Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

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Savonlinna
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#11 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Savonlinna » Do 3. Sep 2015, 14:07

ThomasM hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Das ist das Spiel zwischen Realität und Fiktion, das in unserer Zeit ohnehin ein wesentlicher Faktor innerhalb der Kunst ist.
Interessant ist, dass es in unserer Zeit meines Erachtens eine regelrechte Sehnsucht nach Fiktion gibt. Und zwar auch und gerade eingebettet in unsere Realität und trotzdem stark abweichend.
Der Boom - die Wiederauflage - des pietistischen Christentums mit seinem Wörtlichlesen, und der Boolm von Fantasywelten, in die man abtauchen kann inklusive der Variante, dass man Fantasyromane wie naturwissenschaftliche Berichte erfundener Welten analysiert:
diese beiden Booms entstanden gleichzeitig.

Es steckt hinter beiden, wenn man einen historischen Blick schon mal wagen darf, das gleiche Bedürfnis. Ich nenne das mal frech "das trnaszendente Bedürfnis", das man aber beschreiben will wie Busch und Vogel in unserer Welt.

ThomasM hat geschrieben:Anders kann ich mir die Erfolge von Romanen wie Harry Potter oder die Biss-Serie nicht erklären. Gerade die Gebiete der "urban fantasy", wo sich für die (meist jungen und weiblichen) Protagonisten hinter dem langweilen Alltag plötzlich eine wunderbare Fantasy Welt öffnet, feiern ziemliche Auflagenstärken.
Es ist - nach meiner Beobachtung - eine Gegenbewegung gegen die Dominanz der Naturwissenschaft mit der Tragik, dass man der Naturwissenschaft gleichzeitig hörig ist.
Man entwirft ohne Ende alternative Welten, in die man vor unserer Realität flüchten will - das gestehen die Fantasyfans ohne Weiteres selber -, aber diese alternativen Welten werden von den Fans naturwissenschaftlich untersucht.

ThomasM hat geschrieben:Dahinter steckt meines Erachtens eine Sehnsucht nach "Magie", nach etwas, was nicht durch sachlich-kalte Wissenschaft verstanden werden kann. Das führt dann auch zu Erfolgen wie die von Dan Brown, wo es um Verschwörungen und dunkle Geheimnisse geht.
Ja. Und auch da ist dieser tragische Widerspruch aufzeigbar: man erkennt diese Phantasiewelt nicht als solche in ihrer Eigenwertigkeit, sondern misst sie an historischer Faktizität - die dann freilich blind als bewiesen geglaubt wird.

Inzwischen meine ich da aber tatsächlich sich einen Paradigmenwechsel abzeichnen zu sehen, eine Art Sehnsucht nach Synthese.
Nicht mehr hie die Realität, da die Überrealität, sondern:
in unserer Realität das Überreale aufspüren wollen. Überwindung des Dualismus, des Entweder-Oder. Etwas ist gleichzeitig real und nicht-real.

Pluto
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#12 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Pluto » Do 3. Sep 2015, 14:51

Savonlinna hat geschrieben:Es ist - nach meiner Beobachtung - eine Gegenbewegung gegen die Dominanz der Naturwissenschaft mit der Tragik, dass man der Naturwissenschaft gleichzeitig hörig ist.
Ich empfinde genau das Gegenteil, eine zunehmende Abwendung unter den Menschen gegenüber der Wissenschaft.
Als man Jules Verne Romane wie "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" verfilmte war das Interesse an der Wissenschaft noch vorhanden. In den 60'ern waren die Fernsehübertragungen der Apolloflüge die reinsten "Straßenfeger"; Jedermann fieberte mit den Astronauten dort oben.

Heute interessieren astronomische Leistungen wie die Reise zum Mars oder zu einem Asteroiden nur noch eine kleine Gruppe von Leuten. Schade, weil die Naturwissenschaft, gerade an ihren Grenzen noch so viel zu bieten hat.

Savonlinna hat geschrieben:Man entwirft ohne Ende alternative Welten, in die man vor unserer Realität flüchten will - das gestehen die Fantasyfans ohne Weiteres selber -, aber diese alternativen Welten werden von den Fans naturwissenschaftlich untersucht.
Da stimme ich dir 100% zu. Man flüchtet heute lieber in die Phantasiewelt von Matrix, Harry Potter oder Avatar.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#13 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Savonlinna » Do 3. Sep 2015, 15:18

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es ist - nach meiner Beobachtung - eine Gegenbewegung gegen die Dominanz der Naturwissenschaft mit der Tragik, dass man der Naturwissenschaft gleichzeitig hörig ist.
Ich empfinde genau das Gegenteil, eine zunehmende Abwendung unter den Menschen gegenüber der Wissenschaft.
Als man Jules Verne Romane wie "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" verfilmte war das Interesse an der Wissenschaft noch vorhanden. In den 60'ern waren die Fernsehübertragungen der Apolloflüge die reinsten "Straßenfeger"; Jedermann fieberte mit den Astronauten dort oben.
Ich sprach aber ganz konkret von der Beschäftigung der Fans mit den Fantasywelten.
Mit "Dominanz der Naturwissenschaft" meinte ich die Mentalität, die naturwissenschaftlich geprägt ist.

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Man entwirft ohne Ende alternative Welten, in die man vor unserer Realität flüchten will - das gestehen die Fantasyfans ohne Weiteres selber -, aber diese alternativen Welten werden von den Fans naturwissenschaftlich untersucht.
Da stimme ich dir 100% zu. Man flüchtet heute lieber in die Phantasiewelt von Matrix, Harry Potter oder Avatar.
Untersucht diese Welten aber, als seien sie realistisch.
Dieses Doppelte versuchte ich zu beschreiben.

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Savonlinna
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#14 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Savonlinna » Do 3. Sep 2015, 15:24

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Filme mit Tom Hanks sind nun mal sehenswert.
Ich meinte damit den Aufruhr in der Katholischen Kirche.
Man hat selbst da offenbar geglaubt, der Roman sei ein Historienbericht, den man "falsizifieren" müsse.
Das spricht wohl eher für die Leistungen der Darsteller und der Regie, und weniger für die Kirche.
Verstehe Deine Aussage nicht.
Was soll jetzt weniger "für die Kirche" sprechen?
Wer spricht hier denn "für die Kirche"?

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#15 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Pluto » Do 3. Sep 2015, 15:44

Savonlinna hat geschrieben:Was soll jetzt weniger "für die Kirche" sprechen?
Wenn die Kirche sich über den Inhalt eines "Fantasy"-Films aufregt, und meint man müsse es wissenschaftlich widerlegen, dann spricht das FÜR die Überzeugungskraft der Darsteller und gegen die Naivität der Kirchenobrigkeit.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#16 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von ThomasM » Do 3. Sep 2015, 16:36

Pluto hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Es ist - nach meiner Beobachtung - eine Gegenbewegung gegen die Dominanz der Naturwissenschaft mit der Tragik, dass man der Naturwissenschaft gleichzeitig hörig ist.
Ich empfinde genau das Gegenteil, eine zunehmende Abwendung unter den Menschen gegenüber der Wissenschaft.
Als man Jules Verne Romane wie "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" verfilmte war das Interesse an der Wissenschaft noch vorhanden. In den 60'ern waren die Fernsehübertragungen der Apolloflüge die reinsten "Straßenfeger"; Jedermann fieberte mit den Astronauten dort oben.
Ich sehe nicht, dass du etwas anderes sagst, als Savonlinna.
Unsere Welt ist durch die Technik und die Naturwissenschaft geprägt. Das ist so und jeder wird dem zustimmen.
Aber der normale Mensch empfindet zunehmend keine positiven Gefühle mehr damit. Das ist das, was Savonlinna als Gegenbewegung bezeichnet.
Jules Verne und die Begeisterung bei der Mondlandung war ja ein Ausdruck der Technik-Begeisterung. Des Gefühls, dass man mit Technik alle Probleme lösen kann.

Genau dieses Gefühl gibt es nicht mehr. Technik wird zunehmend als Bedrohung empfunden, auch durch negative Erfahrungen der Vergangenheit.
Man kann ja heutzutage kein großtechnisches Projekt mehr umsetzen, sei es Energiewende, sei es Bau neuer Kraftwerke, sei es Forschungsanlagen z.B. zu Biotechnologie, ohne mit einer Welle von Klagen überhäuft zu werden.

So wandelt sich die Enttäuschung über Technik zur Sehnsucht nach dem Transzendenten und schließlich zur Technikfeindlichkeit.
Ob diese Entwicklung positive Folgen haben wird, wage ich zu bezweifeln, aber sie ist deutlich sichtbar.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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#17 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von 2Lena » Do 3. Sep 2015, 18:11

ThomasM hat geschrieben: So wandelt sich die Enttäuschung über Technik zur Sehnsucht nach dem Transzendenten und schließlich zur Technikfeindlichkeit. Ob diese Entwicklung positive Folgen haben wird, wage ich zu bezweifeln, aber sie ist deutlich sichtbar.
Aber klar kommen positive Folgen, denn Lärm, nervige Arbeit, Gestank und verdorbenes Wasser des Industriezeitalters, das ist der junge Generation überdrüssig. Ihre Zukunft wird "Biotechnik" sein, leise, gesund und leicht. Die Natur gibt alles was der Mensch benötigt - ganz ohne Arbeit und Krawall heraus.

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#18 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Naqual » Do 3. Sep 2015, 18:15

Pluto an Savonlinna hat geschrieben: Da stimme ich dir 100% zu. Man flüchtet heute lieber in die Phantasiewelt von Matrix, Harry Potter oder Avatar.
Da muss ich mich wohl outen. Alle drei Filme fand ich ganz, ganz toll!!! War ein Genuß. Stehe aber ansonsten wohl mit beiden Beinen in der Realität.
Es ist einfach "Urlaub". Und in der Freizeit finde ich es toll, wenn man zwischendurch auch mal in einer Phantasiewelt ist.
Dafür kann ich keine Filme über Soziale Probleme anschauen. Davon habe ich schon genug in meiner beruflichen Arbeit. :mrgreen:

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#19 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von 2Lena » Do 3. Sep 2015, 18:23

Savonlinna hat geschrieben: Und zu welchem Schluss bist Du gekommen? Wie hast Du Dir Deine Fragen bezüglich "Sakrileg" beantwortet?
Das hat etliche Jahre gedauert, um vom normalen Bibellesen bis zu diversen Meinungen und geschichtlichen Ereignissen zu gehen. Browns Buch ist zwar nach wie vor noch ein Roman, aber einer (wie die Reaktionen zeigen) der eine verhärtete Stelle in Angriff nahm. Er hat dabei verschiedene Unklarheiten aufgenommen. Vielleicht wäre ich nicht selbst darauf gekommen, etwas über Jesus im Talmud zu suchen. Oder ich hätte die Statue eines Philosophen nicht mit dem Grabtuch von Turin in Verbindung gebracht, wie es ein amerikanischer Autor zeigte. Skeptisch wurde über das Tuch geschrieben mit "wissenschaftlichen" Analysen aller Arten.

Es können dem Autor rein zufällig irgendwelche Dinge auf dem Weg geraten sein, aus denen er (von Gruppen gefördert) so etwas vielleicht beabsichtigt in Gang setzte. Manche Autoren haben ein Gespür dafür, wo das Feld heiß wird. Sie kochen besonders gern dort ihr Süppchen. Das verspricht Umsatz.

Vielleicht hätte ich es als Nichts abgetan, wenn nicht in Spanien Juden, Christen und Moslem eine Weile einträchtig nebeneinander wohnten und von dort aus eine Menge Literatur etwas anders geschrieben und beurteilt wurde. Vielleicht gab es in Frankreich andere Auffassungen, da Pilatus und der Sohn des Herodes dorthin ins Exil kamen. Die ganze italienische Kunstszene ist voll versteckter Hinweise, nicht nur mit Da Vinci. Mehr aber noch finden sich alte Symbole in den Karpaten, am Balkan und auch in Ungarn. Die Türkei und Syrien, einmal als christliche Länder mit uralter Kultur seit Abraham, sind im Augenblick (wegen den ungeklärten Zusammenspiel) eine heiße Kampfzone.

Savonlinna hat geschrieben: Irgendwas willst Du doch sagen, aber warum traust Du Dich nicht, es mal direkt auszusprechen.
Stimmt. Jedoch ist es viel zu früh das auszudrücken.
Ich habe noch nicht alle Beweise, die wirklich passen. Es sollen die diversen Überlieferungen aufeinanderpassen: Jesus hat die Kreuzigung überlebt durch welche Kräfte, mit welchen Mitteln. Die anderen sind gestorben. Daher behauptet der Koran, Jesus ist nicht gestorben. Er ging als Wanderphilosoph unter einem anderem Namen die Missionswege, ähnlich solchen in der Apostelgeschichte. Daher gibt es genaueste Überlieferungen, von Kaisern Roms veranlasst. Es hat sich die Kirche mit allen Fundamenten ausgezeichnet entwickeln können - als beste Lehre mit einem guten Rechtswesen, später Staatreligion und grundlegender Wissenschaft einschließlich aller Bereiche - auch in den Naturwissenschaften, dazu weit mehr Wissen in der Mystik, worauf die Katholische Kirche heute noch zurückgreifen kann. Auch die Überlieferung in Indien wird damit erklärbar. Jesus erschien in Jerusalem, wodurch die Evangelien stimmig sind.

Das sind nur Vermutungen, die es schon längere Zeit von verschiedenen Personen gibt. Über zehn Seiten Literaturverzeichnise mit Werken aus mehreren Bänden in verschiedenen Sprachen geschrieben, würden auf das Lesen warten. Dann ist aber noch nicht 1+1 errechnet, ganz genau, mit allen drei Stellen hinter dem Komma.

Hinweise gibt es bei einigen deutschen Sehern, aber sie wurden nie beachtet, antike Historiker ebenso nicht so besonders. Bis eben ein "Brown" so was ausgräbt, alten Schmutz aufrührend - weshalb die Reaktion kam. Brown kann behaupten: "Es war nur ein Roman". Er bringt aber trotzdem seine "historischen Beweise" an den Mann.

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Naqual
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#20 Re: Sakrileg-Betrug / "Das wahre Sakrileg"

Beitrag von Naqual » Do 3. Sep 2015, 18:37

2Lena hat geschrieben:Es sollen die diversen Überlieferungen aufeinanderpassen: Jesus hat die Kreuzigung überlebt durch welche Kräfte, mit welchen Mitteln. Die anderen sind gestorben.
Es gibt einen Autor (Name leider vergessen), der im Stil von Dan Brown der Frage in Romanform nachgeht, was passiert, wenn das Grab und der Leichnam Jesu in Jerusalem gefunden wird. Die israelische Seite wird es nicht wirklich wollen, dass in ihrer Crashzone dreier Religionen so etwas gefunden wird, der Vatikan wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen um es vertuschen oder völlig umzuinterpretieren, eigentlich sogar die Moslems, weil Jesus ja überlebt hatte und dann woanders wirkte in ihrer Sicht.
Ein gefundener Leichnam Jesu wäre natürlich das Ende zentraler Dogmatik eines Paulus und der christlichen Kirchen.
Wobei wozu die Unruhe, wenn Gläubige so etwas lesen: haben sie nun eine Beziehung zu Gott, die ihnen Gewissheit gibt? Dann dürfte pure Dogmatik nicht das Problem sein.

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