Zeus hat geschrieben:Savonlinna hat geschrieben:[...]Es ging nie darum, eine Anzahl von Theologen zu nennen.
Das mag dir nicht passen, aber es ging mir sehr wohl darum, die Liste der Meinungen der
renomierten neun Theologen, des Kardinals und des Apostels Paulus zu präsentieren.
Wenn ich Dich recht verstehe, beziehst Du dich auf paulinische Aussagen, die Du als
Naherwartung interpretierst. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass bei dieser Deutung Ambivalenzen/Spannungen mit anderen Textstellen, die entweder paulinisch sind, oder sich auf ihn beziehen, entstehen.
Ich denke nicht, dass Paulus ein eindeutiger Vertreter der Naherwartung war, eher der
Stehtserwartung.
Pluto hat geschrieben:Warum ignoriert man Verse wie Mt. 10,7, Mt. 24,14, Mk. 13,30, 2.Thess. 2,1-2?
Man stellt diese Verse als irgendwie nicht glaubwürdig/relevant dar, oder versucht ihnen eine andere Bedeutung zu unterstellen.
Weil wir hier bereits mit Mk 1:15 überfordert sind.
Mat. 10:7 knüpft an Mat 4:17 (Paralleltext zu Mk. 1:15) an. Das Besondere an der Verkündung der zwölf Jünger Jesu war, dass Jesus als königlicher Repräsentant des verkündeten Königreiches persönlich mitten unter ihnen war (
Basiléia kann auch als
Königswürde interpretiert werden).
Mat. 24:14 ist Teil von Jesu Entzeitrede. Sie ist seine Antwort auf die zweiteilige Frage von vier seiner Jünger nach dem "Zeichen von Jesu Parusie" und der "Vollendung des Zeitalters" (συντÎλεια / transl. (
syntélẹia), womit offenbar ein Zeitraum gemeint ist, in der ein "Zeichen" erwartet wurde, von dem die Verkündung, welche in Mat 24:14 vorhergesagt wird, ein Teil ist, so wie ein Strich ein Teil eines chinesischen Schriftzeichens ist.
Teilweise erfüllten sich die jesuanischen Prophezeiungen im 1. Jhd., auch die Verkündung in der regionalen Lebewelt des Mittelmeerraumes.
Mak 13:30 beschreibt offenbar einen Personenkreis, welcher während dieser Zeitspanne lebt.
Münek hat geschrieben:Hat Jesus sich tatsächlich NICHT geirrt? 
Wer so etwas ernsthaft behauptet, ist realitätsblind.
Alter schützt offenbar vor Torheit nicht.
(Dies kannst Du interpretieren, wie Du wilst.)
Münek hat geschrieben:Diese an Gott gerichtete Bitte wäre unnötig, wenn sich Jesu Prophezeiung damals erfüllt hätte.
Korrekt.
Pluto hat geschrieben:Kann mir Jemand die gängige Interpretation dieser Verse vermitteln?
Matthäus 10,23
Markus 13,30
Vielleicht geht es auch ohne viel Herumgeeiere.
Wie die gängige Interpretation lautet, ist mir leider nicht bekannt. Ich weiß noch nicht einmal, ob es sowas überhaupt gibt. Folgende Interpretationen habe ich gefunden:
http://www.evangeliums.net/fragen/frage ... herrn.html
https://www.bibelkommentare.de/index.ph ... wer_id=128
Meines Wissens gilt Mat. 10:23 "allgemein" als
Naherwartungslogion.
Andreas nannte (siehe nachfolgendes Zitat) eine mögliche Erklärung für Mat. 10:23. Eine andere wäre, dass diese Worte auf die Verkündung in den jüdischen Diasporastädten hindeuten (s. bitte
Hier).
Bei den in Mk 13:30 verwendeten Begriff γενεά (
geneá) favorisiere ich ebenfalls die Übersetzung „Genertation“. An dieser Stelle sei nochmals auf den Unterschied zum Wort
génos hingewiesen, welches "Petrus in 1Pe 2:9 gebraucht, um das „Geschlecht“ zu bezeichnen, welchem seine Empfänger (Urchristen im Mittelmeerraum) Petri Überzeugung nach durch die Salbung mit Heiligen Geist angehörten. Auch hier geht es um Jesu Entzeitrede und die Teil-Erfüllung im ersten Jahrhundert. Ein Teil scheint "verzögert". Dies war natürlich auch Albert Schweitzer bewusst. Dass ich die "Frechheit" bezitze, diesem berühmten Denker in diesem Punkt zu widersprechen, rührt daher, dass ich hier den Schreibern des NT glauben schenke, hier insbesondere dem Seher Johannes (also der Offenbarung). Demnach können die Ereignisse des 1. Jhds. mit der Mittelmeermission und dem jüdischen Krieg als Schattenbild für eine künftige, größere Erfüllung verstanden werden. Dies erfordert allerdings Jesu Entzeitrede zweischichtig zu deuten. Mehr dazu in meinem Thread
Wie ist Jesu Endzeitrede zu verstehen? (Ich bitte darum, die Nebendiskussion über die komplexe Entzeitrede im verlinkten Thread weiterzuführen.)
Andreas hat geschrieben:Zu Mt 10,23 (aus der Sicht Homer Simpsons)
Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn kommt.
Nach der Auferstehung kam Jesus (der Menschensohn) zu seinen Jüngern. Da waren die Jünger noch nicht mit den Städten Israels zum Ende gekommen.
Das ist eine sehr elegante Interpretation. Danke für dies Sichtweise.
Pluto hat geschrieben:Samantha hat geschrieben:
Schon wieder das Geschlecht ...
Nee...
Es handelt um eine
Generation. Das sind im üblichen Sprachgebrauch maximal etwa 50 Jahre.
Nun, etwa 33 Jahre nach Jesu Worten begannenn sich seine Prophezeiungen teilweise zu erfüllen, als römische Heere 66. n. Chr. Jersualem belagerten und 37 Jahre nach der Entzeitrede wurde Jerualem und der Tempel unter Titus vernichtet. All das geschah innerhalb der damaligen Generation der Jünger Jesu.
Das "Problem" dabei ist: Sie erfüllte sich nur Teilweise und laut der Offenbarung sollte es offenbar viel später eine umfangreichere und größere Erfüllung der Entzeitrede geben. Vielleicht können uns hier bibelkundige Christen weiterhelfen.
Allerdings hatte ich dafür einen speziellen Thread ins leben gerufen. Lass uns diese Unterdiskussion bitte dort fortführen.
