Queequeg hat geschrieben:die meisten Christen sind für jegliche Art von Aufklärung absolut nicht zugänglich.
Ich habe kürzlich hier irgendwo einen Link zu der liberalen Theologie gesetzt - deren Theologie stammt aus der Aufklärung.
Auch in meiner Studienzeit, wo ich aus privatem Interesse nebenbei theologische Seminare und Vorlesungen besucht habe, ist mir nie ein Christ begegnet, der diese Art Aufklärung NICHT für selbstverständlich hielt.
Auch später nicht - Ausnahme ist meine Kindheitserfahrung in der Gemeinde, mit der ich großgeworden bin.
Aber die gehörten zu dem, was wir heute Evangelikale nennen und waren eine Mini-Minderheit.
In meiner Schulzeit jedoch, wo ich mich noch sehr in der - Evangelischen - Kirche engagiert habe, ist mir nie je ein unaufgeklärter Pfarrer oder Christ begegnet. Ebenfalls nicht im Religionsunterricht der Schule.
Das waren alles Selbstverständlichkeiten, dass grausame historische Bibeltexte nicht verpflichtend sind für heutige Christen.
Queequeg hat geschrieben:Denn und auch das dürfte bekannt sein, allein schon das Wort - Aufklärung entstammt für die meisten Christen schier aus dem Wörterbuch des Teufels.
Nicht für die MEISTEN Christen. Darum geht es mir.
Klar, ich habe keine Zahlen. Aber die Evangelische Kirche lutherischer Prägung steht samt und sonders auf den Füßen der historisch-kritischen Forschung, und zu großen Teilen auch die Katholische Theologie.
Das ist so selbstverständlich, dass ich platt war, als ich in einem evangelikalen Forum anderem Denken begegnete.
Das ist relativ neu, ich sage immer: seit ca 20, inzwischen vielleicht seit 25 Jahren.
Und es geht nach meiner Beobachtung auch zurück.
Und selbst die, die die Bibel wörtlich lesen, versuchen - wie man hier ja sieht - die "grausamen Stellen" umzudeuten, weil ihr Gottesbild sich damit nicht identifizieren kann.
Ich selber möchte diesen Weg - der liberalen Theologie, der historisch-kritischen Forschung, auch der Umdeutung der unmenschlichen Stellen durch Evangelikale - unterstützen.
Weil ich sonst keinen Weg sehe, menschlich diesen Christen weiterzuhelfen.
Ich möchte erlauben, dass es weiterhin Gottesgläubige gibt, ich möchte sie nicht psychisch vernichten.
Und diese Hilfe, wenn sie human sein soll, muss in meinen Augen die Fiktionalität und Nicht-Historizität der Texte verbreiten.
So viele Christen wissen um diese Fiktionalität, haben sich längst davon befreit und distanziert, diese grausamen Gottesbilder als authentisch zu akzeptieren. Und sie sind DENNOCH gläubig.
Ich sehe keinen Grund, warum es den anderen nicht auch irgendwann einmal gelingen soll.