In einem gewissen Sinn gebe ich Dir Recht:closs hat geschrieben:Eigentlich ist das nicht meine Aussage. - Meine Aussage ist, dass Existenz für sich spricht und über unserer zufälligen Wahrnehmung von Existenz steht.Savonlinna hat geschrieben:Für Dich ist dein "System" ein gedeckter Scheck
Wenn Mensch A Mensch B völlig falsch beurteilt, bleibt Mensch B, was er ist. Das, was er ist, bleibt, unabhängig von dem, wie ich ihn missverstehe.
Aber, und hier unterscheiden wir uns: Es gibt kein „Richtig Beurteilen“.
Auch idealiter nicht.
Du behauptest aber, dass es das gibt, belegst es zur Not mit der Bibel – aber mein Weg ist der der Wissenschaft.
Schon darum ist das mein Weg, weil mit Deiner Behauptung eine Möglichkeit AUSGESCHLOSSEN wird: dass die Wahrheit gerade darin liegen könnte, dass Einzelindividuuen in sich nicht abgeschlossen sind, sondern miteinander, einander beeinflussend, verbunden sind.
Dennoch halte ich es für extrem wichtig, die „Unverletzbarkeit“ des Individuums zu verteidigen, und die wird mit Deiner Gottesvorstellung unterstützt. Alles habe seinen Eigenwert, darf nicht instrumentalisiert werden, darf nicht nach Belieben verändert werden.
Philosophisch gesehen aber wird das nicht dadurch eingeschränkt, dass einiges oder gar vieles, was ein Individuum in dessen Eigenauslegung als individuell versteht, kollektiv sein kann und durch diese Erkenntnis sich auch als Individuum verändert.
Das heißt, das, was wir als „Individuum“ verstehen, ist ein flüssiger Begriff, der Inhalt verändert sich ständig.
Philosophisch gesehen muss dieser Flüssigkeit der Inhalte von Begrffen sprachlich Rechnung getragen werden.
Das bedeutet andererseits aber AUCH nicht, dass das Wort „Phänomen“, das Du öfter benutzt und das ich letztlich auch für sehr zentral halte, nicht eine wichtige Rolle spielt.
Jedes Phänomen ist, was es ist. Ich habe es als das, was es ist, zu respektieren.
Wenn ein uralter Mann am Kaffeetisch viele Figuren wahrnimmt, die um ihn herumstehen, dann ist das, wie es ist. Was es „bedeutet“, weiß ich ja nicht. Welchen Sinn es in seinem Alter macht, auch nicht.