Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

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Münek
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#421 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 17:56

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es bringt nichts, wenn Du immer wieder Behauptungen in die Welt setzt, die Du auf Nachfrage nicht belegen kannst.
Das Problem liegt woanders:

Nein, genau da liegt das Problem.

Du konntest keinen Neutestamentler benennen, der dem herrschenden Wissenschaftskonsens widerspricht.

closs
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#422 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 18:11

Münek hat geschrieben:Du konntest keinen Neutestamentler benennen, der dem herrschenden Wissenschaftskonsens widerspricht.
Aber nur deshalb, weil Du Theologen, die anderer Meinung sind, als Deine Truppe, von Dir nicht als NTler anerkannt sind.

Und selbst, wenn ich keine Hinweise gegeben HÄTTE: Was würde dies weiterbringen? - Das Grundproblem liegt nicht an meinen Dir zu wenigen Hinweisen, sondern darin, dass Du zu meinen scheinst, Schlussfolgerungen auf Basis wissenschaftlicher Daten seien keine Interpretationen. - Damit schneidest Du Dir jeglichen Weg ab in Bereiche der NT-Forschung (siehe grünen Text), die Du als solche nicht anerkennen zu scheinst.

Du sitzt EINER Gruppe innerhalb der NT-Forschung auf.

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#423 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 18:18

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Eine ergebnisoffene Herangehensweise an neutestamentliche Fragen ist von ihm nicht zu erwarten.
Das ist Dein Dogma. - Merkst Du nicht, dass die hier mit Verweis auf HKM auftretenden Jünger brutal dogmatisch vorgehen?

Das ist nicht mein Dogma, sondern schlicht das Selbstverständnis der Dogmatik.

Dogmatiker sind an die verbindlichen Lehren ("sog. Glaubenswahrheiten") ihrer Kirche gebunden.
Ihre historisch-wissenschaftlich forschenden Kollegen an den Fakultäten sind da - Gottseidank -
ungleich besser dran.

Wenn ich und andere deren einvernehmlich erzieltes Forschungsergebnis hier durch zahlreiche Zit-
ate mit Quellenangabe präsentiere, teile und gegen laienhafte Einwände verteidige, verhalte ich
mich gewiss nicht "brutal dogmatisch". :lol: :lol: :lol:

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#424 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 18:24

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Dass Jesus eine Naherwartung hatte, ergibt sich unmittelbar aus den Evangelientexten.
Nein. - Man kann einige Stellen so deuten - andere Stellen weisen auf das Gegenteil hin.

Diese Auffassung wird von keinem neutestamentlichen Forscher vertreten.

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#425 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Pluto » Do 23. Jul 2015, 18:33

closs hat geschrieben:Übrigens - weil ich gerade zufällig gefunden habe (zum Thema "NT-Forschung") hier eine (zufällige) Agenda:
[...]
Du musst das nicht alles durchlesen - aber meinst Du wirklich, es handelt sich hierbei NICHT um Neutestamentarler?? - Oder um KEINE wissenschaftliche Forschung?
Sicher handelt es sich hier um Neutestamentler. Allerdings sind es auch devote Christen. Wie ergebnisoffen kann eine solche Diskussion unter Gleichgesinnten in der Ideologie werden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#426 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 20:14

closs hat geschrieben:Arbeitsgemeinschaft katholischer Neutestamentlerinnen und Neutestamentler (AKN)

Tagung der AKN 9.-13. Februar 2015 in Würzburg zum Thema "Kontroverse Stimmen im Kanon"

Du musst das nicht alles durchlesen - aber meinst Du wirklich, es handelt sich hierbei NICHT um Neutestamentarler?? - Oder um KEINE wissenschaftliche Forschung?


Die AKN ist nach eigener Aussage der Zusammenschluss der in der Einleitung, Exegese und Theologie
des Neuen Testaments an Hochschulen des deutschen Sprachraums tätigen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler
.

Ich habe keinen Grund, diese Selbstaussage in Zweifel zu ziehen.

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#427 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 20:29

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Einen "Historikerstreit" unter Neutestamentler hat es in der Frage, um die es hier geht, NIE gegeben.
Das kann nur dann der Fall sein, wenn man den Begriff "Neutestamentarler" so eng fast, dass nur noch Gleichgeschaltete in Deinem Sinn gemeint sind.

Es gibt keine "gleichgeschalteten" Neutestamentler. Das ist pure Fantasie.

Wann und wo soll dieser "Historikerstreit unter Neutestamentlern" konkret stattgefunden haben? Wer war daran beteiligt? Um welche historische Frage wurde kontrovers gestritten?

Nicht vergessen, im Zentrum unserer Diskussion steht der von Dir bezweifelte Konsens in der neutestamentlichen Wissenschaft, dass sich Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat.

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#428 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von Münek » Do 23. Jul 2015, 20:39

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das habe ich nicht nur nicht behauptet, sondern das Gegenteil geschrieben.
Münek hat geschrieben:Es steht jedermann frei, die Ergebnisse der neutestamentlichen Forschung zu interpretieren, wie er es möchte. Das sollte uns nicht interessieren.
Ich verstehe diesen Satz nicht - ich interessiere mich doch auch für die Interpretation von Kubitza & Co.

Kubitza, Bultmann, Rahner, Küng, Theißen & Co. sind Experten.

Bei der Lösung von Fachfragen sind Fachleute gefragt. Laienmeinungen interessieren da weniger. ;)

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#429 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von closs » Do 23. Jul 2015, 21:37

Münek hat geschrieben:Ihre historisch-wissenschaftlich forschenden Kollegen an den Fakultäten sind da - Gottseidank - ungleich besser dran.
Siehst Du einen Dogmatiker auf meiner grünen Fach-Agenda?

Außerdem sind auch Dogmatiker WIssenschaftler - "Dogmatiker" heisst doch nicht "Papst-Anhänger" (es gibt auch evangelische Dogmatik), sondern Wissenschaftler, die dogmatische Aussagen der Kirchen mit biblischen, auch historischen Fragen abgleichen - also auch Dogmatik ist NT-Forschung und bedient sich bei Bedarf der HKM.

Münek hat geschrieben:verhalte ich mich gewiss nicht "brutal dogmatisch"
Insgesamt wirkt es so - es kommt (grob gesagt) rüber, dass atheistische Weltanschauung Voraussetzung sei, die Bibel richtig zu verstehen (und damit meine ich NICHT den methodischen Atheismus, sondern den interpretativen Atheismus).

Münek hat geschrieben:Diese Auffassung wird von keinem neutestamentlichen Forscher vertreten.
Das ist ganz einfach falsch - Du könntest Dir den Spass machen und die im grünen Text genannten Wissenschaftler zum Thema "Parusie" befragen: Wenn da mehr als die Hälfte Deiner Meinung wären, schenke ich Dir 2 Wochen all inclusive Urlaub.

Pluto hat geschrieben:Allerdings sind es auch devote Christen.
Nein - so läuft das nicht in der Praxis. - Das sind Wissenschaftler mit einem eigenen Glaubensbild (wie Atheisten auch), die sich bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit an methodische Regeln halten. - Wenn Du die im grünen Text zitierte Arbeit zum 1. PEtrusbrief liest (ich habe ihn NICHT gelesen), darfst Du davon ausgehen, dass dies eine wissenschaftliche Arbeit ist mit Quellen-Hinweisen, nachprüfbaren Begründungen, etc. - Wärest Du also als Agnostiker rein fachlich im Thema drin, könntest Du den Ausführungen folgen, ohne aus dem persönlichen Glaubensbild zustimmen zu müssen.

Pluto hat geschrieben:Wie ergebnisoffen kann eine solche Diskussion unter Gleichgesinnten in der Ideologie werden?
Wie ergebnisoffen kann ein Gespräche zwischen Lüdemann und Kubitzka sein? - Da gibt es keine Unterschiede.

Münek hat geschrieben:Ich habe keinen Grund, diese Selbstaussage in Zweifel zu ziehen.
Gut. :thumbup:

Münek hat geschrieben:Nicht vergessen, im Zentrum unserer Diskussion steht der von Dir bezweifelte Konsens in der neutestamentlichen Wissenschaft, dass sich Jesus in seiner Naherwartung geirrt hat.
Darum geht es mir doch. - Nein - es gibt keinen Konsens in der wissenschaftlichen Theologie - das ist Pfeifen im Wald.

Münek hat geschrieben:. Laienmeinungen interessieren da weniger.
Gib das mal an die Universitäten weiter - die würden Dir den Arsch versohlen, wenn Du nicht Fersengeld zahlen würdest. :lol:

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#430 Re: Historische Textkritik- Was bleibt am Ende des Tages?

Beitrag von 2Lena » Do 23. Jul 2015, 22:46

@ closs

Zwar hast du eine Menge (grün markierter) interessanter Fachliteratur aufgelistet, aber für sie gilt das Gleiche, das ich zu dem fett gedruckten wenigen Namen von Münek mitteilen möchte. Der Unterschied ist häufig entweder im Suchen (aber auch das ist nicht grad passend bei einem Lehramt):

Münek hat geschrieben: Kubitza, Bultmann, Rahner, Küng, ... sind Experten.

Kubitza schrieb über die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung. (Buch Jesuswahn) Selbst hat er jedoch keine[ /u]Forschung zu Jesus unnd er kennt nicht die Inhalte der Evangelien mit Auslegung, die den Zauber auch heute noch erstrahlen lassen, wenn die Menschen es nur sehen könnten.

Rudolf Bultmann betrieb auch die Entmythologisierung des Neuen Testamentes. Logisch aus den selben Gründen. Im Handwerk gibt es ein "böses" Sprichwort: "Nur ein schlechter Handwerker schimpft auf sein Werkzeug". Er entwickelt Debatten über Seinsverständnis und Glauben. Ja sfjsfjsflsj - das hätte es alles nicht gebraucht, bei "fachkundigem Umgang" mit den Grundlagen.

Rahner war Mitherausgeber der zweiten Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche und wirkte damit auf die gesamte deutschsprachige katholische Theologie ein. Er kritisierte zunehmend Missstände innerhalb der katholischen Kirche, förderte die internationale theologische Kommunikation und trieb den Dialog der Theologie mit den Naturwissenschaften und dem Marxismus voran.

Wenn er sich mit dem Evangelium richtig abgegeben hätte, wäre heute die Lexikons richtig, und der Marxismus nie ein Thema geworden. Dann hätte er auch Kant ein bisschen gedämpft und das ganze Geschrei das um die "Vernunft" gemacht wird, mit einer "vernünftigen Leseweise der Bibel" beendet.


Hans Küng: Seine Kirchenkritik wäre nicht nötig, wenn er daran gearbeitet hätte die Unterlagen zu erschließen, wie sie von Jesus vorgegeben wurden. Dann hätte er keine Probleme mit dem Ableiern von Litaneien mehr gehabt, sondern seinen Verstand bei nur einem einzigen Stichwort in eine Wasserquelle verwandeln können. So aber, weil es nur Worte waren, die er zum Beten bekam, wurde er zum Schimpfgegener, tätig in vielen Reformen, die ebenso leer waren.

Das ginge mit Hunderten von "Fachleuten" so weiter ...
Aber ich bin es leid, immer wieder das Gleiche zu schreiben:
"Hätte man sich doch endlich um die Angaben der neuzeitlichen Propheten gekümmert, die seit Hunderten von Jahren bereits auf die Schieflage hingewiesen haben!!!
Haben die etwa nie davon gehört und ihr Wissen (obwohl es längst kritisiert wurde) als höher bewertet?

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