Anton B. hat geschrieben:Es finden sich IMMER Wissenschaftler, die abweichender Meinung sind.
Laut Ansage wären dies dann keine Wissenschaftler, wenn es in Sachen "Naherwartung Jesu" der Fall wäre. - Die wissenschaftlich gut begründbare Interpretation "Jesus hatte eine eigene (äußere) Naherwartung" wird als wissenschaftlich alternativlos dargestellt.
Ich habe nach wenigen Minuten in der Cloud gleich drei WISSENSCHAFTLICHE Abhandlungen/ Aussagen gefunden (und hier gepostet), dass diese Interpretation sehr wohl keine Alleinstellung in der Theologie hat. - Ein Wissenschaftler hat dabei sinngemäß gesagt (steht hier ein paar Seiten vorher wörtlich), dass die geradezu dogmatisch vertretene Interpretation, Jesus habe eine eigene (äußere) Naherwartung gehabt, wissenschaftlich durchaus anzuzweifeln ist.
Anton B. hat geschrieben:Wie willst Du Deinen Vorwurf des "Dogmatismus" an einen wissenschaftlichen Majoritätskonsens denn anders begründen?
Wenn dieser zeitgemäße Konsens als alternativlos dargestellt wird, obwohl er es selbst innerhalb der HKM nicht ist.
Anton B. hat geschrieben:Was ist Dein Problem mit der Jesus zugeschriebenen Naherwartung?
Dass "äußere Naherwartung" (Jesus kommt mit Glanz und Gloria bei seiner Wiederkunft) in einen Topf geworfen wird mit der "inneren Naherwartung" (Gott ist Dir nahe durch Jesus - und zwar ab sofort). - Dazu kommen noch die Motive "nah durch die Verklärung" (da gibt es eine Stelle), "nah durch den und mit dem Kreuzestod Jesu" (da gibt es mehrere Stellen) sowie nah durch den eigenen Tod des Menschen (durch den eigenen Tod, der logischerweise zeitlich nahe ist, kommt das Reich Gottes).
Wir haben also eine ungeheure Vielschichtigkeit - wobei zu dieser sachliche Vielschichtigkeit noch eine rezeptions-geschichtliche Vielschichtigkeit hinzukommt (Essener - Naherwartung liegt in der Luft - Urchristen glauben TATSÄCHLICH an eine nahe äußere Naherwartung).
Dazu gehören geistige Parameter: Der AT-Mensch denkt anders als der NT-Mensch - das heisst aber auch: Die Paradigmen-Wechsel durch Jesus in Sachen Naherwartung werden durch die Jünger/Schreiber falsch, da alttestamentarisch, verstanden und so rezipiert - und das merkt man den Texten an. - All das gehört, so wie wir es in der Literaturwissenschaft gelernt haben, zur HKM. - Bei der Theologie, so scheint es hier auf dem Forum, soll es NICHT so sein.
Anton B. hat geschrieben:Noch nicht einmal die großen Volkskirchen haben ein Problem damit.
Weil sie Naherwartung anders verstehen als es hier glauben gemacht wird.
Anton B. hat geschrieben: Sie haben noch nicht einmal ein Problem mit einer Jesus zugeschriebenen "präsentischen" Erwartung.
Es wäre schlimm, wenn sie damit Probleme hätten. - Denn das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Anton B. hat geschrieben:Während Du weiterhin gegen Windmühlenflügel ankämpfst, haben die das schon seit langem in ihrem Glaubenskanon eingetütet.
Die hier als alternativlos dargestellten Interpretationen haben sie NICHT in ihren Glaubenskanon eingetütet. - Und ja: Gegen Windmühlen kämpft man hier schon an.
Anton B. hat geschrieben: Du aber stellst Wissenschaft immer dann in Frage, wenn Dir das erarbeitete -- ich sage ausdrücklich: zeitgenössische -- wissenschaftliche Wissen nicht in Deinen persönlichen Kram passt.
Ich stelle nicht Wissenschaft in Frage, sondern deren Ideologisierung.
Wenn ein Theologe sagt, dass die Frage "Hatte Jesus eine (äußere) Naherwartung" bei folgendem ... Modell mit Ja beantwortet kann, hat keiner was dagegen. - Wenn dagegen gesagt wird, die Ergebnisse dieses Modells hätten Tatsachen-Charakter, mithin wären andere Ergebnisse zum selben Thema NICHT Tatsachen, dann ist das aus meiner Sicht eine Beleidigung der HKM.