Zeus hat geschrieben: fühlt sich berufen, die Wissenschaft zu verteidigen!
Es ging noch nie gegen die Wissenschaft, wenn sie bei ihren Leisten bleibt.
sven23 hat geschrieben:Und dieser hatte laut den Texten eine Naherwartung.
Zwei Punkte:
1) Sogar laut den Texten hatte Jesus BEIDES: Sowohl Naherwartung als auch Nicht-Naherwartung.
2) Selbst wenn man dies übersieht, müsste die Aussage heißen: "Was Jesus wirklich gemeint hat, wissen wir nicht - aus Sicht der Texte hatte er eine Naherwartung"
sven23 hat geschrieben:Alle biografischen Versuche zum Leben des historischen Jesus wurden schon von Albert Schweitzer als Projektionen der Autoren auf die Person Jesu entlarvt.
"Entlarvt" klingt unnötig verschwörerisch. Wenn man nur die Bibel als Quelle hat, muss man mit deren Aussagen vorlieb nehmen und sie entweder historisch interpretieren oder es lassen - ein ganz normaler Vorgang.
sven23 hat geschrieben:Ich sprach vom 20. Jahrhundert, Feuerbach ist aber ein Mann des 19. Jahrhunderts.
Natürlich. - Nach Deiner Aussage wäre Gott bereits im 19. Jh. ad acta gelegt worden. - Meinst Du, dass es ihn juckt, wenn es ihn gibt?
Das meiste, was hier gesagt wird, sagt mehr über das Subjekt (den Forscher/Interpreten) als das Objekt (Jesus/Gott) aus.
sven23 hat geschrieben:wie es z.B. in Mk 1,15 ausgedrückt wird
Diese Stelle wäre ein gutes Beispiel für ein inwendiges Verständnis - und dann würde es ja stimmig sein.
sven23 hat geschrieben:Das "innere Gottesreich" gehört ja zum Glaubensinhalt und das wird von der Forschung nicht bewertet, sondern lediglich beschrieben.
Hier geht es aber ausschließlich um die Umdeutung der Naherwartung in ein "inneres Gottesreich", um die Aussagen Jesu nicht als falsch bezeichnen zu müssen. Das ist spätestens seit Johannes Weiß und Albert Schweitzer innerhalb der historisch-kritischen Betrachtung beerdigt worden.
Merkst Du nicht, dass man im Namen der historisch-kritischen Betrachtung die Texte solange entstellt, bis sie für eine methodik-genehme Interpretation geeignet sind?
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Da wird ein geistig-spiritueller Text per Prämisse auf das heutige Weltanschauungs-Niveau gezwungen - darauf interpretiert man diesen Rest - und nennt das Interpretations-Ergebnis "wissenschaftlich". - Aus Jux kann man das machen ("Was würde rauskommen, wenn wir nicht wüssten, dass es sich um einen geistig-spirituellen Text handelt?"), aber doch nicht ernsthaft.
Und nochmals zum Thema Wissenschafts-Verteidigung: Ich mag mir nicht vorstellen, dass die NT-Forschung auf diesem Niveau einig ist.
sven23 hat geschrieben:Methodisches Vorgehen beinhaltet in diesem Fall die intersubjektive Nachprüfbarkeit der am Textmaterial gemachten Beobachtungen..."
Wenn also jemand zu blöde ist, eine inwendige Interpretation zu begreifen, ist es nicht mehr intersubjektiv nachprüfbar?
sven23 hat geschrieben:ch habe bei dir immer den Eindruck, daß du die historisch kritische Methode am Ergebnis mißt
Das Problem ist - wie beschrieben - ein anderes: Nämlich die Entstellung des Objekts, um es im Sinne der historisch-kritischen Methode untersuchbar zu machen.
So, wie es hier dargestellt wird, dürfte man die Bibel überhaupt nicht historisch-kritisch untersuchen, weil es nicht Sinn sein kann, dass eine solche Untersuchung nur mit dem Opfer der Entfremdung der Vorlage möglich ist.
Ohne Scheiß: Ihr kommt mir vor wie Eltern, die der Puppe ihres Kindes die Beine ausreißen, damit sie in das frisch gekaufte, zu kurz geratene Puppen-Bettchen passt. - Und weil das nicht gut aussieht, wirft man die Rest-Puppe mit der Begründung weg, eine Puppe ohne Beine sei igitt. - Und nochmals: Ich habe historisch-kritisches Arbeiten ganz anders in Erinnerung - ich kann mir nicht vorstellen, dass sich seitdem so viel geändert hat.