Parusieverzögerung III

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Andreas
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#891 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Andreas » Sa 8. Aug 2015, 14:04

Aber nicht jede Auslegung IST historisch-kritische Exegese - oder müsste es sein. Religionsfreiheit gilt auch für die Christen untereinander. Die übergeordnete Kategorie ist die Religion. Diese kann wissenschaftliche Elemente enthalten oder eben auch nicht. Das zu entscheiden ist Sache der Religionsgemeinschaften und nicht der Wissenschaft. Ich hab die Spielregeln nicht gemacht.

closs
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#892 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Sa 8. Aug 2015, 16:24

Münek hat geschrieben:Im Übrigen sollte man Exegese und Hermeneutik voneinander unterscheiden. "
Wie es scheint, funktioniert dies in der Praxis NICHT.

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese IST Auslegung.
Wie Du wiki entnehmen kannst, geht Exegese nur, wenn VORHER die Hermeneutik dazu definiert ist: "Wenn Philippus im obigen Beispiel dem Kämmerer den Text erklärt, betreibt er Exegese; dabei hat seine Erklärung eine bestimmte Hermeneutik zur Grundlage" (wiki)

Also haben wir (wie nicht anders zu erwarten) eine weltanschauliche Prämisse, auf deren Basis ausgelegt wird. - Bei der HKM ist die Prämisse eine andere als bei der kanonischen oder rabbinischen Auslegung/Exegese.

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Münek
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#893 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Sa 8. Aug 2015, 16:26

Andreas hat geschrieben:Aber nicht jede Auslegung IST historisch-kritische Exegese - oder müsste es sein. Religionsfreiheit gilt auch für die Christen untereinander. Die übergeordnete Kategorie ist die Religion. Diese kann wissenschaftliche Elemente enthalten oder eben auch nicht. Das zu entscheiden ist Sache der Religionsgemeinschaften und nicht der Wissenschaft. Ich hab die Spielregeln nicht gemacht.

Da stimme ich Dir selbstverständlich zu. :thumbup:

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Münek
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#894 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Sa 8. Aug 2015, 16:47

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese IST Auslegung.
Wie Du wiki entnehmen kannst, geht Exegese nur, wenn VORHER die Hermeneutik dazu definiert ist: "Wenn Philippus im obigen Beispiel dem Kämmerer den Text erklärt, betreibt er Exegese; dabei hat seine Erklärung eine bestimmte Hermeneutik zur Grundlage" (wiki)

Also haben wir (wie nicht anders zu erwarten) eine weltanschauliche Prämisse, auf deren Basis ausgelegt wird. - Bei der HKM ist die Prämisse eine andere als bei der kanonischen oder rabbinischen Auslegung/Exegese.

Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu. :thumbup:

Nur: Es ist strikt unzulässig, die geschichtswissenschaftliche Hermeneutik der HK-Auslegungsmethode
mit Glaubenselementen "anreichern" zu wollen, um zu einem bestimmten Ergebnis zu kommen. Dann ver-
löre diese Exegese nämlich automatisch ihren wissenschaftlichen Status.

Die Alt- und Neutestamentler sind diesbezüglich sehr dizipliniert; ihren persönlichen Glauben lassen sie bei
ihren Forschungstätigkeiten zu Recht außen vor. Die Glaubensbrille bleibt in der Schublade...

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Halman
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#895 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Halman » Sa 8. Aug 2015, 22:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Exegese IST Auslegung.
Wie Du wiki entnehmen kannst, geht Exegese nur, wenn VORHER die Hermeneutik dazu definiert ist: "Wenn Philippus im obigen Beispiel dem Kämmerer den Text erklärt, betreibt er Exegese; dabei hat seine Erklärung eine bestimmte Hermeneutik zur Grundlage" (wiki)

Also haben wir (wie nicht anders zu erwarten) eine weltanschauliche Prämisse, auf deren Basis ausgelegt wird. - Bei der HKM ist die Prämisse eine andere als bei der kanonischen oder rabbinischen Auslegung/Exegese.
Ja, sie ist historisch-kritisch. Inwiefern sind die hermeneutischen Grundlagen, wenn sie historisch und kritisch sind, weltanschaulich von ihrem Wesen her? (Dass sich Weltanschauung da hineinschleichen kann leugne ich nicht.)
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#896 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » Sa 8. Aug 2015, 22:31

Münek hat geschrieben: Es ist strikt unzulässig, die geschichtswissenschaftliche Hermeneutik der HK-Auslegungsmethode mit Glaubenselementen "anreichern" zu wollen
Wenn ich Ratzinger recht verstehe, sagt er überm Daumen: "HKM als Wissenschaft ist unverzichtbar für die kanonische Hermeneutik - HKM als Hermeneutik wird der Bibel nicht gerecht".

Das sagt er wörtlich NICHT so, weil er sich diplomatisch und einbindend formuliert - aber ich bin sicher, dass er es so meint. - Es entspricht im übrigen meiner eigenen Auffassung (siehe: Kategoriale Trennung von wissenschaftlicher HMK und weltanschaulicher Hermeneutik).

Münek hat geschrieben:Die Alt- und Neutestamentler sind diesbezüglich sehr dizipliniert; ihren persönlichen Glauben lassen sie bei ihren Forschungstätigkeiten zu Recht außen vor.
Absolut richtig - das gilt genauso bei den katholischen oder rabbinischen Wissenschaftlern. - Die Glaubensbrille kommt erst raus, wenn es hermeneutisch wird.

Halman hat geschrieben: Inwiefern sind die hermeneutischen Grundlagen, wenn sie historisch und kritisch sind, weltanschaulich von ihrem Wesen her?
Die Antwort hast Du selbst mit Deinem Bild gegeben(vielleicht kannst Du's nochmal einstellen - das Bild mit der "8" und der "3").

Hermeneutik, die nicht mehr ist als historisch-kritisch, ist automatisch positivistisch („Quellenpositivisten“) und kann somit weder die "8" noch die "3" erkennen - eigentlich ist es überhaupt keine Hermeneutik. - ODER: Sie geht über das Quellen-Positivistische hinaus und wird dann materialistisch. - Das ist sehr kurz gesagt - verstehst Du mich?

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#897 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » Sa 8. Aug 2015, 23:27

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Es ist strikt unzulässig, die geschichtswissenschaftliche Hermeneutik der HK-Auslegungsmethode mit Glaubenselementen "anreichern" zu wollen
Wenn ich Ratzinger recht verstehe, sagt er überm Daumen: "HKM als Wissenschaft ist unverzichtbar für die kanonische Hermeneutik - HKM als Hermeneutik wird der Bibel nicht gerecht".

Das ist Ratzingers persönliche unmaßgebliche und unsachliche Meinung.

Mit erhobenem Zeigefinger kritisiert er die "historisch-kritische Methode" im Vorwort seines "Jesus-Buches":

"...aber sie schöpft den Auftrag der Auslegung für den nicht aus, der in den bibli-
schen Schriften die eine Heilige Schrift sieht und sie als von Gott inspiriert glaubt.
"

Das ist aber weder ihr Auftrag noch ihre Aufgabe, Herr Ratzinger!

Hier spricht der gläubig-verblendete Dogmatiker Ratzinger. Man spürt förmlich, dass ihm die an den Fakultä-
ten standardmäßig praktizierte wissenschaftliche Auslegungmethode wie ein Stachel im Fleisch sitzt.

Die Theologen, die die HK-Auslegungsmethode auf historisch-wissenschaftlicher Basis praktizieren, werden ob
dieses unsachlich-anmaßenden Gelabers nur müde-lächelnd abwinken - und ihm" zu Recht was husten". :thumbup:

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#898 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 9. Aug 2015, 00:09

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#899 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von Münek » So 9. Aug 2015, 00:20

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die Alt- und Neutestamentler sind diesbezüglich sehr dizipliniert; ihren persönlichen Glauben lassen sie bei ihren Forschungstätigkeiten zu Recht außen vor.
Absolut richtig - das gilt genauso bei den katholischen oder rabbinischen Wissenschaftlern. - Die Glaubensbrille kommt erst raus, wenn es hermeneutisch wird.

Völlig daneben. Die Glaubensbrille bleibt im Tresor - sonst wird es unwissenschaftlich.

"Die biblischen Texte werden methodisch nicht anders behandelt als andere literarische
Erzeugnisse, inbesondere solche aus der Antike".

(Zitat aus dem "Arbeitsbuch zum Neuen Testament", Hans Conzelmann/Andreas Lindemann, S. 3)

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#900 Re: Parusieverzögerung III

Beitrag von closs » So 9. Aug 2015, 00:53

Münek hat geschrieben:Das ist aber weder ihr Auftrag noch ihre Aufgabe, Herr Ratzinger!
Da wäre Dir dann zuzustimmen, wenn man HKM als Daten-Erhebungs-Wissenschaft verstehen würde. - Wenn sie aber exegetisch ist, geht dies nur auf Basis einer Hermeneutik, also einer weltanschaulichen Basis - zur Erinnerung: "Exegese hat eine bestimmte Hermeneutik zur Grundlage" (vgl. wik)

Wenn sich HKM somit als weltanschauliche Disziplin outet, ist es selbstverständlich das Recht von Ratzinger & Co, nur den wissenschaftlichen Teil der HKM zu berücksichtigen.

Münek hat geschrieben:Man spürt förmlich, dass ihm die an den Fakultäten standardmäßig praktizierte wissenschaftliche Auslegungmethode wie ein Stachel im Fleisch sitzt.
Falsch - ihm ist die weltanschauliche Auslegung im Gewand der Wissenschaft ein Stachel im Fleisch - genau das ist auch meine Kritik.

Entweder wir reden von Wissenschaft - dann sollten wir dabei bleiben. - Oder wir reden von Weltanschauung - dann dürfen wir sie nicht als Wissenschaft verkaufen.

Alternative: Jegliche Hermenentik ist wissenschaftlich formulierte Weltanschauung (was bei entsprechendem Wissenschafts-Begriff durchaus möglich ist) - dann darf man sich aber nicht als einzige Wissenschaft bezeichnen.

Die HKM muss erkennen, dass sie EINE Perspektive gut abdeckt - mehr nicht.

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