Parusieverzögerung III
#1661 Re: Parusieverzögerung III
Eine Abhandlung von N.Rodenbach über die Redlichkeit wissenschaftlichen Forschens.
"Wer die synoptischen Evangelien unbefangen und ohne Vorurteile liest, kommt an dem folgenden Tatbestand nicht vorbei: Jesus hat die unmittelbare zeitliche Nähe der Gottesherrschaft verkündet, und zwar in dem Sinn, dass sich die Gottesherrschaft schon jetzt kundtut und noch in der gegenwärtigen Generation endgültig anbricht. Mit anderen Worten: Jesus erwartete das Kommen Gottes, das Gericht und das Ende der Welt noch zu Lebzeiten seiner Zuhörer", schreibt Gerhard Lohfink(31) und dann heißt es weiter: "Jeder, der sich in der konkreten Situation unserer Gemeinden auch nur ein wenig auskennt, weiß, dass der normale Gläubige von diesem Tatbestand der Naherwartung Jesu keine Ahnung hat."
"Die Geschichte dieser Anpassungen in bezug auf die Vorstellung, dass Gott noch zu Lebzeiten der Zeitgenossen Jesu etwas Dramatisches vollbringen werde, lässt sich unschwer rekonstruieren"(34), schreibt der englische Theologe Sanders – aber viele Theologen haben eben ihre Probleme damit, verständlicherweise. So ist es nicht verblüffend, dass die ersten christlichen Theologen mit ähnlichen Problemen kämpften wie die modernen heutigen und es auf ähnliche Weise bewältigen: durch Apologetik.
Bei Gerhard Lohfink beginnt diese Unredlichkeit wissenschaftlichen Denkens mit dem Satz: "Eine rein historisch orientierte Exegese stößt hier hart und schmerzlich an ihre Grenzen"(35), und frei nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, wird die Exegese mit Glaubensverkündigung befrachtet, obwohl die Erklärung, Jesus habe sich geirrt, einleuchtender und naheliegender ist. Exegese ist immer historisch orientiert und der Versuch, sie durch das einschränkende Wörtchen "rein" als beschränkt zu diskreditieren, erweist sich als apologetische Finte, da Gerhard Lohfink nicht möchte, dass man Jesus nachsagen kann, er habe sich geirrt, denn irren gilt nun einmal als sehr menschlich – und da sei Gott vor."
http://www.gkpn.de/Resource-2359/rodenb.htm
"Wer die synoptischen Evangelien unbefangen und ohne Vorurteile liest, kommt an dem folgenden Tatbestand nicht vorbei: Jesus hat die unmittelbare zeitliche Nähe der Gottesherrschaft verkündet, und zwar in dem Sinn, dass sich die Gottesherrschaft schon jetzt kundtut und noch in der gegenwärtigen Generation endgültig anbricht. Mit anderen Worten: Jesus erwartete das Kommen Gottes, das Gericht und das Ende der Welt noch zu Lebzeiten seiner Zuhörer", schreibt Gerhard Lohfink(31) und dann heißt es weiter: "Jeder, der sich in der konkreten Situation unserer Gemeinden auch nur ein wenig auskennt, weiß, dass der normale Gläubige von diesem Tatbestand der Naherwartung Jesu keine Ahnung hat."
"Die Geschichte dieser Anpassungen in bezug auf die Vorstellung, dass Gott noch zu Lebzeiten der Zeitgenossen Jesu etwas Dramatisches vollbringen werde, lässt sich unschwer rekonstruieren"(34), schreibt der englische Theologe Sanders – aber viele Theologen haben eben ihre Probleme damit, verständlicherweise. So ist es nicht verblüffend, dass die ersten christlichen Theologen mit ähnlichen Problemen kämpften wie die modernen heutigen und es auf ähnliche Weise bewältigen: durch Apologetik.
Bei Gerhard Lohfink beginnt diese Unredlichkeit wissenschaftlichen Denkens mit dem Satz: "Eine rein historisch orientierte Exegese stößt hier hart und schmerzlich an ihre Grenzen"(35), und frei nach dem Motto, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, wird die Exegese mit Glaubensverkündigung befrachtet, obwohl die Erklärung, Jesus habe sich geirrt, einleuchtender und naheliegender ist. Exegese ist immer historisch orientiert und der Versuch, sie durch das einschränkende Wörtchen "rein" als beschränkt zu diskreditieren, erweist sich als apologetische Finte, da Gerhard Lohfink nicht möchte, dass man Jesus nachsagen kann, er habe sich geirrt, denn irren gilt nun einmal als sehr menschlich – und da sei Gott vor."
http://www.gkpn.de/Resource-2359/rodenb.htm
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#1662 Re: Parusieverzögerung III
Das sind Standpunkte die man vertreten kann. Ich bin auch sehr für die Redlichkeit wissenschaftlichen Forschens.sven23 hat geschrieben:Eine Abhandlung von N.Rodenbach über die Redlichkeit wissenschaftlichen Forschens.
Nur:
Das Gegenteil von Redlichkeit wissenschaftlichen Forschens IST NICHT die Unredlichkeit religiösen Glaubens.
Mit Metzingers philosophischem Begriff der "Unredlichkeit in Bezug auf Religion" den umgangssprachlichen Begriff der Unredlichkeit zu highjacken ist unredlich.
So wenig wie ein Mercedes eine eingebaute Vorfahrt hat, haben Atheisten eine eingebaute Redlichkeit und Ungläubige eine eingebaute Unredlichkeit. Das was ihr hier daraus macht ist üble Polemik.
#1663 Re: Parusieverzögerung III
Wenn Metzinger das so gemeint hat, würde ich ihm widersprechen. Religion muß nicht per se unredlich sein.Andreas hat geschrieben: Mit Metzingers philosophischem Begriff der "Unredlichkeit in Bezug auf Religion" den umgangssprachlichen Begriff der Unredlichkeit zu highjacken ist unredlich.
Was Rodenbach kritisiert, ist die Vermischung von Apologetik und Wissenschaft. Man kann eben nur auf einer Hochzeit tanzen.
Man könnte es vergleichen mit dem Verhalten der Carstens-Stiftung in Sachen Homöopathie. Einerseits lobt man das Studiendesign der Doppelblindstudien in Werbebroschüren, um sich einen wissenschaflichen Anstrich zu geben, andererseits verschweigt oder ignoriert man die Ergebnisse der Studien, weil sie nicht genehm und marketing-technisch verwertbar sind. Das ist unredlich.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#1664 Re: Parusieverzögerung III
Was Rodenbach kritisiert ist Unredlichkeit in der Wissenschaft > hier der Theologie. Da hab ich nichts dagegen. Aber damit zeigt er andererseits eben auch, dass es in der Theologie euren dubiosen Konsens nicht gibt. War Rodenbach eigentlich Theologe oder Philosoph? Weißt du das?sven23 hat geschrieben:Was Rodenbach kritisiert, ist die Vermischung von Apologetik und Wissenschaft.
#1665 Re: Parusieverzögerung III
Halman hat geschrieben:Ja, natürlich - das ist eben ideiologisch begründet, schließlch ist Kubitza Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung und gehört damit zu den Neuen Atheisten.Andreas hat geschrieben:Kubitza hat meines Wissens gleich nach dem Studium die Uni verlassen und seinen Verlag gegründet. Ein theologisches Schwergewicht ist er nicht. Das hatten wir aber schon mal geklärt. Jetzt wird er wieder als Koryphäe der Nt-Forschung präsentiert.
Dass Kubitza Mitglied des Beirates dieser ehrenwerten Siftung ist, stellt doch nicht seine Kompetenz in Frage, einem brei-
ten Publikum den aktuellen Stand der NT-Forschung in allgemeinverständlicher Sprache zu präsentieren.
Sein Versuch, dem interessierten Laien (ob Christ oder Nichtchrist) diesbezüglich reinen Wein einzuschenken bzw. die Augen zu
öffnen, ist überaus dankenswert.

halten.
Übrigens: Die Behauptung, Kubitza würde hier im Forum als "Koryphäe der NT-Forschung" dargestellt (Andreas), ist eine dreiste Lüge.
#1666 Re: Parusieverzögerung III
Münek hat geschrieben:Übrigens: Die Behauptung, Kubitza würde hier im Forum als "Koryphäe der NT-Forschung" dargestellt (Andreas), ist eine dreiste Lüge.
Jetzt sei mal nicht so kleinlich. "nicht um Leichtgewichte" oder "Koryphäe" kommt doch aufs gleiche raus.Zeus hat geschrieben:Auch unter Professoren sind nicht alle Tiere gleich. Sven hatte dich schon darauf hingewiesen, dass es sich bei den zitierten Persönlichkeiten nicht um Leichtgewichte auf dem Gebiet der neutestamentlichen Forschung handelt.
Kubitza war wohl nicht in der neutestamentlich Forschung tätig, wurde aber unter dem obigen Statement subsummiert.
#1667 Re: Parusieverzögerung III
Kubitza wurde hier immer als jemand dargestellt, der die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zusammengefaßt hat.Andreas hat geschrieben: Kubitza war wohl nicht in der neutestamentlich Forschung tätig, wurde aber unter dem obigen Statement subsummiert.
Nach meinem Empfinden auch in einer Sprache, die nicht theologisch verschwurbelt daher kommt, sondern in einer für jedermann verständlichen Sprache. Allein dafür gebührt ihm schon Lob.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#1668 Re: Parusieverzögerung III
Na und?Andreas hat geschrieben:Kubitza hat meines Wissens gleich nach dem Studium die Uni verlassen
Wie willst du, lieber Andreas, das beurteilen können?Andreas hat geschrieben:Ein theologisches Schwergewicht ist er nicht.

Nein.Andreas hat geschrieben:Das hatten wir aber schon mal geklärt.
1)Kubitza hat sich schon während des Studiums besonders für das NT interessiert und folglich ein hervorragendes Grundlagenwissen:
Schon im Studium beschäftigte er sich intensiv mit dem Problem des historischen Jesus und dabei theologisch quasi hinter die Kulissen geschaut.Quelle
2)Dachtest du etwa, ein intelligenter Mensch könne nur ernsthafte Forschung innerhalb einer UNI betreiben?

3)Die mir bekannten Bücher Kubitzas...
2011: Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung
...und...
2015: Der Dogmenwahn. Scheinprobleme der Theologie. Holzwege einer angemaßten Wissenschaft
...stellen gut lesbare und vor allem ausgezeichnet recherchierte Dokumente dar.

Zuletzt geändert von Zeus am Sa 5. Sep 2015, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
e^(i*Pi) + 1 = 0
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#1669 Re: Parusieverzögerung III
Ja, in gewisser Hinsicht schon.Andreas hat geschrieben:Das hat er über seine Kollegen vor bald 100 Jahren geschrieben. Lebt da noch einer von ihnen? Dieses Buch stammt aus dem Jahr 1923 und das soll heute noch für euren Konsens stehen?Zeus hat geschrieben: Der 1967 verstorbene Religionswissenschaftler Friedrich Heiler äußerte sich in seinem Buch "Der Katholizismus" S. 22 wie folgt:
"Jesu felsenfeste Überzeugung von dem BALDIGEN Kommen des Gerichts und der Vollendung wird heute von keinem ernsten und unbefangenen Forscher mehr bestritten."
Es ist doch erstaunlich, dass eine ganze Reihe heutiger Berufs-Kollegen des verstorbenen Theologen Friedrich Heiler, ihm in diesem Punkte zustimmen.
Also es besteht sogar ein Generationen überspannender weitgehender Konsens.

Zuletzt geändert von Zeus am Sa 5. Sep 2015, 19:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, noch nicht einmal existieren muss.
(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
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(Charles Baudelaire, frz. Schriftsteller, 1821-1867)
#1670 Re: Parusieverzögerung III
Andreas hat geschrieben:Was seid ihr doch für Spaßvögel! Rahner war Dozent für Dogmatik. Bei meinen zitierten Theologen war eben das laut Münek pauschal für alle DAS Ausschlußkriterium schlechthin. Ich lach mich wech.Zeus hat geschrieben:Ich [Münek] zitiere hier mal einen der Großen unter den katholischen Theologen, nämlich Karl Rahner:
Er meint, "dass wir...unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, dass es bei Jesus wirklich eine ZEITLICHE Naherwartung gegeben hat, die so, wie er sie sich "vorstellte" und in seinen Worten formulierte, sich nicht erfüllt hat".
(Zitat aus dem Buch von Rudolf Augstein "Jesus Menschensohn", 1999, S. 102)
Umso bemerkenswerter, dass ein Dogmatiker vom Kaliber eines KARL RAHNER sich dieses Themas nicht verschloss, sondern offen und ehrlich Jesu Irrtum einräumte.

Die von Dir zitierten Theologen haben das Problem überhaupt nicht thematisiert, sondern schlicht ausgeklammert.
Erwartet wurde hier die Nennung von Theologen, die als Neutestamentler (keine Dogmatiker, keine Nicht-Exege-
ten) begründet der Auffassung ihrer Kollegen widersprochen haben, Jesus habe sich in seiner Naherwartung ge-
irrt.
Da kam von Euch aber nix. Und wie schon gesagt, gäbe es hier unterschiedliche Auffassungen in der neutestamentli-
chen Forschung, wäre dies z.B. von Theißen/Merz in ihrem Buch "Der historische Jesus" ganz bestimmt nicht ver-
schwiegen, sondern kommentiert, zumindest erwähnt worden.
Da es diese Gegenstimmen offensichtlich nicht gibt, kann man sehr wohl von einem "Konsens" in dieser Frage sprechen!
