Hitler- ein gläubiger Christ?

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Queequeg
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#331 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 10:22

piscator hat geschrieben:
Queequeg hat geschrieben:1939 - Der evangelische Theologe D. Hans Lauerer, Rektor der evangelisch-lutherischen Behinderteneinrichtungen in Neuendettelsau, gibt mit Berufung auf die lutherische Zwei-Reiche-Lehre eine theologische Zustimmung für den bevorstehenden Massenmord an Behinderten:

darum können wir Lutheraner nicht anders als grundsätzlich bejahend zum Staat, zu unserem Staat stehen. Von diesem Standpunkt aus haben wir kein Recht, es zu beanstanden, wenn der Staat ... die Tatsache minderwertigen Lebens konstatiert und auf Grund dieser Konstatierung dann auch handelt".
(Hans Lauerer, Das Menschenleben in der Wertung Gottes, 1939; zit. nach Klee, Die SA Jesu Christi, a.a.O., S. 180 f.)

Das verkündet dann dieser Christ als - Rektor der evangelisch-lutherischen Behinderteneinrichtungen in Neuendettelsau. Das darf, natürlich, von den Christen dieses Forums kommentiert werden, denn - es sind ja alles nur "Einzelfälle".

@Qeegueg

Dir ist klar, dass du in einem reinen christlichen bzw. evangelikalen Forum (ohne jetzt Namen zu nennen)mit diesen Beiträgen schon längst gesperrt wärst :mrgreen:

Vorher wären folgende Argumente von christlicher Seite gekommen:

1. Das waren keine richtigen Protestanten
2. Die haben den Protestantismus falsch verstanden
3. Protestantismus bedeutet Frieden


Das ließe sich jetzt beliebig erweitern, zum Beispiel:

Das sind alles keine richtige Christen, scherzhaft überhöht - außer natürlich ich und Mamma
Nur Christen, die widergeboren wurden, verstehen die Bibel in Grund und Wurzel
Du hast von der Bibel keine Ahnung (ein niemals sterbender Evergreen, unter den Christen)
Du hängst einem Irrglauben an, verkündest eine Sonderlehre, verkündest die Lehre des Teufels...

und was da dann noch an Beispielen vorgelebter, christlicher Nächstenliebe alles zu nennen wäre.
(Unter den Christen, wohlgemerkt, unter den Christen selbst, nachzulesen in den christlichen Foren der etwas härteren Verkündung eines Evangeliums des religiösen Übermenschen.)

piscator
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#332 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von piscator » Do 23. Jul 2015, 12:21

Diese und ähnliche Sprüche hört man meistens von den Fanatikern, die mit aller Gewalt ihr ureigenes biblisches Verständnis verteidigen wollen. "Normale" Christen sehen das meist entspannt.

Aber da das Thema hier ja Hitler und sein angeblicher Glaube ist, ich denke nicht, dass Hitler in irgendeiner Form gottgläubig war. Der hat den Glauben sicher auch nur als Mittel zum Zweck verwendet.

Was mir aber heute noch auffällt, ist das seltsame Interesse von christlichen Fanatikern an brauner Ideologie. Das fängt damit an, dass gerne der KOPP Verlag zitiert bzw. verlinkt wird oder dass aus den Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten zitiert wird. Beide Quellen werden häufig, wenn nicht sogar ausschließlich in verschwörerischen oder braunen Internetseiten angeführt.

Den heutigen braunen Ideologen ist das auch bewusst, werden in rechten Seiten viele Inhalte und Themen bewusst angesprochen, bei denen das Herz des Christenfundis lacht. Das fängt bei der angeblichen Überfremdung durch Muslime an und endet bei der NWO, den Freimaurern, dem angeblichen satanischem Vatikan und latentem Antisemitismus. Ganz nach dem Motto: Wer ohnehin glaubt, glaubt letztendlich alles.

Hinzukommt, dass die Grenzen zwischen Esoterik, Verschwörungen und brauner Ideologie zunehmend verschwinden. Der Kampf gegen GEZ, Chemtrails, NWO, Reichsdeppentum, Putin-Glorifizierung, sowie die Ablehnung fundamentaler westlicher Werte und der Moderne, sind übergreifend im Internet zu finden.
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Janina
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#333 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Janina » Do 23. Jul 2015, 12:35

piscator hat geschrieben:Aber da das Thema hier ja Hitler und sein angeblicher Glaube ist, ich denke nicht, dass Hitler in irgendeiner Form gottgläubig war. Der hat den Glauben sicher auch nur als Mittel zum Zweck verwendet.
Dass er das getant hat, spricht nicht dagegen, dass er selber gläubig war. Woran könnte man das denn erkennen?
Ich denke, er hat immerhin eine Jenseitsbezogenheit ohne Rücksicht auf sein irdisches Leben an den Tag gelegt, die man heute nur noch bei den Faschisten des IS findet, und die er zu Lebzeiten bereits bewundert hat (https://de.wikipedia.org/wiki/13._Waffe ... Ausbildung). Hitler war in dem Sinne ein Selbstmordattentäter, und kann gar nichts anderes als gläubig gewesen sein.

Rembremerding
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#334 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Rembremerding » Do 23. Jul 2015, 13:02

piscator hat geschrieben:Aber da das Thema hier ja Hitler und sein angeblicher Glaube ist, ich denke nicht, dass Hitler in irgendeiner Form gottgläubig war. Der hat den Glauben sicher auch nur als Mittel zum Zweck verwendet.

Was mir aber heute noch auffällt, ist das seltsame Interesse von christlichen Fanatikern an brauner Ideologie.
Mag er gläubig gewesen sein. Auch Atheisten besitzen einen Glauben. Seine Worte, seine Taten weisen ihn aber keinesfalls als Christen aus. Deshalb war er auch kein gläubiger Christ.
Fanatiker sammeln sich immer dort, wo sie ihren Fanatismus stillen können, mögen sie christlich sein, atheistisch, moslemisch oder etwa buddhistisch. Vorsicht ist geboten, wenn christliche Werte und christlicher Glaube sprachlich und gedanklich als braun und rechts deklariert werden. Zum einen zeugt das von Unwissenheit, was Christsein überhaupt bedeutet, zum anderen versucht man so Andersdenkende zu diffamieren und diskreditieren, um sie noch besser zerstören zu können.
Solche rhetorischen Winkelzüge gab es zur Nazi-Zeit besonders und heute wieder bevorzugt gegen Christen. Da wird dann gleich der islamistische Selbstmordattentäter mit dem bekennenden Christen gleichgestellt.
In der Hetze schlägt der Hass so den Verstand.
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#335 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Janina » Do 23. Jul 2015, 13:15

Rembremerding hat geschrieben:Vorsicht ist geboten, wenn christliche Werte und christlicher Glaube sprachlich und gedanklich als braun und rechts deklariert werden.
Vorsicht ist ebenso geboten, wenn braunes Gedankengut den Denkmalschutz der Religionsfreigheit beansprucht.
http://www.kath.net/news/51259

Novas
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#336 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas » Do 23. Jul 2015, 13:31

Janina hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Um es noch einmal klar hervorzuheben: Christentum und Nationalsozialismus sind unvereinbar und dies wurde von kirchlicher Seite klar publiziert und gelebt.
Genau so sehe ich es auch.
Ich sehe das anders. Die Prostitution der Amtskirche für die Macht ist kein "bedauerlicher Einzelfall". Kirche und Nazi-Staat war definitiv NICHT unvereinbar. Bis heute ist die Kirche immer gern mit faschistischen Diktatoren ins Bett gegangen. Das heißt, dass Kirche und Christentum unvereinbar sind, oder zumnidest, dass der Versuch, das Christentum zu organisieren, nicht gelungen ist. Bestenfalls schafft Kirche Freiraum für Menschen, Christ sein zu können, und mehr würde ich auch nicht erwarten.

Weil irgendwie das Entscheidende übergangen wird...

Ephesians 4:23 and that you be renewed in the spirit of your mind

2 Corinthians 4:16 Therefore we do not lose heart, but though our outer man is decaying, yet our inner man is being renewed day by day

Colossians 3:10 and have put on the new self who is being renewed to a true knowledge according to the image of the One who created him--

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#337 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas » Do 23. Jul 2015, 13:37

Queequeg hat geschrieben:Das sind alles keine richtige Christen, scherzhaft überhöht

Naja... es gibt eben gute und schlechte(unglaubwürdige) Christen - gemessen am Vorbild.

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Queequeg
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#338 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Queequeg » Do 23. Jul 2015, 13:50

piscator hat geschrieben:Diese und ähnliche Sprüche hört man meistens von den Fanatikern, die mit aller Gewalt ihr ureigenes biblisches Verständnis verteidigen wollen. "Normale" Christen sehen das meist entspannt.

Aber da das Thema hier ja Hitler und sein angeblicher Glaube ist, ich denke nicht, dass Hitler in irgendeiner Form gottgläubig war. Der hat den Glauben sicher auch nur als Mittel zum Zweck verwendet.

Was mir aber heute noch auffällt, ist das seltsame Interesse von christlichen Fanatikern an brauner Ideologie. Das fängt damit an, dass gerne der KOPP Verlag zitiert bzw. verlinkt wird oder dass aus den Deutschen-Wirtschafts-Nachrichten zitiert wird. Beide Quellen werden häufig, wenn nicht sogar ausschließlich in verschwörerischen oder braunen Internetseiten angeführt.

Den heutigen braunen Ideologen ist das auch bewusst, werden in rechten Seiten viele Inhalte und Themen bewusst angesprochen, bei denen das Herz des Christenfundis lacht. Das fängt bei der angeblichen Überfremdung durch Muslime an und endet bei der NWO, den Freimaurern, dem angeblichen satanischem Vatikan und latentem Antisemitismus. Ganz nach dem Motto: Wer ohnehin glaubt, glaubt letztendlich alles.

Hinzukommt, dass die Grenzen zwischen Esoterik, Verschwörungen und brauner Ideologie zunehmend verschwinden. Der Kampf gegen GEZ, Chemtrails, NWO, Reichsdeppentum, Putin-Glorifizierung, sowie die Ablehnung fundamentaler westlicher Werte und der Moderne, sind übergreifend im Internet zu finden.

Janina hat da schon recht, Hitler selbst sah sich als Christ, betonte er doch selbst bei jeder Gelegenheit seine Auserwähltheit, seine göttliche Vorsehung. Andere Nazigrößen ebenfalls, das kann man relativieren, allerdings auch einer untersuchenden Betrachtung unterziehen.

Das sich der allerdings mehr ausbreitende Neofaschismus auch immer mehr aus den Reihen der Christen rekrutiert, die nationalsozialistisches Gedankengut auf unheilvolle Weise mit der Bibel, Glauben und dem liieben Gott verquicken, siehe hier das Thema: Juden und die Kirche des Mittelalters, und natürlich diesen Thread selbst, dann ist eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache.

Der Kampf gegen GEZ, Chemtrails, NWO, Reichsdeppentum, Putin-Glorifizierung, sowie die Ablehnung fundamentaler westlicher Werte und der Moderne, sind übergreifend im Internet zu finden.

hier sprichst du ein wahres Wort gelassen aus, die Liste ließé sich auch hier beliebig erweitern: Homosexualität, Genderismus, freie Presse, Bundestag und Bundespolitker, Linke, Grüne, CDU/CSU, Menschen aller Religionen, Humanisten und Sozialisten.
Und je nach Konfession sind entweder die Ur-Ur-Urbösen die Katholiken, oder die Protestanten, die Othodoxen, natürlich die ZJ, auch hier stehen Christen oft, zu oft in forderster Reihe im Kampf gegen eigentlich alles und jeden.

Die Herausforderungen der Zukunft ließe es eigentlich genehm sein, das Christen und Nichtchristen sich gemeinsam den heraufkommenden und heraufziehenden dunklen Wolken dieser doch etwas wirren Zeiten selbst stellen sollten, aber wenn wir dann an die Weimarer-Republik zurückdenken...

Novas
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#339 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas » Do 23. Jul 2015, 13:53

Janina hat geschrieben:
piscator hat geschrieben:Aber da das Thema hier ja Hitler und sein angeblicher Glaube ist, ich denke nicht, dass Hitler in irgendeiner Form gottgläubig war. Der hat den Glauben sicher auch nur als Mittel zum Zweck verwendet.
Dass er das getant hat, spricht nicht dagegen, dass er selber gläubig war. Woran könnte man das denn erkennen?
Ich denke, er hat immerhin eine Jenseitsbezogenheit ohne Rücksicht auf sein irdisches Leben an den Tag gelegt, die man heute nur noch bei den Faschisten des IS findet, und die er zu Lebzeiten bereits bewundert hat (https://de.wikipedia.org/wiki/13._Waffe ... Ausbildung). Hitler war in dem Sinne ein Selbstmordattentäter, und kann gar nichts anderes als gläubig gewesen sein.


Novas
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#340 Re: Hitler- ein gläubiger Christ?

Beitrag von Novas » Do 23. Jul 2015, 13:56

Queequeg hat geschrieben:Janina hat da schon recht, Hitler selbst sah sich als Christ, betonte er doch selbst bei jeder Gelegenheit seine Auserwähltheit, seine göttliche Vorsehung.

Klar.... ein Anti-Christ... :(

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