Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Catholic
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#121 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Do 13. Aug 2015, 18:50

Weil wir hier schon bei der
"Die Inquisition hat immer andersdenkende Menschen getötet!"-Debatte sind,stelle ich mal zwei Fragen:
1. In welchen Ländern Europas gab es die Inquisition?
2. Bei wievielen Prozessen der Spanischen Inquisition wurde ein Todesurteil gefällt?

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Halman
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#122 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Halman » Do 13. Aug 2015, 18:52

Catholic hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:@Catholic

Spielst Du mit Deiner Thread-Frage, ob die Inquisition Verbrechen oder Fortschritt ist, auf das im Mittelalter neue Inquisitionsverfahren an?

Ja!
Nun, dann war es gemessen am Mittelalter ein Fortschritt, indem archaische Beweismittel durch das Inquisitionsverfahren ersetzt wurden. Daraus folgt aber nicht, dass die Inquisition nicht dennoch ein Verbrechen war, auch wenn die meiner Meinung nach unglücklich getellte dichotomiesche Oder-Thread-Frage dies impliziert.
Im 13. Jahrhundert war das Verfahren durchaus ein Forschritt, dem fünf Jahrhunderte Verbrechen im Namen der Inquisition folgten, unter dem insbesondere Christen leiden mussten, aber auch viele Juden und andere.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Queequeg
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#123 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Queequeg » Do 13. Aug 2015, 18:53

Catholic hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben: Das sind fürchterliche und armselige Respektlosigkeiten und die persönlichen Abrechnungen gehen wohl ungezügelt weiter ...
:roll:

Leider kann ich dem nur zustimmen,denn würden manche Kirchenkritiker (auch hier im Forum) sich mal so unvoreingenommen wie möglich mit dem Threadthema befassen,dann würden sie feststellen können,dass es zwischen der Inquisition in Italien oder Frankreich,die sich im Hoch- und frühen Spätmittelalter mit den Häresien auseinandersetzte de facto anders war als die Spanische Inquisition des späten 15. und frühen 16.Jahrhunderts.

Dann erzähle doch die Unterschiede, was unterscheidet also die Inquisition in Spanien von der Inquisition der übrigen europäischen Staaten. Jedenfalls den Staaten, in denen die Inquisition über Jahrhundert "ausgeübt" wurde.
Denn soviel mir bekannt ist, wurden in den Ländern der russischen oder griechischen Orthodoxie die Menschen nicht mit den christlichen Wohltaten der Inquisition bedacht.

Catholic
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#124 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Do 13. Aug 2015, 19:01

Halman hat geschrieben: Nun, dann war es gemessen am Mittelalter ein Fortschritt, indem archaische Beweismittel durch das Inquisitionsverfahren ersetzt wurden.....
Im 13. Jahrhundert war das Verfahren durchaus ein Forschritt, dem fünf Jahrhunderte Verbrechen im Namen der Inquisition folgten, unter dem insbesondere Christen leiden mussten, aber auch viele Juden und andere.

Im 13.Jahrhundert war die Einführung des Inquisitionsverfahrens ein gigantischer juristischer Fortschritt,da gebe ich Dir Recht.
Ich gebe Dir auch vollkommen Recht,dass die Situation insofern kippte,als das später "im Namen der Inquisition" Verbrechen begangen wurden.
Dies war z.B. der Fall,als -- auf Geheiss des spanischen Königs und gegen den Willen der Katholischen Kirche -- den sogenannten Conversos (Juden und Muslimen,die angeblich oder tatsächlich den christlichen Glauben annahmen) ab 1492 der Prozess gemacht wurde.
Diese Prozesse und wie sie abliefen hatten mit der Inquisition des 13.Jahrhunderts und ihren Rechtsvorschriften nichts mehr zu tun,da war nur noch der Begriff identisch.

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Queequeg
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#125 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Queequeg » Do 13. Aug 2015, 19:03

Catholic hat geschrieben:Weil wir hier schon bei der
"Die Inquisition hat immer andersdenkende Menschen getötet!"-Debatte sind,stelle ich mal zwei Fragen:
1. In welchen Ländern Europas gab es die Inquisition?
2. Bei wievielen Prozessen der Spanischen Inquisition wurde ein Todesurteil gefällt?

Vielleicht beantwortet dieser Artikel deine Frage, oder deine Fragen, voraussetzung, man nimmt hier seine Brille der Vorteile ab und entschlägt sich des Denkens eines christlichen Fanatikers.

Frauen, die der Teufel reitet - Nächtliche Sabbatfeiern und Fliegereien auf dem Besen: Wie die Inquisition die Hexerei erschuf

http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014 ... ion-teufel

wir erinnern uns der "Mittel der Nächstenliebe", mit denen den unzähligen unschuldigen Opfer die "Geständnisse" abgepresst wurden:

"Vaginale Birne", Brustkrallen, "spanische Spinnen", Keuschheitsgürtel, Schandmasken

»In der patriarchalisch-maskulin strukturierten Kirche mussten zwangsläufig die Frauen häufig noch schlimmer als die ketzerischen Männer bestraft werden. Ihnen gegenüber konnte sich auch die sexuelle Aggression und Perversion der Inquisitoren in besonderer Weise austoben. Es gab speziell-spezifische Folterinstrumente gegen die Frauen, z. B. die "vaginale Birne", die, durch Drehung der Schraube ausgeweitet, Eingeweide und Gebärmutter zerriss. Es gab "Brustkrallen", die die Brüste zerfleischten; andere Krallen, die, rot glühend gemacht, "lediglich" einen "Biss" auf den Brüsten unverheirateter Mütter verursachten, während ihre Kinder zu Füßen der Mutter lagen und mit deren Blut bespritzt wurden. Es gab die sog. "spanischen Spinnen", d. h. vierfingrige, scherenartige Klauen, die das Opfer am Gesäß, an den Brüsten, am Bauch oder Kopf, oft aber auch mit zwei Klauen an Augen und Ohren hochzogen. Auch der "Keuschheitsgürtel" war entgegen seiner nachträglichen Mystifizierung in Wirklichkeit ein Folterwerkzeug. Natürlich gab es auch "Schandmasken" für die Frauen sowie gegen ihre angebliche Geschwätzigkeit gerichtete "orale Birnen", also kunstvoll gefertigte Eisenknebel, deren zugespitztes Ende das Aufschlitzen der Kehle bewerkstelligte.
(Hubertus Mynarek, Die neue Inquisition - Sektenjagd in Deutschland - Mentalität, Motivation, Methoden kirchlicher und staatlicher Sektenbeauftragter, Verlag - Das Weisse Pferd, Marktheidenfeld, 1999)

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#126 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Salome23 » Do 13. Aug 2015, 19:06

Catholic hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:@Catholic

Spielst Du mit Deiner Thread-Frage, ob die Inquisition Verbrechen oder Fortschritt ist, auf das im Mittelalter neue Inquisitionsverfahren an?

Ja!
Ich versteh nur nicht, warum du das dann nicht gleich in deinem Einstiegspost erwähntest....

Catholic
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#127 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Do 13. Aug 2015, 19:09

Salome23 hat geschrieben: Ich versteh nur nicht, warum du das dann nicht gleich in deinem Einstiegspost erwähntest....

Weil ich mich selber erstmal zurückhalten und die Debatte sich entwickeln lassen wollte,heute weiss ich,dass es ein Fehler war.

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#128 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Queequeg » Do 13. Aug 2015, 19:10

Catholic hat geschrieben:Weil wir hier schon bei der
"Die Inquisition hat immer andersdenkende Menschen getötet!"-Debatte sind,stelle ich mal zwei Fragen:
1. In welchen Ländern Europas gab es die Inquisition?
2. Bei wievielen Prozessen der Spanischen Inquisition wurde ein Todesurteil gefällt?

Und wir machen weiter: hier ein wirklich lesenswerter Artikel, der nur allzu deutlich aufzeigt, was die christlichen Kirchen dann alles unter den Begriffen "Ketzer" und "Häresie" verstanden, oder besser - unbedingt verstehen wollten:

Kampf um den rechten Glauben

http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014 ... ittelalter

daraus zitiert:

Der Wanderprediger Tanchelm von Antwerpen war – glaubt man den Schriften mittelalterlicher Kirchenmänner – eine wahre Ausgeburt der Hölle. Einen "Verderber und Schämer der Kirche Christi" nennt ihn um das Jahr 1115 das Domkapitel von Utrecht in einem Brief an den Erzbischof Friedrich von Köln. Der hatte den flandrischen "Ketzer" auf den Scheiterhaufen gebracht. "Dank sagen wir Eurer Heiligkeit, dass Ihr Euch unser erbarmt und den stürmischen Angriff unseres Antichristen angehalten habt", heißt es in dem Schreiben. Tanchelm habe "seinen Mund gegen den Himmel geöffnet" und es gewagt, "gegen die Sakramente der Kirche eine Häresie zu verbreiten". "Dieser Ketzer bekräftigte im Geist seines Hochmuts, weder Papst noch Bischöfe, noch Erzbischöfe, noch Priester, noch Kleriker zu fürchten."

und weiter:

Sehr viel genauer zeigen die kirchlichen Quellen, in welcher Weise der mittelalterliche Klerus Männer wie Tanchelm wahrnahm: als Ketzer und Antichristen, die falsche Lehren, Häresien, verbreiteten. Häresien aber waren ein Angriff gegen die Kirche, und deshalb galt es, sie erbarmungslos zu ahnden.

genau das, das ist und nichts anderes ist die Inquisition.
Zuletzt geändert von Queequeg am Do 13. Aug 2015, 19:22, insgesamt 1-mal geändert.

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#129 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Catholic » Do 13. Aug 2015, 19:14

Queequeg hat geschrieben: Und wir machen weiter: hier ein wirklich lesenswerter Artikel,...:

Kampf um den rechten Glauben

daraus zitiert:

Der Wanderprediger Tanchelm von Antwerpen war – glaubt man den Schriften mittelalterlicher Kirchenmänner – eine wahre Ausgeburt der Hölle. ....
...

Quelle des Artikels?

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#130 Re: Inquisition---Verbrechen oder Fortschritt?

Beitrag von Rembremerding » Do 13. Aug 2015, 19:22

Catholic hat geschrieben:
Leider kann ich dem nur zustimmen,denn würden manche Kirchenkritiker (auch hier im Forum) sich mal so unvoreingenommen wie möglich mit dem Threadthema befassen,dann würden sie feststellen können,dass es zwischen der Inquisition in Italien oder Frankreich,die sich im Hoch- und frühen Spätmittelalter mit den Häresien auseinandersetzte de facto anders war als die Spanische Inquisition des späten 15. und frühen 16.Jahrhunderts.
Da verlangst Du von Kirchenkritikern zuviel, wenn sie Kirchenhasser sind. Ihnen wird es immer nur um ihr Motiv gehen und um ihre Mission. Und da sind auch persönliche Anfeindungen notwendig. Differenzierte Sichtweisen in jedem einzelnen Fall, politische Beweggründe, gesellschaftliche und historische Hintergründe oder Zusammenhänge werden bewusst ausgeblendet.
Also bleibe tapfer und nahe beim Herrn, denn Du weißt ja, worin Du Dich hier bewegst. Jesus Christus erging es nicht anders.


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