Savonlinna hat geschrieben: Blut "steht" für uns heute nicht für Leben oder Geist. Blut steht für uns heute für Massenmord.
Chiffren ändern sich - da steht etwas in der Bibel, was folglich heute nicht mehr verstanden wird, wenn man die alte Bedeutung nicht mehr kennt.
Savonlinna hat geschrieben: Ich habe mich ab einem bestimmten Punkt - da war ich noch Schülerin - geweigert, dieses "widerliche Gesöff" (wo der Pfarrer mich aufgefordert hat, mir vorzustellen, dass ich da jetzt Blut trinke) zu mir zu nehmen.
Nicht minder widerlich fand ich, dass ich mir bei der Oblate nun vorstellen sollte, dass ich an einer Leiche knabbere.
Das ist ein Problem - ich war immer dagegen, dass die lateinische Liturgie in die Volkssprache übersetzt wurde. - Denn wenn man plötzlich hört, was es bedeutet UND gleichzeitig die Hintergründe nicht kennt, ist es fatal.
Savonlinna hat geschrieben: Egal, wie oft man versucht, antike Vorstellungen umzudeuten und einem einreden will, dass sei alles überhaupt keine Leidensreligion:
es ist de facto eine Leidensreligion. Überall hängt ein Kreuz.
Natürlich spielt Leiden im Christentum eine große Rolle - aber eigentlich eher als Trost im Leid. - Davon abgesehen, dass auch hier oft nicht eingängig erklärt wird, was eigentlich das Fundament davon ist.
Savonlinna hat geschrieben:Das Klagelied, wir könnten "heute nicht mehr geistig lesen", hast Du, Naqual, mehr oder weniger entkräftigt, als Du aufgezeigt hast, dass da zwei unterschiedliche Kulturen aufeinanderstoßen. - Warum soll man uns zwingen, uns in eine Kultur hineinzuempfinden, die nie unsere war?
Niemand zwingt - noch mehr: Lieber etwas abgelehnt, was man nicht versteht, als Dingen nachäffen, die man NICHT versteht.
Im Übrigen denke ich schon, dass wir in Nachfolge der hebräischen und griechischen Kultur stehen - erst seit ca. 200 Jahren scheinen wir eine davon abgelöste Kultur zu haben. - Aber selbst das würde ich nicht beschwören - denn vieles steckt in einem drin, was man gar nicht mehr bewusst reflektiert, aber trotzdem da ist.
Savonlinna hat geschrieben:Ich verstehe Dein "geistig" in dem Fall so: sich abbrühen gegen den Ekel, wegzuschauen vor Elend und sich stattdessen vorzustellen, dass das doch alles geistig und hehr sei.
Echt daneben. - Wenn, dann ist es umgekehrt: Ekel ertragen, weil er bereits getragen wurde.
Das "Hehre" wirst Du bei authentischen Christen nicht finden - all diese "geistigen" Diskussionen findet man in der Regel zwischen unterschiedlichen Kulturen (etwa Christentum versus Agnostizismus), in denen man Denkgebäude aufbauen muss, um etwas zu vermitteln. - In der Praxis ist es anders - da zählt das Tun.