Münek hat geschrieben:Ach übrigens, mein lieber Halman, wie schätzt Du folgende verblüffende Antwort Jesu auf eine Fra-
ge der Rabbiner ein?
" Wie kann man behaupten,
der MESSIAS sei der Sohn Davids? Denn David selbst sagt im Buch
der Psalmen: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten und lege ich dir deine
Feinde als Schemel unter die Füße. David nennt ihn also "Herr".
Wie kann er dann DAVIDS SOHN sein?"
(Lk. 20, 41-44)
Tja, da staunt der biblische Laie und der theologische Fachmann wundert sich.

Dass Du mir auch immer so schwere Fragen stellen muss.
Wie aus dem von Dir zitierten lukanischen Text ersichtlich, spielte Jesus auf den davidischen
Psalm 110:1 an und wendet ihn auf sich selbst an und zwar innerhalb einer theologischen Debatte mit den Schriftgelehrten, Pharisäern und Sadduzäern. Bereits im ersten Teil der Debatte stellten sie Jesu Vollmacht in Frage (s.
Luk. 20:1-8), doch Jesus deutete an, dass er derjenige ist, den David "Herr" nannte.
Interessanterweise hatte Jesus nichts dagegen, als ihn Bartimäus mit
"Sohn Davids" ansprach (s.
Mk 10:46-52). Offenkundig war er als der "Sohn Davids" allgemein bekannt und diese Tatsache wurde auch nicht bestritten.
Jesus gab seinen "Gegner" gewissermaßen ein Rätsel auf.
Der Apostel Paulus schrieb an die Urchristen in Rom:
Zitat aus
Rö 1:1-4
1 Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, ausgesondert für
das Evangelium Gottes, 2 das er durch seine Propheten in heiligen Schriften vorher verheißen hat 3
über seinen Sohn, der aus der Nachkommenschaft²
Davids gekommen ist dem Fleische nach, 4 und
als Sohn Gottes in Kraft eingesetzt³
dem Geist der Heiligkeit nach aufgrund der Totenauferstehung: Jesus Christus, unseren Herrn.
²
w. aus dem Samen
³
o. bestimmt; o. ernannt; o. erklärt
Kannst Du nun das jesuanische Rätsel lösen?
Münek hat geschrieben:Als er allerdings zu predigen anfing, hielt sie ihren Sohn in der Tat für verrückt...(Mk. 3, 21).
Genaugenommen steht es so da nicht. Zwar wird Jesu Mutter einige Verse später erwähnt (sie war also dabei), doch werden auch seine Brüder erwähnt. Vermutlich wurde sie von allen vier Brüdern begleitet.
In
Mat 13:55 werdem sie
möglicherweise gem. der Reihenfolge ihrer Geburt genannt: Jakobus und Joses und Simon und Judas. Traditionell werden Jakobus und Judas die nach ihnen benannten Briefe im NT zugeschrieben.
Offenbar waren alle Herrenbrüder zusammen mit ihrer Mutter und den Aposteln im Obergemach in Jerusalem und gehörten zu den 120 "Jüngern", die zu Pfingsten 33 n. Chr. mit Heiligen Geist "gesalbt" wurden (s.
Apg. 1:14 u.
Apg. 2:1-4).
Paulus deutete 55. n. Chr. an, dass die Herrenbrüder ebenso wie Petrus (Kephas) verheiratet waren (s.
1. Kor. 9:5).
Jakobus hatte eine führende Rolle in der Urchristengemeinde, vielleicht war er der Älteste unter den Herrenbrüdern.
Das Johannesevangelium gewährt uns einen seltenen Blick in ein Familiengespräch, welches Jesus mit seinen vier jüngeren Brüdern führte:
Zitat aus
Joh 7:1-9:
1 Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. 2 Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe. 3 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Brich doch auf von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen können, die du tust! 4 Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht zugleich öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so offenbare dich der Welt! 5
Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. 6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit* ist noch nicht da; aber eure Zeit ist immer bereit. 7 Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber haßt sie; denn ich bezeuge von ihr, daß ihre Werke böse sind. 8 Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe noch° nicht zu diesem Fest hinauf, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. 9 Und als er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
*
Fussnote der Schlacherbibel:
gr. kairos, d.h. die rechte, gelegene Zeit, der gelegene bzw. göttlich festgesetzte Zeitpunkt.
°
Lt. der Fussnote der NLB fehlt in einigen Handschriften das Wort "noch". Vermutlich ist damit das griechische ουπω (oupo) gemeint.