Halman hat geschrieben:Negativ-Definition fallen mir leichter als positive. Zwar sind sie weniger aussagekräftig, aber besser eine Negativ-Defintion als gar keine. Sozusagen als Einstieg in die Thematik.
Ja, aber Vorsicht: Suggestion->Denktäuschung->Selbsttäuschung
Halman hat geschrieben:Mit dem Wort „Lebensgeist“ wollte ich nicht auf einen „Willen“ hinter den Zellabläufen hinaus, sondern schlicht auf Prozesse, die ja nicht substanzieller Natur sind. Zwar basieren sie auf Materie, doch sind sie ebensowenig materiell wie der Prozess Feuer, das Strickmuster eines Pullovers oder die neurologischen Erregunsmuster im Gehirn.
Diese Prozesse sind alle physikalischer Natur, d.h. innerhalb des uns bekannten Weltkonzeptes.
Die religiösen Begriffe liegen aber in einem anderen Welt-Konzept, für uns nicht verständlich, für uns nicht erreichbar. Die Frage nach dem „was“ kann offenbar nicht beantwortet werden.
Für mich ist es ok, wenn man die Bibelaussagen im Sinne der modernen Erkenntnisse interpretiert und daraus ein Bild entwickelt.
Einigen der Begriffe kann ein wissenschaftlicher Zusammenhang zugeordnet werden, anderen (aus meiner Sicht) nicht.
Ich empfehle deshalb genau die Trennlinie zwischen den Welt-Konzepten zu markieren.
(Zumindest im Umgang mit mir wäre dies hilfreich, weil ich dann die Interpretation besser einschätzen könnte)
Zum einen Konzept haben wir Kontakt und können es analysieren.
Vom anderen „Konzept“ wissen wir offenbar nicht, was es sein soll.
Das ist ein ganz schlechtes Zeichen, weil ja immer auch die Gefahr einer Denk- und Selbsttäuschung im Raum steht. (den Kontakt müssen wir uns sozusagen „zurecht deuten“)
Halman hat geschrieben:Die Kraft ist unsichbar und dynamisch. Wie der Wind, der menschliche Geist und der Odem kann sie sichtbare Auswirkungen haben.
Ich sehe darin eine Vermischung der Welt-Konzepte.
Aus der analysierbaren Welt sollen Rückschlüsse auf die „andere Welt“ gezogen werden.
Für mich hört sich das sogar wie ein „Einwirken“ an.
Wann soll es passieren, wo soll es passieren, wie soll es passieren und was soll diese Kraft sein?
Halman hat geschrieben:In der Physik gibt es ein Beispiel für eine unsichtbare Kraft mit negativen Druck: Die Dunkle Energie (das soll keine Analogie sein).
OK, keine Analogie, aber vielleicht der nächste Schritt zu einer Denk-/Selbsttäuschung.
Halman hat geschrieben:Das liegt daran, dass der "Gegenstand" seiner Geisteswissenschaft nicht so leicht greifbar ist wie z.B. die Erdschichten für einen Geologen. In der Theologie ist es normal, dass Dinge umschrieben und in der "Schwebe" belassen werden.
Die bisherigen „Antworten“ sehen nach eindeutig nicht-greifbar, eindeutig nicht-beantwortbar, eindeutig nicht-verstehbar aus.
Man muss sich klar machen, dass unser Gehirn die Fähigkeit zur Selbsttäuschung hat.
Die Technik des Gehirns ist phantastisch, aber sie ist nicht vollkommen und nicht sicher
(was vielleicht auch als Gegenargument zur Schöpfervermutung verwendet werden kann).
Halman hat geschrieben:Die Apostel waren im Notfall sogar bereit, für ihre Überzeugung das Märtyrium zu erleiden. Einzelne könnten vielleicht übergeschnappt sein, aber ALLE? Das glaube ich nicht.
Das mit dem Sterben für die religiöse Überzeugung steht im Zusammenhang mit der Tatsache, dass diese Leute nicht wissen, was sie sind.
Warum soll ich diese "Extremhaltungen" in irgendeiner Art verwenden, wenn doch nur die Antwort auf eine logische Frage notwendig wäre.
Diese Leute hatten offenbar auch keine Antwort.
Dazu kommt, manchmal sind ALLE übergeschnappt:
Jonestown
Halman hat geschrieben:Angenommen, es gibt diesen Schöpfergott, dann entzieht es sich unserer naturwissenschaftlichen Greifbarkeit. Doch seine Schöpfung können wir untersuchen.
OK, wir können vermuten, dass es eine Schöpfung ist.
Wenn wir aber keinen Schritt weiter kommen (wegen der Nicht-Greifbarkeit), dann bleibt es eine unvollständige Vermutung, denn es gibt keine Möglichkeit zu sagen „was“ diese Handlung durchgeführt haben soll.
Halman hat geschrieben:Angenommen Du würdest nach einem großen Künstler fragen, der leider "unbekannt" ist - wir kennen nur sein Kunstwerk. Dann wäre es doch naheliegend eben dieses zu untersuchen und darauf auf den Künstler Rückschlüsse zu ziehen, z.B. dass er weise ist usw.
Die Vergleiche mit der Herstellung von technischen Objekten oder wie hier Handarbeiten, hinken gewaltig, denn…
1.
…ich weiss, „was“ der Hersteller ist, also suche ich „ihn“ nicht in der „nicht mit Händen greifbaren Welt“
2.
…ich kenne den Herstellungsprozess, also auch das „wie“ ist mir bekannt.
Im Falle „Gott“ soll aber ein komplett neues Welt-Konzept gestartet werden, mit dem freundlichen Hinweis, dass ich nichts darüber wissen kann (und zwar niemals).
Zudem ist das Erkennen von Mustern ist eine zentrale Funktion von neuronalen Netzen. Ich glaube es gibt Untersuchungen, die belegen, dass wir Menschen unsere Mustererkennung nicht abschalten können, d.h. uns kann man vorlegen, was man will, irgendwie erkennen wir darin ein Muster – auch wenn gar keines da ist.
Halman hat geschrieben:…Polkinghorne-Zitaten…Walter Thirring…Prof. Dr. Peter C. Hägele…
Inwiefern sollen diese „Schwärmereien“ den Status der unvollständigen Anfangsvermutung verändern?
Wenn keiner dieser Leute sagen kann, „was Gott“ sein soll, ist es Zeitverschwendung (das sagt übrigens ein Theologe – auch ein Prof. Dr. ...).
Halman hat geschrieben:Nicht notwendigerweise. Wenn die Menschen damals über einen Zeitraum von mehr als Tausend Jahren (in denen die biblischen Schriften verfasst wurden) Glaubenserfahrungen hatten, dann sollte dies heute grundsätzlich auch möglich sein, sofern da was drann ist. Grundlegende Aussagen können zeitlos sein, zumal vieles in der Bibel in symbolischer Sprache ausgedrückt wurde und darin liegt ein großer Vorteil, wie ein Freund von mir dargelegte
Der grosse Vorteil einer symbolischen Sprache ist die Biegsamkeit.
Jeder kann sich sozusagen seine eigenen Deutungen und Rituale aufbauen.
Mir ist das im Grunde egal, ich versuche dann einfach herauszubekommen welche Individualbedeutungen gerade im Vordergrund stehen – kein Problem.
Erstaunlich ist aber, dass die Frage „was soll Gott sein“ für all diese Leute wie eine Wand zu sein scheint. Im Zusammenhang dieser Frage liefert die Bibel offenbar kein Bild und die Interpretationen führen (nachvollziehbarer Weise) zu einem Rückzug in die Nicht-Zugänglichen-Bereiche, das, was nicht diese Welt ist.
Aus der einfachen Tatsache, dass man keine Idee hat, die unvollständigen Vermutungen zu komplettieren, wird ein komplettes Konzept des Nicht-Verstehbaren, des Nicht-Erreichbaren, des Mystischen entworfen.
Das sehe ich aktuell als das Bild, das mir vermittelt wird.
Halman hat geschrieben:Das klingt nach schwachen Agnostizismus
Nein, da ich die „Was-Soll-Sein“-Frage stelle, nehme ich keine Haltung ein.
Sobald eine konkrete Antwort kommt, analysiere ich sie.
Sollte ich dadurch eine brauchbare Vorstellung entwickeln können, würde ich sie auf eine mögliche Existenz prüfen können.
Genau danach würde ich mich für eine Haltung entscheiden können -> Theist/Atheist/Agnostiker
Ich hatte auch schon nette verbale Kontakte zu „Atheisten“, die sagten „Gott existiert nicht“.
Auf die Frage „
was soll nicht existieren?“ wurde zuerst behauptet, dass die Frage sinnlos sei und anschliessend ging es in den „Infight“.
Das wurde komplett konfus.
Es wurde behauptet: „ich muss nicht wissen, was nicht existieren soll, wenn ich behaupte, dass es nicht existiert“

(meine innere Antwort war dann: „und für mich ist es Zeitverschwendung, wenn ich da zuhöre“)
Halman hat geschrieben:Konnte ich Dir ein wenig weiterhelfen?
Ich danke dir für deinen Aufwand, der war tatsächlich enorm und bemerkenswert, aber der Status hat sich aus meiner Sicht nicht geändert.