Queequeg hat geschrieben:
Warum allerdings gerade die ZJ ein rotes Tuch für viele Christen sind, das ist mir immer rätselhaft geblieben
Da kann ich dir Auskunft geben.
Aber, sag, was bedeutet Queequeg?
Viele Christen zeigten sich solidarisch mit den ZJ, als sie mir ihren Schriften zum Widerstand (Gott sagt nicht morden) mit den Aufrufen zum Krieg "gegensteuerten". Die Wehrmacht machte daraufhin Hausdurchsuchungen bei allen besonders Frommen. Andere als fromm geltende "schützten" sich dadurch, dass sie Stellen annahmen, die nicht unmittelbar mit dem Töten zusammenhingen. Das förderte auch die Wahrscheinlichkeit des Überlebens. Genutzt hat es nichts. Bomben schlugen ein. Außerdem waren die Jungen "abentheuerlustig" und ganz gespannt auf den Gratisurlaub an der Krim, wie mir ein Veteran mal erzählt hat. Die hätten die Völkerbegegnung auch anders machen können, wenn ihnen nicht ein paar "Köpfe" ein Gewehr in die Hand gedrückt hätten, mit dem sie um ihre Jugend betrogen wurden.
Das Winke-Winke der ZJ in einer Zeit, in der sie aus dem Herzen sprachen war noch nicht so getrübt durch manche Achtung als Bibelforscher und Mahner. Das färbte sich etwas roter, als sie vom Weltende sprachen. Sie schickten Leute von Haus zu Haus. Diese Prophezeiung gab es tatsächlich. Sie wäre auch in Erfüllung gegangen, wenn nicht ein mutiger Mann ganz still und verachtet sein Leben geopfert hätte. Doch heute wird das nicht gesehen. Die Gefahr konnte nicht abgeschätzt werden - von den anderen. Da standen nun die ZJ als begossene Pudel. So mancher Prophet ebenso.
Was blieb waren die ZJ, die nun in den Städten mit Heftchen ihren Dienst versahen, nachdem massenweise die Leute von den üblichen Kirchen nichts mehr wissen wollten. In den 50er Jahren schon begannen die ZJ Bibeln zu verteilen. Ich erinnere mich an die Reaktion bei den Gesprächen der Erwachsenen. Es war das schiere Entsetzen, als sie die Bibel lasen. Ich muss dazu sagen, damals war in katholischen Gegenden eine ziemlich einheitliche Struktur. Die Messe wurde Lateinisch gelesen. Die wichtigsten Punkte zur christlichen Lehre sagte der Pfarrer. Da gab es nirgends eine Ungereimtheit. Wer aber die Bibel liest, sagt nur: Unerhört!
Das kommt doch noch hier laufend in den Gesprächen vor.
Also waren die ZJ "Sekten", nachdem sie die
Einheit im Glauben störten... und nachdem Papst ?? anno 18 ... eine aussrückliche Warnung ausgesprochen hatte. Den Bibelforschern sei nicht zu glauben, wurde auch entsprechend gegen sie von den Kanzeln gepredigt. Entsprechend laut wurden auch die Türen vor ihnen zugeknallt oder sie erst gar nicht aufgemacht.
Nun muss man aber erst einmal Papst Pius IX verstehen, der die Lehre von der Unfehlbarkeit betonte. Die Bibel ist es nicht. Das ist klar, dass deren Mordaufrufe gegen die 10 Gebote stehen. Gleichzeitig bezieht sich aber die Kirche auf die Bibel. Das verwirrt etwas. Es wird nämlich nicht gesagt, dass eine ganz, ganz kleine Kleinigkeit vergessen wurde zu sagen: Man muss sie anders lesen. Das tun die ZJ nicht. Die nehmen sie wörtlich.
Die Katholische Kirche hatte aber von Grund auf die alte Tradition, analog den Rabbinern. Die verstanden die Inhalte. Was "verstanden wurde" von den Kirchenvätern kam als (starre) Tradition. Ganz genau wurde es Jahrhunderte überliefert.
P.S. Das Bibellesen war offiziell schon weit mehr als Tausend Jahre für Laien verboten gewesen. Erst im Zuge des II Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren, als auch die Messfeier in Landessprache kam, wurde das aufgehoben. Ich hoffe, das konnte die Dramatik etwas darstellen.