closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Mir liegt ja nun gerade daran, dass man systematisch die verschiedenen Bedeutungen von Hermeneutik überhaupt erst mal feststellt.
Herkules-Arbeit. - Da bin ich fauler und ziehe vor, diejenige Bedeutung von Hermeneutik zu nutzen, die bei geistigen Fragestellungen was bringt.
WEM etwas bringt?
Den anderen bringt es ja wohl nichts, außer Verärgerung über Werturteile, deren Begründung im Dunkeln gehalten werden.
Gerade weil Du inflationär den Begriff "geistig" benutzt - UND als Waffe benutzt -, ist dieser Thread wichtig.
Eine Waffe, deren Wesen man nicht durchschaut, sollte in ihrem Wesen untersucht werden.
Eine Herkules-Arbeit ist es ja nun nicht, 4 Hermeneutik-Begriffe durchzugehen.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Wenn nein, muss man gucken, ob der Artikel von bibelwissenschaft. de Deine Bedeutung unterschlagen hat, und wenn ja, warum.
Mein parteiischer und spitz formulierter Verdacht: Die Grundlagen dessen, wofür die Hermeneutik da ist, sind so vergessen, dass man irgendwelche Definitionen braucht, die für den Rest brauchbar sind. - Das ist so, als würde man einen untauglichen Mitarbeiter, dem man nicht kündigen kann, einen Job in irgendeinem Hinterzimmer geben.
Wir werden sehen.
Erst mal klingt es so wie "closs gegen den Rest der Welt".
Wenn Du einen Hermeneutik-Begriff benutzt, um anderen ihre Denkfehler oder Denkschwächen nachzuweisen, dann musst Du diese Bedeutung von Hermeneutik als in unserem Sprachsystem verankert nachweisen.
Wenn Deine Bedeutung "vergessen" ist, dann musst Du ja nachweisen können, dass sie einmal existiert hat. Und in welcher Form sie existiert hat.
Und dafür sind Aufzählungen der verschiedenen Bedeutungen ja da; sie sollten nicht abqualifiziert werden - wie Du es jetzt schon machst -, sondern belegt werden.
Es geht ja hier vor allem darum, dass der Leser immer weiß, was jeweils gemeint ist, in welcher Bedeutung "Hermeneutik" oder "hermeneutisch" gerade benutzt wird.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Noch eine Bitte an Dich: dass Du aussagekräftiger zitierst.
OK - kann ich machen. - Manchmal nehme ich nur einen Satz, um Full-Quotes zu vermeiden.
Dankeschön. Zeus hatte sich auch schon darüber beschwert, allerdings nicht so höflich wie ich.
closs hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:Aber der Begriff Hermeneutik ist doch nicht dazu, um wissenschaftliche Beobachtung und weltanschauliche Interpretation unterscheiden zu können? - Das hast Du schon mal geschrieben, und das habe ich überhaupt nicht verstanden.
[...]
Bei uns ging es ausschließlich darum, einvernehmlich definiertes Handwerkszeug zu haben, dass man möglichst schnel in medias res gehen kann. - Und da war eben die "Exegese" (= alles, was man archäologisch, historisch, sprachlich, quellen-bezogen, rezeptions-bezogen zu untersuchen hat, bevor man überhaupt anfängt, den Text zu inhaltlich bewerten) - und da war die Hermeneutik ("wie gehe ich heran, um den Text einer wissenschafts-konformen, also exegese-konformen, Interpretation zuzuführen").
Ach sooo.
Aber um eben der Begriffsverwirrung Herr zu werden, müsste man diese Verwendung dann irgendwie auch in der Bedeutungsliste vorfinden bzw. noch eintüten.
closs hat geschrieben:Ich kämpfe überhaupt nicht um meinen Hermeneutik-Begriff. - Mir würde es reichen, wenn man begriffsfrei sagt: "Historische, auktoriale, textliche und rezeptionelle Analyse sind streng zu trennen von Schlussfolgerungen daraus". - Das klingt zwar nach Hausfrauen-Wissenschafts-Theorie, aber es blendet wenigstens nicht die Hauptsache aus - die Trennung zwischen Wissenschaft und Weltanschauung/Ideologie.
Da bin ich ja nun voll auf Deiner Seite.
Ich nenne das "Ideologiekritik". Vielleicht gibt es dafür auch noch ein anderes Wort, denn es ist nicht immer "Ideologie", wenn Prämissen gestzt und nicht hinterfragt werden.
Letztlich untersucht man dabei die Argumentationstechnik, und darüber gibt es jede Menge Bücher, die unsaubere Argumentation mit Begriffen versehen haben.
Ich will das jetzt aber nicht weiter ausführen, weil ich gerade in diesem Thread OT sehr schade fände.