Wenn wir uns nicht mal darin einigen können, was wir gerade untersuchen, dann wird es aber drollig.closs hat geschrieben:Wir untersuchen in erster Linie, wie und ob "Wahrnehmung" und "Sein" korrelieren:Savonlinna hat geschrieben:Wir untersuchen doch gerade, wie Wahrnehmung passiert.
Ich schrieb: "Wir untersuchen doch gerade" und Du konterst: "Wir untersuchen in erster Linie"
Ich kenne das Threadthema ja.
Aber wir haben über gekrümmte Stöcke gesprochen und über essbare Pilze und wie dabei Wahrnehmung passiert.
Was ist daran denn nun plötzlich falsch für Dich?
Du bist offensichtlich nicht zufrieden mit dem Weg, den ich gehe, und willst mich dazu kriegen, dass ich springe.closs hat geschrieben:* Ist ALLES Wahrnehmung ("Ist die Wahrnehmung weg, ist alles andere auch weg") ??
* Ist ALLES wahrnehmbar, was ist?
* Ist das, was ist, unabhängig davon, ob es wahrgenommen wird/wahrnehmbar ist oder nicht?
Wieviel sagt die Untersuchung der Wahrnehmung nach Deiner Auffassung über diese Fragestellungen aus?
Du willst, dass ich schon Z formuliere, bevor ich C durchhabe.
Was ich schon geschlussfolgert habe, habe ich sofort immer aufgeschrieben.
Wenn Du mit der Peitsche hinter mir her bist, ich solle schneller denken oder schneller zu Ergebnissen kommen, dann bist Du mit mir falsch.
Ich bin gründlich und dadurch langsam.
Was machen Dir denn ein oder zwei Wochen mehr aus, wenn es dann mehr durchdacht ist?
Das Thema hatten wir meiner Meinung nach schon zu beider Zufriedenheit gelöst:closs hat geschrieben:Dem Objekt, das Du untersuchen willst.Savonlinna hat geschrieben:Welchem Objekt will ich denn gerecht werden?
closs hat geschrieben:Super Definition.Savonlinna hat geschrieben:Insofern vorläufige Definition von "Objekt": Das, was ein Subjekt im Blick hat.![]()
Das Objekt wäre also zum Beispiel der essbare Pilz: das also, was das Subjekt - das im "Menschen X" Pilze suchende Subjekt - am Pilz im Blick hat.
Das Pilze suchende Subjekt will nicht dem Pilz gerecht werden, sondern macht das am Pilz zum Objekt, das ihn als essbaren qualifiziert.
Ich versuche einfach nur diszipliniert Dinge zu entwickeln.closs hat geschrieben:Das ist Wahrnehmung. - Ob diese Wahrnehmung authentisch ist, zeigt sich dann.Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du essbare Pilze suchst, dann hast Du einen Objekt-Filter vor Dich gespannt.
Wenn Du also alle essbaren Pilze identifizieren willst, dann hast Du diesen Objekt-Filter vor Dir, wenn Du nur darauf konzentriert bist.
Was ich damit beschreiben wollte, ist, wie Wahrnehmung wahrscheinlich funktioniert.
Sie macht etwas zum Objekt aus einer Intention heraus, einem Interesse heraus.
Ob es Wahrnehmung gibt, ohne dass eine Intention dahinter steht, ist für mich noch offen.
Ich will hier nicht einer Definition von Sein genügen - irgendwie glaubst Du mir das nicht.closs hat geschrieben:Genau das dürfte meines Erachtens NICHT die Definition von "Sein" sein. Denn dann wäre das Objekt abhängig vom Subjekt - die Welt als Vorstellung. - Meinst Du das so?Savonlinna hat geschrieben:Darin sieht man doch schon, dass "Sein" im Sprachgebrauch abhängig ist vom jeweiigen Subjekt.
Ich untersuche, wie die Vorstellung von "Sein" oder "Seiendes" bei Menschen entsteht.
Und ich habe da einen Fund gemacht, und den habe ich einfach notiert.
Du blockst ihn ab, weil er nicht zu Deiner Definition passt.
Aber würdest Du wirklich forschen wollen, dann würdest Du mir zeigen, wo ich mich geirrt habe.
"Essbar" ist nach meiner momentanen Erkenntnis das, was ein danach suchendes Subjekt den Pilz zu seinem Objekt gemacht hat.
Die Essbarkeit gehört zum Sein des Pilzes, jedenfalls in den Augen des Pilze Suchenden.
Darum schrieb ich: "Darin sieht man doch schon, dass "Sein" im Sprachgebrauch abhängig ist vom jeweiigen Subjekt".
Zeige mir auf, wo ich falsch geschlussfolgert habe.
Das ist doch die gleiche Schlussfolgerung, gegen die Du Dich empört hast.closs hat geschrieben:Yep.Savonlinna hat geschrieben:"Wahrnehmung" ist das Produkt einer Subjekt-Objekt-Beziehung
Du bist zu schnell.closs hat geschrieben:Eben genau nicht - alles Wahrnehmung.Savonlinna hat geschrieben:Haben die Pilze etwas Expressionistisches von Haus aus an sich? Haben sie von Haus aus Essbares an sich?
Menschen schreiben den Pilzen Essbarkeit zu, weil sie sie essen können, ohne krank zu werden oder zu sterben.
Der landläufige Begriff Wahrnehmung passt hier aber nicht. Denn die Menschen nehmen das nicht nur so wahr, sondern sie sterben tatsächlich nicht an essbaren Pilzen. Die Essbarkeit ist für sie ein Teil des Seins des Pilzes.
Ich fürchte, ich habe mich mit dem Wort "Wahrnehmung" verschrieben.closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Vielleicht heißt das: die Dinge selber entziehen sich dem Dualismus. Wir tragen diesen Dualismus durch Wahrnehmung in sie hinein.![]()
- Genau so sehe ich es auch.
So macht meine Aussage gar keinen Sinn.
Ich wollte wohl schreiben: "Wir tragen diesen Dualismus durch unsere Grammatik oder unsere binäre Logik in sie hinein."
Wir teilen etwas ein in "rot und nicht-rot" und stellen damit einen Fixpunkt in den Raum: "rot". Alles wird danach bewertet, ob es rot oder nicht rot ist.
Okay. Dann ist da trotz meines obigen Verschreibers Einigkeit.closs hat geschrieben:Bingo.Savonlinna hat geschrieben:Pilze sind - von ihrer Warte aus betrachtet - weder essbar noch nicht-essbar. Das sind sie nur für die Fressenwollenden.
"streng genommen" ist ein Ding nicht das, wozu es benutzt wird, ja. Aber man spricht es ihnen zu.closs hat geschrieben:Somit ist es strenggenommen kein "Sein", das man ihnen zuspricht, sondern eine Wahrnehmung, die im besten Falle authentische Perspektive auf das Sein ist ("authentisch" im Sinne von: Wahrnehmung trifft ihr Ziel und schießt nicht daneben).Savonlinna hat geschrieben:Folgerung daraus: Wozu Dinge benutzt werden, liegt nicht in den Dingen selbst. Ihr "Sein" wird ihnen von den Nutzsuchenden zugesprochen.
Ja - ich glaube auch, dass wir EINEN Aspekt schön getroffen haben.Savonlinna hat geschrieben:Wenn ich Glück habe, closs, habe ich vielleicht gerade herausgefunden, wonach Du immer fragst, oder sagen willst
Hoffentlich liegt da aber nicht dann doch ein Missverständnis vor, wie so oft.closs hat geschrieben:Das ist ein wesentlicher Teil dessen, was ich sagen will - ja.Savonlinna hat geschrieben:Was immer ich von etwas oder jemandem "will": es hat nichts mit dem zu tun, was der Mensch oder das Tier oder das Ding "ist".
Meintest Du immer das?
Ich hatte hin und her überlegt, ob ich diese Heideggersche Eigentümlichkeit hier nennen soll.closs hat geschrieben:Heidegger hat für das Vollverb "sein" "wesen" gesagt. - "Die Frau ist schön - die Frau west (im Sinne von "ist" - nicht zu verwechseln mit "ver-wesen"Savonlinna hat geschrieben:Ich habe das Wort "ist" eben auch benutzen müssen, weil wir im Deutschen kein anderes haben.![]()
).
Fand es dann aber falsch, weil ich das bei Heidegger selber noch nicht im Kontext studiert habe.
Kannst Du Dich bei Buber an ein Beispiel erinnern?closs hat geschrieben:Genau das kommt oft in der Buber-Übersetzung des Alten Testaments vor - Buber übersetzt sehr genau und dadurch archaisch).Savonlinna hat geschrieben:Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Der Besen best".
Hat sie "ist" oder "west" gesagt?Meine 5-jährige Tochter hat übrigens auch mal einen philosophischen Hammer losgelassen, der hier reinpasst: Ich hatte sie mit irgendwas veräppelt, was sie durchschaut hat - darauf sagte sie: "Das 'ist' (west) nicht so, das heißt nur so". - Ein ultra-geiler Satz, von dem sich die Philosophie des 20./21. Jh. eine Scheibe abschneiden sollte.
Und ist das, was Deine Tochter gut empfunden hat, nicht gerade das Thema der Philosophie des 20./21. Jahrhunderts?
Ich kann leider nur meinen langsamen und gründlichen Weg gehen.closs hat geschrieben:Gut möglich. - Dann wäre die nächste Frage: Bist Du damit einverstanden, dass das "Wesen" des Objekts (das, was es 'west') unabhängig ist von Wahrnehmung des Objekts?Savonlinna hat geschrieben:Wenn ich mit dem, was ich oben in meinem Text blau gefärbt habe, den Nagel auf den Kopf getroffen habe, dann wäre ich mit Dir schon seit vierzig Jahren einig.
Ich habe erklärt, wie ich Subjekt und Objekt verstehe, Du hast zugestimmt, und als nächstes werde ich mit Sicherheit nicht von „Wesen“ sprechen können.
Das wäre ein Sprung, den ich nicht schaffe.
Wenn Du nicht einverstanden bist mit meinem gründlichen Weg, dann bin ich bereit, das Feld hier zu räumen.