Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Säkularismus
Geistliches und Weltliches verbinden
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Savonlinna
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#611 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Fr 9. Okt 2015, 11:27

closs hat geschrieben: Die nächste Frage wäre dann als nächstes, ob dieses "etwas" auch etwas sein kann (das wäre dann "Gott"), das wesensmäßig jenseits der naturalistischen Welt "ist".

Es ist erstaunlich, dass diese an sich einfache Frage nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortbar ist. - Ich stelle fest, dass unterschiedlichste Menschen verschiedenster Weltanschauungen dieses einfache Ja oder Nein meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Hier wirst Du unverschämt.

Deine Forderung, auf "geistige Fragen" mit einem Ja oder Nein zu antworten, ist - und das habe ich schon geschrieben - eine Forderung eines rationalistisch verdorbenen Fragers.
Jetzt konterst Du, ich würde eine solche Antwort meiden wie der Teufel das Weihwasser.

closs
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#612 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 9. Okt 2015, 11:29

Queequeg hat geschrieben:das ist nur noch narrative Willkür als Beleg für deinen Sophismus
Aus meiner Sicht ist es eine glasklare Frage, deren Beantwortung weiterführen würde, wenn es so sein dürfte. - Mein Vorwurf des Dogmatismus bleibt bestehen.

Queequeg hat geschrieben:Hähä, nee, könntest du hier noch weniger als dorten!
Also was Pilze angeht, nehme ich Dich gerne mal mit in einen beliebigen Wald - Du würdest einen vollen Korb haben (wenn Pilzzeit ist).
Zuletzt geändert von closs am Fr 9. Okt 2015, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.

closs
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#613 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 9. Okt 2015, 11:31

Savonlinna hat geschrieben:Jetzt konterst Du, ich würde eine solche Antwort meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Innerhalb des Geistigen gibt es auch für mich viele Dinge, für die es für mich weder Ja oder Nein gibt. - Aber die Frage, ob Geistiges etwas vom Menschen Unabhängiges sein kann kann[und sollte man meines Erachtens schon "binär" anworten bekönnen.

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NIS
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#614 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Fr 9. Okt 2015, 11:33

Lena hat geschrieben:Das ist Grössenwahn, was Du schreibst, lieber NIS.
Du hast Recht, Lena, entschuldige! Wir sind alle nur Mensch mit persönlichen Stärken und Schwächen..."
Ich liebe Dich! :wave:
Entschuldige! :Herz:
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#615 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Lena » Fr 9. Okt 2015, 11:44

NIS hat geschrieben:Du erkennst Gott durch Deinen Glauben, denn DU weißt, was Du glaubst, oder?

Was möchtest Du mich fragen? Versuche es anders zu formulieren. Die Worte erkennen, Glauben und wissen versteht jeder doch anders...
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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NIS
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#616 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von NIS » Fr 9. Okt 2015, 11:44

:Herz: :?:
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#617 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von JackSparrow » Fr 9. Okt 2015, 12:17

closs hat geschrieben:Das ist doch vollkommen wurscht - hier geht es darum, DASS Du denk-mäßig genauo wärest wie Du es jetzt bist.
In diesem Fall würde ich denken, dass ich gerade auf einem Stuhl vorm Laptop sitze und auf der Tastatur irgendwelchen Quatsch eintippe, während neben mir gerade die dritte Tasse Kaffee steht.

Und somit unterstelle ich Dir, dass Du dieses Gedankenexperiment machen könntest, wenn Du wolltest.
Und ich unterstelle, dass sich diese beiden Situation in keiner Weise unterscheiden würden, wenn ich denk-mäßig genauso wäre wie jetzt, und ich dann genauso gut im jetzigen Moment behaupten könnte, ich sei "tot".

Das Gedanken-Experiment (!!!!) ist klar definiert
Du verlangst, man solle sich einen nicht vorhandenen denkenden Menschen vorstellen. Das ist genauso klar definiert wie meine Bitte, dir doch bitte einen nicht vorhandenen bellenden Hund vorzustellen. Aber woran genau denkt man, wenn man nicht vorhanden ist?

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#618 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von SilverBullet » Fr 9. Okt 2015, 13:07

Novalis hat geschrieben:
SilverBullet hat geschrieben:Man will erreichen, dass der andere die Voraussetzungen akzeptiert
Was bei Vertretern des materialistischen Weltbildes genauso ist.
Das ist meiner Meinung nach nicht korrekt. Bitte beachten: es geht um die Voraussetzungen nicht um die Schlussfolgerungen.
(es mag einzelne Vertreter geben, aber es handelt sich nicht um ein Prinzip)

Voraussetzungen und Schlussfolgerungen können bei natürlichen/materiellen Zusammenhängen i.d.R. unabhängig von der Behauptung und dem Behauptenden kontrolliert werden.

Es ist sogar empfohlen die Überprüfung durchzuführen, weil dadurch Fehler aufgedeckt und die Wahrnehmung verbessert wird (-> neue Ansätze)

Novalis hat geschrieben:Was denkst Du über die „Integrated Information Theory“ (IIT) der Neurowissenschaftler Giulio Tononi und Christof Koch?
Ich finde sie gut und ich finde sie schlecht.

Gut ist, dass es einen Versuch der Konkretisierung darstellt.
So wie ich es aufgeschnappt habe, ist die IIT als Alternative zum Emergenz-Ansatz (was aus meiner Sicht kein Ansatz ist) entstanden.
Im Vergleich dazu versucht die IIT tatsächlich konkret für das Gehirn einen Ansatz zu finden.

Schlecht ist, dass Bewusstsein gefühlstechnisch weiterhin an die „Komplexität im Umgang mit Daten“ gebunden sein soll. Sozusagen: „je mehr Datenmanagement, desto bewusster“
Ich denke, aus Sicht der IIT hat eine Diode, ein Toaster und ein Handy durchaus auch Bewusstsein.
Komplexität ist aber leider ein Merkmal, aus dem datenverarbeitungstechnisch keinerlei nützliche Funktion entsteht (Ablaufe werden eher nur langsamer und fehleranfälliger).

Was mir auch nicht gefällt: Bewusstsein wird als Grundphänomen im Universum angenommen (Stichwort: Panpsychismus). Für eine „Theorie des Bewusstseins“ ist das nicht optimal, weil sie das Zustandekommen von Bewusstsein gar nicht erklärt. Es handelt sich also im Grunde wieder nur um eine Theorie, dass die materielle Gehirnstruktur auf wundersame Weise mit einem Nicht-XXXX-Teil verbunden sein soll – das kennen wir ja schon.

Ein Kritikpunkt, den ich an so manchen Neurowissenschaftler richte, ist, dass eine tatsächliche Bewusstseins-Existenz vorausgesetzt wird (das gilt auch für die IIT).
Ich vermute es liegt daran, dass viele Neurowissenschaftler reine „Substanzwissenschaftler“ sind (Physiker, Biologen, Chemiker).

Ich halte dies für ein wesentliches Problem, denn es geht beim Gehirn offensichtlich um Datenverarbeitung (elektrische Impulse und neuronale Schaltauswertung). Sämtliche Bedeutungszusammenhänge sind „virtuell vorhanden“ aber nicht materiell.

Warum also nicht einfach nachschauen, ob genau darin ein Potential für die Bewusstseinszusammenhänge enthalten ist?

Man muss sich klar machen, dass das Bewusstsein nur „aus der Blickrichtung“ des Bewusstseins existiert, wobei das Bewusstsein selbst aber keinen Kontakt zur materiellen Welt hat (es gibt also keine Vergleichsmöglichkeiten, was Existenzen anbelangt).
D.h. nur in einer abgeschlossenen Bedeutungswelt (Datenverarbeitung!) ist die Überzeugung vorhanden, ein Bewusstsein zu sein.

Natürlich verleitet die "Innensicht des Bewusstseins" sehr stark zur Annahme einer tatsächlichen Existenz, aber: „Farben“ gibt es ja auch nicht…

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#619 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von closs » Fr 9. Okt 2015, 13:21

JackSparrow hat geschrieben:Du verlangst, man solle sich einen nicht vorhandenen denkenden Menschen vorstellen.
Nein - einen außerhalb Deiner Wahrnehmungs-Prämissen vorhandenen Menschen. - Ist das so schwer? Langsam glaube ich es wirklich.

SilverBullet hat geschrieben:Voraussetzungen und Schlussfolgerungen können bei natürlichen/materiellen Zusammenhängen i.d.R. unabhängig von der Behauptung und dem Behauptenden kontrolliert werden.
Aber daraus kann man doch nicht schließen, dass es keine nicht-materielle Zusammenhänge gäbe, die man NICHT kontrollieren kann - es sei denn, man ist mit seinen Prämissen so verwachsen, dass man gar nicht mehr weiss, dass es welche sind. - Das würde ich immanente Dogmatik nennen.

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Savonlinna
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#620 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung

Beitrag von Savonlinna » Fr 9. Okt 2015, 13:21

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ja, rette Deine "Wahrnehmungsseite und Dein "Sein" gegen alle neuen Gedanken, bringe die immer gleichen Sätze, nimm nichts auf von dem, was andere schreiben
Das wird leichter sein, wenn Du Klarheit in folgender Frage schaffst - siehe folgenden Quote plus Frage
closs hat geschrieben:Es besteht die Gefahr, dass mit der Auflösung der Trennung von Subjekt und Objekt eine Bestätigung von Feuerbach rauskommt: Gott sei Produkt menschlichen "Geistes". Das ist meine einzige Sorge. - Denn wäre es so, wäre aus meiner Sicht jegliche Erwähnung des Wortes "Gott" albern - dann wäre der Mensch selber sein Gott - wobei wir schnurstracks beim Materialismus wären.
Ist "Gott" aus Deiner Sicht ausschließlich Produkt Deiner oder meiner Wahrnehmung? - Produkt des Menschen.
Auf dieses Deine nun blau gefärbte Frage war ich noch nicht eingegangen, wollte es mir noch aufheben.

So, wie Du die Frage in der ersten Variante gestellt hast, kann ich natürlich mit "nein" antworten.
"Gott" ist - wenn überhaupt Produkt - ein Produkt jahrtausendelanger Prozesse von Abermillionen Menschen und nicht eins von Dir und mir.

Aber Dir geht es wahrscheinlich mehr um "Produkt des Menschen".
Letzlich willst Du vielleicht wissen, ob es "Gott" schon gab, bevor der Mensch entstand?

Auf jeden Fall ist der Gedanke, dass es einen Gott gibt, erst mit dem Menschen entstanden. Stimmst Du dem zu?
Jetzt gabelt sich möglicheweise die Ansicht:

Der eine sagt: "Gott" habe sich sofort dem Menschen offenbart, sobald der Mensch entstanden ist.
Der andere sagt: Die Idee, dass "Gott" existiert, ist eine Idee, die aus dem Menschen stammt und also etwas über den Menschen erzählt.

Nach ewigen Grübeleien kann ich in beiden Aussagen keinen Unterschied erkennen.
Der eine sagt: Gott ist außerhalb des Menschen, der andere sagt: Gott ist innerhalb des Menschen.
Der dritte sagt: Ich bezeichne es nicht als "Gott", weder außerhalb noch innerhalb.

Alle drei Ansichten sind nicht naturalistisch.
Es könnte aber sein, dass Christen die, die "Gott" nicht im Munde führen, als naturalistisch abstempeln.
Das wäre dann zu Unrecht.

Schließlich gibt es aber noch die, die sagen, Gott sei in jeglichem Sinn "ausgedacht", sei Illusion.
Es gibt sicher Gottesaussagen, deren Gehalt man als substanzlos bezeichnen kann - sie bestehen dann nur aus der Aneinanderreihung von selbstkonstruierten Begriffen.
Mit der Sprache kann man lügen, was das Zeug hält.
Dennoch ist nicht jede widersprüchlich formulierte Aussage eine Lüge, weil das Geschehen des Lebens nur in dem Verstand widersprüchlich erscheindenen Formulierungen halbwegs adäquat wiedergegeben werden kann.

Um das zu unterscheiden - ob man leere Begriffe aufeiandertürmt oder oder man mit Begriffen Erfahrenes und Erkanntes zu formulieren sucht -, braucht man eine gründliche Analyse.

Weiterhin kann man unterscheiden: Inhalte des Verstehens, deren Träger die einen mit "Gott" bezeichnen, die anderen - siehe oben - eben nicht.
Die Inhalte des Verstehens sind aber gleich oder zumindest ähnlich.

Insofern kann ich Deine oben gestellte und von mir blau angemalte Frage nur so beantworten:
Es hängt völlig davon ab, was man mit "Gott" verbindet.


Wenn Dich noch meine persönliche Sicht interessiert:
Ich habe über die "Natur", die jede körperliche Wunde an meinem Körper zu heilen versucht, kapiert, dass die Natur heilen will, heilen muss, es ist ihr Wesen.
Darüber kann ich mich gar nicht beruhigen, es ist unfassbar.
Die Natur produziert sogar Zahnschmerzen, um mir zu zeigen, dass mein Zahn kaputt ist und geheilt werden muss.

Es scheint so zu sein, dass alles, was geschieht - im Universum und in mir -, etwas gebiert, das Kaputtes wieder ganzmachen will.
Es scheint also - in allem Geschehen - eine Art "Vorstellung" von dem zu geben, was "ganz" ist. Denn sonst würde die Natur den Schorf über eine Wunde nicht wachsen lassen.

Nicht wenige Denker haben diese unfassbare Potenz der Natur als "göttlich" getauft.

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