Hermeunetik (im Sinne von F.Ast/Hermeneutischer Zirkel) ist doch eine Methode, aber eben keine naturwissenschaftliche Methode, die hier nicht greifen kann (Stichwort: Falsifizierungs-Möglichkeit).SilverBullet hat geschrieben:Kann man über Dinge nachdenken, ohne eine Methode anzuwenden?
Wenn man mit "Realität" naturalistische Realität meint, gibt es diese Praxis-Prüfung in der Tat nicht. - Wie gesagt: Wie befinden uns hier in einem Feld, das zwar für einen Teil der Menschheit als Selbstverständlichkeit erlebt wird, aber andererseits nicht intersubjektiv nachweisbar ist. - Dumm gelaufen.SilverBullet hat geschrieben:Nur wenn nicht auf die Verbindung zur Realität geachtet wird, dann gibt es i.d.R. keine Praxisprüfung.
Die Hermeneutische Methodik (im obigen Sinne) ist beherrschbar - und zwar insofern, dass man weiss, dass das Ende der eigenen Erkenntnis immer offen ist. - Man hat einen Korridor, der Orientierung gibt, weiss aber nicht, wo er aufhört.SilverBullet hat geschrieben:Nach welcher Methode erkennt man, ob etwas beherrschbar ist, wenn man keine Ahnung hat, um was es gehen soll?
Die Frage ist nun, ob man Vertrauen hat, ob das Ende das hält, was hermeneutische Erkenntnis verspricht - das nennt man "Glaube". - Insofern korrigiere ich mich: "Das Ende" ist NICHT beherrschbar, aber die Hinweise darauf können vertrauenswürdig sein.
Zur Abgrenzung - um zu sagen, dass wir von einem "Sein" sprechen, das naturwissenschaftlich-methodisch nicht erreichbar ist, aber trotzdem sein kann - und das möchte ich nicht aussortieren, nur weil mein Vermögen als Mensch es nicht methodisch in den Griff bekommt.SilverBullet hat geschrieben:Warum benötigst du „nicht naturwissenschaftlich-methodisch“, wenn du doch auf etwas hinaus möchtest, das du dir vorstellst?
Da müsste man jetzt Augustinus oder Meister Eckart oder Th. v. Aquin und viele andere bemühen - würdest Du sie lesen, würdest Du ein Bild erhalten, was damit gemeint ist.SilverBullet hat geschrieben:Immer her damit. Die „Was-Soll-Das-Sein“-Frage habe ich ja schon gestellt.
Ich kann es NICHT reproduzieren, weil ich dann wieder voll einsteigen müsste - darüber könnte man x Seminare machen. - Unterm Strich kommt bei allen raus: "Das, was ich spüre/erkenne, kann nach meiner Meinung nicht interner menschlicher Natur sein". - Und das wird (über das eigene sichere Empfinden hinaus) logisch begründet (nicht bewiesen).
Worte können unterschiedliche Bedeutungen haben - Du zitierst die naturalistische Bedeutung. - Es gibt auch andere Definitionen - siehe wik: "In der Theologie ist unter anderem die Existenz der „geistigen Sinne“ bekannt, als Wahrnehmungsorgane, die die „Seele“ offenbaren oder das innere Selbst".SilverBullet hat geschrieben:Wahrnehmung ist das sensorische Generieren von Daten und die anschliessende Zusammenhangsauswertung.
Beides ist sinnvoll, da für uns nicht unterscheidbar ist, was wirkt. - Die Tatsache, dass ein Phänomen neurowissenschaftlich erklärbar ist, heisst doch nicht, dass es deshalb nicht auch metaphysisch sein kann - zumal Neurologisches ohnehin der Mittler des Metaphysischen wäre, würde sich etwas Metaphysisches einstellen.SilverBullet hat geschrieben:Sollte man dort auch sagen, dass ein methodisches Vorgehen falsch wäre und dass man lieber nach der „metaphysischen Präsenz“ suchen sollte?
Damit wir uns recht verstehen: Es geht hier nicht darum, dass man hinter jeder Mülltonne etwas Metaphysisches wittert. - Aber wenn beispielsweise jemand ein Déjà -Vue-Erlebnis hat, können wir nicht entscheiden, ob es ein "innerbetrieblicher" Vorgang im Menschen ist, oder metaphysisch bedingt ist. - Wir können lediglich unter Umständen feststellen, dass so etwas nicht-metaphysisch erklärbar ist - mehr nicht.
Um die Kurve zum Thread-Thema zu kriegen: Die Tatsache, dass man "etwas" naturwissenschaftlich erklären kann, klärt nicht, ob dieses "etwas" ein naturalistisches oder metaphysisches Phänomen ist (wobei wir noch gar nicht geklärt haben, was "metaphysisch" eigentlich bedeuten soll).
Nichts. - Entweder diese Antworten sind hinreichend, weil es im Nicht-XXX-Bereich nichts gibt, oder nicht, weil es dort etwas gibt. - Nicht entscheidbar.SilverBullet hat geschrieben:Angenommen die Antworten sind inner-naturlicher Gestalt, was bedeutet dies für all die Begriffe, die auf „etwas“ im Nicht-XXXX-Bereich zeigen?
Wenn das, was dort wahrgenommen wird, ein "Sein" außerhalb des Naturalistischen betrifft (es dieses "Sein" also gibt), hat es etwas mit Transzendenz zu tun. - Wenn nicht, nicht. - Nicht entscheidbar.SilverBullet hat geschrieben:Ist das „Transzendenz“, wenn die Menschen dort davon ausgehen, dass es diese „Wesen“ gibt, obwohl man sie nicht wahrnehmen kann?
Es gibt sicherlich Menschen mit der Befähigung der "Unterscheidung der Geister" - aber dies hat keine Beweiskraft.
Nein - hier kommt etwas ins Spiel, was vermutlich methodisch überhaupt nicht greifbar ist: der gesunde Menschenverstand.SilverBullet hat geschrieben:Wenn ein kleines Kind unter seinem Bett „etwas“ vermutet und dies für real hält, sollte man dies als „transzendente“ Erfahrung verstehen und das Bett lieber dauerhaft meiden?
Ja - natürlich. - Das geht soweit, dass man alles, was "metaphyisch" ist, als Autosuggestion bezeichnen kann - und schon ist man aus dem Schneider.SilverBullet hat geschrieben:Autosuggestion kann im Aufbau von Vorstellungen eine enorme Rolle spielen (siehe oben - Kellerexperiment)
Das klingt nach der Frage: Warum kann das "Sieb" "Materie" un-perfekt sein, wenn es doch in der Macht des Geistes läge, etwas Perfektes zu schaffen.SilverBullet hat geschrieben:Der „Geist“, von dem nicht klar ist, was „es“ sein soll, versucht „durchzukommen“ und ist aber irgendwie zu schwach, da das Gehirn geschädigt ist. - Auf der anderen Seite ist „Geist“ für Alles die Grundlage und „er“ hat auch Materie erschaffen.
Damit kämen wir in fundamental-theologische Fragestellungen, die weit über diesen Thread hinausführen - nämlich: Was bedeutet eigentlich der sogenannte "Sündenfall" - warum bezeichnet Jesus das Dasein als "Fürstentum des Satans". - Das müssten wir bei Interesse in einem anderen Thread besprechen.
Mir geht es in diesem Thread hauptsächlich darum, ob der Mensch "Sein/Existenz/Phänomene/nenne es, wie Du willst" (egal ob physischer oder metaphysischer Art) ausschließen kann, sobald "Sein/Existenz/Phänomene/nenne es, wie Du willst" mit naturwissenschaftlicher Methodik nicht greifbar ist. - Kann es "Sein" jenseits menschlicher Vorstellung und Methodik geben?
Da ist jeder frei - aber es darf nicht dazu führen, dass man Dinge ausschließt, die man nicht nach naturwissenschaftlichen Methoden erforschen kann ("kenne ich nicht - esse ich nicht").SilverBullet hat geschrieben:Da es nicht mein „Modell“ ist, muss ich nicht nachforschen.
Doch - mit größtem Interesse sogar - aber: Die Gefahr ist groß zu vergessen, dass jegliches Untersuchen dieser Frage nicht zur Klärung führen KANN, obSilverBullet hat geschrieben:Es ist somit eine Grundsatzfrage, was das Gehirn durchführt – und zwar im Detail. Kümmern sich metaphysische Philosophen nicht um diese Grundsatzfrage?
a) das Gehirn ein Instrument des Geistes, oder
b) Geist ein Produkt des Gehirns ist.
Begründung: Die Beobachtungen sind in beiden Fällen haargenau die Selben.
Genau diese Punkte a) oder b) sind aber entscheidend, wenn man nachdenkt, ob es "Sein" jenseits der eigenen Wahrnehmung (incl. naturwissenschaftlicher Wahrnehmung) geben kann. - Da nicht lösbar, haben wir den Fall, dass es zwei Möglichkeiten gibt, die nicht falsifizierbar sind. - Ist aber etwas nicht falsifizierbar, ist es eine "Setzung" (theologisch: "Glaube").
Und deshalb könnte ich Dich jetzt fragen: Was ist Dein persönlicher Glaube? a oder b?
Die Alternative, die im Alltag am meisten greift, ist die persönliche Erfahrung - das ist aber nicht intersubjektiv vermittelbar. - Logisch intersubjektiv vermittelbar sind die Schritte, die in einem hermeneutischen Prozess gegangen werden - diese sind aber nicht in der naturalistischen Praxis überprüfbar - wie auch, wenn es nicht um die Natur geht.SilverBullet hat geschrieben:Was ist die Alternative?
Fällt mir jetzt nur "Hermeneutik" ein. - Kontemplation wäre noch besser, scheint aber nicht Deinem Rezeptions-Profil zu entsprechen.SilverBullet hat geschrieben:Parameter für was? Einen Ablauf, also eine Methode?
Doch - "Greifbarkeit" ist ganz und gar nicht dasselbe wie "methodische Greifbarkeit".SilverBullet hat geschrieben:Ich denke, das passt irgendwie nicht richtig zusammen.
Du erklärst es im klassischen Muster Deines Glaubens.closs hat geschrieben:Erklären würde ich es so
Theoretisch ist das schnell unterschieden - das eine "ist" unabhängig von der Wahrnehmung, das andere ist Produkt der Wahrnehmung.SilverBullet hat geschrieben:Wie unterscheiden Philosophen eine „tatsächliche Transzendenz“ von einer reinen „Wunsch-/Fantasievorstellung“?
In der Praxis ist es schwierig - da ist jeder Fall anders. - Von der Psychologie würde ich mir diesbezüglich wenig erwarten, weil sie (soweit sie sich ausschließlich als Naturwissenschaft versteht) gar nicht eine "tatsächliche Transzendenz" diagnostizieren kann (methodischer Atheismus = gleichzeitig Materialismus). - Unter Christen würden sich welche finden, die diesen Unterschied "sehen" - aber das hinwiederum ist für eine äußere Verwertung nicht tauglich, weil es wissenschaftlich nicht verwertbar ist.
Diese Aporie wird man nicht auflösen können.