Ohne Gott keine Moral?

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Savonlinna
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#61 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 11:31

closs hat geschrieben:Das Christentum mit seinem Menschenbild, das die letzten 2000 Jahre (mit all seinen Pannen) geprägt hat, ist die Quelle dessen, was wir heute "Europa" nennen. - Das wird immer wieder vergessen.

Die agnostisch Aufgeklärten erscheinen mir wie Zwerge, die auf der Schulter des Christentums stehen und zum Christentum sagen: "Ich bin größer als Du".
Die abendländische Kultur beginnt mit den Vorsokratikern. Diese waren "Atheisten", wenn man so will, und die ersten Naturforscher im späteren Europa - und mit diesen Atheisten und deren Naturforschung wurde unsere abendländische Kultur ins Leben gerufen.

Das Abendland begann mit einem "Nein" zu dem griechischen Mythenglauben.
Dann kam Sokrates, dann kamen Plato und Aristoteles, und sie kannten kein Christentum.
Alle drei inklusive der Vorsokratiker sind Begründer unseres modernen rationalen Denkens, haben Europa mitgeschaffen, so wie es heute ist.

Mit den Neuplatonikern allerdings wurde wieder "Religiöses" wichtig, und das neuplatonische Denken beeinflusste das Christentum, fand auch Eingang in das Neue Testament.

Das Christentum stand also in der Spannung zwischen dem alten Judentum, dem heidnischen Römertum, dem heidnischen Griechentum und dem neune Christus-Glauben.
Erst diese Melange, diese Mischung macht das Christentum aus, es hat also mehrere Zweige der Tradition.

Europa aber hat die Wurzeln, von denen ich sprach.
Das Christentum kam später, und Europa stand ab da in der Spannung zwischen "Aufklärung" und "Glaube".
Das ist bis heute so.
Zuletzt geändert von Savonlinna am Mo 25. Mai 2015, 11:35, insgesamt 1-mal geändert.

Samantha

#62 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » Mo 25. Mai 2015, 11:31

Zeus hat geschrieben:"Pannen" dürfte wohl der Euphemismus des Tages sein.
Ich zitiere den deutschen Bildungsinformatiker Uwe Lehnert:
"Bedenkt man, wieviele Hunderttausende Menschen bei lebendigen Leibes verbrannt wurden, weil man bibeltreu glaubte, nur so ihre Seelen vor ewiger Höllenpein zu retten, dann ist die Person Jesu (bzw. die ihm zugesprochenen Worte) - man wagt es kaum zu auszusprechen, aber die Logik erzwingt es - Initiator für das größte Unheil, das der Menschheit- zumindest im Einzugsbereich des christlichen Glaubens - je zugefügt wurde."
Der Mensch kann alles Gute verzerren, damit Menschen irreführen und diesen Blödsinn dann sogar glauben (lassen).
Nicht das Gute begründet das Böse, sondern das Böse nutzt das Gute.

closs
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#63 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 11:58

Zeus hat geschrieben: Der von dir zitierte Dichter Goethe war kein Christ.
Alles viel zu platt. - Keiner sprach davon, dass es keine Verbrechen im Namen der Christlichkeit gab, keiner sprach davon dass Goethe Christ war. - Es war davon die Rede, dass die europäische Kultur bis heute auf dem Christentum beruht. - Nur weiss es der Zwerg auf der Schulter des Riesen zunehmend nicht mehr.

Weißt Du übrigens, wer der letzte katholische Schriftsteller Deutschlands genannt wird? - Richtig: Berthold Brecht.

closs
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#64 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 12:02

Savonlinna hat geschrieben:Das Christentum kam später, und Europa stand ab da in der Spannung zwischen "Aufklärung" und "Glaube". Das ist bis heute so.
Da bin ich anderer Meinung - nur angedeutet:

* Es ist aus meiner Sicht eine Urban Legend, Christentum und Aufklärung antithetisch gegenüberzustellen.
* Der Platonismus ist - arg kurz gesagt - eigentlich strukturell christlich.

Aber das wäre jetzt ein arg umfassendes Thema, von dem schon kilometerlange Bücherwände voll geschrieben sind.

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Savonlinna
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#65 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Savonlinna » Mo 25. Mai 2015, 12:29

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Das Christentum kam später, und Europa stand ab da in der Spannung zwischen "Aufklärung" und "Glaube". Das ist bis heute so.
Da bin ich anderer Meinung - nur angedeutet:

* Es ist aus meiner Sicht eine Urban Legend, Christentum und Aufklärung antithetisch gegenüberzustellen.
* Der Platonismus ist - arg kurz gesagt - eigentlich strukturell christlich.

Aber das wäre jetzt ein arg umfassendes Thema, von dem schon kilometerlange Bücherwände voll geschrieben sind.
Egal, wie Du das sehen magst:

Das abendländische Denken beginnt nicht mit dem Christentum, sondern mit der Antike.
http://www.wissen.de/bildwb/die-antike- ... hen-kultur

Hemul
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#66 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Hemul » Mo 25. Mai 2015, 12:52

Salome23 hat geschrieben:
Hemul hat geschrieben: Bis zu ihrem ca. 2. Lebensjahr sagen sie stets die Wahrheit und reagieren auch schon wenn einer Person Unrecht angetan wird. Erst viel später durch das schlechte Vorbild der Eltern passen sie sich deren negativen Moralvorstellungen an.
Viel zu einseitig gedacht und Humbug, was du da von dir gibst und suggeriert, dass nur Eltern schuld sind.
Wieso ist das Humbug? :roll: Wer sind denn die Kontaktpersonen in den ersten Lebensjahren der Kinder? In der ersten Zeit nach ihrer Geburt lügen Kinder z.B. nicht:
http://www.alltagsforschung.de/das-blau ... der-lugen/
Aber die Frage ist: Ab wann haben wir eigentlich die Fähigkeit, unseren Mitmenschen das sprichwörtliche Blaue vom Himmel herunterzulügen?
Bislang deuteten Untersuchungen darauf hin, dass Kinder etwa ab dem 42. Lebensmonat lügen können, also etwa mit dreieinhalb Jahren. Doch eine neue Studie korrigiert dieses Ergebnis – und zwar nach unten: “Zwei Jahre alte Kinder können spontan lügen”, schreiben die beiden Entwicklungspsychologen Angela Evans (Brock Universität, Kanada) und Kang Lee (Universität von Toronto).
Warum konnten die Kinder aber vorher nicht lügen und warum fangen sie offensichtlich immer früher damit an ? :roll:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

closs
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#67 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von closs » Mo 25. Mai 2015, 13:11

Savonlinna hat geschrieben:Das abendländische Denken beginnt nicht mit dem Christentum, sondern mit der Antike.
Nach üblichem Verständnis ist das so. - "Abendland" hat aber ebenso das (ältere) Judentum aufgenommen, das ganz eigene Wurzeln hat. - Man müsste inhaltlich überprüfen, was das bedeutet.

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sven23
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#68 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von sven23 » Mo 25. Mai 2015, 13:40

closs hat geschrieben: Das Christentum mit seinem Menschenbild, das die letzten 2000 Jahre (mit all seinen Pannen) geprägt hat, ist die Quelle dessen, was wir heute "Europa" nennen. - Das wird immer wieder vergessen.
Ja, ja, die peinlichen Pannen. Aber mehr als Pannen waren es ja wohl nicht. :roll:
Gibt es denn Belege, daß die Geschichte christlicher Länder friedlicher verlief als die nicht-christlicher?

Das Christentum ist theoretisch der friedliebendste, praktisch aber der blutrünstigste Glaubensverband der Weltgeschichte.
(Karlheinz Deschner, dt. Historiker, 'Die Kirche des Unheils')
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

Samantha

#69 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Samantha » Mo 25. Mai 2015, 13:55

Mit dem Christentum kann man ja auch so gut gewaltvoll den Frieden erzwingen oder so.

Hemul
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#70 Re: Ohne Gott keine Moral?

Beitrag von Hemul » Mo 25. Mai 2015, 13:59

sven23 hat geschrieben: Das Christentum ist theoretisch der friedliebendste, praktisch aber der blutrünstigste Glaubensverband der Weltgeschichte.
Verwechselst Du hier nicht das "WAHRE CHRISTENTUM" mit der von dem röm. heidnischen Kaiser Konstantin dem Großen im 4. Jahrhundert n.Chr. gegründeten "CHRISTENHEIT"? ;) Das wahre "CHRISTENTUM" wurde von jeher unterdrückt u. verfolgt-während die abtrünnige "CHRISTENHEIT" seit ihrer Gründung durch Konstantin eine tiefrote blutige Spur hinter sich herzieht. :thumbdown:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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