Dann sollte es auch hier im Forum reichen. Unsere Maßstäbe müssen hier ja wohl nicht strenger sein als die Deiner Prozessoren in der Universität.closs hat geschrieben:Da muss ich gestehen, dass ich da selber um so weniger durchblicke, je mehr hier drüber gepsrochen wird. - Ich kann Dir sagen, wie es bei uns war: Wir haben a) Quellen sprachlich und historisch undund vollkommen ergebnisoffen untersucht und uns dann b) einen interpretativen Reim drauf gemacht - und beides streng unterschieden. - Das hat den PRofessoren damals gereicht.Halman hat geschrieben:Bei aller Bescheidenheit (ohne Studium und nur mit mittlerer Reife, autodidaktisch aufgepeppt) habe ich dies komplett anders verstanden und zwar so, dass Hermeneutik immer der Exegese zugrundeliegt.
Interessanterweise hatte ich es in meiner Abendschule, wenn auch auf sehr viel bescheidenerem Niveau, ebenso im Deutsch-Unterricht gelernt, wenn es um Erörterungen und schließlich das Buch-Referant ging. Zuerst die sachliche Auseinandersetzung, da erinnere ich mich an die nüchterne Inhaltsangabe - dann die persönliche Interpretation, die sich am zugrundeliegeden Text orientieren musste, also nicht völlig beliebig war, aber sehr wohl frei.
Allerdings hattest Du hier auch immer wieder - zu recht, möchte ich meinen - darauf hingewiesen, dass jeder Rezipient bereits eine Weltanschauung mitbringt und diese Perspektive hermeneutisch in seiner anfänglichen Rezeption einfließt und somit auch die Interpreation beeinflust. Oder hatte ich hier etwas falsch verstanden?
Ja und diese Prämissen sind doch weltanschaulicher Natur.closs hat geschrieben:Das ist das, was ich "Prämissen" nenne - der eine setzt, dass es Gott gibt - der andere setzt, dass es Gott NICHT gibt. - Dies hat eminente Auswirkung auf beiden Seiten, wenn es über das rein Beobachtende hinausgeht.Halman hat geschrieben:Jede Bibelauslegung, ob an der Universität oder im Bibelkreis, wird beeinflusst von bewussten oder unbewussten theologischen Grundannahmen.
Dies ist ja auch eine allgemeine Beschreibung der Hermeneutik, hier ist sie noch nicht speziell historisch-kritisch oder anthropologisch usw.closs hat geschrieben:Hinzufügen müsste man, dass dabei Unterschiedlichstes rauskommen kann, weil sich im Zweifelsfall jeder darauf beruft.Halman hat geschrieben:Als „Methodik der Geisteswissenschaften“ (Betti, 1972) untersucht die Hermeneutik (< griech. hermeneuein „erklären / deuten / interpretieren“) die Möglichkeiten und Bedingungen des Verstehens.
Falls ich aus fachlicher Sicht Unsinn schreibe, so lass es mich bitte wissen. Ich will nicht auf Irrwegen gehen.
Ja, es ist in etwa so, als würde man in dem Dschungel eindringen, um den Urwald zu sehen.closs hat geschrieben:Weiterhin hat es Dein Zitat in sich, weil "Möglichkeiten und Bedingungen des Verstehens" eine subjektive Größe sind. - Mit anderen Worten: Ein Mystiker des Mittelalters versteht denselben Text aufgrund anderer "Möglichkeiten" anders als ein postmoderner Atheist. - Je tiefer man hier dringt, desto unübersichtlicher wird es - zumindest für mich.
Was sind also die "Möglichkeiten des Verstehens" im Falle von der sog. Parusieverzögerung? Dies wären wohl primär die zugrundeliegenden biblischen Texte des NT, sekundär ergänzende historische Erkenntnisse. Würdest Du mir darin zustimmen?
Was sind die "Bedinungen des Vestehens"? Darauf kann ich mir zurzeit keinen Reim machen. Kannst Du mir weiterhelfen?