsätzlich auf ihren Aussagegehalt überprüfe. "Geist" ist eine Abstraktion.
Nö. Der Prozess des Geistes läuft immer (außer möglicherweise im Tiefschlaf) und erzeugt Gedanken und Emotionen, die zu körperlicher Tätigkeit führen können, müssen aber nicht.Savonlinna hat geschrieben:Wenn man sagt: "das ist ein Mensch mit Geist", dann meint man, dass dieser Mensch viel gelesen hat und das auch verarbeitet hat. Dahinter steht also eine Tätigkeit.
Einverstanden, Geist ist nicht substantiell, aber eine reine Abstraktion ist es auch nicht; genauso wenig wie die Software auf dem Computer eine Abstraktion ist. Geist ist (IMO) zwar nicht selbstständig, aber er kann trotzdem etwas bewirken.Savonlinna hat geschrieben:"Geist" als Sache gibt es gar nicht. Es kann nur als Abstraktion von etwas anderem verstanden werden.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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#768 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Natürlich. Aber wo hätte ich das je bestritten?Andreas hat geschrieben: "Nicht von dieser Welt" deutet auf etwas hin, was man nicht im Physikbuch findet.
Ich bin doch selber jemand, der gegen eine primitive naturwissenschaftliche Weltanschauung anargumentiert. Das weißt Du doch. Wir haben da doch beide am selben Strang gezogen.
Im übrigen, da ich die Flöhe husten hören kann: es liegt ein Wandel in der Luft.

Was Du sonst noch an meine Adresse schreibst, beruht auf einem Missverständnis dessen, was ich sagen wollte.
Ich möchte das jetzt nicht auswalzen und lasse es lieber auf sich beruhen.
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#769 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ja, natürlich. Ich habe doch nicht behautet, dass Geisteswissenschaft ohne Denken auskommt.Pluto hat geschrieben:Nicht ganz, aber Deutung erfordert Denken, nicht wahr?Savonlinna hat geschrieben:Im Sinne von Deutungsvorgang.
Oder ist Denken und Deuten für Dich dasselbe?
Ich habe erläutert, dass Geisteswissenschaften sich mit Deutung beschäftigen.
#770 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Andreas hat geschrieben:
"Nicht von dieser Welt" deutet auf etwas hin, was man nicht im Physikbuch findet. Darauf wollen Pluto und die anderen sich nicht einlassen. Sie wollen eine Biopsie an Gott durchführen - nein - sie wollen Gott auf der Forensikabteilung einer Uniklinik obduzieren und ihm den Totenschein ausstellen oder einen Petersdom aus Schokolade. Das sind ebenso lächerliche wie bösartige Vorbedingungen für einen intellektuell redlichen Dialog über Religion und Wissenschaft.
Lächerliche wie bösartige Vorbedingungen..., meinst du also.
Wie sehr ist das selbst bösartig, arglistig und intrigant? Du legst hier das Fundament einer boshaft garstigen Vorverurteilung, die sich präventiv wieder einmal auf die übliche Krokodilsverträntheit des Haltet-Den-Dieb fundiert. Das ist hier ein gern gefeierter Brauch der christlichen Fanatiker und Dogmatiker, warum auch nicht.
Was will den Wissenschaft von der Religion? Nichts, absolut nichts.
Allerdings begehrt Religion permanent Einlass bei den Wissenschaften, egal ob hier das kreationistische Schamanentum, oder der abstruse Hokospokus des lächerlichen Intelligent Design, oder die ebenso lächerlichen Gaukler des Abrupt Appearence machen doch aus eurem Gott den Gott der Lücken, nicht die Wissenschaftler.
Intellektuell redlich? Das hier:
Das sind ebenso lächerliche wie bösartige Vorbedingungen für einen intellektuell redlichen Dialog über Religion und Wissenschaft.
welche "intellektuellen" Vorbedingungen schweben dir dann so vor? Denn außer deinen ewigen, interaktiv völlig überzogenen Griesgrämigkeiten hast du hier noch nicht viel geboten.