Endlich stellst du mal die richtigen Fragen. Natürlich bezieht sich die Naherwartung auf den biblischen Jesus. Was anderes haben wir als Quelle doch nicht zu Verfügung. Wenn es daneben einen "echten" Jesus geben sollte, der anders als der biblische ist, können wir keine Aussagen über ihn machen, mangels Quellen. Das sollte doch einleuchten.closs hat geschrieben: Bezieht sich das Postulat, Jesus habe eine Nahewartung gehabt, auf den "echten" oder den "unechten" Jesus? - Wer ist überhaupt der Echte? Der historische oder der biblische? - Was weiss man überhaupt über den historischen Jesus, wenn man nur die Bibel als Quelle hat? Dann gibt es doch nur den biblischen? - Oder wie?
Die historisch kritische Methode bewertet doch keine Glaubensinhalte, sie beschreibt sie höchstens.closs hat geschrieben: Wie kann man die Bibel ohne geistige Vorprägung interpretieren?
Warum so kompliziert? Die Aufgabenstellung könnte simpler nicht sein: Kommt das Gottesreich noch zu Lebzeiten der Zuhörer oder irgendwann später? Wenn der Sohn Gottes es nicht auf die Reihe bekommt, diesen simplen Sachverhalt zu vermittlen, dann weiß ich nicht, wie er ihnen die Trinität erklärt hat.closs hat geschrieben: Das war doch gar nicht das, was Jesus sagen wollte - außer in Bezug auf das "Jüngste Gericht". -

Das ist nicht das eigentlich Interessante: Petrus bestreitet nicht, daß Jesu selbst die Naherwartung gepredigt hat. Das ist der entscheidende Punkt.closs hat geschrieben: Petrus (oder wer auch immer unter seinem Namen geschrieben hat) hat wohl die Naherwartung gehabt und gepredigt - und jetzt ging ihm der Arsch auf Grundeis. - Weil er es selber nicht besser wusste.
Und wir sollen glauben, daß der Anführer der Bewegung das Gegenteil glaubte.closs hat geschrieben: Dass die Urchristen eine Naherwartung hatten, ist auch in der katholischen, evangelischen und orthodoxen Theologie unbestritten - DAS ist nicht das Problem.

"Die neutestamentliche Forschung ist sich einig, dass der Hauptinhalt der Predigt Jesu in der Ankündigung des nahen Gottesreichs bestand, wie es z.B. in Mk 1,15 ausgedrückt wird:.."
Kubitza, (Der Jesuswahn)