Ja, klar. Und deshalb steht "spirituelle Erkenntnis" zumeist in wesentlichen Aspekten außerhalb von Wissenschaft. Was nicht gleichbedeutend mit "Stuss", "Murks", "Humbug" usw. sein muss.closs hat geschrieben:Richtig - deshalb ist es doch so schwierig, Geistiges (im spirituellen Sinne) wissenschaftlich zu fassen.
Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
#201 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.
#202 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Zunächst: Heidegger verwendet es - aber man braucht wirklich keinen Heidegger, um selber drauf zu kommen, dass das Dasein ("Seiendes") eine Ableitung/Schöpfung Gottes ("Sein") ist - das ist con variazione die Aussage der meisten Religionen. - Ich habe das mitnichten konstruiert, sondern gefunden wie viele vor mir.Savonlinna hat geschrieben:Eventuell musst Du das auf Deine eigene Kappe nehmen, dass Du ein "Sein" konstruierst, das keiner Deiner Vorläufer so benutzt hat.
Im Grunde steckt doch der Unterschied von "Sein" und "Seiendem" (was aus meiner Sicht gleichbedeutend ist mit dem Unterschied von "Sein" und "Wahrnehmung" - soweit es sich um reflektierend Wahrnehmungs-Fähiges handelt) - aber das wäre jetzt vielleicht zu früh.
Gehen wir mal zu Deinem Zitat:
"In die philosophische Terminologie wurde ousia als Fachbegriff im 4. Jahrhundert v. Chr. von Platon eingeführt.[3] Er bezeichnete damit das ontologisch Stabile, Unveränderliche und Wesentliche". - Meinst Du, dass Platon damit "Seiendes" meint? - Ich nicht.
"wobei er an die mit Grundbesitz verbundene Vorstellung von Beständigkeit anknüpfen konnte" Dies würde ich nicht verstehen als Argument, dass "ousia" diesseitig wäre, sondern dass "Grundbesitz" ein nachvollziehbare Chiffre ist für "Beständigkeit" - "so wie Grundbesitz beständig ist, ist auch Ousia beständig" - allerdings auf Seins-Ebene, weil nur da das Unveränderbare sein kann.
"Je nach dem jeweiligen Zusammenhang ist Platons ousia in manchen Fällen mit „Sein“ (Seiendheit), in anderen mit „Wesen“ zu übersetzen"Jetzt haben wir ein Sprachproblem: Meint der wiki-Autor mit "Sein = Seiendheit" das Seiende und mit "Wesen" das, was ich "Sein" nenne? - Wie auch immer: Aus meiner Sicht ist wichtig, dass eingeräumt wird, dass "ousia" BEIDES bedeuten kann - was die Gemengelage nicht einfacher macht.
"In diesem philosophischen Sinn drückt ousia aus, dass etwas die Eigenschaft aufweist, im Sinne eines beständigen Seins „seiend“ zu sein". Aus meiner Sicht ein hammer-guter Satz: Es gibt ein Unveränderbares (bei mir heisst das "Sein"), dessen Ableitungen ins Dasein das "Seiende" sind, die selber nicht beständig sind/sein müssen.
Das "Seiende" ist somit die Thematisierung (siehe Heidegger) des "Seins" im Dasein - diese Thematisierung ist nie perfekt, weil nur das Urbild ("Idee"/"Realie") perfekt sein kann - es gibt also eine Differenz zwischen Urbild und dessen Umsetzung (jetzt käme der Begriff "ontologische Differenz"), der aber zu Missverständnissen führen kann.
Das würde das Verhältnis von "Sein" und "Wahrnehmung" (= ein Phänomen des imperfekten Seienden) gut beschreiben. - Ist das im 21. Jh. nachvollziehbar?
#203 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ja, so sehe ich das auch.Anton B. hat geschrieben: Und deshalb steht "spirituelle Erkenntnis" zumeist in wesentlichen Aspekten außerhalb von Wissenschaft. Was nicht gleichbedeutend mit "Stuss", "Murks", "Humbug" usw. sein muss.
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#204 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Was hat das mit Sinneszellen zu tun?closs hat geschrieben:Wie würde es ein Neurowissenschaftler beschreiben, wenn eine Mutter nachts aufschreckt und ihr Kind sieht, und am nächsten Tag erfährt, dass es gerade da verunglückt ist? - Wenn diese Mutter in diesem Moment an Messgeräten angeschlossen wäre, würde man sicherlich etwas sehen - ohne neuronale Aktivität kann man nicht aufschrecken
Hat die Mutter etwas gehört, gesehen, geschmeckt, gerochen oder ertastet?
Nein, sie hat geträumt – genauso wie schon oft, hat das Gehirn die vorhandene Sorge um ihr Kind verarbeitet.
Bestimmt ist sie auch schon oft wach geworden – nur vergisst man diese Fälle sehr schnell wieder, wenn man sie nicht mit etwas Konkretem in Verbindung setzten kann.
Ich denke, es ist nichts Neues, dass wir uns sehr selektiv erinnern. D.h. die gigantische Anzahl von Fällen, in denen eine Vermutung ins Leere läuft, vergessen wir schnell, während sich ein paar Zufälligkeiten in die Erinnerung eingraben (sofern wir uns korrekt erinnern).
Wenn man in diese Fälle einen Verdacht hinein interpretiert und dabei lediglich unvollständige Vermutungen aufstellt, dann stellt sich die Frage:
Was ist mit den tausenden von schlafenden Müttern los, die nicht aufwachten, als ihre Kinder verunglückt sind?
Sind das schlechte Mütter?
Hätten sie mehr eine „spirituelle Geist-Verbindung“ aufbauen sollen?
Doch, ich kann genau feststellen, ob ich mir etwas vorstellen kann oder nicht. Sorry, das ist definitiv mein Hoheitsgebiet.closs hat geschrieben:Wie kommst Du darauf, dass es nicht geht? - Das kannst Du doch gar nicht entscheiden (hier wieder: Du machst Deinen Wahrnehmungs-Horizont zum Maßstab dessen, was "sein" könnte).
Gar nicht, ich würde fragen, worum es bei der „Setzung“ gehen soll.closs hat geschrieben:Angenommen, wir würden modellhaft setzen, dass das Saulus-Paulus-Erlebnis tatsächlich stattgefunden hat: Wie würdest Du es erklären?
(Nicht vergessen: weder „Gott“ noch „Geist“ wurde bisher festgelegt)
Dir wurde es also zuerst mitgeteilt, sozusagen suggeriert.closs hat geschrieben:Mich haben die Erzählereien früher genervt (auch heute noch weitgehend) - auf einem ganz anderen Weg bin ich zu eigenen Erkenntnissen gekommen. - Aber richtig ist: Die begriffliche Matrix war von früher ausgelegt
Ist das in allen Fällen so?
Schlechtes Beispiel, denn einen Korridor kann ich mir als zielgerichtete Bahn vorstellen.closs hat geschrieben:Das ist ganz richtig beobachtet - stell Dir vor, Du wärest in einem Korridor, der in die richtige Richtung geht, aber (zu Lebzeiten) nie aufhört.
Was das mit den „unvollständigen Vermutungen“, bei denen nicht auf Verbindung zur Realität geachtet wird, zu tun haben soll, verstehe ich nicht.
Was ist denn das „Wesen“ des Bewussteins?closs hat geschrieben:Wenn sich Bewusstsein technisch über seine (zweifellos vorhandene) Körperlichkeit erklären lässt, sagt das überhaupt nichts über das Wesen des Bewusstseins aus - das scheint mir ein gängiges Missverständnis innerhalb der Naturwissenschaft zu sein.
Vorsicht:
„man“ kann sich nur für ein Bewusstsein halten, „man“ kann es aber nicht beobachten.
So ganz kann ich deinen Anspruch nicht verstehen.closs hat geschrieben:Wenn man aber philosophische Gründe hat (geht allerspätestens mit Platon los), dass diese naturalistische Welt nicht aus sich ist, sondern Ableitung von "etwas" anderem, kann man dieses Feld nicht naturwissenschaftlich untersuchen.
Die „philosophischen Gründe“ starten auf Basis von „unbekannten Zusammenhängen“ und ergeben lediglich „unvollständige Vermutungen“.
Irgendwann ist die Naturwissenschaft soweit und beseitigt nach und nach die „unbekannten Zusammenhänge“.
Deine Reaktion deutet an, als dürfe das per Definition keine Auswirkungen für die „philosophischen Denkvorgänge“ haben.
Ich bin sogar der Meinung, es muss sämtliche „philosophischen Denkvorgänge", die mit den „unbekannten Zusammenhängen“ in Verbindung stehen, in Frage stellen.
Das „in Frage stellen“ bedeutet, dass es nicht mehr wichtig ist, was „Geist“ und/oder „Gott“ für Handlungen gemacht, Fähigkeiten oder Eigenschaften haben sollen – ich will wissen, was „es“ sein soll.
Man muss sich klar machen, dass durch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse eine qualitativ hochwertige Vorstellung aufgebaut werden kann.
Für diese Vorstellung kann man Überprüfungen und Experimente entwerfen.
Wenn Philosophie und Religion nicht in der Lage sind, Vorstellungen zu liefern, dann ist dies nicht die Schuld der Wissenschaft.
Du führst eine Aussage von „Hans-Peter Dürr“ an:
„Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle Grundlage. Wir könnten es auch Geist nennen. Etwas, was wir nur spontan erleben und nicht greifen können.“
„Zusammenhang“ – wie, von was?
„Verbindende ohne materielle Grundlage“ – wiedereinmal die Nicht-XXXX-Strategie
„Etwas, das wir erleben und nicht greifen können“ – deshalb stelle ich die Was-Soll-Das-Sein-Frage.
Weiter geht es mit:
„Materie und Energie treten erst sekundär in Erscheinung – gewissermaßen als geronnener, erstarrter Geist“
„Geist ist also nicht Materie und Energie“ – dieses Nicht-XXXX sind langsam langweilig
„gewissermaßen geronnener, erstarrter Geist“ – wie bitte, ich frage doch explizit, was „Geist“ sein soll und nicht nach seinen vermuteten Auswirkungen?
OK, wieder ein paar Wörter mehr, aber: was soll "Geist" sein?
Wodurch will dieser (ehemalige) Naturwissenschaftler festlegen, dass der „Hintergrund von Materie, Energie“ irgendetwas mit dem „menschlichen Geist“ zu tun hat.
Ist er sich sicher, dass man alles, was man mit „Geist“ bezeichnet in einen Topf werfen darf?
Die obigen Zitate wirken eher so, als ob da jemand mit Absicht ins Blaue schiesst…
Neincloss hat geschrieben:…vielleicht sind die beiden Genannten in der Lage, einem naturwissenschaftlich Denkenden etwas nahe zu bringen, was ein "gelernter" Philosoph oder Theologe (und somit Nicht-Naturwissenschaftler) nicht bieten kann.
Die „Autosuggestion“ ist eine (qualitativ) sehr hochwertige Erklärung.closs hat geschrieben:Aber die Tatsache, dass es Autosuggestion gibt, heisst nicht, dass alles, was man über den Kamm als Autosuggestion erklären kann, Autosuggestion "ist".
Die „Nicht-XXXX-Welt“, zu der man per Definition keinen Zugang haben können soll, ist eine höchst zweifelhafte Erklärung.
Ich denke nicht, dass ich von bescheidener Bauart bin, sondern dass ich mich lediglich nicht auf Denktäuschungen einlasse.closs hat geschrieben:Jemand anderes, der Sensoren dafür hat, würde sofort verstehen
Da du es aber ansprichst:
Versuche diese "Sensoren" genau zu erklären.
Die Wissenschaft hat die Sinneszellen, also die Gehirnsensoren schon sehr gut untersucht.
Kann das die Philosophie auch für ihre "Sensoren"?
Die Fragen, die sich ein Mensch über sich selbst stellt, können logischerweise konkret und eindeutig beantwortet werden, wenn fest steht, was ein Mensch ist.closs hat geschrieben:Es geht hier darum, dass die Wissenschaft irgendwann weltanschaulich dahin beeinflusst wurde, dass sie jetzt selber zu meinen scheint, dass die Untersuchung von Neuronen der Schlüssel zur Lösung geistiger Fragen wäre - man hat seine Leisten verlassen und ein Feld besetzt, das nicht physischer, sondern metaphysischer Art ist.
Der philosophische Begriff „Geist“ kann anscheinend nicht „gefüllt“ werden und verliert dadurch natürlich an Überzeugungskraft – da sollte man niemandem einen Vorwurf machen.
Man muss sich klar machen:
selbst wenn irgendjemand eine plausible Beschreibung von „Geist“ gelingen würde, ist man noch lange nicht am Ziel. Dann beginnen die „Wie“-Fragen, denn die Aufgaben, Wechselwirkungen mit dem Gehirn, die Krankheiten, die Rätsel des Bewusstseins müssen alle geklärt werden.
Die Wissenschaft nähert sich all diesen Dingen, Schritt für Schritt (allein über Gehirnfunktionen)…
#205 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
closs hat geschrieben: Ich verstehe Dich wirklich sehr gut bei dem, was Du sagst - aber es ist schwer so vermittelbar, dass ein Außenstehender dazu nicken kann.
Da müsste er hineinkommen
damit er nicht mehr aussen steht
und ebenfalls versteht

Wie wenig Worte
nötig sind
wo man sich
versteht

Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich
Erbreich
#206 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Savonlinna hat geschrieben:Zur Info an Janosch:JackSparrow hat geschrieben:Der Artikel ist irreführend, weil er einen Herzkreislauf-Stillstand (welcher spätestens seit Erfindung des Defibrillators und nicht etwa erst seit Bekanntgabe der Studienergebnisse ein "potenziell reversibler Prozess" ist) mit dem Hirntod gleichzusetzen versucht.janosch hat geschrieben:Hallo,
Heute habe ich einen interessanten Bericht im Netz gelesen.
http://info.kopp-verlag.de/neue-weltbil ... n-tod.html
Da es sich um den renommierten und für seine ausgewogene Berichterstattung berühmten Kopp-Verlag handelt, war das aber bestimmt keine Absicht.
Jack meint das, was ich markiert habe, ironisch.
Leider berücksichtigt er nicht, dass Du neu im Forum bist und nicht unterscheiden kannst, was Jack Ernst meint und was nicht.
Manchmal kann auch ich das nicht unterscheiden und halte mitunter für einen Witz, was er offenbar Ernst gemeint hat.
Das ist dann Jacks Schicksal.
Hi,
danke für deine Aufmerksamkeit...nein, Absicht war es bestimmt nicht, nur ich wollte keinen auslassen. Schließlich gibt es solche, die die "Gleichschaltung" hassen...das haut manchmal die Sicherung raus.

lg janosch
#207 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ach so - ich hatte gedacht, dass unternaturalistischen Gesichtspunkten nur mit den Sinnen wahrgenommen werden kann ...SilverBullet hat geschrieben:Was hat das mit Sinneszellen zu tun? Hat die Mutter etwas gehört, gesehen, geschmeckt, gerochen oder ertastet? Nein, sie hat geträumt
Du schließt also aus, dass dieses Hochschrecken etwas "Reales" sein könnte?SilverBullet hat geschrieben:Ich denke, es ist nichts Neues, dass wir uns sehr selektiv erinnern.
Kann es dann sein, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Hoheitsgebiete haben?SilverBullet hat geschrieben: ich kann genau feststellen, ob ich mir etwas vorstellen kann oder nicht. Sorry, das ist definitiv mein Hoheitsgebiet.
Es geht bei Saulus-Paulus darum, dass der Mensch "geistig von außen" zu einer Umkehr gezwungen wird - entscheidend ist der Begriff "von außen". - Dein "gar nicht" drückt sich.SilverBullet hat geschrieben:Gar nicht, ich würde fragen, worum es bei der „Setzung“ gehen soll.
Man "merkt" es - es muss nichts damit zu tun haben, dass einem von einer anderen Person etwas mitgeteilt wird.SilverBullet hat geschrieben:Dir wurde es also zuerst mitgeteilt
So ist es gemeint.SilverBullet hat geschrieben:einen Korridor kann ich mir als zielgerichtete Bahn vorstellen.
Da verstehe ich DICH jetzt nicht. - Teleologisches "ist" oder "ist nicht" - es hat nichts mit unserer Wahrnehmung zu tun (siehe Thread-Thema) - wenn doch, um so besser.SilverBullet hat geschrieben:Was das mit den „unvollständigen Vermutungen“, bei denen nicht auf Verbindung zur Realität geachtet wird, zu tun haben soll, verstehe ich nicht.
Bspw. die Fähigkeit zur Transzendenz.SilverBullet hat geschrieben:Was ist denn das „Wesen“ des Bewussteins?
Trotzdem spricht die Neurowissenschaft darüber, wenn sie Beobachtungen interpretiert.SilverBullet hat geschrieben:„man“ kann sich nur für ein Bewusstsein halten, „man“ kann es aber nicht beobachten.
Du scheinst nicht zu verstehen, dass naturalistisches Beobachten von Phänomen für geistige Fragestellungen nicht geeignet ist - flankierend ja, aber nicht substantiell.SilverBullet hat geschrieben:Irgendwann ist die Naturwissenschaft soweit und beseitigt nach und nach die „unbekannten Zusammenhänge“.
Gar kein Widerspruch - aber diese Vorstellungen sind nicht geistiger Natur im spirituellen Sinne. - Wenn's mal einer tut, wird er von der Wissenschaftsgemeinde geächtet.SilverBullet hat geschrieben:Man muss sich klar machen, dass durch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse eine qualitativ hochwertige Vorstellung aufgebaut werden kann. Für diese Vorstellung kann man Überprüfungen und Experimente entwerfen.
Natürlich können die beiden Vorstellungen entwickeln - sie tuns doch auch - geh mal durch die Theologie (Kirchenväter/Mystik/ Benedikt XVI) - sie ist voll von Vorstellungen.SilverBullet hat geschrieben:Wenn Philosophie und Religion nicht in der Lage sind, Vorstellungen zu liefern, dann ist dies nicht die Schuld der Wissenschaft.
Frage Dürr - er ist Naturwissenschaftler und wird seine Aussagen übersetzen können.SilverBullet hat geschrieben: wieder ein paar Wörter mehr, aber: was soll "Geist" sein?
Mir ist der Text schulterzuckend eingängig, aber ich kann ihn nicht so für einen Agnostiker übersetzen, dass es ankommt. - Vielleicht schafft es Dürr.
Nein - mit "Geist", aber nicht mit "menschlichem Geist". - Der menschliche Geist ist nur insofern interessant, dass er als rezeptive Größe kapieren kann oder nicht.SilverBullet hat geschrieben:Wodurch will dieser (ehemalige) Naturwissenschaftler festlegen, dass der „Hintergrund von Materie, Energie“ irgendetwas mit dem „menschlichen Geist“ zu tun hat.
Aus Sicht der Wissenschaft plausibel - weil sie nur "Autosuggestion" erklären kann und das andere nicht. - Logisch, dass dann auf der einen Seite mehr übrig bleibt als auf der anderen.SilverBullet hat geschrieben:Die „Autosuggestion“ ist eine (qualitativ) sehr hochwertige Erklärung. Die „Nicht-XXXX-Welt“, zu der man per Definition keinen Zugang haben können soll, ist eine höchst zweifelhafte Erklärung.
Wissenschaftliche Wahrnehmung ist EINE Wahrnehmung - bist Du sicher, dass es die EINZIGE relevante Wahrnehmung ist, um "Sein" zu erkennen?
Sicherlich sind da auch welche dabei, die bei geistigen Dingen aktiviert werden - aber diese Zellen haben kein Etikett um den Hals.SilverBullet hat geschrieben:Die Wissenschaft hat die Sinneszellen, also die Gehirnsensoren schon sehr gut untersucht.
Philosophie/Theologie ist nicht für Abläufe/Technik zuständig, sondern für Inhalte - Deine Frage wird dort nicht gestellt.SilverBullet hat geschrieben:Kann das die Philosophie auch für ihre "Sensoren"?
Das hat damit nichts zu tun - es ist da oder nicht. - Persönlich glaube ich, dass die sogenannte "Aufklärung" seit Generationen die Augen für Dinge trübt, die über das Methodisch-Objektivierbare hinausgehen. - Das ist primär kein persönliches Phänomen, sondern ein kulturelles.SilverBullet hat geschrieben:Ich denke nicht, dass ich von bescheidener Bauart bin
#208 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ich bezweifle deine Behauptung, dass diese Erkenntnisse "teilbar" sind.closs hat geschrieben:Intersubjektive Erkenntnis im naturwissenschaftlichen Sinne gibt es NICHT - es gibt "nur" persönliche Erkenntnisse, die unter Gleichen teilbar sind.Pluto hat geschrieben:Wie kann man da von Erkenntnis reden, wenn keine Möglichkeit der Überprüfung besteht?
Wie sonst sollte man folgende Diskussion unter zwei Christen einordnen, als dass jeder frei ist, seine eigenen Vorstellungen zu tätigen? http://www.4religion.de/viewtopic.php?p=166108#p166108
Die Wissenschaft untersucht die Funktionsweise der Welt.closs hat geschrieben:Die Wissenschaft beschränkt sich auf das Terrain, das den methodischen Ansprüchen der Wissenschaft gerecht wird - das ist gut so und muss auch so sein.
Wieso sollte sie sich auf einen Teilbereich beschränken?
Du weichst meiner Frage aus.closs hat geschrieben:Ob das Objekt unabhängig vom Subjekt ist ("Wirklichkeit") oder Produkt des Subjekts ist ("Illusion"), ist nicht objektiv unterscheidbar - die Beobachtungen sind dieselben. - Deshalb: Nicht falsifizierbar.Pluto hat geschrieben:Wie willst du Wirklichkeit von Illusion unterscheiden?
Deshalb nochmal anders... Wie willst du spirituelle Erkenntnis von Illusion unterscheiden?
Auch diese deine Aussagen ist weltanschaulich gefärbt.closs hat geschrieben:Ich unterstelle, dass aus wissenschaftlicher Arbeit weltanschauliche Konstrukte gemacht werden - egal von wem, aber nichtsdestoweniger wirksam.
Die ich rief, die Geister
werd ich nun nicht los.
[Goethe]
closs hat geschrieben:Das hat nichts mit "einengen" zu tunPluto hat geschrieben:Der einzige Grund, den du hast, wissenschaftliche Tätigkeit derart einzuengen
Schlussfolgerungen sind integraler Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit. Man kann sie nicht einfach mit dem Vorwurf der "Weltanschaulichkeit" entkräften; dazu braucht es sachliche Argumente und Einwände.
Beides ist Handwerk...closs hat geschrieben:ein Schuster backt ja auch keine Brötchen.

Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
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#209 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Angenommen, es wäre ein echter Fall, dann basiert er auf der Aussage einer Mutter, die unter dem Einfluss eines tatsächlichen Unfalls ihres Kindes, zurückdenkt.closs hat geschrieben:Du schließt also aus, dass dieses Hochschrecken etwas "Reales" sein könnte?
Das ist nicht gerade die optimale Situation für eine präzise, objektive Analysehaltung.
Selbst wenn die Mutter vollkommen überzeugt von ihrem Urteil ist, kann ich keinerlei Funktionsgrundlage entdecken.
Welche Verbindung soll das Kind zur Mutter gehabt haben und wie wurde die „Motivation“ zum Hochschrecken deiner Meinung nach übertragen?
Warum haben andere Mütter diese „Verbindung“ nicht?
Wie es scheint, gibt es das Gerücht, dass Paulus an Epilepsie litt.closs hat geschrieben:Es geht bei Saulus-Paulus darum, dass der Mensch "geistig von außen" zu einer Umkehr gezwungen wird - entscheidend ist der Begriff "von außen"
Dadurch ist schnell Schluss mit „aussen“.
(dazu kommt natürlich auch noch die Möglichkeit einer spektakulären Propaganda, im Sinne der damaligen Zeit)
Naja, wenn du es so möchtest.closs hat geschrieben:Man "merkt" es - es muss nichts damit zu tun haben, dass einem von einer anderen Person etwas mitgeteilt wird
Tatsächlich halte ich es für einen ganz normalen unspektakulären Ablauf: Suggestion.
(besonders bei Kindern mit einer enormen „Erfolgsquote“)
Ich dachte, beim „Wesen“ des Bewusstseins würdest du einen Begriff wählen, den man eindeutig mit einer Vorstellung verbinden kann.closs hat geschrieben:Bspw. die Fähigkeit zur Transzendenz.
Ich habe mich getäuscht.
Das ist dein Urteil, gesprochen vor dem Hintergrund, dass du die „Was-Soll-Das-Sein“-Fragen nicht beantworten kannst.closs hat geschrieben:Du scheinst nicht zu verstehen, dass naturalistisches Beobachten von Phänomen für geistige Fragestellungen nicht geeignet ist
Woher kommt deine Überzeugung?
Ist es ein Bauchgefühl?
Nirgendwo ist erkennbar, dass „geistige Natur im spirituellen Sinne“ vernünftig ist.closs hat geschrieben:…aber diese Vorstellungen sind nicht geistiger Natur im spirituellen Sinne
Man muss sich die Logik klar machen:
Ein Wahrnehmungssystem, das zentral auf Vorstellungen aufbaut, soll mit „etwas“ in Verbindung stehen, das dem „Wesen“ nach nichts mit Vorstellungen zu tun haben kann.
Was hält dich dann auf?closs hat geschrieben:Natürlich können die beiden Vorstellungen entwickeln - sie tuns doch auch - geh mal durch die Theologie (Kirchenväter/Mystik/ Benedikt XVI) - sie ist voll von Vorstellungen.
Ich habe die „Was-Soll-Das-Sein“-Frage schon lange gestellt.
Warum?closs hat geschrieben:Frage Dürr - er ist Naturwissenschaftler und wird seine Aussagen übersetzen können.
Sein Text hat gerade versagt.
Ich sehe mich nicht als Agnostiker.closs hat geschrieben:Mir ist der Text schulterzuckend eingängig, aber ich kann ihn nicht so für einen Agnostiker übersetzen, dass es ankommt.
Zu „was“ habe ich den deiner Meinung nach eine Haltung?
Gibt es Unterschiede?closs hat geschrieben:Nein - mit "Geist", aber nicht mit "menschlichem Geist"
Wenn die Naturwissenschaft ein Rätsel erklärt, das man zuvor mit „Ideen“ erklären wollte, dann sind für mich die „Ideen“ nicht mehr sinnvoll.closs hat geschrieben:Wissenschaftliche Wahrnehmung ist EINE Wahrnehmung - bist Du sicher, dass es die EINZIGE relevante Wahrnehmung ist, um "Sein" zu erkennen?
Es sei denn man fragt nach dem „Was-Soll-Das-Sein“, also dem zentralen Inhalt.closs hat geschrieben:Philosophie/Theologie ist nicht für Abläufe/Technik zuständig, sondern für Inhalte
(Ich lasse mich aber gerne jederzeit überraschen)
- Savonlinna
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#210 Re: Und nochmal: Sein und Wahrnehmung
Ob Heidegger das wirklich so wie Du tut, werden wir sehen.closs hat geschrieben:Zunächst: Heidegger verwendet es - aber man braucht wirklich keinen Heidegger, um selber drauf zu kommen, dass das Dasein ("Seiendes") eine Ableitung/Schöpfung Gottes ("Sein") ist - das ist con variazione die Aussage der meisten Religionen. - Ich habe das mitnichten konstruiert, sondern gefunden wie viele vor mir.Savonlinna hat geschrieben:Eventuell musst Du das auf Deine eigene Kappe nehmen, dass Du ein "Sein" konstruierst, das keiner Deiner Vorläufer so benutzt hat.
Ob die meisten Religionen das so wie Du tun, kann ich erstnal so nicht bestätigen; da bräuchte ich dann Zitate aus der Bibel etc. über "das Sein".
Aber, wie gesagt: dieser Thread ermöglicht es, das mal in Ruhe durchzuchecken.
Das kann leicht überprüft werden.closs hat geschrieben:Gehen wir mal zu Deinem Zitat:
"In die philosophische Terminologie wurde ousia als Fachbegriff im 4. Jahrhundert v. Chr. von Platon eingeführt.[3] Er bezeichnete damit das ontologisch Stabile, Unveränderliche und Wesentliche". - Meinst Du, dass Platon damit "Seiendes" meint? - Ich nicht.
Ich habe ja bereits, Wikipedia aufgreifend, die zwei Begrifflichkeiten unterschieden, Existenz und Essenz sozusagen.
Von "diesseitig" ist bei Plato nicht die Rede.closs hat geschrieben: "wobei er an die mit Grundbesitz verbundene Vorstellung von Beständigkeit anknüpfen konnte" Dies würde ich nicht verstehen als Argument, dass "ousia" diesseitig wäre, sondern dass "Grundbesitz" ein nachvollziehbare Chiffre ist für "Beständigkeit" - "so wie Grundbesitz beständig ist, ist auch Ousia beständig" - allerdings auf Seins-Ebene, weil nur da das Unveränderbare sein kann.
Und die "Seins-Ebene" mogelst Du wieder hinein.
Was Du "Sein" nennst, kommt möglicherweise bei Plato überhaupt nicht vor.closs hat geschrieben: "Je nach dem jeweiligen Zusammenhang ist Platons ousia in manchen Fällen mit „Sein“ (Seiendheit), in anderen mit „Wesen“ zu übersetzen"Jetzt haben wir ein Sprachproblem: Meint der wiki-Autor mit "Sein = Seiendheit" das Seiende und mit "Wesen" das, was ich "Sein" nenne? -
Warteh wir es ab.
Interessiert Dich gar nicht, was Plato mit "unveränderbar" meint?closs hat geschrieben: "In diesem philosophischen Sinn drückt ousia aus, dass etwas die Eigenschaft aufweist, im Sinne eines beständigen Seins „seiend“ zu sein". Aus meiner Sicht ein hammer-guter Satz: Es gibt ein Unveränderbares (bei mir heisst das "Sein"), dessen Ableitungen ins Dasein das "Seiende" sind, die selber nicht beständig sind/sein müssen.
Wo schreibt Plato etwas von "Dasein"?
Zitiere, wo das bei Heidegger steht. Du hast schon früher Heidegger verfälscht.closs hat geschrieben:Das "Seiende" ist somit die Thematisierung (siehe Heidegger) des "Seins" im Dasein
Deine Theorien kenne ich alle.
Jetzt interessiert mich, ob sie bei denen vorhanden sind, auf die Du Dich immer berufst.
Aber erst mal waren wir bei Plato.
Zietiere bitte, wo er von "Dasein" spricht.
Das der Stock im Wasser geknickt erscheint und damit den Stock "unperfekt" beschreibt, hatte ich am Anfang schon gezeigt.closs hat geschrieben:- diese Thematisierung ist nie perfekt, weil nur das Urbild ("Idee"/"Realie") perfekt sein kann - es gibt also eine Differenz zwischen Urbild und dessen Umsetzung (jetzt käme der Begriff "ontologische Differenz"), der aber zu Missverständnissen führen kann.
Das würde das Verhältnis von "Sein" und "Wahrnehmung" (= ein Phänomen des imperfekten Seienden) gut beschreiben. - Ist das im 21. Jh. nachvollziehbar?
Weiterhin hatte ich da gezeigt, dass man das als Norm gewählt hat, was die Wissenschaft zu einem Stock sagt.
Schreibe ich hier eigentlich für die Katz?
Nimmst Du irgendwas von dem auf, was ich hier während mehrerer Stunden hergeleitet habe?
Du sagst die selben Sätze auf wie schon vor einem Jahr, als hätten wir hier nicht gearbeitet und hergeleitet.