Was ist Hermeneutik?

Philosophisches zum Nachdenken
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sven23
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#21 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Sep 2015, 15:32

Andreas hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Richtig - hier im Forum ist der Status, dass die moderne Definition von Geist als neurologische Phänomen (Geist = Folge von Materie) ein Fortschritt gegen frühere Definitionen ist.
Deine Perspektive scheint leicht verzerrt zu sein, weil du dich hauptsächlich mit unseren Neo-Athis auseinandersetzt.
Jawoll, spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder. ;)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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sven23
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#22 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Sep 2015, 15:35

closs hat geschrieben: Ich kämpfe überhaupt nicht um meinen Hermeneutik-Begriff. - Mir würde es reichen, wenn man begriffsfrei sagt: "Historische, auktoriale, textliche und rezeptionelle Analyse sind streng zu trennen von Schlussfolgerungen daraus". - Das klingt zwar nach Hausfrauen-Wissenschafts-Theorie, aber es blendet wenigstens nicht die Hauptsache aus - die Trennung zwischen Wissenschaft und Weltanschauung/Ideologie.
Da bin ich ganz deiner Meinung, das sollte man unbedingt trennen.
Rührt man Apologetik und wissenschaftliches Arbeiten zusammen, entsteht ein unbrauchbares Konglomerat.

http://www.gkpn.de/Resource-2359/rodenb.htm
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Savonlinna
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#23 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von Savonlinna » Sa 5. Sep 2015, 15:57

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Mir liegt ja nun gerade daran, dass man systematisch die verschiedenen Bedeutungen von Hermeneutik überhaupt erst mal feststellt.
Herkules-Arbeit. - Da bin ich fauler und ziehe vor, diejenige Bedeutung von Hermeneutik zu nutzen, die bei geistigen Fragestellungen was bringt.
WEM etwas bringt?
Den anderen bringt es ja wohl nichts, außer Verärgerung über Werturteile, deren Begründung im Dunkeln gehalten werden.
Gerade weil Du inflationär den Begriff "geistig" benutzt - UND als Waffe benutzt -, ist dieser Thread wichtig.
Eine Waffe, deren Wesen man nicht durchschaut, sollte in ihrem Wesen untersucht werden.

Eine Herkules-Arbeit ist es ja nun nicht, 4 Hermeneutik-Begriffe durchzugehen. ;)

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Wenn nein, muss man gucken, ob der Artikel von bibelwissenschaft. de Deine Bedeutung unterschlagen hat, und wenn ja, warum.
Mein parteiischer und spitz formulierter Verdacht: Die Grundlagen dessen, wofür die Hermeneutik da ist, sind so vergessen, dass man irgendwelche Definitionen braucht, die für den Rest brauchbar sind. - Das ist so, als würde man einen untauglichen Mitarbeiter, dem man nicht kündigen kann, einen Job in irgendeinem Hinterzimmer geben.
Wir werden sehen.
Erst mal klingt es so wie "closs gegen den Rest der Welt".
Wenn Du einen Hermeneutik-Begriff benutzt, um anderen ihre Denkfehler oder Denkschwächen nachzuweisen, dann musst Du diese Bedeutung von Hermeneutik als in unserem Sprachsystem verankert nachweisen.
Wenn Deine Bedeutung "vergessen" ist, dann musst Du ja nachweisen können, dass sie einmal existiert hat. Und in welcher Form sie existiert hat.

Und dafür sind Aufzählungen der verschiedenen Bedeutungen ja da; sie sollten nicht abqualifiziert werden - wie Du es jetzt schon machst -, sondern belegt werden.
Es geht ja hier vor allem darum, dass der Leser immer weiß, was jeweils gemeint ist, in welcher Bedeutung "Hermeneutik" oder "hermeneutisch" gerade benutzt wird.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Noch eine Bitte an Dich: dass Du aussagekräftiger zitierst.
OK - kann ich machen. - Manchmal nehme ich nur einen Satz, um Full-Quotes zu vermeiden.
Dankeschön. Zeus hatte sich auch schon darüber beschwert, allerdings nicht so höflich wie ich. :D

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Aber der Begriff Hermeneutik ist doch nicht dazu, um wissenschaftliche Beobachtung und weltanschauliche Interpretation unterscheiden zu können? - Das hast Du schon mal geschrieben, und das habe ich überhaupt nicht verstanden.
[...]
Bei uns ging es ausschließlich darum, einvernehmlich definiertes Handwerkszeug zu haben, dass man möglichst schnel in medias res gehen kann. - Und da war eben die "Exegese" (= alles, was man archäologisch, historisch, sprachlich, quellen-bezogen, rezeptions-bezogen zu untersuchen hat, bevor man überhaupt anfängt, den Text zu inhaltlich bewerten) - und da war die Hermeneutik ("wie gehe ich heran, um den Text einer wissenschafts-konformen, also exegese-konformen, Interpretation zuzuführen").
Ach sooo.

Aber um eben der Begriffsverwirrung Herr zu werden, müsste man diese Verwendung dann irgendwie auch in der Bedeutungsliste vorfinden bzw. noch eintüten.

closs hat geschrieben:Ich kämpfe überhaupt nicht um meinen Hermeneutik-Begriff. - Mir würde es reichen, wenn man begriffsfrei sagt: "Historische, auktoriale, textliche und rezeptionelle Analyse sind streng zu trennen von Schlussfolgerungen daraus". - Das klingt zwar nach Hausfrauen-Wissenschafts-Theorie, aber es blendet wenigstens nicht die Hauptsache aus - die Trennung zwischen Wissenschaft und Weltanschauung/Ideologie.
Da bin ich ja nun voll auf Deiner Seite.
Ich nenne das "Ideologiekritik". Vielleicht gibt es dafür auch noch ein anderes Wort, denn es ist nicht immer "Ideologie", wenn Prämissen gestzt und nicht hinterfragt werden.
Letztlich untersucht man dabei die Argumentationstechnik, und darüber gibt es jede Menge Bücher, die unsaubere Argumentation mit Begriffen versehen haben.

Ich will das jetzt aber nicht weiter ausführen, weil ich gerade in diesem Thread OT sehr schade fände.

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#24 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von closs » Sa 5. Sep 2015, 16:20

Andreas hat geschrieben:Howgh, ich habe gesprochen.
Dein Wort in Kurtes Ohr. :lol:

sven23 hat geschrieben:Da bin ich ganz deiner Meinung, das sollte man unbedingt trennen.
Ich beziehe es auf die materialistische Seite, die meint, nicht ideologisch zu sein, es aber ist - und dies auch noch als Wissenschaft bezeichnet. :devil:

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Savonlinna
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#25 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von Savonlinna » Sa 5. Sep 2015, 16:33

closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Howgh, ich habe gesprochen.
Dein Wort in Kurtes Ohr. :lol:
Siehste, closs?
Jetzt habe ich den ganzen Thread durchsuchen müssen, um zu finden, was Andreas gesagt und worauf Du "Dein Wort in Kurtes Ohr" gesagt hast.
Dabei ist dieser Thread noch kurz. Manchmal ist er 60 Seiten lang und man sucht und sucht.

Du zitierst von Andreas "Howgh, ich habe gesprochen", und das ist doch nicht das, worauf Du geantwortet hast.

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#26 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von closs » Sa 5. Sep 2015, 16:42

Savonlinna hat geschrieben:WEM etwas bringt?
Dem Fragesteller.

Savonlinna hat geschrieben:Eine Herkules-Arbeit ist es ja nun nicht, 4 Hermeneutik-Begriffe durchzugehen.
Naja - da stecken jeweils verschiedene Philosophie-Pakete dahinter:

Savonlinna hat geschrieben:Hermeneutik:
1. "Die wissenschaftliche Disziplin, die die Bedingungen und Möglichkeiten des Verstehens reflektiert."
Da wird alles untersucht, bei Verstehen und Nicht-Verstehen abläuft.

Und 2. "Methode der Textauslegung"
finde ich auch noch nachvollziehbar.
Diese Methode wird, laut Artikelverfasser, auch von Juristen bei Literaturanalysen angewandt.

Die beiden letzten Bedeutungen finde ich dann schon wieder etwas schwieriger:

3. Methodologische Grundlagenreflexion
4. Universelle Interpretationsphilosophie

Wie 1. verstehe ich es eigentlich nicht - nach meinem Verständnis wäre dies eine eigene Disziplin, die eher ins Psychologische reingeht (aber da kann ich mich täuschen).

2. ist aus meiner Sicht der Kern. - Man hat die intersubjektiv nachvollziehbare Kärrnerarbeit gemacht (Quelle, Sprache, Historie, Rezeption, ect. Archäologie) und versucht jetzt daraus, methodisch nachvollziehbar eine Interpretation zu machen (die je nach Perspektive unterschiedlich sein kann).

3. Wie 1. und 4. ist das aus meiner Sicht wieder eine Meta-Ebene ("Unter welchen Bedingungen findet Hermeneutik statt?") - als Teil der Hermeneutik kenne ich es so nicht. - Das mag allerdings daran liegen, dass alles Mögliche als "Hermeneutik" bezeichnet wird - mein Favorit ist F. Ast, der im Grunde eine ganz andere Perspektive hat: "Wie geht der geistige Mensch als Einzel-Ding methodisch mit dem Ganzen des Geistes um?" - Dies ist selbstverständlich eine idealistische Hermeneutik.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Du einen Hermeneutik-Begriff benutzt, um anderen ihre Denkfehler oder Denkschwächen nachzuweisen, dann musst Du diese Bedeutung von Hermeneutik als in unserem Sprachsystem verankert nachweisen.
Das kann ich eben nicht, weil die Grundlage dafür nicht mehr da zu sein scheint. - Vergessenes kann nur reanimiert werden.

Savonlinna hat geschrieben:Wenn Deine Bedeutung "vergessen" ist, dann musst Du ja nachweisen können, dass sie einmal existiert hat. Und in welcher Form sie existiert hat.
Das sollte nicht das Problem sein, würde mich allerdings inzwischen überfordern - aber der Spur nach: Ast begründet mit dem "Hermeneutischen Zirkel" eine Methode, die unmittelbare Folge dessen ist, was man "Deutschen Idealismus" nennt (Schelling, vorher Goethe, SChiller und natürlich auch Hegel). - Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist der damalige geistig-philosophische Standard nie mehr erreicht worden - was ein Kind des 20. Jh. selbstverständlich anders sieht.

Savonlinna hat geschrieben:Es geht ja hier vor allem darum, dass der Leser immer weiß, was jeweils gemeint ist, in welcher Bedeutung "Hermeneutik" oder "hermeneutisch" gerade benutzt wird.
Das stimmt natürlich, wird aber ohne Zusatz schwierig sein - mein mehrfacher diesbezüglicher Vorschlag, sich dem universitären Usus anzuschließen, ist bisher nicht auf Interesse gestoßen - konkret: "Hermeneutik nach Ast", "Geist im christlichen/neurowissenschaftlichen/materialistischen Sinne", etc.

Hemul
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#27 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von Hemul » Sa 5. Sep 2015, 17:05

Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Andreas hat geschrieben:Howgh, ich habe gesprochen.
Dein Wort in Kurtes Ohr. :lol:
Siehste, closs?
Jetzt habe ich den ganzen Thread durchsuchen müssen, um zu finden, was Andreas gesagt und worauf Du "Dein Wort in Kurtes Ohr" gesagt hast.
Dabei ist dieser Thread noch kurz. Manchmal ist er 60 Seiten lang und man sucht und sucht.
Meine Güte wohin sind sie denn hingelaufen? :lol:
https://www.youtube.com/watch?v=7LgWlAUnW9w
Ich werde dieses Forum für den Comedypreis 2015 vorschlagen. :Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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sven23
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#28 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von sven23 » Sa 5. Sep 2015, 17:15

Hemul hat geschrieben: Ich werde dieses Forum für den Comedypreis 2015 vorschlagen. :Smiley popcorn:
Du weißt aber auch, daß Eigenlob stinkt. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#29 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von Pluto » Sa 5. Sep 2015, 17:22

Hemul hat geschrieben:Ich werde dieses Forum für den Comedypreis 2015 vorschlagen. :Smiley popcorn:
Sollen wir dich im Gegnzug für die Goldene Himbeere vorschlagen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#30 Re: Was ist Hermeneutik?

Beitrag von Hemul » Sa 5. Sep 2015, 17:23

sven23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Ich werde dieses Forum für den Comedypreis 2015 vorschlagen. :Smiley popcorn:
Du weißt aber auch, daß Eigenlob stinkt. :lol:
Du Oberstinker musst wohl überall Deinen Senf hinzu tun-gell? :lol:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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