closs hat geschrieben:sven23 hat geschrieben:Man sollte sich nicht auf eine Textstelle versteifen, derer gibt es ja noch viele mehr.
Das sagen beide Seiten. - Machen wir es mal ganz praktisch:
Wenn man sich 2000 Jahre zurück-beamen ließe und Jesus begleiten würde: Welche Version würde man dann beobachten? - Die der "äußeren" Naherwartung oder die der Nähe des Gottesreichs durch Jesus?
Unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten scheint beides gut begründbar zu sein - je nach Perspektive des Subjekts, also des Wissenschaftlers. - In unserer Diskussion ist nicht das Objekt ("Jesus") das Problem, sondern die weltanschauliche Vereinnahmung durch das Subjekt ("Wissenschaft").
Das heisst NICHT, dass die Wissenschaft "unredlich" wäre, sondern dass sie unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann - ein wesentlicher Grundsatz der HKM. -
Savi hat dazu wissenschafts-theoretische Zitate en masse gebracht. - Warum nützt das nichts? Aus ideologischen Gründen?
Ich werde dazu auch noch sehr viel mehr Material bringen, closs.
Ich habe gestern Nacht große Teile aus dem Jesus-Buch von Theißen/Merz gelesen, und da kann man erst sehen, wie unqualifiziert daraus zitiert wurde.
Ich wusste nicht, dass google-book jede Menge des Originaltextes bringt, auch wenn mir im Moment noch der komplette Schluss fehlt.
Ich habe auch gestern noch einmal ein paar Zitate gebracht - das wird schlicht ignoriert.
Unsere lieben Neu-Atheisten haben sich hoffnungslos in Sackgassen verrannt; das Theißen-Buch argumentiert, nach meinem momentanen Eindruck, sehr differenziert, stellt im Vorwort klar und deutlich die Prämissen und Vorentscheidungen der Autoren dar, die WELTANSCHAULICHER Natur sind, das sagen sie selber.
Insofern gilt genau das, was Du, closs, hundertmal geschrieben hast:
die Prämissen können welantschaulicher und in dem Fall religiöser Natur sein, und man kann auf diesen - unbewiesenen und christlichen - Thesen aufbauend ein dickes Buch schreiben, das wissenschaftlich ist.
Für mich stellt sich da allerdings die Frage, ob ich dann aus einem Buch ausreichend Gewinn für mich ziehen könnte, wenn die Interessen dermaßen weltanschaulich geprägt sind.
Allerdings werden eben alle Sichtweisen charakterisiert, und das, so sieht es im Moment für mich aus, seriös.
Es stehen im Buch also schön artig die verschiedensten Jesusbilder aufgezählt, die es gibt, und es wird auch aufgezeigt, unter welchen Prämissen welches gilt.
Münek hat da einfach eins rausgepickt, was ihm passt, und die anderen weggeblendet.
Er meint, wenn da was von "irren" steht, dann sei das die Meinung des Autors. Dabei wurden nur andere Meinungen referiert.
Auf jeden Fall ist allein dieses Buch eine Widerlegung dessen, dass es nur EINE Ansicht über den Mainstream gibt.
Jedenfalls gilt auch das, habe ich inzwischen kapiert:
Wer NICHT lesen kann, ist klar im Vorteil. Er braucht nur einen Satz rauszupicken, um seine Meinung scheinhaft zu belegen und alle anzubrüllen, die die Richtigkeit der Aussage zu hinterfragen wagen. Die Genossen der Clique werden ihm grundsätzlich applaudieren, prüfen nicht mal nach.
Der aber, der sorgfältig argumentieren will, muss das ganze Buch lesen, zumindest große Teile daraus. Und das dauert und dauert.
Ich werde trotzdem versuchen, entscheidende Abschnitte abzutippen und hier reinzustellen, damit die Ehre der beiden Autoren wieder hergestellt wird, die ihnen unsere Atheisten abgeschnitten haben.
Leider kann ich die letzten hundert Seiten des Buches nirgendwo finden. Andreas hat sie offenbar gefunden, ich nicht.
Und die brauche ich, um festzustellen, welches persönliche - und weltanschauliche - Fazit die Autoren am Ende ziehen.